La Forteresse/Die Festung (über Asylbewerber)

Presko

Don Quijote des Forums
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La Forteresse

Regie
Fernand Melgar

In einem Empfangszentrum im waadtländischen Vallorbe begleitet der Dokumentarfilmer Fernand Melgar Asylbewerber während des Verfahrens, bei dem innert 60 Tagen ihr Flüchtlingsstatus anerkannt oder abgelehnt wird.
Dabei beschränkt sich Melgar komplett auf die Beobachterrolle. Die Kamera zeigt Episoden aus dem Allltag und lässt dabei alles komplett unkommentiert. Es gibt seitens des Regisseurs also keine Erklärungen zu Gezeigtem und auch keine Hintergründe zu den Aufgetauchten Personen - ausser halt dem, was vor der Kamera passiert.

Der Alltag ist dabei von verschiedenen Spannungsmomenten geprägt und der Zuschauer erlebt diese Spannungsmomente teils aus der Sicht des Betreuungspersonals, teils aus der Sicht der Asylbewerber mit.
Im Alltag sind den Asylbewerbern strenge Regeln vorgegeben. Anvertrauen können sie sich den Betreuern, gleichzeitig ist die Securitas allgegenwärtig, welche immer ein kontrollierendes und prüfendes Auge auf sie hat. Im Zentrum treffen Menschen aller Nationen und mit allen möglichen Geschichten aufeinander.

Ich habe den Film letzte Woche gesehen und bin begeistert. Ein fantastischer, faszinierender und hochspannender Film. Melgar schafft es hier wirklich, die schwierige Spannung, die an so einem Ort herrscht, für den Zuschauer erfahrbar zu machen. Beispielsweise die Spannung zwischen Vertrauen und Autorität. Wenn das Betreuungsteam versucht zu ihren Klienten durchzudringen, aber gleichzeitig merkt, dass das an so einem Ort schwer ist, gerade auch, wenn die Securitas allgegenwärtig ist.
Grandios ist der Film, wenn er die Gespräche beobachtet, in denen die Asylbewerber ihr Gesuch begründen müssen. Man spürt das Misstrauen, die Zweifel. Reicht die Begründung aus, um in der Schweiz bleiben zu dürfen? Stimmt die Geschichte? Lügt der Bewerber, und wenn ja, wäre es nicht dennoch besser, er könnte hierbleiben?
Es wird einem schmerzlich bewusst, wie subjektiv solche Gesuche beurteilt werden müssen. Tief bewegend ist es, wenn sich der Blick eines Mannes aus Togo, welcher hier in der Schweiz seine Eltern finden will, in Verzweiflung verwandelt, als ihm der Antragsbeurteilende sagt, in Togo habe es Wahlen gegeben, und daher könne kein Flüchtlingsstatus mehr verliehen werden.
Auch beeindruckend, wie der Junge Anstaltsleiter darum kämpft, die Tristesse des Alltags für seine Klienten zu durchbrechen und einen Weg zu finden, sie nicht in ein Loch aus Depressionen und Verzweiflung fallen zu lassen.

Und doch, auch an einem solchen Ort gibt es Szenen von einer solchen Schönheit, voller Hoffnung und Humor. Was habe ich gelacht an manchen Stellen.

La forteresse/die Festung ist ein fantastischer Film. Melgar schafft es, genau die richtigen Momente einzuangen und allein durchs Zeigen, dem Zuschauer ein hochkomplexes Bild zu vermitteln.

Ein Film, den ich unbedingt empfehle

10 Punkte

leider, habe ich gerade gesehen, muss man den wohl in der Schweiz bestellen, obwohl er auch international gezeigt worden ist. Kann es aber wirklich empfehlen.
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Achte doch bitte bei Thread-Titeln in Zukunft auf Groß- und Kleinschreibung, das sieht irgendwie nicht schön aus, wenn da so ein Hickhack ist. Ich hab es bei diesem Thread schon einmal geändert.
 
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