Drehbuch-Kritik: Dracula - Year Zero

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Dracula geistert bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts über die Flimmerwände der Welt, also ist es kein Wunder, dass der Mann mit den spitzen Beißerchen heut zu den bekanntesten und damit ausgelutschtesten Figuren überhaupt gehört. Nachdem der Lord des Schreckens mittlerweile sogar schon von Coolio dargestellt wurde (in Dracula 3000, starring Casper van Dien) bleibt die Frage, was man denn jetzt schon wieder mit einem Streifen über ihn will aber der hier fällt etwas anders aus.

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Erstmal sei gewusst, dass es Dracula wirklich gab. Jetzt nicht unbedingt als nächtlichen Entführer von Jungfrauen mit angehender Knoblauchintoleranz, aber als echte historische Person. Vlad žTepes Drculea III. von Wallachia (1431 - 1476) war in der kleinen Provinz Transsylvanien vor Jahrhunderten ein lebender äußerst grausamer Herrscher, der dafür gefürchtet war, seine Gegner auf Pfählen aufzuspießen daher der Beiname Tepes, der žPfähler.

Der Autor Bram Stoker nahm sich das als Vorbild für seine Romanfigur, und während Francis Ford Coppolas Film aus den frühen 90ern eine sehr nahe Verfilmung des Buches war, ist dies jetzt eine eher historische Erzählung der Dinge wenn auch mit nicht unwesentlichen Fantasyelementen gewürzt.

Die Story
Dracula als Fürst in London, der sich mit Van Helsing anlegt, Renfield als Diener nimmt und sich mit Mina einlässt¦ all das gibt es in dieser Geschichte überhaupt nicht. Stattdessen wird ausführlich erzählt wie die türkischen Armeen im Mittelalter das kleine Land Transsylvanien bedrohen und belagern. Ihr Herrscher will das Land verschonen, verlangt dafür aber als Zeichen der Aufgabe Draculas Sohn. Weil der seine Familie aber über alles liebt, lehnt er ab, worauf die Türken androhen das Land zu überrennen.

Wie es der Zufall also will, trifft der verzweifelte Vlad eines Nachts auf einen echten Vampir, der ihn zu einer übernatürlichen Kreatur macht. Mit neuer Macht ausgestattet, zieht Dracula fortan gegen die Türken in den Krieg und wird zur legendären Herrscherfigur¦ verliert aber gleichzeitig nach und nach auch seine Menschlichkeit¦

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Kritik
Einen Dracula wie diesen gab es gewiss noch nicht, denn dieser nimmt die wahren Hintergründe der Kultfigur, belässt die Fantasyelemente bei und erzählt mit beidem eine ganz neue Geschichte. Eine, die sich eher als Sandalenepos als ein düsteres Kammerspielchen sieht. Die Schlachten im Script sind ausladend groß und es gibt viele verschiedene einzelne Auseinandersetzungen, die man eher in einem Gladiator oder Königreich der Himmel erwarten würde. 90% der Zeit verbringt man mit Vlad, der als zerrissene Person mit guten Absichten gezeigt wird. Vlad ist kein edler Fürst, sondern ein junger König, der sein Herz eigentlich am rechten Fleck hat und seine Familie bis zum Letzten schützen will. Im Zeichen der Zeit aber muss er schlimme Entscheidungen fällen, die ihn nach und nach zu einem Monster werden lassen innerlich wie auch äußerlich.

Interessant ist es zu sehen, wie Vlad seine Kräfte langsam aufbaut, einsetzt und immer mächtiger wird. Allerdings muss man schon erwähnen, dass nicht alles reibungslos umgesetzt ist. So wird der Gegenspieler und Anführer der Türken zu wenig gezeigt, sodass nur ein phrasendreschender Klischeebösewicht ala 300 bleibt, was nicht genügt. Das Meeting mit dem Ursprungsvampir ist ein wenig merkwürdig, und auch fällt die Lovestory zwischen Dracula und seiner Frau Mirena zu knapp aus, was gerade in Hinblick auf Vlads Beweggründe optimaler gelöst werden könnte. Da das Script in dieser Form noch sehr opulent ausfällt, lässt sich auch vermuten, dass man noch einiges ändern wird, um das Budget der Produktion noch weiter zu senken bisher wäre es noch ein richtig teures Unterfangen.

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Fazit
Weit, weit weg von Stephen Sommers Van Helsing. Alex Proyas (I, Robot, Dark City, The Crow) will diesen neuen Dracula auf die große Leinwand bringen und es hört sich sehr interessant an. Ein neuer Anstrich der altbekannten Story, die in den richtigen Händen sehr eindrucksvoll ausfallen könnte.

8 / 10
 

.adversus

Well-Known Member
Oh schoene Kritik, Chris! :smile:

Als ich den Titel des Threads angeklickt habe, dachte ich - argh, nich schon wieder so ein 0815 Dracula Streifen, aber danke, dass ich eines besseren belehrt wurde.

Ich als alter Historik Freak :ugly: Habe natuerlich auch schon Buecher ueber Vlad Tepes verschlungen und daher spricht mich das hier echt an. Ich bin wirklich gespannt was daraus gemacht wird - Potenzial ist ja auf jeden Fall da und es ist schoen, mal einen mehr "geschichtlichen" Draculafilm praesentiert zu bekommen.
 
V

vlad

Guest
Schein wieder eine würdige Geschichte um den Vlad zu werden :biggrin:

Oh man Jig jetzt hab ich nur noch mehr Lust den Film zu sehen. Ich glaub ich muss heute wieder ein paar Dracula Filme durchmachen :ugly:
 
R

RickDeckard

Guest
Dark City hat mir sehr gut gefallen, I Robot weniger... mal sehen was Proyas mit diesem Stoff anfangen wird.

Das Thema könnte man auf viele verschiede Weisen darstellen - so als Sandalenepos hört sich das eigentlich echt gut an.

Aber noch bevor ich in Jig´s Kritik über die Begegnung mit dem Vampir gelesen hatte, störte mich dieser Punkt schon beim Lesen.

Dracula wird immer als der Ursprungsvampir dargestellt. Selbst wenn er es in diesem Film also nicht ist, dann fragt man sich doch, woher mag dieser andere Vampir stammen ?
Diese durchaus wichtige Frage wird scheinbar den historischen beabsichtigten Punkten untergeordnet und dürfte im Film generell fragen offen lassen.
Wenn sie da nichts richtig erklären, sieht es sehr konstruiert aus.
 
V

vlad

Guest
Original von qu4d
Original von Bombi
Oh man Jig jetzt hab ich nur noch mehr Lust den Film zu sehen. Ich glaub ich muss heute wieder ein paar Dracula Filme durchmachen :ugly:
Blade 3!!!11

Jap zuerst den, dann Dracula 3000, dann Wes Craven präsentiert Dracula II und III.

Mein voller Ernst :ugly:

@Rick Deckard: Also Erzählungen von Vampiren und Kreaturen, die diesen Ähneln gibt es schon seit ewigkeiten auch schon vor dem Mittelalter.
Darauf könnten sie ja Bezug nehmen.
 

Grobi

New Member
Original von qu4d
Original von Bombi
Oh man Jig jetzt hab ich nur noch mehr Lust den Film zu sehen. Ich glaub ich muss heute wieder ein paar Dracula Filme durchmachen :ugly:
Blade 3!!!11

ohh bitte nicht blade.... da gibt es aber bedeutend bessere :smile:

aber ich freue mich schon auf den film und finde es SEHR geil das mal jemand die historischen hintergründe mit in den film nimmt - ich hoffe aber das es nicht in eine blöde türkenmetzelei ausartet sobald vlad seine kräfte hat
 

.adversus

Well-Known Member
Original von Bombi
Original von qu4d
Original von Bombi
Oh man Jig jetzt hab ich nur noch mehr Lust den Film zu sehen. Ich glaub ich muss heute wieder ein paar Dracula Filme durchmachen :ugly:
Blade 3!!!11

Jap zuerst den, dann Dracula 3000, dann Wes Craven präsentiert Dracula II und III.

Mien voller Ernst :ugly:
Autsch :uglylol:

Ich finds gut, dass man auch mal diese Fantasyelemente etwas beiseite laesst und sich auf mehr auf die wahren Begebenheiten konzentiert.
Naja ob das dann am Ende auch wirklich so der Fall ist - who knows.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Hört sich interessant an, nur eine Sache gefällt mir nicht so. Ich hätte mir eher gewünscht, wenn man näher an den historischen Ereignissen geblieben wäre. Also wenn es rein gar nichts mit Vampirismus oder sonstigem übernatürlichem Zeug zu tun hätte, denn das gab es in den anderen Dracula-Filmen schon mehr als genug. Deshalb hoffte ich bei diesem Film, dass - wenn sie schon auf die historische Figur von Vlad eingehen - man sich hierbei von anderen Dracula-Filmen komplett distanziert.
 

WeirdFenrir

New Member
Original von Tyler Durden
Hört sich interessant an, nur eine Sache gefällt mir nicht so. Ich hätte mir eher gewünscht, wenn man näher an den historischen Ereignissen geblieben wäre. Also wenn es rein gar nichts mit Vampirismus oder sonstigem übernatürlichem Zeug zu tun hätte, denn das gab es in den anderen Dracula-Filmen schon mehr als genug. Deshalb hoffte ich bei diesem Film, dass - wenn sie schon auf die historische Figur von Vlad eingehen - man sich hierbei von anderen Dracula-Filmen komplett distanziert.

So einen historischen Dracula Film hab ich schonmal gesehen, ich kann mich aber nicht mehr an den Titel erinnern und obs ein Zweiteiler war.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich weiß nicht, ob ich mich mit so viel Fantasy anfreunden kann. Ich wollte einen Vlad-Film, kein "Dracula Begins". Alleine die Idee, dass Nicht-Vampir Dracul auf einen echten Vampir trifft (Hallo?!) und dann mit neugewonnener Macht die Türken wegflext will mir nicht wirklich gefallen. Große Schlachten, düstere Optik usw. ja ganz nett, aber wenn der Gegenspieler dann tatsächlich eindimensional ist und die nun wirklich extremst wichtige Liebesgeschichte Vlads vernachlässigt wird - wohl um mehr zu schlachten - frage ich mich, ob mans nicht doch lieber lassen sollte. Und bei einem Projekt dieser Größe ist ja auch zu bezweifeln, dass Proyas seine optischen Vorlieben entsprechend ausleben darf. "I, Robot" war ja ein Musterbeispiel, wie man einen visuell fähigen Regisseur klein hält und "Knowing" sieht nicht wirklich besser aus.

Da warte ich doch lieber auf "Bathory". Da darf auch mal bald ein Trailer zu kommen.
 
R

RickDeckard

Guest
Original von Bombi
@Rick Deckard: Also Erzählungen von Vampiren und Kreaturen, die diesen Ähneln gibt es schon seit ewigkeiten auch schon vor dem Mittelalter.
Darauf könnten sie ja Bezug nehmen.

Ok - aber es würde Dracula seine besondere Rolle im Vampiruniversum nehmen.

Was mich auch an der Idee stört, ist die Tatsache dass diese äußert unmenschliche Tat Vlads eigentlich schon schrecklich genug gewesen ist, und es gar keinen Vampir brauchen würde um eine Verfilmung über ihn gruselig und horrormäßig zu machen.
Ich befürchte da dann doch dass so etwas wie VanHelsing dabei rumkommt.
Entweder ich drehe einen Film über Vlad oder über Dracula... aber die Mischung ist weder Fisch noch Fleisch...
 
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