Der Goldene Handschuh ~ Fatih Akin verfilmt Heinz Strunks Tatsachenroman

Primetime

Well-Known Member
Inhalt: Im heruntergekommenen St.Pauli der 70er Jahre verkehrt Fritz Honka (Jonas Dassler) regelmäßig in der Kiez-Kaschemme "Zum Goldenen Handschuh", wo sich die kaputtesten Figuren der Stadt tummeln. Der Außenseiter säuft sich durchs Leben und vegetiert in seiner entsetzlich stinkenden Wohnung vor sich hin, immer auf der Flucht vor den bösen Gedanken...

Wer die Geschichte Fritz Honkas kennt, der weiß worum es geht. Fatih Akin (Gegen die Wand, Auf der anderen Seite, Aus dem Nichts) nimmt dabei den gleichnamigen Tatsachenroman von Heinz Strunk als Vorlage, der 2016 immerhin für den Leipziger Buchpreis nominiert war. Sollte Akin hier der Spagat zwischen Horror, Ekel und Humor gelingen, könnte uns hier einer der spannendsten Filme des Jahres erwarten. Trailer vermittelt schon mal den Eindruck, dass es in die richtige Richtung geht.

Film läuft auf der Berlinale und dann ab 21. Februar im Kino.

Trailer :

https://www.youtube.com/watch?v=DVKDSkOwPEI
 

Revolvermann

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Akin ist für mich eine (fast) sichere Bank geworden. Nun verfilmt er Strunk, den ich auch sehr mag. "Der Goldene Handschuh" hab ich noch nicht gelesen aber ich mag seinen Stil. War vor einiger Zeit mal auf einer Lesung von Heinz Strunk. Das war mehr ein Schwachsinns-Happening als eine Lesung und das meine ich absolut positiv.
Bin dabei.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
NEWS

Auf Instagram prahlt Fatih Akin übrigens schon über die erste "Auszeichnung" für seinen neuen Film.

Scheinbar haben die Damen und Herren der FSK dem Film eine Altersfreigabe ab 18 Jahren verliehen. Das erscheint bei der Vorlage durchaus angebracht.​
 

Puni

Well-Known Member
Der Film steht bei der Berlinale ganz oben auf meiner Liste. Ich bin ein riesiger Heinz Strunk Fanboy - auch wenn Der goldene Handschuh zusammen mit seinem anderen Roman Junge rettet Freund aus Teich wohl zu seinen ernsteren Werken gehört, und ich seine absurden Geschichten oft lieber mag (besonders seine Hörbücher bringen den Strunk-Humor nochmal ein ganzes Stück besser rüber). Aber das ist ja nicht weiter schlimm, seine wahnsinnige Beobachtungsgabe von menschlichen Verhaltensweisen kommt trotzdem durch, und ich hoffe, dass Akin das auch hinkriegt und daraus nicht einen "einfachen" Thriller macht. Aber da es Akin ist, habe ich da vollstes Vertrauen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Puni schrieb:
dass Akin das auch hinkriegt und daraus nicht einen "einfachen" Thriller macht
Die Hoffnung hab ich auch. Bin da aber auch guter Dinge. Schon der Trailer sieht nicht sehr stark nach Thriller aus, obwohl man es locker als das hätte verkaufen können.
 

Joel.Barish

dank AF
Interesse besteht beim neuen Akin ohnehin. Und der Trailer sieht gut aus. Wobei, wäre es nicht erwähnt/bekannt und hätte man mich gefragt, dann würde ich den Trailer stilistisch eher einem Oskar Roehler zuordnen. Was auch immer ich mit diesem Eindruck anfangen soll.
Man könnte auch sagen: "The Houst that Heinz (Strunk) built" :shrug:

Bin mit Heinz Strunk nicht bewandert. Habe nur "Jürgen - heute wird gelebt" gesehen und fand den eher nicht so wirklich dolle. Können die Strunk Cracks da vielleicht ne Einschätzung zu geben?
 

Primetime

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Bin mit Heinz Strunk nicht bewandert. Habe nur "Jürgen - heute wird gelebt" gesehen und fand den eher nicht so wirklich dolle. Können die Strunk Cracks da vielleicht ne Einschätzung zu geben?
Am besten die Bücher lesen, "Fleisch ist mein Gemüse" (der Film ist auch okay), "Die Zunge Europas" und halt "Der Goldene Handschuh". Das Buch zu "Jürgen" ist im übrigen auch besser als der Film, der einiges weglässt (oder weglassen musste).
 

Joel.Barish

dank AF
Schon klar. Würde ich grundsätzlich vielleicht tun, schaffe ich bis zum Kinostart vom Handschuh jedoch nicht mehr. Aber mein erster Eindruck, wenn auch in einer Filmadaption, war eben tendenziell eher negativ. Und das beschleunigt das Vorhaben, ein Buch anzufangen, nicht wirklich.
 

Primetime

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Schon klar. Würde ich grundsätzlich vielleicht tun, schaffe ich bis zum Kinostart vom Handschuh jedoch nicht mehr. Aber mein erster Eindruck, wenn auch in einer Filmadaption, war eben tendenziell eher negativ. Und das beschleunigt das Vorhaben, ein Buch anzufangen, nicht wirklich.
Die Sache ist halt die, dass Strunks stark autobiographisch angehauchte Romane (also quasi alles außer dem Handschuh) bei der filmischen Umsetzung leicht zum Klamauk verkommen, da es schwer ist den Grad zwischen Humor und Tragik so zu halten, wie es Strunk in seinen Büchern meiner Meinung auf brillante Art und Weise gelingt. Da darf die 90-minütige TV-Adaption von "Jürgen" nicht als Maßstab dienen. Der Handschuh bietet von allen Werken sowieso das größte filmische Potenzial.
 

Puni

Well-Known Member
Ich würde mal mit dem Hörbuch zu Fleisch ist mein Gemüse oder Fleckenteufel anfangen, gibt's auch auf Spotify (hast du Neandertaler eh nicht :biggrin:). Fleckenteufel wurde damals ein bisschen falsch als inoffizieller Feuchtgebiete Nachfolger beworben, was dem Buch absolut nicht gerecht wird. Ist aber auf jeden Fall die amüsanteste Geschichte und von Strunk selber gelesen wie alles andere auch. Ich höre sonst überhaupt keine Hörbücher und lese lieber, aber.bei Strunk lohnt sich das wirklich. Auch empfehlenswert und gut als "Strunk-Test" zu gebrauchen ist sein neuestes Werk, "Das Tee Männchen", eine Kurzgeschichtensammlung, die man gut und unverbindlich zwischendurch lesen/hören kann. Also tu es! Die Geschichten sind herrlich absurd und verkörpern genau das, was den Heinzer auszeichnet.
Und das gute ist, wenn dir die nicht zusagen (schwierig abzuschätzen), kannst du immer noch Der goldene Handschuh lesen/hören, denn der Roman ist nochmal recht anders. Lyrischer, atmosphärischer, aber trotzdem noch als Strunk Roman zu erkennen. :wink:
 

Cimmerier

Administrator
Teammitglied
Bisher nur Fleisch ist mein Gemüse gelesen. Fand ich eher so lala. Denke, das gewinnt viel, wenn man es als Hörbuch konsumiert. Hab Strunk da mal ein paar Zeilen von vortragen hören und das war schon amüsant.

Zum Trailer: Ich finde, dass das grundsätzlich gut aussieht. Mir will nur die Maske vom Hauptdarsteller kein Stück gefallen.
 

Joel.Barish

dank AF
Hm. Ist auf der Berlinale nun gezeigt worden und kam, so wie ich das überblicken kann, ziemlich unter die Räder. Hier mal eine Rezi Auswahl:

- Variety("No one could accuse the German filmmaker of glamorizing anyone or anything in a film so strenuously dedicated to its own seaminess, you can practically smell the human flesh rotting on screen.")
- IndieWire ("Most of all, it’s an act of karmic revenge against those who bemoaned the supposed banality of “The House that Jack Built.” 20 minutes into this and you’ll find yourself begging the movie gods for another trip through the abattoir of Lars von Trier’s anxieties.")
- BFI("This elaborately ugly and bludgeoningly boring film would be unpleasant enough if it were wholly fiction. ")
- Hamburger Abendblatt ("Ständig wartet man auf eine Entwicklung, eine Wende, eine zweite Ebene. Fehlanzeige.")
- FAZ ("Warum Fatih Akin diesen Film gemacht hat, hat sich bisher gar nicht für mich erschlossen. [...] Den Frauenhass, der darin zum Ausdruck kommt, finde ich schmerzhaft; hoch problematisch, auch kontextlos.")

:mellow:
 

Puni

Well-Known Member
Jap, hier auch gesehen und kann ich fast so unterstreichen. Auch einen Tag nach der Vorführung weiß ich noch immer nicht, was das eigentlich sollte. Kann mir auch nicht vorstellen, dass das so im Interesse von Strunk war - der Vorlage wurde das ganze echt nicht gerecht. Und den Film empfand ich fast als unnötiger provozierend als der letzte von Trier, und das soll schon was heißen. Dagegen war 25km/h eine reine Wohltat für die Seele. :biggrin:

Scheint ein Fluch von Strunk zu sein, dass seine Bücher nur selten filmisch funktionieren.
 

Puni

Well-Known Member
Ja mach mal, für mich fühlte sich der Film einfach nur wie ein riesiger Mittelfinger Richtung Zuschauer an. Der war auch gar nicht so explizit sondern hat den Ekel in vielen Situationen aus der Geräuschkulisse sowie der Vorstellungskraft des Zuschauers heraus geholt. Aber dennoch sinnlose Gewalt und ich konnte jede Dame, die regelmäßig während des Films nach jeder harten Szene vorzeitig den Saal verlassen hat nachvollziehen. Irgendwie widerwärtig, da holen die guten Kneipenszenen, eine wahnsinnig tolle Ausstattung ein toller Hauptdarsteller leider auch nichts mehr raus. Ich jedenfalls bin, je länger ich darüber nachdenke, immer enttäuschter. Vielleicht lag die Messlatte durch Aus dem Nichts und Tschick einfach zu hoch.

Hast du mittlerweile eigentlich Jacks House gesehen? :unsure:
 

Presko

Well-Known Member
Trailer und was ich gelesen habe, spricht mich nicht an. Scheint mir sehr oberflächlich und auf plumpe Art stilisiert rüberzukommen, ohne dem ganzen inhaltlich Tiefe zu geben.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Der Trailer hat mir eigentlich ganz gut gefallen, ziemlich ungewöhnlicher Stil, aber die Kritiken wundern mich auch nicht. Vielleicht lieber erstmal das Buch lesen (das schon länger auf meiner Liste steht, aber so ganz rangetraut hab ich mich noch nicht, wie an das ganze Werk von Heinz Strunk.)
 

Primetime

Well-Known Member
Herrje, das klingt aber ernüchternd. Da sind mit Akin wohl die Pferde durchgegangen. Werde in zwei Wochen wohl trotzdem im Kino sitzen, allein weil mich die Performance von Dassler interessiert.
 

Presko

Well-Known Member
Manny schrieb:
Gehört Frauenhass nicht irgendwie in einen Film über einen Frauenmörder? :check:

Ich weiss jetzt nicht genau, worauf Du Dich beziehst, aber ich würde sagen, zumindest der Film bzw. Regisseur sollte nicht generell frauenhassend daher kommen. Eine Figur kann Frauenhass verbreiten, ohne dass er Film über diese Figur diesen Frauenhass vertritt. Das aber ganz unabhängig dieses Films. :hae:
 
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