Der Goldene Handschuh ~ Fatih Akin verfilmt Heinz Strunks Tatsachenroman

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Ich beziehe mich auf Joels Zitat der FAZ Kritik. Und ob der Film nur den Frauenhass des Mörders zeigt oder diesen an sich propagiert, kann ich anhand der Beiträge hier nicht sagen. Daher meine Frage.
 

Presko

Well-Known Member
Manny schrieb:
Ich beziehe mich auf Joels Zitat der FAZ Kritik. Und ob der Film nur den Frauenhass des Mörders zeigt oder diesen an sich propagiert, kann ich anhand der Beiträge hier nicht sagen. Daher meine Frage.

Ach so. Also ohne den Film gesehen zu haben, gibt es meiner Ansicht nach schon einen Unterschied, ob der Film frauenverachtend , oder eine Figur im Film frauenverachtend ist. Allerdings ist das wohl auch immer ein Stück weit Interpretationssache.
 

Puni

Well-Known Member
Ja, die Frage kann ich echt nicht so wirklicb beantworten, habe aber während des Sehens auch viel drüber nachgedacht. Das Problem ist aber die fehlende Tiefe des ganzen Films, dadurch fragt man sich dann, warum man statt einer wirklich funktionierenden Geschichte mit einem "guten" Charakter, der vielleicht sogar eine Entwicklung durchmacht, lieber auf Hass und Gewalt setzt, die so unangenehm ist, dass es wirklich nur schwer verdaulich ist.
Komischerweise machen von Trier und Akin genau jetzt, zum recht späten Zeitpunkt ihrer Karriere das, was man einem Noé bei "Menschenfeind" definitiv vorwerfen konnte - nur war das sein Frühwerk, und selbst Menschenfeind hatte dann noch irgendwie mehr Charaktertiefe zu bieten, als Jacks Haus und Goldene Handschuh. Wie banal das teilweise war, zeigen ja auch die beiden Jugendlichen, die eigentlich gar keine wirkliche Funktion hatten. Und der Handschuh wirft irgendwie ein seltsames Licht auf Akin, also vermute ich jetzt mal, erweckt der Film schon den Eindruck einer gewissen Misogynie - während von Trier mich mit seinem letzten Film einfach nur genervt hat. :biggrin: Und wie man heutzutage Konventionen künstlerisch ansprechend brechen kann, beweist Noé ja nach wie vor.
 

Puni

Well-Known Member
Naja, ich will jetzt nicht den Mund zu voll nehmen, aber die Frauen sind halt - bis auf Erika aus Stromberg vielleicht - alle nur Kanonenfutter, während ich dir als Norddeutscher die Leute bzw. "Originale" vom Kiez als "Fan" von Hamburger Reportagen aus vergangener Zeit auch in Bierlaune eben hätte schreiben können. Das war alles nur Beiwerk - Beiwerk, das man nunmal aus Kiez-Dokus von YouTube zur Genüge kennt.
 

Marv

New Member
Fand das Buch ganz gut, schade dass ich mich nach diesen Meinungen nicht auf den Film freuen kann...
 

Butch

Well-Known Member
Der Goldene Handschuh

Deutscher Serien Killer Film von Fathi Akin, ich kann mich errinern das der Film bei den Kritikern wohl nicht so gut ankam und mir hats auch nicht so richtig gefallen, wenig Spannung und der schwarze Humor kommt nicht so richtig gut durch, Suff Drama mit ein paar ekelhaften Morden aber ohne richtige Highlights...komisches Teil, der Film ist wie seine Hauptfigur.

5/10
 

Puni

Well-Known Member
Ist wirklich eine Schande was man aus der großartigen Vorlage vom Heinzer gemacht hat. Richtiger Hochglanz-Müll der nur von seinen Ekel-Momenten leben will.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, den hatte ich auch im Kino verpasst/ausgelassen und neulich nachgeholt, da ja inzwischen bei Netflix. Aber der ist leider wirklich nicht gut. Es ist eine reinste Zurschaustellung von Trostlosigkeit, Elend und Verwahrlosung, ohne auch nur irgendeine Figur oder einen komplexeren Themenbereich genauer zu durchleuchten. Dass die Mordopfer nicht viel mehr als eben das sind, überrascht fast nicht, ist aber natürlich bedauerlich. Doch selbst unser Mörder selbst ist nur ein wandelndes Klischee, ohne Entwicklung, ohne echte Facetten. Taugt nicht als Mörderpsychogramm, taugt nicht als Milieu- oder Sozialstudie, will aber logischerweise auch kein Thriller sein. Einzig der hohe Authentizitätsgrat und dabei insbesondere die Ausstattung kann man lobend erwähnen.

Und wenn ich dann noch lese, dass die dusselige Sache mit der jungen Schülerin komplett für diesen Film erfunden wurde .... oh je.
 

Puni

Well-Known Member
Ja der Roman hatte das nicht drin, dafür eine andere Parallelhandlung über eine völlig "verdorbene" Reederei-Familie mit drin. Was diese Jugendlichen da im Film verloren haben erschließte sich mir auch überhaupt nicht. Hätte Akin doch einfach einen vorlagenfreien Horrorfilm gemacht. :shrug:
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, hätte er mal.
Zum Vergleich... "The House that Jack built" gehört ja nun auch nicht ansatzweise zu meinen Lars von Trier Favoriten, aber der hat zumindest etwas Persönliches, ein gewisses Ziel und eine unverkennbare stilistische Färbung. Das wäre ein Weg hier gewesen. Oder Wim Wenders' "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", der ein eher nüchtern-mechanisches Prozedere ist und daher genauer beobachtet, mehr mitgibt. "Der Goldene Handschuh" geht irgendwo zwischen diesen Extremen verloren.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich hab schon mehrfach woanders gelesen, dass Der goldene Handschuh von einigen als einer der besten deutschen Filme empfunden wird.

Ich hab den nicht gesehen, und will ich auch nicht wenn ich mir Joels Beschreibung ansehe, aber ausgehend davon - wie kann man das über den Klee feiern? Ekel und Trostlosigkeit ist gut warum genau?

Ich meine Sie7en hat das auch im Kern, aber ist irre gut inszeniert, spannend und hat nur kleine Ekelmomente. Das scheint der hier nicht zu haben.
 

Noermel

Well-Known Member


Also ich fand den Film grandios. Weiß nicht was ihr hier erwartet habt.
Akin hat nur das Buch verfilmt.
Is halt ein richtitg krankes verstörendes Stück deutscher Filmkunst welche aber auf der puren Realität beruht.

Hier bekommt man einen Einblick in eine eigene Welt welche viele jedoch gar nicht kennen und auch nie kennen lernen werden.
In solchen Kneipen existiert keine Zeit weder Jahr noch Uhrzeit alles sieht immer gleich aus Getränke auch.
Eig ein Vorhof zur Hölle.
Aber genau das macht den Film eben so besonders.

"Das wird seine Richtigkeit haben"
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Schon übles Ding. Top ausgestattet und gewagt roh, für dt Verhältnisse recht originell an sich, aber Honkas Aussehen und Gehabe ist so schrullig cartoonig, dass er so kaum ernst zu nehmen ist. Es wurde vom Glöckner von Notre Dame gesprochen, aber dessen menschliche traurige Seite fehlt hier gänzlich. Dieser Honka ist zwar glaubhaft stumpf, aber unnahbar stumpf. Mag recht realistisch nachgestellt sein, aber als Zuschauer gibts da nicht viel außer Ekel und Kopfschütteln. Da ist nichts spannendes und die Filmfigur Honka hat keinerlei Tiefe, was dem Drehbuch geschuldet ist.
Das Buch hat da wahrscheinlich mehr zu bieten.
Weiß nicht, wie man da völlig begeistert sein kann. Eine reine Nachstellung von Ereignissen ist für mich nichts besonderes, reizt mich nicht. Joker beispielsweise ist so gesehen auch krank verstörend, aber bietet inhaltlich so viel mehr, allein schon über Psychosen. Selbst der widerliche Menschenfeind hat mehr. Sogar The Human Centipede.
 

Puni

Well-Known Member
Zum Release von Strunks neuem Roman wurde er in einem Podcast auch gefragt, wie er denn zum Film stünde - da wurde dann etwas rumgedruckst, scheinbar hat Strunk den Film nur als Vorpremiere und dann auf der Berlinale gesehen und wäre wohl anders an die Figuren gegangen, hätte er Mitspracherecht beim Drehbuch gehabt. Verständlich natürlich, es sich nicht mit Produzenten / Akin verscherzen zu wollen da es Strunk eh schwer hat, seine Film- und Serienideen unterzubringen, aber das sprach dann unterschwellig schon irgendwie Bände.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Top ausgestattet und gewagt roh, für dt Verhältnisse recht originell an sich, aber Honkas Aussehen und Gehabe ist so schrullig cartoonig, dass er so kaum ernst zu nehmen ist.
Ich spürte eine große Erschütterung der Forensoftware. Als ob ein Mitglied in ungehaltener Resignation seufzte und den Kopf schüttelte.
 

Butch

Well-Known Member
Schonmal jemand im Goldenen Handschuh gewesen? :ugly:
Ich war vorgestern auf der Reeperbahn, bah die Kneipe is ja echt so wiederlich wie im Film. Um 16 Uhr knallt uns schon ein besoffener fetter Kerl voll auf den Tisch... Dazu alter Schlager und hässliche alte Schabracken wie im Film... Verstörend authentisch... 2 Bier getrunken und schnell wieder raus da, ich hatte Angst das der Honka gleich auch noch um die Ecke kommt. :ugly:
 
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