Suspiria (remake) ~ Dakota Johnson, Moretz, Swinton, Radiohead [Kritik]

TheRealNeo

Well-Known Member
Danke für deine Eindrücke, Joel. Das steigert die Erwartungen nur umso mehr, hoffe nicht zu sehr. Am Sonntag ist es nun fest eingeplant, sogar in OV.

Ich glaube der Vergleich mit dem Original, das macht die Kritik ja auch deutlich, aber auch Gespräche mit anderen, erübrigt sich einfach, da die dann doch zu verschieden sind in vielerlei Dingen.
Aber ob man das Original, wie Joel meint, und seinen Inhalt als bekannt voraussetzen kann, bezweifle ich eher. Bis 2014 war der Film zumindest hierzulande ungeschnitten noch auf dem Index, so dass er klar bei Genrekennern und Fans trotzdem bekannt war, aber generell glaube ich, ist der wegen seiner Arbeit mit Farben vielleicht bekannt, nicht aber wegen seines narrativen Twists, trotz der daraus entstandenen Mütter-Trilogie.
Aber ja das endet nun doch wieder im Remake/Original-Vergleich. :biggrin:
 

Joel.Barish

dank AF
Freut mich natürlich, wenn Interesse da ist. Aber ich denke, die Kritik gibt auch gut zu verstehen, dass dieser Film kein Selbstläufer ist. :shrug:

Revolvermann schrieb:
Wie würdest du denn das Original einschätzen, Joel?
Spielt für dieses Remake eigentlich keine Rolle. Kennt man es, kann man so Sachen sagen und Vergleiche aufstellen wie ich in der Kritik. :ugly: Ich mag Argentos Suspiria sehr. Ich finde ihn quasi null gruselig und nur mäßig spannend, aber der Film hat einfach ein ziemlich einzigartiges Gefühl, ist irgendwie sogartig, was natürlich insbesondere an Farben, Kamera und der Musik liegt.

TheRealNeo schrieb:
Bis 2014 war der Film zumindest hierzulande ungeschnitten noch auf dem Index
Ja, hierzulande. Der Film spielt zwar in Deutschland, aber ich glaube nicht, dass Guadagnino und Amazon Studios bei der Konzeption groß an den deutschen Markt dachten. :biggrin: Wer Argento kennt, kennt Suspiria. Der Film taucht regelmäßig auf den Listen der 100 besten Horrorfilme aller Zeiten auf. Und der Aspekt mit der Bekanntheit des Inhalts hat ja in erster Linie Auswirkung auf die Sache mit den Hexen; sind sie welche oder nicht. Und Suspiria ist bekannt genug, dass man nicht 90 Minuten verstreichen lassen muss, ehe man die Offenbarung "Ja, sie sind Hexen!" vorstellt, die dem halben Publikum bereits bekannt ist. Ich denke, für Guadagnino war es einfach eine Art Loslösungsprozess. Er ist an nichts gebunden, was das Original tat.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Da hast du natürlich Recht und wenn für Luca Guadagnino ohnehin die Hexen-Thematik zweitrangig war bzw. keinen Sinn ergab daraus ein Geheimnis für seinen Film zu machen, dann umso besser und konsequenter.

Ich wurde, werde ja mit SUSPIRIA, von Dario Argento, auch nie ganz warm. Mit jeder Sichtung entdeckt man etwas mehr, aber vielleicht liegt das wirklich daran, dass man eben nicht die falschen Genre-Erwartungen an den Film haben darf, denn es sind doch andere Dinge als der, zumindest heute, nicht mehr besonders funktionierende Grusel oder viel mehr Horror und ja auch die Spannung ist nicht auffallend besonders. Der Score von Goblin und die Bildgestaltung schaffen da mehr eine spezielle Atmosphäre, die einen an der Stange hält.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Spielt für dieses Remake eigentlich keine Rolle. Kennt man es, kann man so Sachen sagen und Vergleiche aufstellen wie ich in der Kritik.
Die habe ich tatsächlich gelesen und auch die eher kleine Verwandschaft der Filme. :biggrin: Deswegen auch mein Interesse, wie du das recht unterschiedliche Original findest.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Und diesen dann gestern noch in OmU erwischt.
Zum Glück!

Es gibt wohl einiges zu verarbeiten und zum Nachdenken bei dem Film, deshalb ist es auch schwer nun direkt bzw. einen Tag später schon einen finalen Eindruck wiederzugeben, doch zweifelsohne habe ich den Kinobesuch nicht bereut. Denn bei all der Unzugänglichkeit und den Anspruch, dem man dem Film vielleicht vorwerfen kann, wobei vorwerfen dahingehend etwas zu negativ klingt, bietet der Film erstmal eine starke Handschrift eines Filmemachers. Luca Guadagnino inszeniert hier mit seinem Team vor und hinter der Kamera kompromisslos eine Vision, die man dem Regisseur von CALL ME BY YOUR NAME vielleicht ausgehend von nur diesem einen Film gar nicht zugetraut hätte. Nimmt man I AM LOVE dazu, sieht das womöglich wieder ganz anders aus.
Ich konnte meine Eindrücke noch nicht ganz sortieren, vor allen Dingen der finale Akt lässt mich noch grübeln, wie ich das für mich einordnen möchte. Ansonsten gibt auch hier Joels Kritik das Gezeigte eindrücklich wieder. Die 150 Minuten fühlen sich wirklich sehr kurzweilig an, doch hängt das wahrscheinlich auch vom Zuschauer und seiner Erwartungshaltung ab.
Für mich wird SUSPIRIA wohl auch zu einem der Highlights des Jahres zählen, wenn er auch nur an der 9/10 kratzt und ich eher zur 8 tendiere, aber das ist nur Zahelnspielerei erstmal und kann mit etwas mehr Zeit für Gedanken auch wieder anders aussehen.

Der Saal war leider nicht wirklich voll. Dbei läuft er in der Stadt nur in diesem Kino und auch diese Kinowoche nur dreimal am Abend. Ansonsten nur dreimal um 17Uhr in der synchronisierten Fassung.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Für mich persönlich auch sehr erquickend war die Tatsache, dass ich das Original nicht kannte und mich über das Remake quasi nicht informiert hatte. Mir war also in keinster Weise bewusst, um was es sich bei der Tanzschule tatsächlich handelt. Das hat meine Neugierde und Spannung defintiv ziemlich hoch gehalten.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Hatte den immer schon als surrealen Kultfilm im Hinterkopf, bin aber was ältere Filme angeht eher faul und schaue mir lieber neue Filme an. :squint:
Bin da auch nicht so der Sammler, besitze keine einzige CD, DVD, Bluray etc., versuche was physikalische Dinge angeht lieber minimalistsich zu leben. Da komme ich dann auch nicht in Gefahr, Wucherpreise für dieses ganze Limited Zeugs (Geldpresse par Exzellenz) etc. auszugeben. :wink:
 
Zuletzt bearbeitet:

Måbruk

Dungeon Crawler
Danke, der lief ja gestern sogar im TV, leider keine Zeit gehabt.
Wird sicher die eine oder dunkle Winternacht geben, um sich das Mal reinzuziehen....

Krampus hat zur Weihnachtszeit aber erst Mal vorang, mein persönliches Aschenbrödel. :biggrin:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Konnte den original-Suspiria vor einem Monat sogar im Kino bewundern, nachdem ich den vor ewigen Zeiten irgendwo mal im Internet gestreamt habe (da war der in Deutschland noch nicht öffentlich zugänglich), und audiovisuell immer noch ein großer Genuss, auch wenn der Film selbst natürlich extrem käsig und inhaltlich ziemlich quatschig ist. Aber das ist auch irgendwo ganz okay so. Besonders gruselig ist er nicht, dafür sind die ganzen Mordszenen ziemlich gemein und sadistisch und die Bilder und der Soundtrack natürlich unvergesslich.

Zwischenzeitlich hat das Remake auch ein Kino in meiner Nähe ins Programm genommen und ich werde versuchen mir den nächste Woche noch anzuschauen.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Måbruk schrieb:
Danke, der lief ja gestern sogar im TV, leider keine Zeit gehabt.
Wird sicher die eine oder dunkle Winternacht geben, um sich das Mal reinzuziehen....

Krampus hat zur Weihnachtszeit aber erst Mal vorang, mein persönliches Aschenbrödel. :biggrin:

Nicht zu lange warten. Ist bis zum 5. Dezember nur dort.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hab den Anfang der Woche auch gesehen und bin recht verwirrt aus dem Kino gekommen, je länger ich darüber nachdenke, desto besser hat mir der Film aber gefallen, wahrscheinlich sogar mehr als das Original, auch wenn der sicher der größere Klassiker bleiben wird. Guadagninos Remake ist vor allem ein wunderbares Stimmungsstück, das, obwohl es langsam erzählt ist und wenig wirkliche Schockszenen hat, ein durchaus kurzweiliges, vor allem aber wunderbar ausgestattetes und bestechend in Szene gesetzt ist. So schön und eigensinnig bunt das Original ist, so stilvoll trist und fahl ist das Remake, das sich, wie Joel schon in seiner Kritik erwähnte, authentischer nach den 70ern anfühlt als Argentos Film. Ob es dem Film erzählerisch viel nutzt, die Handlung mit den politischen Ereignissen in Deutschland 1977 zu verbinden ist fraglich, die wunderbar kalte, winterliche Stimmung kommt dem Film aber enorm zu gute, sowieso steht hier Stimmung und Atmosphäre weit über der Handlung, die zwar weitaus komplexer ist als die des Originals, aber trotz seiner luxuriösen Laufzeit von zweieinhalb Stunden vieles nur flüchtig anreist, anderes, vor allem im Finale, kaum zu kommunizieren vermag. Dafür sind die letzten 20 Minuten des Films so großartig enthemmt verrückt und bizarr, dass es sowohl irgendwie verstört, wie diebisch Spaß bereitet und am Ende noch irgendwie das Herz bricht. Von einem reinrassigen Horrorfilm ist Suspiria meilenweit entfernt, und trotzdem dürfte es sich um eines der interessantesten und ungewöhnlichsten Genreeinträge der letzten Zeit. Dabei sicher meistens nicht mal halb so klug, wie er gerne wäre, aber ein Film, der zumindest mich noch einige Zeit über den Kinobesuch heraus begleitet hat.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Gefiel mir sehr gut.
Das ganze Berliner Setting wirkte so unverbraucht, obwohl schon oft genutzt, und gleichzeitig sehr authentisch. Nicht alles wird sofort erklärt und doch läuft nichts nebenher. Alles ist aufgeladen und bedeutungsschwanger. Oder soll zumindest so wirken.
Dabei sollte man keinen generischen Schocker erwarten, zum spaßigen gruseln, bei dem die Freundin vielleicht ein paar mal lustig zusammenzuckt.
Der Film ist langsames Unbehagen. Eine außerordentlich hübsche Tristesse. Zum entdecken, weniger zum berieseln.
Gegen Ende wahnsinnig alptraumhaft. Toll!
 

McKenzie

Unchained
Sehr gutes Remake. Befasst sich bewusst mit den Aspekten die im Original eher zu kurz kamen (der Hexenkram hinter den Kulissen), und verzichtet dafür fast gänzlich darauf, mit dessen Stärken zu konkurrieren zu versuchen (tristes Grau vs. flashige Lichteffekte und eindringliche Musik). So macht ein Remake dann auch Sinn.
Lediglich die Nebenstory des alten Mannes und seiner verlorenen Frau verband sich für mich nicht so richtig ideal mit dem Rest. Prinzipiell war schon verständlich wofür man sie am Ende nutzte, aber mir fehlte da ein wenig die übergreifende Komponente. Gilt auch für die viele Bader-Meinoff-Berichterstattung die dazwischengeschnitten ist. Ja es wird angesprochen und für einen Plot Point verwendet, aber auf Dauer wirkt es ein wenig beliebig. Ich sage nicht dass es das sein muss, aber wenn da eine tiefere Idee dahinter war, kam sie bei mir (noch) nicht durch.
Für mich wie so oft darstellerisch besonders hervorzuheben Tilda Swinton, die schafft es einfach immer, in kürzester Zeit zwischen creepy-unsympathisch und freundlich-mütterlich zu switchen. Dass sie auch den alten Mann spielen musste, darüber kann man streiten. Natürlich auch sauber gespielt und tolles Make-Up, aber die weibliche Stimme brach die Illusion dann doch immer recht schnell und wirkte stellenweise immersionsstörend.
Alles aber eher kleine Unrundheiten als tatsächliche Probleme. Letzten Endes ein fesselnder Film der sich seine Daseinsberechtigung erarbeitet hat.

8/10
 
Zuletzt bearbeitet:

McKenzie

Unchained
Die kräftig-überhöhte Inszenierung, knallige Farben, Spiel mit Licht und Kamerawinkeln, und die dominante Musik. Das ergibt zusammen eine ziemliche Sogwirkung, während die eigentliche Geschichte nicht soo tiefgehend ist (man könnte hier durchaus Style over Substance sagen ohne ihn bekritteln zu wollen).
Sus neu hingegen ist zum größeren relativ "trocken" inszeniert, hat aber interessantere Charaktere und mehr Schichten erzählerisch.
 
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