Drehbuch-Kritik: Sylvester Stallone's The Expendables

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Kultregisseur Quentin Tarantino ist bekanntlich Fan von richtig alten Kamellen, was sich gerade bei seinen letzten beiden Filmen gut sehen ließ. Kill Bill war eine Hommage an das asiatische Kino, Death Proof ein herzliches Dankeschön an die Actionfilme der 60er und 70er. Lange hatte er aber auch schon mit dem Gedanken gespielt, ein Remake des Streifens žEin Haufen verwegener Hunde zu inszenieren, das von der Art her wie žDie Kanonen von Navarone oder auch žDas dreckige Dutzend werden sollte. QT versprach sogar, dass namhafte Kanten wie Stallone, Schwarzenegger und Bruce Willis in dem Film Buddies spielen würden, die sich dann zusammen in ein letztes großes Abenteuer stürzen da lief natürlich jedem Actionfan direkt das Wasser im Mund zusammen.

Nun, Inglourious Basterds, wie das Ding jetzt heißt, ist tatsächlich in der Mache und kommt allerdings ist die Besetzung rückblickend doch eher eine gewaltige Enttäuschung. Einziges Großkaliber ist Brad Pitt, der Rest der Basterds besteht aus Schaumstoffgranaten wie Til Schweiger oder Eli Roth (und einer reichlich überzogen deutschen Reihenbesetzung). Darüber hinaus war es noch viel enttäuschender zu erfahren, dass nur die Hälfte des Drehbuchs auf den knallharten Recken, der Rest aber auf der tragischen Geschichte eines jüdischen Mädchens ausgerichtet ist. Nichts gegen gute Tragik, aber Filmfans freuten sich in erster Linie auf die Basterds, weil sie versprachen, was lange nicht mehr im Kino zu finden war: echte Kerle mit Muskeln und Narben, derbe Sprüche, zynische Helden, riesige Explosionen und das ohne Teen-Sidekicks, MTV- Soundtrack oder CGI. Kurzum: ein echter Badass Streifen für Erwachsene.
Nun mag uns Quentin mit seinen Bastarden 2009 scheinbar zu enttäuschen, aber zum Glück gibt es in Hollywood noch eine echte Kante: den Hauptdarsteller aus žStop, oder meine Mami schießt.

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Nach seinem Comeback als Rambo und Rocky standen dem Megastar viele Türen offen, doch statt Rocky 6, Rambo 5 oder dem geplanten Remake zu Death Wish wählte er dann als seinen nächsten Film The Expendables, eine eigens geschriebene Story über ein Team knallharter Machosöldner¦ ganz im Stil der alten Schwarzenegger/Van Damme/Stallone Streifen der 80er und 90er. Ob er denn was taugt?

In The Expendables geht es um einen Trupp ehemaliger Elitesoldaten, die als Freiberufler jenseits des Gesetzes arbeiten und für Geld jeden verschwinden lassen, der irgendwie Dreck am Stecken hat. Eine Art A-Team FSK16, könnte man also meinen. Im Film geht es um einen Auftrag in der fiktiven Gegend Corza, in der ein unmenschlicher Tyrann für Ärger sorgt; politische Gegenstimmen wollen ihn entfernt haben und wieder für Gerechtigkeit sorgen, haben selbst aber keine Chance gegen ihn. Hier kommen die Expendables ins Spiel. Was sie jedoch nicht wissen, ist dass Beamte der CIA auch schon was planen und sich ihnen in den Weg stellen werden.

Angeführt wird das Team vom Veteran Barney Ross (Stallone), der sich enorm von Slys anderem Veteran John Rambo unterscheidet: er ist zwar auch von seinen Erfahrungen gezeichnet, aber weit davon entfernt, ein abgebrühter Elitekiller zu sein. Stattdessen ist er eher nett, lässig und geht seine tödlichen Aufträge gut gelaunt und mit ruhigem Optimismus an. Würde Rambo einen Wald voller Gegner mit dem Messer niedermetzeln, würde Ross mit der gleichen Klinge eher ein Brötchen schmieren und dann mampfend Artillerieschläge anfordern. Das heißt aber nicht, dass er ein Waschlappen ist - kommt es zum Gefecht - und das tut es oft - zeigt Barney furchtlos, dass er eher mit Willy dem Hausmeister als mit seinen Namensvetter von den Simpsons zu vergleichen ist.

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Nummer zwei im Team ist Lee Christmas, der jünger ist und mehr oder weniger als Face des Teams fungiert. Er ist der Frauenheld, der sich sehr zum Spaß seiner Teamkollegen am laufenden Band Ärger einheimst. Im Kampf ist er immer mitten im Geschehen, ganz nach dem Motto žMittendrin, statt nur dabei. Gespielt wird er passenderweise von Jason Statham. Hale Caesar (Wortspiel, Heil Cäsar) ist der Quotenafroamerikaner des Films, der ein bisschen an B.A. erinnert und lieber Muskeln und Munition als Worte sprechen lässt. Richard dagegen ist neu im Team und auch noch vom anderen Ufer, was für einigen Trouble sorgt beide sind aber gut integriert.

Dann ist da noch Kong Kao, ein Asiate, der ein wenig an Miles von Lost erinnert. Er hat einen ähnlichen guten Sarkasmus auf Lager und zwar nicht viele, dafür aber starke Momente. Darüber hinaus nutzt er natürlich klischeegetreu beeindruckende Martial Arts, wenn auch nicht in dem Maß, wie man es vielleicht wegen Jet Li vermuten würde. Gunnar Jensen dagegen ist Europäer, wortkarg, groß und stark = also Dolph Lundgren. Er gehört anfangs auch mit zum Team, streitet sich dann aber mit Kao und taucht erst später noch mal wieder auf. Er ist ein richtig unsympathischer Kotzbrocken, was hinsichtlich des Castings sicher interessant zu sehen sein wird.

An restlichen Figuren gibt es dann noch einen eifrigen, aber langweiligen CIA-Agenten (Forest Withaker), einen typisch korrupten Vorsitzenden, einen austauschbar schlechten Diktator sowie einen gewissen Emanuel, einen zwielichtigen Gaybarbesitzer. Emanuel hat zwar nur eine längere Szene, in der er (gespielt von Mickey Rourke) sich mit Ross Leuten anlegt, aber diese eine ist besser geschrieben als das ganze restliche Diktatorenzeug.

Das ist auch schon der größte Schwachpunkt des Scripts. Drei Villains in der Story sorgen für Ärger, doch nur Emanuel ist davon wirklich charaktisiert. Sowohl der besagte CIA-Abteilungsboss als auch der phrasendreschende Diktator sind nur Abziehbilder, wie sie in jedem schlechten Actionfilm vorkommen. Gute Szenen sucht man bei denen eher weniger. Auch nicht so wirklich gelungen ist eine Lovestory zwischen Lee Christmas und einer Dorfbewohnerin namens Sandra (die von Sandra Bullock gespielt werden sollte, was diese aber ablehnte), die a) nie wirklich glaubhaft ist und in Hinblick der vielen Ballerei auch nicht wirklich hinpasst. Das ist einfach nichts für die Romantikmontage der nächsten Oscars (wobei, wenn The Incredible Hulk da rein passt, dann womöglich auch die Expendables).

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Kommen wir zur Action, denn dafür werden wir ja letztendlich im Kino sitzen. Groß war im Vorfeld das Geweine über ein mögliches PG-13 Rating, aber auch wenn das heißen mag, dass der Film nicht blutiger wird als Stirb Langsam 4, so heißt das nicht, dass die Action langweilt oder fehlt. Zwar wird es nie im Detail beschrieben wenn Kao jemanden die Kehle aufschneidet, aber es kommt vor, und das auch nicht zu selten. Das ist kein zweiter Kindergarten Cop und auch keine verharmloste Familienaction, aber halt auch kein düsteres Blutbad ala Rambo 4 oder Punisher: Warzone. Die Action fällt übrigens recht groß aus. Immer wieder wird das Team in verschiedene Konfliktsituationen gebracht, die je nach auftauchendem Mitglied unterschiedlich gelöst werden. Schießereien, Nahkampf, Verfolgungsjagden und dramatische Momente mit kleineren Überraschungen stehen hier auf der Speisekarte. Das Hauptmenü schmeckt übrigens deswegen besonders gut, weil die Expendables wie schon bei Predator sehr eigen sind und mit viel Sarkasmus an die Sache gehen und somit für viel Humor sorgen. Ja, der Oneliner findet seinen Weg zurück ins Kino.

Fazit: Mit Rambo 4 hat The Expendables insgesamt nur zwei Sachen gemeinsam: viel Action und einen schlechten Bösewicht. Dass er eher locker im Ton ausfällt, wird hingegen dadurch attraktiv gemacht, dass die Helden gut geschrieben sind. Kein Knüller, aber durchaus gute Actionkost.

7 / 10
 
M

Master Chief

Guest
Ich gucke jetzt mal nur auf die solide Wertung, da ich mir NICHTS spoilern lassen möchte und wage die Annahme, dass ich den Film LIEBEN werde :sabber:
 

Dwight

Charged and Cranked
Liest sich doch schonmal sehr gut. Bin mal gespannt, wenn die ersten Bilder bzw. der erste Trailer kommt.
 

Der Pirat

New Member
=) Ich musste so lachen als ich den Vergleich mit Willy (Simpsons) gelesen hab :smile:

Super geschreiben Drehbuchkritik.

Man freu ich mich auf den Film. Ich werd schon ganz hibbelig wenn ich nur dran denk, was da (Hoffentlich) für ne Actiongranate auf uns zu kommt...

mfg Der Pirat!
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
grade erst auf die idee gekommen mich mit dem film zu beschäftigen. aber es hat sich gelohnt action-filme sind immer noch die besten filme und wenn statham als nahkämpfer sowie in transporter rumprügelt ,dann wird der film aufjedenfall geguckt. :omg:
zum thema inglorious bastreds hat nur brad pitt : ja und? kann reichen. hauptsache nich son mist wie deathproof son murks zum einpennen! :no:
 

Bandi

New Member
@Jig

Super Drehbuchkritik :super:

Jetzt hoff ich mal das der Film dann auch so gut wird.
Freu mich aber auf jeden Fall schon tierisch darauf. :uglylol:
 
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