Drehbuch-Kritik: The Wolfman

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
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Der Wolfsmensch (The Wolf Man) gehört neben der Mumie und dem Unsichtbaren, Frankenstein und Dracula zu den berühmten Universal Filmmonstern. In unzähligen Filmen weckte man das Interesse am Mythos Werwolf, doch kaum einer erreichte jemals die Genialität des alten Klassikers mit Claude Rains.

Jetzt, 68 Jahre nach dem alten Klassiker soll 2009 nun das Remake kommen, in dem Benicio del Toro und Anthony Hopkins die Hauptrollen spielen werden. Regie führt Musikvideo-Altmeister Mark Romanek, der sich bereits mit dem guten Robin Williams-Drama One Hour Photo einen Namen machen konnte. Ob der neue Wolfsmensch gelungen oder äußerst haarig ist, seht ihr in der nachfolgenden Kritik:

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Anmerkung: hier wird der Inhalt der ersten halben Stunde verraten
Noch ein paar Hints:
- der Film spielt im Jahre 1888
- das Drehbuch ist 114 Min lang
- der Bodycount liegt bei etwa 15
- Larry befindet sich später eine zeitlang in einer geschlossenen Anstalt
- später taucht der Wolfman auf einem Maskenball auf, wo er wie wild Leute attackiert
- in einem Zoo legt sich der Wolfman mit einem Krokodil an !
- er klettert auf die St. Paul's Cathedral
- es gibt insgesamt 2 Werwölfe im Film

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Wer hätte das gedacht? Das Drehbuch zum Remake des Klassikers liest sich... selbst wie ein Klassiker. Was Andrew Kevin Walker hier abliefert, ist ein wirklich fantastisches Drehbuch. Nicht nur, dass er die Grundmauern des Originals getreu beibehält, er erweitert und verändert sie sogar noch zum Vorteil, um einen gleichermaßen sehr anspruchsvollen als auch unterhaltsamen Horrorthriller zu schaffen.

Schon früh fällt auf, das Walker besonders Wert auf gute Dialoge setzt. Stellt man sich beim Lesen Benicio del Toro und Anthony Hopkins in den Rollen vor, sieht man bereits, wie grandios das ganze nacher auf der großen Leinwand sein wird. Alle Figuren im Film haben Tiefe, Charakter und Persönlichkeit, was ja nicht immer unbedingt zu erwarten ist - vor allem nicht bei Remakes.

Ist die erste Dreiviertelstunde noch recht ruhig, wird das ganze später zu einer richtig aufregenden Monsterhatz, in der Romanek richtig in die Trickkiste greifen muss. Vor Blut scheut man sich auch nicht, so fallen die meisten Attacken sehr blutig aus und wenig sind zimperlich. Interessant sind auch die beiden Zweikämpfe, in denen der Wolfman einmal gegen ein ausgewachsenes Krokodil kämpft und dann auch noch mal gegen einen anderen Werwolf.

Der Wolfsmensch selbst scheint auch nicht der typische Werwolf zu sein, sondern orientiert sich laut Script auch eher am Original. So werden beide Werwölfe im Film noch die Kleidung ihrer menschlichen Hüllen tragen und von Form und Gesicht her weiterhin menschliche Züge tragen. Überdimensionale Riesenwölfe ala Van Helsing sind also nicht zu erwarten.

Die Story an sich ist auch nicht schlecht, auch wenn sie natürlich etwas vorhersehbar ist. Dennoch nimmt Walker sich vor allem zu Anfang genügend Ruhe, um die schaurige Gegend und ihre Rollen klassisch einzuführen. Ist das einmal gegeben, wechselt er auf einmal den Schauplatz ins volle London, bevor es dann wieder zurück nach Blackmoor geht.

Das ganze erinnert irgendwie sehr an Sleepy Hollow, und ein Blick in Walkers Referenzen lässt das ganze dann auch noch mal unterstreichen - er hat auch Sleepy Hollow geschriebene. Sollte der Film nun eine ähnlich gute Optik bekommen, könnte Romanek's The Wolf Man im April 2009 einer der besten Werwolf-Filme aller Zeiten werden.

http://www.bereitsgesehen.de/vorschau/wolfman2.jpg[/align]

Fazit: Das Drehbuch zum Remake von The Wolf Man ist überaus gelungen und lässt die Wartezeit bis zum Jahr 2009 elendig lang erscheinen. Es wird Zeit, mal wieder einen richtig guten Werwolf-Film im Kino zu haben - und dieser scheint auf dem richtigen Weg zu sein.

8 / 10
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Die Kritik liest sich ja richtig gut. Danke. :top:
Aber noch über 1 1/2 Jahre bis dahin...

Auf dem einen Bild sieht man ja auch Christopher Lee, spielt der auch mit oder war der nur beim Maskentest dabei?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Das ist nicht Christopher Lee, das ist Effekte-Profi Rick Baker. Der hat schon bei American Werewolf in London, Wolf und Cursed an den Verkleidungen gesessen - kennt sich also gut aus. Das ist auch keine Szene aus dem Film sondern von Behind-the-Scenes.

Die nächsten beiden Script-Kritiken sind zu Iron Man und I am Legend.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Original von Jigsaw
Das ist nicht Christopher Lee, das ist Effekte-Profi Rick Baker. Der hat schon bei American Werewolf in London, Wolf und Cursed an den Verkleidungen gesessen - kennt sich also gut aus. Das ist auch keine Szene aus dem Film sondern von Behind-the-Scenes.

Ups. OK danke für die Info.

Original von Jigsaw
Die nächsten beiden Script-Kritiken sind zu Iron Man und I am Legend.

Kommen die noch heute?

Gibt es eigentlich ne Möglichkeit mal ein Script von nem aktuellen Film zu lesen. Also der gerade oder bald läuft?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Pro Drehbuchkritik brauche ich etwa 2 Stunden mit Lesen und Verfassen, von daher - heute nicht mehr. Ich will auch noch Wochenende haben :biggrin:
 

Joel.Barish

dank AF
Hm... wie ewig ist es wohl her, dass ich den Original "Der Wolfsmensch" gesehen habe? Puh, da ist nicht mehr viel von vorhanden, in der Erinnerung.

Den Einstieg hier fand ich rein als Zusammenfassung jetzt nicht so übermäßig spannend, aber visuell kann man sich da Einiges vorstellen. Mark Romanek hat ein paar fantastische Videos gemacht. Jeder kennt wohl NIN's Closer Video - Legendär, wenn auch ganz anders, als dieser Film wohl wird. Das also nur am Rande.

Aber Jigsaws Einschätzung klingt ja sehr euphorisch und da ich finde, dass Besetzung und Regie ziemlich gut passen, könnte das echt was werden. Noch bin ich da eher nur locker dran interessiert, aber in diesem Fall darf es auch mal ein Remake sein, denke ich. Das geht einigermaßen in Ordnung, wenn es denn ordentlich gemacht wird.
 

Sweeney-Todd

New Member
Blackmoor ist eine unheimliche Gegend. Nebel geistert überall umher, die Vegetation sieht unheimlich aus und die meisten Häuser liegen soweit auseinander, das man sich fast überall einsam, aber doch beobachtet fühlt.

Yeah, das liest sich klasse. Freu mich schon sehr. Die Kritik spoilert zwar schon, aber hab's mir trotzdem durchgelesen und mir gefallt's. :top:
 

.adversus

Well-Known Member
Stimmt, wäre wirklich mal interessant.
Allerdings fehlt ja auch viel im Film, was nachher auf der BR zu sehen ist.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ja, es fehlten viele Szenen, vor allem Charaktermomente, die den Film besser gemacht hätten. Ich weiß es leider nicht mehr ganz genau, da ich das Drehbuch ja vor 3 Jahren (!) gelesen habe, aber einige Sachen stehen da ja auch (Zoo, Maskenball). Es war auf jeden Fall runder, nicht so gehetzt und gewichteter. Glaube auch, dass die Zigeuner mehr drin vorkommen, der Polizist nicht Abberline hieß, weniger Szenen hatte. Das Ende war auch anders.

Talbot tötet sich selbst, indem er von einer Klippe springt.

Das Script gibt es übrigens jetzt hier:
http://www.joblo.com/moviescripts_archives.php?first_letter=w&from=25
 

.adversus

Well-Known Member
Hab mir das Script jez auch mal zugelegt, weil es mich doch sehr interessiert, wie sehr es sich unterscheidet. Deine Kritik hörte sich so super an, Chris. Und das Endergebnis war zerschmetternd. Hmpf. Let's see.
 
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