Tja, für mich war's gestern im TV auch die Premiere und mal wieder ist mir unerklärlich, wie so ein austauschbares Projekt zu einem solchen Erfolg werden konnte. Mir leuchtet ein, wieso Leute Gefallen daran finden können, aber wie es zum Sensationshype werden konnte, ist mir schleierhaft. Aber gleich kommt Genosse frost wieder an und meint, ich hätte was gegen Hypes. Hat er wohl Recht.
"Keinohrhasen" ist relativ belanglose Standardware, die man in ähnlicher Form dutzendfach bekommen kann. Da ist von Anfang an nahezu jedes Detail klar und der Film liefert dann auch, füllt die genregerecht platzierten Bausteine nur noch mit den hiesigen Figuren. Fertig. Macho Womanizer trifft auf Mauerblümchen und was sich liebt das zankt sich und dann wirds erst gut, bis kurz vor Schluss noch einmal miese Stimmung herrscht, damit sich erst mit dem Schlussgong kriegt. Gähn. Immerhin sind die Figuren ganz okay, als die Klischees die sie sind. So super lustig ist das jetzt nicht, aber immerhin nett und halbwegs charmant. Schweiger ist okay, aber hölzern. Tschirner ist sympathisch, aber fast schon etwas überdreht. Passt aber irgendwie. Nervig sind nahezu sämtliche Nebenfiguren. Besonders Matthias Schweighöfer. Gut hinbekommen hat der Schweiger aber seine Kinder. Seine eigenen. Die vier scheinen alle ganz sympathische Kulleraugenwesen zu sein, die dann mit selbigen auch alle paar Minuten in die Kamera strahlen.
Allerdings geht mir Schweiger mit seiner Art zu inszenieren mal wieder auf den Keks. Er macht dieselben Fehler, an denen schon "Barfuß" krankte:
- Künstlich und aufdringlich wirkende Farbpalette von Gelb bis Braun. Alles übertrieben warm und herzlich und freundlich.
- Meeeeega penetranter Musikeinsatz. Nahezu jeder Szenenwechsel funktioniert nur mit Musik, weil das Drehbuch eigentlich keinen Fluss hat, dieser aber durch Musik suggeriert wird.
- Die Gags kommen zu gewollte. Alles soll lustig sein und das ist es meistens nicht. Tiefpunkte sind Jürgen Vogels Auftritt gleich zu Beginn und ganz, ganz besonders der Zahnspangen-Fußball-Rückblick in die Kindheit von Anna und Luda. Furchtbar! Dazu ein wenig Autsch-Humor und Frivolitäten nebst Kulleraugen.
- Totales Antihighlight sind mal wieder die Gaststars. Ähnlich überflüssig und nervig wie in "Barfuß". Es wirkt, als wolle Schweiger zeigen, wie viele coole Prominente er als Freunde hat. Klitschko, Catterfeld, Tramitz hätte man schon mal streichen können. Vogel auch, inklusive der dämlichen Szene am roten Teppich!
Der Rest ist ein mal nettes, mal aufgesetztes und stets bemühtes Auf und Ab aus Geschlechterklischees und Sex-Gequatsche. Letzteres ist hier und da echt überrascht deutlich drin, leider ohne Feuer. Weil's aber irgendwie halbwegs rund durch den Film geht, lasse ich mal gnädigerweise einen Punkt mehr springen, als mir mein Bauchgefühl gerade sagt. Nee, passt schon. War ein okayer Film, der aber einige Macken hat. Dass Schweiger und Tschirner durchaus Chemie haben und dass die Blagen hier und da einfach entwaffnend niedlich sind, rettet den Film. Und ein, zwei Dialoge sind echt okay.
5,5/10