Ich fands wieder eher mau. Ich bleibe dabei, das Blockbuster non-plus-ultra ist Herr der Ringe und damit verglichen, war das eher schwach. Dabei war ich nach der ersten Hälfte noch recht positiv gestimmt, in der zweiten Hälfte dann, verlor ich mehr und mehr die Lust.
Der Anfang mit Thor, Loki, Thanos war Ok. Wobei schon hier: Für das, was da eigentlich gerade passiert und passiert ist, hat das viel zu wenig emotionalen Impact. Dann landen wir auf der Erde. Kurze Charaktereinführungen. Toni, Strange und Banner treffen zusammen und es wird ganz kurz auf die Folgen von Civil War aufgegangen (zwischen Toni und Steve herrscht Funkstille). A propos Civil War. Für was gabs diesen Film eigentlich. Bis auf zwei Verweise (hier am Anfang und später, wenn Cap und der General zusammentreffen) hat der kaum spürbare Auswirkungen.
Dann folgte eines meiner Highlights der Kampf in den belebten Strassen. Das wirkte für mich noch richtig rund und witzig. Das habe ich genossen – für mich die beste Actionszene des ganzen Films.
Hier wird dann auch er Hulk-Gag eingeführt: Bruce kann sich nicht mehr verwandeln. Der Hulk scheint vor Thanos Angst zu haben und bleibt unsichtbar. In der Folge wird Bruce Banner in dem Film als völliger Kasper vorgeführt. Der hat mit der Zeit richtig genervt. Zudem sehen die Shots, wo Banner später aus dem Iron-Man-Anzug rausschaut, mies aus. Ach ja und Spidey taucht auch noch auf – nett.
Dann wird die Gruppe das erste Mal getrennt. Die Szenen zwischen Strange und seinem Entführer, dem Folter-Handlanger von Thanos gefielen mir und waren überraschend hart. Aber ansonsten finde ich den ganze folgenden Plot im Raumschiff mühsam und uninspiriert. Ein dunkles, eintöniges Set. Spider-Man kriegte inzwischen seinen Pseudo-Iron-Spiderman-Anzug und sieht noch mehr nach CGI aus. Ach ja und Iron Man ist jetzt noch geiler. Man könnte meinen, er sei im Besitz eines Green Lanterns, womit er jetzt seinen Anzug nach seinen Vorstellungen verformen kann.
Eine meiner Highlightszenen ist das Zusammentreffen zwischen Hulk und den Guardians. Wobei Peter Quill den ganzen Film über ähnlich wie Banner den totalen Pfosten geben muss. Dafür kriegt Thor mit dem Kaninchen eine nette emotionale Szene, aber auch einen richtigen Aussetzer – Stichwort Auge. Trotzdem brachten mich die Guardians mit ihrer Teamchemie einige Male herzhaft zum Lachen. Auch gefallen hat mir das erste Zusammentreffen der Guardians mit Thanos.
Ach ja, dann sind da ja noch Vision und Wanda . Vision wird wegen dem Stein gejagt und wirkt völlig hilflos und muss von Wanda, Captain America und Co beschützt werden. Überhaupt scheint im ersten Dialog mit Wanda Vision inzwischen ein gewöhnlicher Verliebter zu sein. Der Captain übrigens hat im ganzen Film vielleicht eine Handvoll Dialoge und ist irgendwie einfach da um ab und zu ein Kommando zu geben und etwas ernst drein zuschauen. Noch schlimmer hats Superagentin Black Widow getroffen, die kaum was zu sagen kriegt – ach ja und Hawkeye ist so abwesend, wie die Liebe zwischen Black Widow und Bruce Banner. Überhaupt: Captain, Black Widow, Falcon, Black Panther, Bucky, War Machine kommen alle vor, beteiligen sich an der Action – aber als Charaktere bekommen sie fast null Raum und leben einzig von den Vorgängerfilmen.
So gehts dann halt weiter und weiter. Thor sucht seine Waffe, Gomorra trifft auf Daddy, die Guardians und Team Tony bekämpfen Thanos auf einem öden CGI-Planeten und Team Captain reisen nach Wakanda, wo sie in eine grosse Schlacht mit Thanos Armee geraten.
Ne richtige Handlung ergibt sich daraus nicht. Auch die Action ist zwar massig vorhanden, aber die erinnerungswürdigen Momente bleiben spärlich. Ich hab den tollen Einstieg erwähnt, der mir sehr gefiel. Auch der Kampf auf Titan hat definitiv seine Momente und Ideen, wobei der Planet selbst als Handlungsort ist doch einfach öde und so schaut das wieder zu sehr nach CGI aus. Die Raumschiffactionszene habe ich ja schon kurz genannt, auch da: einfach ödes Setdesign. Wakanda schaut etwas netter aus. Aber die Massenschlacht bringt nur wenig Ideenreiches hervor. Dann kommt noch Thor mit seiner neuen Waffe und den Lichtblitzen, das fand ich optisch und tricktechnisch auch wenig gelungen. Wie er sich so durch die Reihen pflügt, schreit alles wieder nach CGI und Computerspiel.
Nichtsdestotrotz gab es einiges, was mir gefiel. Ein paar habe ich erwähnt. Hinzu kommt Thanos. Den fand ich richtig gut, ich freute mich auf die Szenen mit ihm, weil der Film hier was erzählte, das eine klar nachvollziehbare Dramaturgie hatte.
Und die Idee mit Stranges Zukunftsvisionen gefiel mir ebenfalls sehr. Das gibt einerseits Aussicht auf den Sieg, andererseits in einem sehr dramatischen Gestus präsentiert.
Das Ende fand ich auch ganz nett. Auch Thanos' Pseudotod und seine Reaktion, wobei man sich hier schon fragen kann, wieso kommt Thor so spät. Allerdings gibt es hier von mir nochmal einen grossen Kritikpunkt. Thanos' Auftritt auf der Erde war ja dermassen verschenkt. So ganz nebenbei tritt er da aus seiner Wolke, irgendwo abseits des Geschehens. Leute, das müsste doch der Moment sein, wo allen der Atem stockt. Das müsste in epischer Auftritt sein. Das ist jetzt der Moment, wo es um alles oder nichts geht. Aber nein, er kommt da, ganz unspektakulär, unbemerkt und allein.
Jetzt noch was Grundsätzliches zu den Superhelden-Filmen beispielhaft an Infinity War:
Das spielt sich alles in so einer Parallelwelt-Blase ab. Für mich entsteht der Reiz von Superhelden erst durch die Verbindung mit der Alltagswelt, der normalen Menschen, welche wiederum auf die Superhelden und Superschurken reagieren. Und das fehlt einfach.
Fazit:
Letztlich einer der besseren Blockbuster der letzten Zeit. Unterhaltsam allemal. Ende und Anfang sind gut. Im Weltall fehlen mir die schönen und grossen Sets. Das sieht mir alles zu eintönig, dunkel und klein aus. Die Charaktere aus den Filmen sind zahlreich vorhanden. Die meisten sind aber nur da für Actionszenen. Thor, Tony-Strange-Spidey, Banner, Vision und Wanda sowie die Guardians erhalten am meisten Zeit für Charaktermomente. Banner und Quill werden allerdings zu reinen Witzfiguren degradiert. Trotzdem die Guardians machen innerhalb durchaus Spass. Thor macht ein bisschen sein eigenes Ding, das in so kurzen Häppchen wenig episch wirkt. Auch Team Tony im Weltall ist eine Entscheidung, mit der ich nicht so happy wurde, ganz geschweige von Spideys Anzug. Auch Vision und Wanda hätten etwas mehr Zeit gebraucht, um einen so richtig mitfühlen zu lassen. Toll: Thanos. Könnte tatsächlich als eigentliche Hauptfigur bezeichnet werden. Kriegt eindeutig am meisten Tiefe und die schönsten Momente. Die Action hat ihre Momente, vieles blieb für mich aber auch einfach uninspiriertes CGI-Geplänkel.
Trotzdem, ich freue mich auf den vierten Teil und bin gespannt.
6.5/10