Hier nun meine Meinung zum Film:
Obwohl es schon vierzehn Jahre her ist, das Sharon Stone den Eispickel schwang, sieht die gute (dank Schönheits-Chirugie) heute immer noch umwerfend und verführerisch aus. Im Vergleich zum alten Film ist ihre Catherine Tramell allerdings extremer geworden - aber nicht im Bett, wie es die Werbung vielleicht vermuten mag.
Nein, sie spielt eine Figur, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die (männliche) Umwelt um sie herum zu ihrer Belustigung zu manipulieren. Eine Leichtigkeit, die sie mittlerweile langweilt. Neuen Ansporn gibt ihr schließlich der stille Psychiater Michael, bei dem sie nach einem Unfall mit Todesfolge eine Therapie führen soll. Der Experte lässt sich aber so schnell nicht von ihr um den Finger drehen, bis eine mysteriöse Mordesreihe beginnt; dann verfällt er der blonden Schriftstellerin immer mehr...
#####
Was soll ich sagen - der Film hat mich überrascht. Erwartet hatte ich zunächst eine lasche Neuauflage mit zufällig eingestreuten Sex-Szenen, die mehr wert auf Skandal als auch Story legt, doch weit gefehlt.
In der (zumindest vorerst geschnittenen) Kinofassung ist weitaus weniger Sex zu sehen als man meint; auch ist Sharon Stone entgegen der Vorstellung nicht die Hauptfigur.
Stattdessen verfolgen wir den ganzen Film über den Psychiater, der nach und nach versucht, das Rätsel zu lösen.
Der Film beginnt erwartungsgemäß; Stone spielt sich als nymphomanischen Kontroll-Freak, die mit vulgären Ausdrücken und viel Haut nur so um sich wirft. Als der Film zu Morrissey übergeht und nur noch aus seiner Sicht erzählt, ändert sich der gesamte Style; es wird zu einem Krimi, bei dem das rätselraten im Vordergrund steht - ist sie der Killer? oder ist es der Cop? oder die Freundin? oder sein Konkurrent?
Sie spielt ihre Rolle überzeugend - auch wenn sie liebloser geworden ist, faszinierend ihre Figur auch heute noch. David Morrissey war vielleicht nicht die Idealbesetzung, geht dann aber doch noch als solide Hauptfigur durch. Richtig gut dagegen sind Charlotte Rampling und David Thewlis in wichtigen Nebenrollen.
Die Sex-Szenen sind wie gesagt gekürzt, also lässt sich nicht viel darüber sagen. Sie sind nicht sinnlich oder romantisch, sondern rauh und wild, und keineswegs so spektakulär wie im ersten Teil. Es ist ein Jammer das sie fehlen, jedoch nicht aus voyeuristischer Sicht, sondern weil sie die Persönlichkeit der Catherine beschneidet; Sex ist ihre Waffe, ihr Spielzeug, so wie Rambo sein Stirnband braucht.
Einige werden denken, dass Sharon's Auftreten schlecht gespielt sei oder ihre obszöne Wortwahl billig erscheint, doch betrachtet man sie als Figur, ist es offensichtlich, das sie so handeln muss. Sie ist zwanghaft kontrollgierig, hat einen Gotteskomplex und wird mit ihrer Macht nicht fertig.
Regie-technisch macht Michael Caton-Jones seine Sache ganz gut; wunderbar kalt und gefühlslos stellt er das moderne London in vielen netten Einstellungen dar, die exakt die Beziehung zwischen den Hauptfiguren wiedergibt. Hin und wieder hören wir dezent die Theme aus Teil eins.
Wie sie es selbst sagen würde: kommen wir zum Punkt. Man kann den Film nur entweder sehr mögen oder gar nicht, und das liegt ganz daran, wie man das Ende auffasst. Sieht man es als mehrdeutiges, cleveres Gerüst, schaut man rückblickend auf die gesamte Story und sieht, dass der Film ein sehr intelligentes Drehbuch hat - gibt man sich mit einer simpleren Erklärung ab, wird der Film wohl vielen als langatmig und unspektakulär vorkommen.
Um es noch mal klar machen - Basic Instinct 2 ist ganz, ganz anders als der erste Film. Der erste war ein Erotik-Thriller mit Skandalen, mehr Blut und einem Schuss Romantik - Teil 2 ist ein eiskalter Krimi, der bis zum Ende hin auf Sparflamme läuft, rätseln lässt und dann zum Schluss erst seine Triumphe ausspielt.
Mir hat er gut gefallen,
7 / 10