[align=justify]Uff, das war also eine Serie aus dem Hause Refn? Gut, ich habe keine stringente Handlung oder ein halsbrecherisches Tempo erwartet, aber hier hat sich NWR wirklich nochmal selbst übertroffen. Die kürzeste Einstellung wird vermutlich knapp eine Minute gehalten, während der Rest nochmal deutlich langsamer geschnitten wird. Dazu gibt es einen dicken Synthie-Score mit sphärischen Klängen, die dem Geschehen eine zusätzliche Ebene verleihen. Wieder einmal beschäftigt sich Refn zwischen all den Neon-Farben und wunderschönen Bilder mit unglaublich düsteren Themen und zutiefst unsympathischen Menschen.
Die Figuren werden pro Folge ordentlich durchgemischt, so dass wir hier nicht wie in anderen Serien immer nur zwischen zwei-drei Figuren hin und her springen, sondern auch mal eine ganze Folge nur mit einer Figur verbringen. Das fühlt sich ziemlich frisch an und sorgt aufgrund der guten Darsteller für wirklich gute, wenn auch recht eigensinnige Momente. Speziell William Baldwin fand ich aufgrund seiner mehr als übertriebenen Performance wirklich sehenswert, während Miles Teller sehr gut der Bruder von Ryan Gosling's Driver sein könnte. Nell Tiger Free, die man vielleicht noch als Myrcella aus "Game of Thrones" kennt, bekommt echt einiges an schwierigem Material vorgesetzt, was sie allerdings trotz ihrer Jugend sehr gut macht. Neben diesen Darstellern können auch Jena Malone, John Hawkes und Augusto Aguilera überzeugen, während Christina Rodlo nochmal eine ganz eigene Show abbrennt.
Am Ende des Tages ist "Too Old To Die Young" sicherlich kein universeller Serien-Hit wie "Chernobyl", aber dennoch wirklich sehenswertes Projekt, welches eher nach den Spielregeln des Arthouse-Kinos spielt, statt sich den Konventionen einer normalen Serie zu beugen. Das wird nicht jedem gefallen, aber zumindest für mich war es eine wirklich gute Erfahrung.
8 / 10 Schädel im Neon-Licht