Drehbuch-Kritik: Sam Raimis Drag me to Hell (horror)

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Drehbuch-Kritik: Drag me to Hell

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Der Zigeunergeist greift Steph an [/align]

Einleitung:
Sam Raimi ist mit Horror berühmt geworden - Tanz der Teufel, und der Mann war auf einem Schlag Teil der Horrorfilmgeschichte; zwei starke Sequels, und man wollte mehr, mehr, mehr von ihm. Was hat er danach gemacht? Darkman, Spider-Man, aber nichts mehr wirklich was mit Horror zu tun hatte.

Nachdem er nun den über 200 Millionen Dollar teuren Spidey 3 fertig hatte, wollte er erstmal nichts so Großes mehr angehen und stattdessen mal wieder was kleineres machen - einen Horrorfilm. Drag me to Hell ist ein Script, dass er mit seinem Bruder bereits vor knapp 16 Jahren geschrieben hat, dass also aus dem gleichen Spirit wie Tanz der Teufel kommen müsste - right?

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Regisseur Sam Raimi[/align]

Die Story:
Stephanie arbeitet in einer Bank und behandelt Kredite für Einzelpersonen. Als sie eines Tages eine alte Zigeunerin vor sich hat, sagt sie ihr, dass sie ihr nicht mehr helfen kann. Sie könnte, tut dies aber bewusst nicht, um ihren Chef zu beeindrucken. Der hat ihr nämlich eine Beförderung angeboten, die sie einem unsympathischen Kollegen wegnehmen könnte. Es kommt also wie bei Stephen Kings Thinner und die alte Gypsy verflucht Steph, die fortan von einem unheimlichen Poltergeist heimgesucht wird...

Stephanie - Alison Lohman (Tricks)
Ray - Justin Long (Stirb Langsam 4.0)
Zigeunerin - Bonnie Aarons
Boss - David Paymer
Arbeitskollege - Reggie Lee

Steph stammt aus ärmlichen Verhältnissen und will in der Welt der Reichen endlich was sein, weswegen sie sich zunächst so verhält. Später bereut sie es allerdings und versucht händeringend, den Fluch wieder von den Schultern zu kriegen. Ray ist ihr verständnisvolller Freund, der zwar mehr zu tun kriegt als der Freund in Raimis produziertem The Grudge Remake, ist meistens aber nur da, damit sie jemanden zu reden hat.

Der Kampf im Büro ist typisches Klischee: ihr Chef hält sie für zu zaghaft und wirft stattdessen einen Blick auf ihren rücksichtslosen Kollegen, der natürlich jede Gelegenheit nutzt, sie bei ihm schlecht aussehen zu lassen. Das wirkliche Böse? Die Zigeunerin setzt einen komischen Fluch auf, der zuweilen wie eine geisterhafte Erscheinung von ihr selbst aussieht und die Bänkerin angreift - meistens aber als unsichtbarer Poltergeist, der sie auf typische Weise traktiert.

Das Script geht übrigens 95 Minuten.

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Steph (Alison Lohman)[/align]

Kritik:
Zu allererst sei gesagt, dass die Figuren in Raimis Script allesamt gelungen sind. Steph und Ray sind für einen Film dieser Art überraschend gut gegriffen. Das ändert leider nichts daran, dass sie an sich langweilige Figuren sind, die sich zudem extrem vorhersehbar verhalten. Ob es der Freund ist, der ihr erst nicht glauben will, ob es das schnelle Bereuen der Absage ist, oder aber der Kollege, der später sein Fett wegkriegt, egal was passiert, man ahnt es schon immer 20, 30 Minuten im voraus.

Dazu kommt, dass die Story an sich sehr schwach ist und fast nichts hergibt. Eine müde Geschichte, die absolut keine Überraschungen bringt und in einem Satz zusammengefasst werden kann. Nein, sogar in einem Wort, der selbst bei Genrefans allenfalls ein müdes Augenbrauenheben hervor ruft: Zigeunerfluch.

Sind Figuren und Story schon nichts besonderes, könnte man zumindest erwarten, dass die Horrorelemente aus dem verrückten Kopf Sam Raimis was bringen müssten - aber weit gefehlt. Steph wird unsichtbar begrapscht, sieht einige unheimliche Dinge und erlebt, so lahm es klingt, etliche der laschen "es war nur ein Traum" und "fake Buh!" Momente, die Horrorfans allenfalls müde stimmen können.

Was fehlt, ist Pepp. Frisches, neues, abgedrehtes, verrücktes. Bemerkenswerte Figuren wie Ash oder Peter Parker, die durch zig Charakterelemente bestehen und was eigenes sind. Etwas eigenes sollte auch die Story sein, aber die wirkt wie schon 20x erzählt und das auch ohne Neuigkeiten, es gibt keine Risiken. Der Ottonormal-Zuschauer wird sich an den typischen Buhmomenten noch sattsehen können (und der Mix aus kleinem Budget und Trailer wird reichen, ihn zu einem Erfolg zu machen), aber fragt einer in 5 Jahren nach Drag me to Hell, wird sich absolut niemand daran erinnern.

Und Fans? Die werden traurig sein und dann froh, wenn Raimi sich eventuell wieder auf Spidey 4 und 5 stürzt. Das kann er namlich wenigstens noch.

Fazit: Drag me to Hell ist eine gewaltige Enttäuschung, die genau das widerspiegelt, was sich in Sams produzierten Horrorfilmen wie Boogeyman und The Messengers schon androhte: sicheres, blutarmes und ideenloses Horrorzeug ohne eigene Note. Produkte, die Geld machen, aber keine guten Stories mit Wiedererkennungswert und nichts, was einer der Regie-Ikonen des Genres gebühren würde.

4 / 10
 

Baraka

New Member
nach dem ersten satz den ich mir bei der story durchgelesen habe, ist mir sofort "thinner" eingefallen.
klint wirklich sehr enttaeuschend das ganze.... :heul:
 
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