Gozu ~ Takashi Miike

Joel.Barish

dank AF
http://img174.imageshack.us/img174/1346/gozunk7.jpg
(OT: Gokudo kyofu dai-gekijo: Gozu, Japan 2003)

Regie: Takashi Miike (Audition, Ichi)
Darsteller: Hideki Sone, Sho Aikawa,...

Freigabe: FSK ab 16
Laufzeit: 130 Minuten
Genre: Mystery, Horror, Drama, Groteske

Inhalt: Jung-Yakuza Minami soll seinen verrückt gewordenen Mit-Yakuza Ozaki auf einem Schrottplatz entsorgen. Unterwegs stirbt Ozaki und verschwindet spurlos. Minami startet eine Groteske Odyssee, ihn wieder zu finden.

Kritik:
Meine Güte, was hat der Miike da wieder für ein Monstrum fabriziert. Knapp zwei Stunden serviert uns der Meister des Grotesk-Perversen eine eher europäisch anmutende Road-Movie-Geschichte, die nur immer wieder von typischen Miike-Szenen unterbrochen wird. Bei Miike ist es nichts Besonderes, wenn sich der Yakuza-Boss eine Suppenkelle rektal einführt, um eine Erektion zu bekommen und es ist auch nur verdammt komisch, nicht jedoch überraschend, zu sehen, dass eine ältere Frau Muttermilch in Flaschen abzapft und sie an Kinder verkauft. Wer Miike kennt, rechnet wie so etwas.

Wie gesagt ist "Gozu" nicht ganz zwei Stunden lang sehr ruhiges Kino, mit deutlichen Anleihen an den europäischen Film und mit Szenen, die auch von David Lynch stammen könnten, jedoch im Detail die Miike-Note mit sich tragen. Das ist größtenteils auch recht anstrengend, weil Alles recht langsam von statten geht, weil im Prinzip nur komisches Zeug gesprochen wird und weil man selbst nicht weiß, was das Alles soll.

Dann aber kommen die letzten zwanzig Minuten und in denen knallt uns Miike noch mal richtig einen vor den Latz. Nun nimmt das Surreale Überhand und das Ende spottet einfach jeder Beschreibung. Es ist krank und widerlich und ebenso sinnlos, aber es hat seine Wirkung. Aber da liegt auch das Problem, denn "Gozu" wirkt verdammt leer. Das Groteske ist nicht witzig oder verstörend, sondern nur verwunderlich, bisweilen eklig und am Ende kommt zwar der große Shock, aber wirklich arbeiten kann man damit auch nicht.

Eine Bewertung fällt daher verdammt schwer, weil man sich den Film durchaus mal anschauen könnte, aber "gut" ist er definitiv nicht.
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
Naja, ich wuerde ihn schon als gut bezeichnen aber eben auch als sehr strange und definitiv nicht jedermanns Geschmack. Aber wer Miikes Filme kennt, weiss schon was ihn erwartet, wenn man sagt dies ist ein "typischer Miike". Wer diese nicht kennt, sollte aber vllt. erst einmal mit anderen "normaleren" Filmen von ihm beginnen z.b. Audition.
Gozu verbindet Comedy, gotesker Roadmovie, Yakuza-Drama und Horror in einzigartiger Weise. Es gibt einige sehr komische und gleichzeitig verstoerende Szenen (Stichwort Pudel :finster: ) wobei gerade das Verstoerende mit dem Handlungsverlauf immer mehr Ueberhand nimmt und das ganze in einen etwas uebertrieben bizarren Lynch-haften Horror endet.
Aber eine Sache die ich an vielen Miike Filmen und allgemein an vielen japanischen Filmen wirklich schaetze ist, man weiss einfach nie was kommt und was einen erwartet. Es gibt keinen 0815 Verlauf wie in vielen Hollywoodfilmen, Sehgewohnheiten werden auf den Kopf gestellt, aber manchmal ist das auch hart an der Grenze. Gozu ist ein gutes Beispiel dafuer. Miike lebt sich hier wirklich aus, zerpflueckt hier gaengige Genres und gibt ihn eine unverkennbare eigene Note. Bei einigen Szenen koennte man aber denken, er hatte noch Filmmaterial ueber dass er vollkriegen musste, etwas Straffung haette gut getan.
Man sieht viele bekannte Gesichter, allen voran Miikes Stammschauspieler Sho Aikawa, der den durchgeknallten Yakuza toll spielt.
Ist leider schon laenger her das ich den gesehen hab (auf ARTE neulich hab ich ihn verpasst und dabei lief der sogar in O-Ton :headbash: ) aber spontan wuerd ich geben:

8.5 von 10
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
:biggrin:
habs grad erst gesehen bei deinen TVTipps, Danke fuer den Tip! :top: Schau da normalerweise nicht mehr so oft rein weil ich auch kaum noch Filme im Fernsehen gucke, aber heute mach ich dann mal ne Ausnahme, Wer will schon Karneval feiern!? :uglygaga: :wink:
 
D

duffysoldaccount

Guest
Gerne doch :biggrin:

Mal sehen ob ich heute nach Cloverfield noch aufnahmebereit bin, ansonsten schaue ich ihn nächstes mal (dauert bei ARTE garantiert nicht lange) :ugly:
 

nellson

New Member
Klar is GOZU gut! Der hat zwar seine Längen, aber der zählt für mich personlich zu meinen Miike Favoriten.
So ein kuriosen, absonderlichen, seltsamen, humorvollen Mindfuck kriegt man sonst nur bei Lynch zu sehen.
Und Lynch verliert sich ja aus Prinzip in unzusammenhängenden Sequenzen.
Bei GOZU kann man noch Zusammenhänge erkennen und prinzipiell ist die Story ja recht gerade. Miike füllt halt nur eine Umenge an Grotesken Darstellern und Szenen hinzu, die wieder mal so wunderbar abstoßend bis faszinierend sind.
Wenn man mal nachdenkt, kann GOZU einem eine riesig Große Projektionsfläche zum grübeln anbieten, das finde ich noch am interessantesten.
Und ja, Miike nimmt uns auf den Arm, das beweißt das letzte Schlußbild. Er lacht uns aus, weil wir auf seine Groteske hereinfallen, der alte Rattenfänger.

Ich mag GOZU trotzdem, hab Ihn auf ARTE auch wieder gesehen. Allein Renji Ishibashi als Yakuza Chef ist schon ne Granate...
 

Joel.Barish

dank AF
Vielleicht bin ich auch zu sehr Lynch-Fan, aber Gozu bot mir einfach zu wenig und die Längen machten sich auch deutlich bemerkbar. Und wirklich witziges gab es meiner Meinung nicht, auch nicht irgendwie absurder Humor oder kranker Humor, Gozu wirkte auf mich erzwungen. Ich hatte einfach viel mehr erwartet. Klar, die Chose war absolut bizarr, aber irgendwie führte das alles ins Nichts. Man weiß wirklich nie was kommt und das ist auch gut so, denn die Fähigkeit, den Zuschauer zu überraschen ist eine Gabe. Aber gerade die Milch-Frau oder das Ende sind so typisch Miike, dass man sie quasi nur auf der Liste der Perversitäten abhaken muss, die Wirkung könnte größer sein.

Und das Ende ist für mich ebenfalls erzwungen. Das Ende von "Dead or Alive" war Miikes großes "Fuck You", damit hat er uns ausgelacht und verwirrt, aber das Ende in Gozu bedient nur die Erwartungen, die man an einen Miike-Film hat. Gerade als Projektionsfläche versagt Gozu meiner Meinung nach, da das Roadmovie zwar voller Bizarrheiten steckt, aber nicht mal grobe Ansätze bietet. Klar, da kann man dann wirklich Alles! reininterpretieren, aber Substanz fehlt mir da. Miike war schon mehrmals besser. "Dead or Alive" hat das bessere Ende, "Audition" bietet die bessere Kombination aus Ruhe und Wahnsinn und ein Film wie "Fudoh" schockt einfach wesentlich mehr mit Bizarrheiten und grotesken Einfällen.
 

nellson

New Member
"Fudoh" find ich kaum schockierend muss ich wiederum gestehen, eher lächerlich. Oder nein, sagen wir mal amüsant, da es ja auch eher eine Parodie auf das Yakuza Genre ist.

Und sind wir doch mal ganz ehrlich: in Lynch Filme kann man oft auch hineininterpretieren was man will. Bestes Beispiel dafür ist wohl immer noch "Lost Highway", der sich ebenso konsequent jeglicher Logik verschließt. Aber ich will hier ja nicht Lynch bashen.

Film ist halt Geschmackssache, ich hab mich auf jeden Fall köstlich amüsieren können und für mein Humorverständniss gabs auch ausreichend zu schmunzeln und Lachen, sowie viel zum resümieren.

Allein die Analogie Yakuza / Gozu (Gott der Seuchen) find ich interessant, aber da kann sich wirklich jeder selber seine Gedanken zu machen.
 
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