The Tree of Life ~ Pitt, Malick [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
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Kritik: The Tree of Life (Joel.Barish)
Kritik: The Tree of Life (Jay)

Terrence Malicks heiß erwarteter Film "The Tree of Life", mit Brad Pitt und Sean Penn, war bereits für 2009 im Gespräch, doch der Film war nicht fertig. Nun ist er fertig, doch die noch junge Verleihfirma löst sich gerade in ihre Einzelteile auf. Fox Searchlight hat nun die Vertriebsrechte für den Film erworben und peilt einen Start irgendwann in 2011(!) an. Searchlight hat für die Awards Saison schon ein paar heiße Eisen und spart sich den neuen Malick auf.

Worum geht es bei "The Tree of Life"?
Der Film wurde bisher meist möglichst knapp und eher kryptisch beschrieben. Angesiedelt in den 1950er Jahren geht es um den jungen Jack, der von seinen Eltern (Brad Pitt und Jessica Chastain) vom Leben lernt, dabei jedoch auch negative Erfahrungen macht, die in den Texten zumeist als "loss of Innocence" beschrieben werden. Der erwachsene Jack (Sean Penn) irrt durch die moderne Welt und versucht diese und die Menschen darin zu verstehen.
Die Handlung wird gerahmt von Szenen aus dem Anbeginn der Zeit und der Erde, inklusive Dinosaurier! "The Tree of Life" soll eine Laufzeit von drei Stunden haben.

Hier gibt es eine frühe Reaktion zum Film. (Klick) Spoilerfrei, aber sehr interessant und voll des Lobes. Die Reaktion erschien jedoch, bevor der Film auf 2011 verschoben wurde.

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Um zu erklären, wie es zu dieser Verschiebung kam, hole ich etwas weiter aus. Gedreht in 2008, war der Film schon 2009 auf meiner Liste. Das war natürlich etwas optimistisch, deswegen konnte ich mich damit abfinden, dass es dann 2010 sicher klappen würde. Terrence Malick hat in seiner Karriere erst vier (4!) Filme gedreht. Angefangen 1973 beim grandiosen "Badlands", zuletzt "The New World" 2005. Nach einer zwanzigjährigen Regiepause standen für "Der schmale Grat" 1998 die Stars Schlange und der neue Malick wurde mit Spannung als kommendes Ereignis erwartet. Damit hat Malick eine einzigartige Stellung in der Filmwelt. Die erste Schnittfassung von "Der schmale Grat" soll fünf Stunden lang gewesen sein; Malick hat den Ruf eines endlosen Tüftlers, der so detailversessen ist, wie ein Kubrick. Nur dass Malick mehr Zeit im Schneideraum verbringt.

Im Schneideraum befand er sich wohl auch zwischen Herbst 09 und Sommer 2010. Für Cannes '10 wurde der Film erwartet. Er kam nicht. Die junge Firma Apparition hatte indes aber schon die Vertriebsrechte gekauft. Für eine frisch gegründete, noch wackelig auf eigenen Beinen stehende Firma ist ein heiß erwarteter Malick ein gigantischer Brocken, den sie scheinbar nicht wirklich händeln konnten. Einer der Hauptverantwortlichen stieg aus und im Frühherbst 2010 steht Apparition, abgesehen von "TToL", ohne Film da. Kritiker, Filmemacher- und -fans hofften unterdessen auf die aktuellen Festivals. Aber weder in Venedig, noch in Toronto, auch nicht in Telluride wurde "The Tree of Life" gezeigt. Inzwischen hieß es jedoch, dass Malick fertig mit dem Schnitt ist. Drei Stunden Lauflänge und davon wird sich der Meister auch nicht abbringen.

Apparition zerbröselte und Fox Searchlight kaufte die Rechte. Da man auf Filmpreise, insbesondere den Oscar hofft, ist denen aber wohl die Zeit zu knapp und der eigene Fahrplan schon zu voll. Drei Monate sind für einen kryptischen Dreistünder mit Oscar-Ambitionen etwas gering, auch wenn beispielsweise Clin Eastwoods "Hereafter" oder der englische "The King's Speech" auch erst seeehr langsam ins Rollen kommen, was PR betrifft. Searchlight spart sich den Film auf.

Was heißt das für einen Starttermin?
Möglich wäre natürlich ein Start im Frühjahr 2011. Dann erginge es dem Film ähnlich wie Scorseses "Shutter Island", der auch wegen vollem Terminkalender des Verleihs verschoben wurde. Mit einem März-Start kann man sich - wenn man es denn darauf absieht - Träume vom Oscar sparen. Wahrscheinlicher ist daher ein Start in Cannes 2011. Das wäre im Mai. Ein US-Kinostart ungefähr im Oktober. Und wie ich unsere Pappenheimer von den deutschen Verleihern kenne, heißt das für uns: "Tree of Life" im Februar 2012 (!) in den Kinos. Das ist eine Theorie und wäre das Worst Case Scenario. Für mich persönlich, der ich schon seit einem Jahr den neuen Malick herbeisehne, kommt die ganze Chose einer Folter gleich. Ich will den Film einfach sehen, Oscars hin oder her. Aber wenn er gut ist, habe ich es auch ganz gerne, dass der Film seine Wertschätzung erhält.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Von dem Projekt höre ich zum ersten Mal, ist wohl irgendwie an mir vorbeigegangen.

Ich weiß nicht, was ich von dieser Story halten soll. Es klingt so, als hätte der Film keine (oder nur wenig) Handlung :gruebel:
Pitt und Penn sind immer gut, aber von dem Regisseur habe ich noch keinen Film gesehen. Ja, ich weiß, "Der schmale Grat" muss ich nachholen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Und The New World. Hol dir aber ein möglichst kolossales Kissen dazu, denn der wird lang, lang, lang. Der ist gefühlte 3 einhalb Stunden lang. Aber lohnt.

Tree of Life... ich hab nur Dinosaurier gelesen. Malick könnte das Leben eines Stegosaurus auf jeden Fall gut verfilmen. Eines Stegosaurus, der nie angegriffen wird und sich auch nie paart. Also 80 Jahre oder länger rumsteht und Gras frisst. Mit inneren Monologen, die zwischen den zwei Gehirnen wechseln. Er könnte eine gespaltene Persönlichkeit haben und mit sich selbst reden. Fantastisch. Das würde er besser als viele andere hinkriegen.
 

Joel.Barish

dank AF
Jay, die Dinosaurier spielen in diesem Film aber keine Hauptrolle! :nene:

Tyler:
Echt nicht? Alter Falter. Dem müssen wir mal Abhilfe schaffen. "Der schmale Grat" leihe ich dir aus. Wenn der dir gefällt, leihe ich dir auch "Badlands" aus. Beides Meisterwerke, ich persönlich mag Letzteren aus persönlichen Geschmacksgründen noch lieber. Ich fürchte aber, dass du (Jay womöglich auch) den eher dröge findest. :gruebel:

Ich brauche unbedingt die Langfassung von "The New World" auf DVD.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ach so, ich dachte Brad und der Junge da spielen nen Iguanodon und dass Terry einfach kein Geld mehr für Pappmache etc. hatte. Jetzt seh ichs.

Brad ist halt sehr überzeugend, hätte jetzt bspw auch Remake von Total Recall sein können mit Brad als Kuato, oder einen vertikalen Two-Bad aus He-Man

[url]http://s5.directupload.net/images/100910/cz6azmpu.jpg[/URL]

(true story: genau die Spielfigur hatte ich als Kind)

(ich hör ja schon auf)

Bodenlose Provokanz: Niemand dreht schiere Langeweile unterhaltsamer als Terrence Malick. :ugly:
 

hexe

omg lazerguns pew pew
Ich hoffe inständig, dass man es bei der finalen Version belässt. Gab vor paar Wochen mal eine Diskussion auf Facebook zum Film und da behaupteten angebliche Insider, Fox wolle den Film auf "Regular" stutzen. Hat keiner geglaubt und das Topic wurde gelöscht.
Jetzt hoffe ich mal schwer, das war das übliche Miesmachen gegen Fox und kein echter Insider. Liegt auf der Hand, dass tonnenweise Klugscheisser gegen Fox wettern, aber Searchlight traue ich das eigentlich nicht zu, vor allem nicht dann, wenn ein Award winkt.
 

LanceVance

New Member
Vor Black Swan, der am kommenden Wochenende limitiert startet, wird es einen Trailer zu Malicks neusten Film zu sehen geben.

Zudem: Infos zu seinem nächsten Projekt - "The Burial".

Link (/Film).
 

Joel.Barish

dank AF
Trailer in HD

[Bezogen auf den abgefilmten Trailer in schlechter Qualität] Ja, die Quali ist beschissen und den Trailer sollte man in dieser Form wahrscheinlich gar nicht erst anschauen. Wahrscheinlich ist er auch morgen schon entfernt worden. Ich habe nicht mal eine Minute geschaut und habe trotzdem schon eine Gänsehaut. Malick kann Bilder arrangieren wie kein zweiter. Tarkovski, (der frühe) Resnais, dann Malick. Und im Trailer dann Smetanas "Moldau"! Der Trailer läuft aktuell mit "Black Swan" in den US-Kinos und soll erst Tage später offiziell im Netz veröffentlicht werden. Ich kann den Trailer kaum erwarten und den Film eh nicht mehr.

Malick hat erst vier Filme gemacht. Vier Filme in einer über 40 Jahre dauernden Karriere. Ein sehr guter Film und drei verdammte Meisterwerke.
 
M

Master Chief

Guest
Joar, sieht ansprechend aus, obwohl man sich wohl erst mit dem Release eines hochauflösenden Trailers ein aussagekräftiges Bild machen kann.

@Joel:
Malick hat erst vier Filme gemacht. Vier Filme in einer über 40 Jahre dauernden Karriere. Ein sehr guter Film und drei verdammte Meisterwerke.

Welche von seinen Filmen, sind denn deiner Meinung nach Meisterwerke?
 

Joel.Barish

dank AF
Original von Master Chief
[...]
@Joel:
Malick hat erst vier Filme gemacht. Vier Filme in einer über 40 Jahre dauernden Karriere. Ein sehr guter Film und drei verdammte Meisterwerke.

Welche von seinen Filmen, sind denn deiner Meinung nach Meisterwerke?
Da er ja insgesamt nur vier Filme hat und drei davon für mich (!) Meisterwerke sind, ist die Frage ja irgendwie eher, welcher der vier keines ist. ^_^
Ich würde das so aufteilen:
- The New World: sehr gut
- Der schmale Grat: Meisterwerk
- Days of Heaven: Meisterwerk
- Badlands: Meisterwerk
 
M

Master Chief

Guest
Ah okay.

Hmm. Also "Days of Heaven" fand ich visuell wirklich überragend, aber inhaltlich dann doch dermaßen standardisiert, dass es zu einem wahren Meisterwerk nicht wirklich reicht. Ein frühes Beispiel für Style over Substance würde ich sagen, wiewohl die Handlung natürlich nicht unerträglich flach ist. Aber eben doch zu typisch und konventionell.

Aber bei dem Rest kann ich dir eigentlich nur zustimmen.
 

Joel.Barish

dank AF
"Days of Heaven" ist - wenn überhaupt - nur an der Oberfläche konventionell, wie ich finde. Und selbst da ist die Handlung mit der a-typischen "Familie", dem Leben am Existenzminimum, der Arbeit auf dem Feld, dem Einheiraten in den Wohlstand etc. ziemlich abwchslungsreich und vielschichtig. Und innerhalb dieser Story erzählt Malick so viel. Platt gesagt geht es um den Amerikanischen Traum, der Film ist ein Kommentar über soziale Ungerechtigkeit, über ungewöhnliche Familienbande und für die Opfer, die man evtl. für das Glück bringen muss. Allein durch die grandiosen Off-Kommentare des kleinen Mädchens wird so ausgiebig und aus faszinierend ungewohnter Perspektive über das Leben reflektiert und philosophiert, dass ich den "Style over Substance" Vorwurf nicht so wirklich nachvollziehen kann. Aber der Film ist ja auch zum Niederknien schön.
Und jeder, der die vier Filme gesehen hat und scheinbar gut findet, hat trotz allem ein :super: verdient. :wink:
 
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