Drehbuch-Kritik: Machete

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Anmerk.: Das ist jetzt die Workprint Fassung meiner Kritik, die später nochmal überarbeitet, RSF-ausgebügelt und etwas schicker auf der Hauptseite landet. Wollte sie noch 09 raushauen, deswegen hier schon mal vorab für die Forumianer:

Machete

Prolog: 2007 brachten Robert Rodriguez (žFrom Dusk Till Dawn, žSin City) und Quentin Tarantino zwei Filme namens Death Proof und Planet Terror in die Kinos, die eine Liebeserklärung an das so genannte Grindhouse-Kino der 60er und 70er darstellen. In den USA liefen beide damals in einer besonderen Langvorstellung an, die man mit erfundenen Trailern anderer Grindhouse-Titel garnierte (darunter: Werewolf Women of the SS, mit Nicolas Cage als Dr. Fu Manchu: ansehen). Einer dieser Trailer war Rodriguez žMachete, der seinem Macher anscheinend so sehr gefiel, dass er ihn drei Jahre später tatsächlich in einen Spielfilm verwandelte.

Story:
žMachete Cruz ist ein abgebrühter Cop, den es eines Tages schwer erwischt. Frustriert gibt er auf und schwört erst jeglicher Gewalt ab, doch ein letzter, moralisch fragwürdiger Auftrag lockt mit hoher Belohnung. Ein Geschäftsmann (Jeff Fahey) fordert den Tod eines unbeliebten Senators (Robert De Niro), doch als Machete zum vereinbarten Termin auf jenen anlegt, wird er selbst Opfer einer Verschwörung. Nur knapp entgeht er einem Anschlag. Nachfolgend kennt der Mann mit den unzähligen Macheten nur noch einen Gedanken: Vergeltung. Ihm zur Seite stehen Freundin Luz (Michelle Rodriguez) und eine hübsche Agentin (Jessica Alba), die sich beide ihrer Haut zu wehren wissen.

Kritik:
Den Namen Danny Trejo würde auch Günther Jauch nicht so schnell wissen, doch der mittlerweile 65jährige gehört mit zu den bekanntesten Gesichtern der Filmwelt. Trejo, der mit rund 50 Projekten allein in den letzten fünf Jahren einer der fleißigsten Nebendarsteller seiner Zunft war, fällt meistens mit kurzen, prägnanten Szenen auf, in denen der von Narben übersäte Ex-Knacki fast immer harte Kerle mimt. Robert Rodriguez liebt den Mann und nachdem er ihn schon mehrfach für kleinere Szenen engagierte, ist žMachete nun Trejos erste große Mainstream-Hauptrolle.

Was als Drei-Minuten-Spaß begann, streckt Rodriguez hier nahtlos auf Spielfilmlänge. Der Trailer von damals fasste die Story des Films bereits recht präzise zusammen, denn alles Weitere ist reine Ausschmückung. Wie es der Trailer schon zeigt, ist žMachete ein nicht allzu ernst gemeinter, leicht trashiger Actionreißer, der auf Macho-Klischees abzielt und lieber žPhantom Commando als žGottes Werk & Teufels Beitrag sein will. An die ewige Referenz Schwarzeneggers kommt er nicht ganz heran, da es niemals derart absurd wird, der Ton ist im Grunde aber derselbe. Jeder Bösewicht im Film (und es gibt gleich drei: Jeff Fahey, Robert De Niro und Steven Seagal) ist ein schleimiger, Zigarre qualmender Mistkerl, jede Frau temperamentvoll, lüstern und fast immer nackt (Michelle Rodriguez, Jessica Alba, Lindsay Lohan) und wie es in einem Rodriguez nicht fehlen darf, kommt Cheech Marin als ballernder Priester noch just dazu. Weckt das Erinnerungen? Absolut, denn žMachete erinnert so sehr an žDesperado und žIrgendwann in Mexico, dass es mehr oder weniger eine direkte Fortsetzung sein könnte. Die Action ist ähnlich wild, explosiv und blutig, Witze und Oneliner lassen schmunzeln und insgesamt bleibt das Gefühl, dass es trotz simpler Story und gleichem Konzept sehr unterhaltsam wird.

Das Ganze hat leider auch ein paar kleinere Haken, die man besser im Vorfeld erwartet. Machete ist nicht die einzige Hauptfigur des Films, denn Agentin Sartana (im Script: Elektra, im Film gespielt von Jessica Alba) bekommt fast ebenso viele Szenen wie das Narbengesicht. Vom Stil her erinnert ihr Charakter eins zu eins an Salma Hayek in žIrgendwann in Mexico, wobei das Script die vielen Szenen zumindest mit mehreren hüllenlosen Momenten rechtfertigt. Überhaupt wird es interessant sein zu sehen, in wie weit die drei Damen Rodriguez, Alba und Lindsay Lohan Änderungen verlangt haben, denn das Drehbuch zeigt ihre drei Figuren als erstaunlich offenherzig und hemmungslos. Zurückhalten sollte sich auch mögliche Freude über die Anwesenheit der Herren Seagal und De Niro, weil diese beiden Ausnahmedarsteller wirklich nur in einer handvoll kleiner Szenen so sehen sind (wenigstens bekommt Seagal einen ansprechenden Schwertkampf ala žInto the Sun spendiert). Wirft man nun einen Blick auf žDesperado, fehlt etwas: der Buscemi Charakter. Steve Buscemi brachte beim zweiten Teil der Mariachi-Reihe einen gewissen Tarantino-schen Charme mit, der in žMachete gänzlich fehlt. Aber das sei auch nicht groß berechnet.

Fazit: Wer žDesperado und žIrgendwann in Mexico mochte, wird žMachete fast genau so gern haben. Das wird ein herrlich testosteronlastiges B-Movie mit Kultcharakter.

:super: / 10
 

Der Pirat

New Member
GENAU das erwarte ich von dem Film =)
Da ich Danny Trejo eh sehr gerne sehe und auch dem rashigen nicht abgeneig bin, steht dieser Film auf meiner Pflichtliste ganz ganz weit oben :smile:

Das wird (hoffentlich) ein einziger Spass. DIe Kritik lässt ja schon mal drauf hoffen :biggrin:
 

Joel.Barish

dank AF
Zwischen "Desperado" und "Irgendwann in Mexiko" liegen für mich aber Welten. Der eine ist cool, abgefahren und kurzweilig unterhaltsam, der andere ist ein wirres, unzusammenhängendes, totstilisiertes, nerviges und albernes Stilexperiment. Ich befürchte, dass "Machete" eher wie "Irgendwann in Mexiko" wird und den finde ich beschissen.

Und ich verwette Jigsaws derzeit kaputten Rechner, dass die Alba und Michelle Rodriguez nicht blank ziehen werden. Höchstens mit Doubles.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Liest sich so eigentlich recht gut. Ich hoffe aber, dass Rodriguez den stilistisch so mach wie Planet Terror - Also mit schlechter Bildqualität, Filmrissen und diesen ganzen Körnungen und was weis ich. Denn auf einen stinknormalen Rodriguez-Gangsterfilm á la Irgendwann in Mexiko kann ich auch verzichten.
 
M

Master Chief

Guest
Desperado war stark, sein Nachfolger aber eine einzige Katastrophe.

Ich denke aber, dass Machete ein ziemlicher Fun-Film werden wird. Alleine aufgrund des anderen Hauptdarstellers kann ich mich aber mit einem Vergleich zu den beiden Mexiko-Streifen nicht wirklich hinreißen lassen.

Der Grundtenor ist mir viel zu verschieden.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Original von Lord Dralnu
Ich hoffe nicht ..... 0.o

Warum nicht?
Ich meine es ist die Verfilmung eines Grindhouse-Faketrailers, der ja auch in der Optik daherkam und, laut Drehbuchkritik, auch reichlich trashig werden wird, würde meines Erachtens also super passen und habe eigentlich auch schon damit gerechnet.
 

nighthawk

New Member
Original von Lord Dralnu
Naja, wenn es nicht übertrieben wird, sage ich ja nichts, aber wenn ständig irgendwelche Bildfehler über die Leinwand flimmern, ist das schon sehr nervig.
Und denk' daran, "Death Proof" hatte ja auch ein reines Bild ..... :wink:


bei death proof war doch auch nur die zweite hälfte rein, die erste nicht oder täusch ich mich da grad?
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Bei Death Proof waren auch Bildfehler eingebaut :wink:

@Topic: Hört sich schon mal nicht schlecht an. Aber wie ich schon an einer anderen Stelle gesagt habe, hoffe ich, dass Machete nicht zu sehr "Irgendwann in Mexico" ähnelt, denn den fand ich nicht sehr berauschend. Dann doch lieber Desperado.
 
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