Drehbuch-Kritik: Wo die wilden Kerle wohnen

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wo die wilden Kerle wohnen ist eine berühmte Kindergeschichte, die 1963 von dem Autoren und Zeichner Maurice Sendak veröffentlicht wurde. Bis heute gehört sie vor allem in den USA zu den beliebtesten (und kürzesten) Kinderfabeln und hat trotz des Titels im Übrigen so rein gar nichts mit den jungen Ochsenknechts zu tun. Verfilmt hat die illustre Geschichte jetzt Spike Jonze, den man mitunter als Regisseur von Being John Malkovich und Adaptation, sowie als Produzent der bekloppten Jackass Stuntshow kennt.

Während der Produktion kam der fantasievolle Film, der eigentlich schon 2007 in die Kinos kommen sollte in starke Konflikte, denn erste Testvorführungen versetzten Kinder in Angst und Schrecken, was beim Studio offensichtlich alles andere als gut ankam. Im Herbst soll er nun wirklich in die Kinos kommen, nachdem man einige kleinere und größere Änderungen dran vollzogen hat.

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Die Story
Max ist ein kleiner verspielter Junge, der zuhause tagtäglich leidet weder seine Geschwister noch seine Mutter haben Zeit für ihn, und so rennt Max eines Tages in einem pelzigen Kostüm davon, nur um viele Wälder und eine große Schifffahrt entfernt in einem merkwürdigen Dschungel zu landen, in dem er auf besagte wilde Kerle trifft.

Die wilden Kerle sind bärenähnliche Monster mit großen Mäulern und Klauen, die recht primitiv sind und für ihr Leben gern alles Mögliche zerstören. Als sie jedoch bei einer Sache nicht weiter wissen, hilft Max ihnen und stellt sich frech als ihr neuer König vor. Sie nehmen sein Angebot dankend an, was jedoch zu Problemen führt, als die wilden Kerle hungrig werden¦

> Die Kindergeschichte in Bilderbuchform

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Kritik
Dass das Studio nasse Hosen bekam, ist kein Wunder. Wo die wilden Kerle wohnen ist in Filmform nämlich nicht unbedingt die Art von Kindergeschichte, die man Kindern unbedingt vor dem Schlafengehen zeigen sollte. Jedenfalls nicht, wenn die 2-3 Meter großen Riesenmonster plötzlich ausflippen und alles dran setzen, den kleinen Jungen aufzuessen, wenn sie Kinder in ihren Magen stopfen und so furchterregend herumschreien, dass selbst die größten Elche blökend davon sprinten.

Diese Momente werden es laut Script in sich haben und zwar so sehr, dass selbst Erwachsene ein mulmiges Gefühl bekommen können. Das wiederum steht jedoch im großen Widerspruch zu den gesamten ersten zwei Dritteln, die herzlicher und schöner nicht sein könnten. Es wird mit derart viel Güte und Herz über das Kindsein von Max berichtet, dass man sich in seine eigene Kindheit zurückversetzt - und damit gewaltig mit dem kleinen mitfühlt. Statt Kitsch und Klischee wirken die Dialoge echt und kindgerecht, ohne je kindisch zu sein. Als er auf die Monster trifft, ruft das Abenteuer, und es macht großen Spaß, den ulkigen Riesenfiguren bei ihrem Alltag zu verfolgen. So dumm wie anfangs gedacht sind sie dann auch nicht und führen ebenfalls tolle Dialoge mit dem Kleinen, der dabei ein ganzes Stück reifer wird.

Jedenfalls schlägt der Film später ziemlich um und wird im Script vom heiteren Familienfilm plötzlich zu etwas sehr Gefährlichem, das aber im Großen und Ganzen noch funktioniert. Es steht einfach symbolisch dafür, dass das Leben große Gefahren beinhält und man einfach aufpassen muss was man sagt oder macht, und dass nicht alles in der Welt lieb und schön sein kann, egal wie man ihm auch begegnen mag. All das ist grandios geschrieben und kann eigentlich selbst von Stümpern nur fantastisch umgesetzt werden.

Wo die wilden Kerle wohnen ist also - sofern sie das ganze nicht noch reichlich verändert haben - eine äußerst fantasievolle und schöne Geschichte, die jedoch fast nur für Erwachsene geeignet ist, welche noch das Kind in sich haben.

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Fazit
Wo die wilden Kerlen wohnen wird es an den Kassen wahrscheinlich schwer haben bzw. noch gehörig entschärft werden, aber so oder so ist es eine der tollsten Kindergeschichten der letzten Jahre und hat das Zeug zum zeitlosen Klassiker.

8 / 10

Der Trailer zum Film
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Gut, dass ich das gelesen habe. Bisher dachte ich nämlich, dieser Film wäre sowas wie "die wilden Kerle" mit den Ochsenknechts.

Das klingt nämlich sehr sehr gut, und da ich generell Kindheitsdramen sehr mag, wird dieser Film garantiert geschaut.
 

SlurmMcKenzie

New Member
Klingt wirklich super, freue mich schon sehr auf diesen Film, das Buch hat auch mich in meiner Kindheit begleitet.

Frage an Jigsaw: Ist es manchmal nicht Schade, die Drehbücher zu lesen? Angenommen es kommt ein Film auf den du dich extrem freust, du aber davor das Drehbuch liest, dann macht es es doch kaum noch Spaß diesen dann letztendlich auf der Leinwand zu sehen, du weisst ja schon was passiert.
 

MamoChan

Well-Known Member
Original von Tyler Durden
Gut, dass ich das gelesen habe. Bisher dachte ich nämlich, dieser Film wäre sowas wie "die wilden Kerle" mit den Ochsenknechts.

Ich weiß, ich habs schon öfters geschrieben, aber was meinst Du wie enttäuscht ich war, als der Film mit den Ochsenknechts rauskam? Ich habe nämlich gedacht dabei würde es sich um eine Verfilmung von "Wo die wilden Kerle wohnen" handeln, und war entsetzt als es sich als doofer Fußballfilm entpuppte. :heul:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Kommt drauf an, bei manchen Sachen mache ich bewusst einen großen Bogen drum. Filme wie den nächsten Batman, Avatar, The Road oder Cloverfield 2 würd ich nicht mal ansatzweise anfassen, aber den nächsten Halloween zb würde ich bei nem guten Tee im Handumdrehen verschlingen.

Oft ist es so, dass ich mich dann tatsächlich umso mehr drauf freue, vor allem wenn ich in diversen Trailern, Clips und Bildern sehe, wie die Sachen aus dem Script nach und nach wahr werden, und wenn ich seh, wie ihr darüber am spekulieren seid :wink:... andererseits sitzt man dann im Kino natürlich nicht mehr ganz so gespannt da, wenn man die kommenden Twists schon kennt.

Trotzdem kann ich das sehr gut, also vorher abschalten, und den Film dann relativ genau so auf mich wirken lassen, als würde ich ihn noch nicht kennen.

Ach ja, noch was: ich lese sogar weit mehr Drehbücher als ich Kritiken schreibe, habe für mich aber festgelegt, dass ich den Studios zuliebe nur noch Vorkritiken veröffentliche, die wirklich positiv ausfallen. Nicht, dass ich da offiziell kontaktiert wurde, aber ich möchte das nur noch nutzen um Projekte zu pushen, die es verdient haben - statt schon zu verreißen, was bis zum Kino vielleicht noch ausgebessert wird.
 

SlurmMcKenzie

New Member
Ok, das habe ich mir schon gedacht, dass man sich dann auf die visuelle Umsetzung freut und solange du kein Problem damit hast die ganzen Drehbücher zu lesen, freue ich mich auf weitere Kritiken.
Diese sind nämlich immer sehr informativ und unterhaltsam, daher an dieser Stelle: Weiter so und Dankeschön :super: !

Da du das Pushen von guten Projekten erwähnt hast, würde mich mal interessieren, wieviel Besucher die Hauptseite im Durchschnitt eig. hat. Um Wirkung zu erzielen müssten die Kritiken ja auch von vielen gelesen werden und das Forum ist ja eher "klein".
 
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