Habe gestern den "Red Cliff Nachmittag" gemacht und beide Teile in einer Sitzung durchgeschaut.
Tja, was soll ich groß schreiben? "Red Cliff" verspeißt "Three Kingdoms" zum Frühstück, soviel ist bereits nach einer halben Std. klar. Nach insgesamt viereinhalb Std. saß ich mit einem wohlwollenden Gefühl da, und wollte am liebsten gleich nochmal von vorne gucken.
Woo hat hier "fast" alles richtig gemacht. Er inszenierte "einen Teil" der klassischen chinesischen Erzählung von den drei Königreichen, bodenständig, auf den jeweiligen Höhepunkt zugeschnitten und lässt viel Raum für die Charaktere und deren Beziehung zueinander.
Immer wieder blitzt der typische Woo Stil auf (ja, natürlich sind weiße Tauben mit dabei, spielen aber sogar eine wichtige Rolle innerhalb der Geschichte), aber immer ordnet sich der Regisseur dem Stoff unter und verfällt nie in zu abgehobene Spielereien.
Wo "Three Kingdoms" fehlende Substanz mit hektisch inszenierten Schlachten überspielt, breitet "Red Cliff" über seine gesamte Spieldauer ganz genüßlich und ausufernd seine Geschichte aus, um dann im Finale eine visuell großartige Schlacht zu präsentieren, der man anmerkt das sie wirklich viel Geld gekostet haben muss.
Was hier an herrlichen Kostümen, authentischen Rüstungen, Statisten, Soldaten und Pferden aufgefahren wird, wird dem Begriff Epos im vollem Umfang gerecht.
Sicher wird hier wie da CGI verwendet, aber die wirken hier zum Glück nie deplaziert, fügen sich immer harmonisch mit in das echte Bild mit ein und werten riesige Panoramaaufnahmen von Schlachtfeldern, in Ihrer kaum zu fassenden Größe, auf.
Was die Schauspieler angeht: Chow Yun Fat fehlt hier keineswegs, ich bin sogar froh das der omnipräsente Darsteller nicht mit dabei ist.
Tony Leung ist ein idealer Ersatzmann und darf nuanciert den Film tragen, während Takeshi Kaneshiro ihn dabei kongenial unterstützt. Beide bilden das Kernteam der Geschichte und beweisen in einer Woo typischen Saga um Ehre, Brüderschaft und Verrat das Sie zu Recht in dem Cast für diesen Film sind.
Die Figur des Zhao Yun (toll gespielt von Hu Jun ... wer war doch gleich Andy Lau???) spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, ganz im Gegensatz zu "Three Kingdoms" wo der General zum Hauptdarsteller befördert wurde, was in diesem Fall aber kaum Sinn mach, da Woo sich auf das große Ganze konzentriert.
Auch der klassische Wiedersacher Cao Cao (Zhang Fenghyi) wird hier keineswegs nur als aggressiver Hauklotz dargestellt. Cao Cao ist Liebhaber der schönen Künste und der Frauen, genießt Tee-Zeremonien und erweist sich als großer Feldherr. Das er grausam war und seine Schattenseiten hatte, verschweigt "Red Cliff" trotzdem nicht - ganz getreu der klassischen Vorlage.
"Red Cliff" ist keine Geschichtsstunde, sondern nimmt sich natürlich auch inszenatorische Freiheiten raus. Die Erzählung von der "Schlacht der drei Königreiche" schmückte bereits aus und nahm sich viele Freiheiten, daher muss man auch im fertigen Film mit Elementen rechnen, denen man normalerweise absolute Unglaubwürdigkeit attestieren müste.
Als Beispiel sei hier die Infiltration des feindlichen Camps durch die Prinzessin der Wu genannt, die sich als Fußsoldat ausgibt und dort über Tage hinweg Informationen sammelt. Auch die Story mit Ihrem neuen "Freund" mag nicht wirklich passen, ist aber immerhin amüsant. Ich verzeih es Woo - kein Problem.
Es gibt auch Hänger und überflüssige Szenen,die gerade den ersten Teil unnötig in die Länge ziehen (Tigerjagd z. B.), generell kann man aber behaupten das beide Teile es verstehen auf Ihr jeweiliges Ende hinzuarbeiten und über die Distanz ganz gut Spannung aufbauen. Im zweiten Teil klappt dies noch etwas besser, da er flotter inszeniert ist und bereits alle Charaktere eingeführt sind, so kann man sich voll und Ganz auf das Finale freuen.
Einen kontinuierlich anziehenden Spannungsbogen wie in einem 90-Minüter darf man natürlich hier nicht erwarten, ganz klar.
"Red Cliff" hat alles was man erwarten darf von einem Projekt dieser Größenodnung: Figuren Larger than life, Schlachten, leisen Humor, Spannung, Gefühl und Tragik und jede Menge Blut. Ein toller Soundtrack und eine detailiert ausgearbeitete Tonspur runden das Gesamtbild ab.
Wären da nicht einzelne Szenen, die eher als Füllmaterial dienen, würde ich ohne zu zögern die volle Punktzahl zücken, so kommt "Red Cliff" aber auf voll verdiente 9 von 10 Punkte.
Die DVDs von Mei Ah sind übrigens über YeasAsia zu bekommen und bieten einen tolles Bild sowie eine opulente Soundspur.
9 von 10