TheRealNeo schrieb:
Ich beziehe mich nun nicht direkt auf den mir vorausgehenden Post, aber...
bezieht sich aber teilweise trotzdem darauf bzw. knüpft es da an. Daher bin ich mal so frei.
Ich verstehe generell nicht ganz das Argument der hohen Kinopreise, klammere aber direkt mal die Concession-Preise aus.
Kleinere Kinos bzw. Programmkinos haben ohnehin annehmbare Eintrittspreise...und die Multiplex-Kinos? Ich gehe mal nun von drei Kinobesuchen im Monat aus. Wer weniger geht aus Zeitgründen, wird sich dann wohl auch weniger am Preis stören können. 'Wäre es günstiger, würde ich öfters gehen', wäre hier das Totschlagargument.
1. Dreimal im Monat? Erstens ist das Filmangebot in der Regel für mich nicht so gut, dass ich da überhaupt drauf käme, wobei ich bei günstigeren (Wobei ich das durchaus differenziert sehe, aber dazu an anderer Stelle mehr) Preisen durchaus experimentierfreudiger wäre.
2. Wieso sollte mich der Preis nicht stören (=abhalten), wenn auch oder besonders Zeitgründe dagegen sprechen? Weil ich selten gehe, akzeptiere ich einen Preis, den ich für nicht angemessen erachte? Nö, dem ist nicht so. Ich bezahle auch nicht für eine Jeans 500€, nur, weil ich mir das einmal pro Jahr gönne, da ich den Preis schlicht für nicht angemessen erachte.
Nur mal als aktuelles Beispiel: Für 2 Personen würden wir heute zusammen knapp 36€ im Multiplex zahlen. Jepp, 3D und iSens sowie Überlängenzuschlag. Ich kann weder 3D noch iSens abwählen, weil der Film nur so zu dieser Uhrzeit gespielt wird. 36€, zwei Personen. Cowabunga.
Ja, kleinere Kinos sind günstiger, haben aber auch nicht so viele Leinwände und dementsprechend ein kleineres Film- und oder Zeitangebot, so dass vieles einfach nicht funktioniert. Manche haben auch keine kleineren Kinos in der Nähe. Ich honoriere aber, was hier von kleineren Kinos in Bochum so gemacht wird. Da geht vieles in eine richtige Richtung.
Mir geht es da aber auch ums Prinzip, und in erster Linie ist das so eine "Friss oder stirb"-Mentalität, die ich nicht teile. Die Kinos müssen sich etwas einfallen lassen, damit ich vom Sofa hochkomme, das Streaming-Angebot links liegen lasse und den Weg zum Lichtspielhaus antrete. Man will mich als Kunden, und der soll ja gerne öfter kommen. Okay, dann macht was und lockt mich, entweder durch einen akzeptablen Preis oder andere Akzente. Fakt ist jedoch, dass mich ein hoher Preis unter den jetzigen Voraussetzungen durchaus abschreckt und ich mir dann doppelt und dreifach überlege, ob ich mir das alles antue. Von den Zuständen im Kino mal ganz abgesehen. Es ist ja auch statistisch offensichtlich, dass es eine Verschiebung in der Altersstruktur und Besucherzusammensetzung gibt. Das müsste man einfach mal berücksichtigen. Beispiel?
Nach wie vor ist die Gruppe der 20-29 jährigen die besucherstärkste Gruppe mit 38% . Doch genau in dieser Altersgruppe ist über ein Drittel der Besucher (36%) verloren gegangen. Parallel dazu stellt die Ü50-Fraktion mittlerweile bereits 28% der Kinobesucher und verzeichnete damit einen Gewinn von 18% im Vergleich zum Vorjahr. (Alle Zahlen bezogen auf 2017). Wie das wohl kommt?
Hat allerdings in dem Fall nicht nur mit dem Preis zu tun, da spielen wir bei mir verschiedene Faktoren eine Rolle.
Cinestar: Hat sein 5-Sterne-Ticket, mit dem man 7€ pro Film zahlt (+ ggf. 3€ für 3-D). 30€ für 3 3-D Filme im Monat.
Cinemaxx: Hat seine Gold und Silvercard. Erstere für 399€, das wären im Monat 33,25€ (für 3 oder mehr Filme).
UCI-Kinos: Hat die UCI Unlimited Card für 270€. Im Monat sind das 22,50€ (für 3 oder mehr Filme).
Das geht alles in die richtige Richtung, wird jedoch falsch aufgezogen. Bis auf das 5 Sterne Ticket musst du da mit einer nicht unerheblichen Summe in Vorkasse treten. Das ist ebenso kurzsichtig wie durchschaubar. Ich soll also fast 400€ zahlen, ohne zu wissen, wie häufig ich gehe, wie meine private Situation ist, welche Filme tatsächlich wann starten? Noch dazu hast du als Familie auch mal nicht eben einfach 400€ in der Ecke rumliegen, und erst recht nicht für Kinobesuche, die abhängig von den o.g. Punkten sind.
Wo sind denn da die teuren Eintrittspreise (!) ?
Nochmal: 36€ für zwei Personen an einem willkürlich herausgesuchten Tag in einem Multiplex. Dazu macht es keinen Sinn, die o.g. Abos auf einen Besuch runter zurechnen, weil die Masse diese Karten meiner Meinung nach aus den genannten Gründen nicht nutzt.
Um das auch mal wieder statistisch zu unterfüttern: Die FFA bezeichnet Leute, die mindestens 7 x pro Jahr uns Kino gehen bereits als Heavy User. Das sind aber nur 11% aller Kinobesucher, wobei die 42% aller Kinotickets gelöst haben. Grundsätzlich lohnt sich aber so eine Karte nur, wenn man durchschnittlich dreimal pro Monat ins Kino geht, also 36 Mal im Jahr. Wie viele Besucher werden das dann wohl von diesen 11% sein? 5%? 7% Auf jeden Fall nicht die breite Masse und damit das beste Beispiel, dass solche Angebote für die Masse nicht interessant ist. Also muss man da woanders ansetzen, denn die breite Masse will man ja haben. Aber die generiert man ganz sicher nicht mit höheren Preisen, Zwang und Idioten im Saal.
Bis dahin stufe ich das als Feigenblatt der Kinoketten ein, damit sie eben darauf hinweisen können, dass man auch günstiger ins Kino kommt. Und ganz nebenbei: Der durchschnittliche Kinoeintrittspreis steigt von Jahr zu Jahr an - und das seit mindestens 2008.
Das hat jetzt alles nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, wobei dieser Wunsch nach Verkürzung der Abstände in meinen Augen eine ebenso kurzfristige Reaktion seitens der Studios ist, wie seinerzeit die Besessenheit 3D zu etablieren. Die Zuschauerzahlen brechen in der Breite (!) halt ein, weil weniger Leute ins Kino gehen. Daher durchbrechen auch immer weniger Filme die Millionengrenzen. 2017 war das "nur" 27 Filmen gegönnt, 2016 noch 34 Titeln. Und 2018 sind es bislang nur 20 Filme, die mehr als eine Millionen Besucher angelockt haben.
Diese Fokussierung auf den schnellstmöglichen Gewinn wird den Studios aber insgesamt nicht helfen, denke und hoffe ich. Man bekämpft da seit Jahren nur die Symptome, aber nicht die Ursachen.