Endlich habe ich diesen Film gesehen und ich bereue, bzw. bedaure, dass ich ihn damals nicht im Kino sehen konnte, denn "Into the Wild" war wunderbar und die Bilder verdienen, nein brauchen eigentlich Größe und Schärfe.
- Der Traum vom Ausstieg aus der Gesellschaft, vom Zurücklassen der Identität, vom Weg zurück in die Wildnis und das Ganze auch noch stark authentisch. Fantastisch. Kann man die radikale Entscheidung McCandless akzeptieren (was mir aktuell nicht so schwer fällt), erlebt man einen sehr emotionalen und toll bebilderten Film. Sean Penn entscheidet sich für eine drei- fast viergeteilte Zeitlinie, indem er das žDavor, den žWeg und žAlaska durcheinander immer einen Schritt weiter bringt, immer mit kleinen Episoden aus McCandless früherem Leben, der Kindheit, der Kindheit der Eltern usw. verbunden. Das Episodische funktioniert, die Handlung, die Figuren gehen zu Herzen, sind behutsam und greifbar und wenn der (überraschend) grandiose Emile Hirsch Sharon Olds Gedicht žI go back to March 1937 seiner Schwester rezitiert und damit auf seine eigenen Eltern anspielt, ist schon früh eine der erinnerungswürdigsten Szenen geschaffen. Weitere werden folgen, wie z.B. die Begegnungen mit dem Hippie-Paar mit der wunderbaren Catherine Keener, dem alten Ron oder der Auseinandersetzung mit einem großen Elch.
Manche Begegnung ist in ihrer Bedeutungsschwere und Emotionalität vielleicht etwas konstruiert, egal ob authentisch oder nicht, aber wen stört es, wenn es so nahe geht? Und dazwischen gibt es diese fantastischen, naturalistischen und wehmütig machenden Naturbilder, den fast schon poetische Off-Kommentar (größtenteils von Jena Malone) und viel Musik. Tolle Musik, aber an manchen Stellen vielleicht auch etwas zu sehr im Vordergrund. Viel mehr gibt es aber nicht zu mäkeln. Etwas negativ fallen da nur noch die etwas billig erscheinenden Eröffnungstitel auf, der etwas stillose Umgang mit den Briefen, der Split-Screen-Einsatz und das fast 45-minütige Verschwinden des Off-Kommentars. Kleinigkeiten. Man könnte auch sagen, dass man McCandless und seine Idee nach zweieinhalb Stunden nicht viel besser versteht als nach einer Halben. Man war ihm nur näher und das ist doch auch schon was.
8-8,5/10