Das Jahr 2010: Kino in der Krise, Home Entertainment boomt (BGT)

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Die FFA (Filmförderungsanstalt) und die Videobranche haben ihre Zahlen für das abgelaufene Jahr 2010 vorgelegt. Und diese Zahlen lohnt es tatsächlich einmal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen, da sich daraus einige interessante Schlüsse ziehen lassen. Wollte man ein Fazit ziehen, könnte man es sich leicht machen und sagen: Das Kinogeschäft steckt in einer Krise, der Home Entertainmentbereich, insbesondere der Blu-Ray-Absatz und digitale Medien, legen rasant zu. Doch wie sieht das im einzelnen aus und was bedeutet das für die Branche?

BGT-Rückblick auf das Jahr 2010
 
S

SlyFan

Guest
Treffender Artikel.
Ich sehe das absolut genauso und die Fakten überraschen mich überhaupt nicht.
Ich gehe sehr viel weniger ins Kino als früher(liegt auch an den Filmen selbst),doch bei geringeren Preisen etc. würde ich mir auch Filme ansehn,die ich mir sonst auf DVD anschaue.
So aber ist die Ausnahme die Regel.
Und 3D ist sicher auch kein dauerhafter Garant für Erfolg und ist meiner Meinung nach bei vielen Filmen auch nicht wirklich zwingend(wobei es nat.Ausnahmen gibt).


Bitte mehr solcher Artikel :super:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
In der Tat ein guter Bericht. :super: Immer wieder interessant, sowas, wobei das ja in etwa absehbar ist.

DVD sinkt, BD steigt, Heimkino steigt, VOD ganz gering, Kinobesuche nach unten. Das 2010er Kinojahr Deutsch war ja grottig: Vincent will Meer, Wir sind die Nacht, dieser eine mit Nadja Uhl? Sonst war da doch nichts. Jetzt muss es der Schweiger wieder richten mit 5 Mio+ für Kokowäh.

Du hast auch vollkommen Recht, was den 3D Irrsinn betrifft. Die Leute schauen sich Alice im Wunderland an und sind das erste Mal enttäuscht, dass 3D nicht so gut ist wie bei Avatar. Sie schauen sich Kampf der Titanen an und wagen es schon nicht mehr, Resident Evil, Tron und Saw anzufassen - obwohl die lustigerweise dann doch in 3D gedreht sind.

3D ist Irrsinn. Es ist Irrsinn, jeden Monat 3D Filme zu bringen, es ist Irrsinn, jeden Mist in 3D zu bringen, es ist Irrsinn manchmal 3 Blockbuster in einer Woche und dann in den nächsten zwei Wochen nur Schrott zu bringen, oder Filmfans monatelang auf deutsche Fassungen warten zu lassen. Weniger Leute kommen und die Preise gehen noch höher und noch weniger kommen und es wird noch weiter erhöht. Es ist wirtschaftlich völliger Nonsens, anzunehmen, dass Leute bevorzugt mehr Geld für etwas zahlen werden, was ihnen so schon zu viel ist. Das müsste doch schon im ersten Semester BWL Thema sein.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Ich denke, dass ist die pure Verzweiflung. Fasst man es kurz, kjönnte man auch sagen: Schweiger soll es für den deutsschen Film rechnen, 3D für die Branche insgesamt. Und das kann es nicht sein. Die Leute geben nicht mehr Geld für etwas aus, wenn es ihnen nicht 100%ig zusagt, und das ist bei der 3D Umsetzung eben nicht der Fall. Erst recht nicht dann, wenn der 3D Effekt fast nutzlos verpufft, wie bei "Saw 7", oder anderen Beispielen. Man klammert ssich da an die Hoffnung, dass mehr 3D Titel höheren Umsatz versprechen - langfristig glaube ich da aber nicht dran. Es mag durchaus sein, dass die Neugierde daran noch ein paar Monate anhält - aber dann?
Ich selektiere ohnehin schon sehr stark, wofür ich noch ins Kino gehen, und ich muss schon sehr von dem Film überzeugt sein, wenn ich mehr Geld für eine 3D Vorstellung ausgebe. Man kann seitens der Studios/Verleiher/Kinobetreiber nicht mit Zwang versuchen, eine Technik zu installieren - das kann auch nach hinten los gehen.

Zum Home Bereich: Das ist alles nicht überraschend, wobei ich dem BD Markt sogar mehr Marktanteil zugetraut hätte. Aber das wird weiter im zweistelligen Prozentbereich steigen. Ich kann sicherlich nicht alles über den Preis regeln, erst recht nicht, wenn ich als Kunde Qualität erwarte. Aber das Beispiel der sehr forcierten BD Einführung sowie die entsprechenden Zahlen lassen sich auch so interpretieren, dass der Kinomarkt weiter abnehmen könnte. Denn wenn ich eine BD mittlerweile in der Regel für um die ~12€ bekommen, wozu soll ich dann noch ins Kino? Um Fiilme in 3D zu sehen, die ich nicht unbwdingt in 3D sehen musss/will? Um nicht selten um die 10€ herum für eine Karte zu bezahlen? Sie werden das nicht nur mit 3D in den Griff bekommen, müssen sowohl Anreize für die Masse schaffen, aber auch an kleinere Interessengruppen denken, und diese wieder stärker ans Kino binden. AAber dafür muss man was verändern und nicht darauf hoffen, dass die Leute die 3D Kröte und die höheren Preise schon schlucken werden. Versuchen sie es nur so, wird einigen bald ziemlich schwarz vor Augen werden, den 3D ist kein Allheilmittel. Ich denke, dass die Zahlen 2011 im Vergleich zu 2010 wieder steigen sehe jedoch ein extrem schwieriges Jahr 2012 auf die Kinobranche zukommen - es sei denn, sie fangen endlich einmal, ihr starres Konzept zu verändern.
 

Wendtslaw

Well-Known Member
Für meinen Teil weiß ich, das ich letztes Jahr etwas weniger im Kino war als noch 2009 und wie es Momentan aussieht werde ich auch dieses Jahr weniger ins Kino gehen, was aber weniger an den gestiegenen Ticketpreisen liegt (jetzt ma völlig egal ob 3D oder nicht), sonderen einfach daran, dass das Filmangebot einfach nicht überzeugen kann.

Und wenn es einen Film gab, den ich unbedingt sehen wollte, lief der nur in ausgewählten Kinos. Genannt sei hier Scott Pilgrim, der zum Glück in 2 Wochen für das Heimkino erscheint, den ich zwar im Kino sehen wollte, den ich nun aber gezwungen bin auf BluRay zu kaufen. Und mit Machete wäre es auch fast ähnlich gewesen, da hab ich zum Glück aber noch ein Kino mehr oder weniger in der Nähe gefunden, was den Film auch zu ner aktzeptablen Uhrzeit gezeigt hat.

Im Übrigen, eine Sache die ich persönlich sehr schade finde, sind die BluRay Preise von Filmen, die hier nicht direkt im Kino liefen. Filme die im Kino liefen und dann auf BluRay erscheinen kosten direkt dann ca. 15€, mit in der Regel relativ schnell sinkenden Preisen, allerdings Filme die nicht im Kino waren, liegen fast immer bei 20€ und es dauert ewig bis die sinken. (Bronson ist son Film)

Naja, kurz um aufjedenfall, 2010 liefen einfach nicht genug ordentliche Filme im Kino.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Für mich sieht das Kinojahr 2011 von hier aus betrachtet doch recht vielversprechend aus. Allein in den nächsten drei Wochen werde ich mindestens 3 mal im Kino sitzen. Auch diese Woche wäre ich dort, wenn "Tucker & Dale Vs. Evil" in meine Nähe laufen würde. 2010 war halt ein schwaches Jahr. Klar gab es Highlights aber ich war zwischendurch Monate nicht im Kino. Das gab es Jahre zuvor nie und ich hab mir geschworen das es nicht nochmal passiert! Sieht ja ganz gut aus bis jetzt.
 

nebomb

Well-Known Member
Das große Problem ist sicherlich die Preisgestaltung der Lichtspielhäuser. Wenn ich für meine Freundin und ich mich an nem Kinoabend 30 Euro auslege dann ist es viel Geld, das kann und will ich mir auch net so oft leisten. Deswegen schaue ich mir mittlerweile nur noch Action und Sci-Fi im Kino an, Komödien oder Dramen werden eben zuhause auf DVD später geschaut
 

rodario

New Member
Auch für mich ist die Preisgestaltung einer der Hauptgründe warum ich nicht mehr so oft ins Kino gehe. Wenn ich mit meiner Freundin und unseren 2 großen Kindern ins Kino gehen will sind das mal eben 50,- Euro (Eintritt + Verzehr).
Wenn ich dagegen eine Blu-Ray kaufe dazu noch nen par Chips und so sind das vielleicht 30 Euro. Der 2te nachteil ist halt das man auch erstmal zum Kino hinkommen muss und für mich ist das nächste größere Kino leider nicht direkt um die Ecke ist. Und durch die hohen Preise im Kino wird die Fahrt dorthin nunmal leider auch nicht attraktiver.
3D ist bei einem guten Film der direkt in 3D gedreht wurde und von der Art her dafür geeignet ist ne super Sache, doch schädigen Filme wie Alice den ruf von 3D Filmen gravierend so das die Filmindustrie meiner Meinung nach gerade dabei ist ihr bestes Pferd tot zu reiten.
 

Clive77

Serial Watcher
Erstmal: Schöner Artikel - schon sehr interessant, aber auch für mich nicht verwunderlich.

Thema 3D: Sicher nicht bei jedem Film angebracht und vor allem nicht die dazugehörige Preiserhöhung. Wenn man als Kinobesucher dann auch noch merkt, dass 3D nicht gleich 3D ist - wer nach Avatar einen der nachbearbeiteten Filme sieht, wird sich sehr verarscht vorkommen - wird sich vorher informieren, ob sich der Ticketpreis wirklich lohnt und dann eventuell sogar das Interesse an einem Kinobesuch verlieren.

Thema Ticketpreis: Wirklich oft eine Zumutung für den Normalverdiener. Der "nackte" Preis an sich ist oft garnicht so hoch, aber es gibt zig Zuschläge, je nach Film. Wenn ich da an meine Heimatstadt Bielefeld denke, fallen mir für die beiden Multiplexe Dinge wie Reservierungszuschlag, Logenzuschlag, Überlängenzuschlag ab 120 min. Laufzeit und 3D-Zuschlag ein. Damit war mein Avatar-Ticket bisher auch das teuerste überhaupt. Als ich dann das erste Mal von der Kino-Flatrate hörte, war ich der Hoffnung, dass sich so'n Ding lohnt (es gab schonmal kleinere Angebote, z.B. 5 Filme für 25 Euro - ist aber schon Jahre her). Als ich dann den Preis dafür erfahren habe ist mir die Kinnlade runtergefallen. Ich gehe zwar gerne ins Kino aber so oft dann auch wieder nicht...

Thema Kino vs. Home-Entertainment: Neben den Ticketpreisen spielen sicher noch andere Faktoren eine Rolle. Zu Hause hat man halt' automatisch den besten Sitzplatz, kann zwischendurch für die Pinkelpause stoppen, hat Snacks aus dem ALDI o.ä. dabei, keinen langen Anfahrtsweg (und keine Parkgebühren) und braucht sich keine Sorgen über lautstarke Mitbesucher machen. Es ist halt' günstiger und bequemer und immer mehr Leute nutzen das. O.k., man sieht den Film nicht zum Kinostart, aber warum auch? Ist doch oft eh' besser abzuwarten, ob der Film sich wirklich lohnt und die BRs oder DVDs kommen inzwischen doch schon schnell auf den Markt (sei's als Import aus USA oder geliehen aus der Videothek).

Fazit: Ich selektiere schon sehr, wenn ich ins Kino gehe. Vor 13-14 Jahren gab es Zeiten, da wußte ich garnicht, was läuft, bin einfach nur hin und hab' mir dann irgendwas angesehen, was halbwegs interessant klang. Heute schaue ich genau, was läuft und in welcher Fassung und überlege stark, ob ich dafür unbedingt ins Kino muss.
 

delta

Ghost in the Wire
Interessanter Artikel der noch einmal belegt was wir doch schon alle im Gefühl hatten...

Ich kann im folgenden nur für mich sprechen, aber auch da fällt die Bilanz für's Kino verheerend aus. Wenn ich mir nur vorstelle, das ich in meinem Freundeskreis einer von genau zwei Leuten bin, die einigermassen regelmässig ins Kino gegangen sind - der Rest nur sporadisch wenn eben mal nichts besseres ging am Samstag Abend - und von diesen zwei Leute praktisch keiner mehr übrig ist.
Es ist einfach viel zu unattraktiv und zu teuer.

Kino ist einfach absoluter Luxux geworden. Und dabei ist unser Kino hier im Vergleich zu den großen Multiplexen noch eingermassen günstig.... Aber trotzdem. 8eu für die Karte, dann hier noch einer wegen Überlänge, 2 wegen 3D ach, und dann war da noch die Reservierungsgebühr. Sorry, aber das geht einfach nicht. Nicht wenn ich weiss, das in den Läden BD's für sagen wir mal durchschnittlichen 15 Euro liegen und nur darauf warten gekauft zu werden.

15 Euro - das lohnt sich ja sogar schon wenn man den Film nur EIN EINZIGES MAL kuckt. Schliesslich spart man noch fahrtkosten ins Kino, Parkplatz, die Getränke sind billiger etc. Wenn man den Film dann in der Gruppe kuckt, oder eben mehr als ein mal, dann hat sich die BD quasi schon finanziert.

Wenn man all das berücksichtigt ist es auch absolut logisch, das Leute immer häufiger darauf verzichten einen Film im Kino direkt am Start zu sehen. Zumal 3D mittlerweile wirklich nicht mehr das absolute Zugpferd ist... Quasi jeder hat im letzten Jahr irgendeinen 3D-Film gesehen. Ging ja kaum anders... RE, Drachenzähmen, Alice, Kampf der Titanen, und so weiter.

Man kann nur hoffen das den Kinobetreibern irgendetwas einfällt um die Leute wieder ins Kino zu bringen. Ich würde gerne das Kino besuchen, gerne auch noch wesentlich öfter wie in letzter Zeit - aber nicht wenn es wirtschaftlich total idiotisch ist das zu tun. (Oder wenn man es sich aufgrund der Preise schlicht nichtmehr leisten kann...)


So, Wall-Of-Text produziert. Wer bis hier durchgehalten hat - dankeschön :danke: :ugly:
 
R

RickDeckard

Guest
Ist ja auch wirklich so - seitdem man Kinofilme 6 Monate später auf DVD (bereits gute Qualität für Home Entertaintment) erhalten kann, habe ich auch nicht mehr jeden Film im Kino geschaut der mich interessiert hat.
Die hohen Kinoeintritte sind ein Grund dafür. Denn spätestens wenn man Familie hat, ist es günstiger Filme auf DVD/BD zu kaufen und zuhause zusammen anzuschauen anstatt mit allen ins Kino zu rennen.

Durch mein kleines privates Kino (Beamer und 2,40m breite Leinwand) habe ich sogar ein bisschen Kinofeeling dabei und brauche mich auch nicht über wenig Platz durch dicke Nachbarn und schmatzendes Publikum ärgern.
(will jetzt keinem Übergewichtigen zu nahe treten, aber wenn ich im Kino nicht einmal auf einer Seite die Arme auf die Lehne legen kann ist das schon sehr nervig...)

Durch die BD wird das Kinoerlebnis sicher nicht schlechter, und auch der derzeitige 3D Bonus des Kinos ist in absehbarer Zeit ausgeglichen.
Ok einen 3D Beamer werde ich mir ersteinmal lange Zeit nicht leisten können, aber wenn ich so sehe was da alles als 3D verkauft wird, kann ich darauf ehrlich noch verzichten, und gehe dann halt tatsächlich noch in die Filme (3D) bei denen ich durch Kritiken und Rezensionen sicher sein kann dass es sich lohnt.

Es ist nicht leicht zu sagen wie das Kino sich retten könnte, aber spontan fallen mir da im Moment echt nur günstigere Preise ein. Und zwar vom Eintritt bis zur Gastronomie muss da was passieren, denn sonst wird/bleibt Kino ein Ausnahmeerlebnis, das man sich nur ab und zu mal gönnt.
 

Esum

Batman
Sehr guter Artikel :super:

ich bin letztes Jahr auch weniger im kino gewesen als sonst. Das liegt schon an den Preisen und an der Auswahl. Früher kann ich mich noch erinnern, da bin ich jeden Samstag mit meinen Vater ins Kino gegangen und dann haben wir uns irgend ein Film angesehen. Aber heute ist das durch die Preise einfach nicht mehr wert. Ich geh auch nur noch in Filme die mich interessieren und wo man davon ausgehen kann das er gut ist.

Jetzt wohne ich zwar neben ein Kino, das bedeutet aber leider nicht das ich deswegen öfter rein gehe.

Die Preispolitik muss sich unbedingt ändern.
 

robgordon

New Member
Ich denke ebenfalls, dass das Kino zunehmend unattraktiver für den deutschen Konsumenten wird. Neben den bereits angesprochenen hohen Ticketpreisen verfehlen die Hollywood-Studios seit Jahren mit ihren immergleichen Comicverfilmungen den hiesigen Geschmack. Was allein in diesem Jahr an Superhelden über die Leinwand marschieren wird, ist unglaublich. Dabei werden diese Filme im Erfolgsfall nicht über 1-1,5 Mio. Besucher kommen.

Ein weiterer Grund, warum ich nicht mehr gerne das Kino besuche, sind tatsächlich die nervigen Mitbesucher. Was soll man gegen lautstarke Unterhaltungen, Handyrumgespiele, Nachovernichtung und pubertäre ADS-Gruppen ausrichten? Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass die Störgeräusche um mich herum stark zugenommen haben und mich zunehmend nerven.

3D hat bereits seinene Zenit überschritten und wird nur noch von Filmen getragen werden, die auch ohne diesen Effekt Blockbuster geworden wären (FdK3, Harry Potter,...). Alle anderen, siehe "Gullivers Reisen", reizen niemanden mehr.
 

Clive77

Serial Watcher
Hmm, überlege gerade, was die Kinobetreiber machen könnten, um wieder mehr Zulauf zu kriegen.

Sicher, die Preise für Tickets sind der Hauptkritikpunkt, aber wohl nicht vermeidbar gewesen. Vor 15-20 Jahren gab es noch viele kleine gemütliche Kinos, dann kamen die großen Multiplexe - größere Säle, größere Leinwand, besserer Sound. Und jetzt versucht jeder Betreiber, auf der 3D-Welle mitzuschwimmen. Kein Wunder, dass der Filmbesuch immer teurer wird.

Vielleicht sollten die Betreiber wieder auf mehr kleinere Säle umschwenken. Die angenehmsten Kinobesuche hatte ich jedenfalls in den kleineren Kinos. Mal abgesehen davon, dass der Eintritt bedeutend günstiger war, wurden dort auch ältere Filme gezeigt und die Einrichtung hatte teilweise Wohnzimmer-Flair. Das Lux in Bielefeld hatte (wenn ich mich richtig erinnere) sogar Sofas im Saal. Ferner ist bei weniger großen Sälen auch die Wahrscheinlichkeit der Störer im Publikum geringer.

Auch sollten die Betreiber öfter mal die alten Filme rauskramen. Man könnte doch einmal die Woche oder bei Multiplexen durchgehend in einem kleineren Saal, Nostalgie- oder Kultfilme zeigen. Da macht man mal einen Tarantino-Abend oder zeigt die besten Blockbuster der 80er oder so. Natürlich zum kleineren Preis. Kann mich noch daran erinnern, dass es sowas früher mal gab - habe Filme wie Braindead, Blade Runner und Lost Highway auf diese Art im Kino gesehen.

Auf jeden Fall muss sich dort was ändern, sonst gehen die Leute nurnoch für die großen Blockbuster ins Kino, weil alle anderen Filme zu Hause günstiger und angenehmer zu genießen sind.
 

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Statussymbol.
Ist halt das ewige leidige Thema. DvD und BD sind in den letzten Jahren permanent günstiger geworden, genauso wie Fernseher und entsprechenden Player auch permanent günstiger geworden sind, sprich ein Kinoartiges Feeling Zuhause ist allgemein leichter zugänglich und weiter verbreitet worden. Wie reagiert das Kino darauf? Es erhöht die Preise, permanent in den letzten Jahren. Das heißt es besteht eine nur geringe Marktmacht des Kinos durch eine hohe Substitutgefahr, und man reagiert darauf, indem man das eigene Produkt konsequent unattraktiver macht. Die Preiserhöhungen mögen logisch sein betrachtet man nur die Konkurrenz durch andere Kinos, schließlich sind die Markteintrittbarrieren für neue Kinos durch eine begrenzte Zahl an Kinogebäuden und hohe Gebühren für die Aufführung, so hoch, das viele Kinos, gerade in kleineren Städten eine Monopolstellung haben, aber so eine Preispolitik ist Gift, wenn das Substitut kaum Nachteile hat. In diesem Fall eigentlich nur die Tatsache das man die Filme etwas später sieht und was vom Feeling verloren geht. Ganz ehrlich, das fasst man sich als Volkswirt an den Kopf, dass konsequent die Preise steigen.
Anstatt mit Konzepten wie geringe Karten Preise dafür Mindestverzehr / Midnightmovies mit freiem Eintritt und Mindestverzehr ( letzteres gibt's bei uns im Kino und es ist das einzige wo ich sowas bisher kenn, viele Besucher und fast alle kaufen mehr als den Mindestverzehr wenn sie schonmal da sind) um mehr Leute ins Kino zu locken und Kino auch wieder stärker als Freizeitbeschäftigung zu etablieren, wird versucht Geld zu verdienen indem man die Besucher die kommen immer stärker zur Kasse bittet, oder der neue Trend: 3D wird's schon richten. Nur wenn 3D 5€ Aufschlag sind, dann brauch ichs nicht. Avatar ist glaube ich immer noch der einzige Film den ich bisher in 3D gesehen habe und der Effekt war nett, aber mir trotzdem keine 50% Aufpreis mehr wert seitdem. Und genau das gleiche hab ich jetzt schon öfter bei Freunden gehört.
Kurzum, Kinos müssen ihre Preispolitik massiv überdenken und überlegen wo man Kosten senken kann, um Konkurrenzfähig zum Heimkinomarkt zu bleiben. Die Kinobranche hat jetzt seit Jahren extrem kurzfristig gewirtschaftet, das wird ihnen jetzt zum Verhängnis wo Kino kein stark nachgefragtes Gut mehr ist und sie nahezu jegliche Marktmacht verloren haben.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Passt jetzt nicht zu 100% hier hinein, zeigt aber, was in deutschen landen falsch läuft.

Einige Kinos, u.a. die UCI-Kette, lehnen sich gegen das FFG (=Filmförderungsgesetz) auf. Dieses besagt, dass die Kinos halt die Summe X an die FFA(=Filmförderungsanstalt) abdrücken müssen. Die FFA verteilt dann diese Gelder - da hängt auch das TV mit drin - an Produktionen, die ohne diese Hilfe nicht produziert werden könnten. das reciht von Low-Budget-Produktionen bis hin zu Filmen von Bully und Co.
Die Kinos wollen jetzt sogar dagegen klagen, fordern eine moderatere Abgabe und eine sinnigere Verteilung der Gelder. Aus meiner Sicht mit Recht: 70% - in Worten SIEBZIG - der von der FFA geförderten Filme erreichen npoch nicht einmal 50.000 Zuschauer an den Kinokassen. Wie kann das sein? Wer verteilt da auf Grundlage von was die Gelder? Man darf dabei nicht vergessen: Im Grunde sind das öffentliche Gelder, die wir durch Zangsabgaben und/oder Kauf in die Kassen spülen. Wie kann es dann sein, dass das Geld so verbrannt wird? Quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit Filme produziert werden, die kein Schwein interessiert?

Bevor das Argument kommt, dass damit ja viele aufstrebende Filmemacher die Möglichkeit erhalten, ihr Projekt voranzutreiben: Ich bin Fan des FFG, aber nur, wenn es zielgerichtet eingesetzt wird. Hauptziel der FFA kann es doch nur sein, Filmemacher auszubilden, die die deutsche Kinolandschaft konkurrenzfähiger machen. Und außer Bully und Schweiger sehe ich da nicht viel. Der Effekt wäre doch folgender: Habe ich gleich mehrere erfolgreiche Filmemacher in Deutschland, kommt das Geld doppelt und dreifach wieder zurück. Dann kräht auch kein Hahn danach, ob ich mit weiteren Mitteln auch Filme und Macher unterstütze, die eben nicht Massenkompatibel sind, die kleinere, schwierigere Filme angehen. Am Ende würde jeder davon profitieren: FFA, Kinos, Filmemacher, Publikum. Doch so wie es jetzt läuft, kann es ja nun wirklich nicht sein. Die Kinos sollen also wirklich Gelder abführen für Filme, die in 70% aller Fälle keine Sau interessiert und die sie ggfls. auch noch temporär ins Programm aufnehmen müssen und so Leinwände für Filme verlieren, die besser laufen? Mit welchem Argument?

Nochmal: Das auch kleinere Filme unterstützt werden ist völlig richtig und soll schlussendlich auch ja auch Zweck der Übung sein. Doch in erster Instanz muss der deutsche Filmmarkt bestärkt werden, und das geht nur, wenn ich entsprechende Formate und Macher unterstütze und evtl. auch zärtlich in diese Richtung schiebe. Doch dafür muss scheinbar die Organisation der FFa und die Vergabe von geldern gründlich überarbeitet werden.
 

matte

New Member
Toller Artikel.

Bin ja generell ein Homekinofreak... und für mich ist der Preis im Kino eigentlich nicht das Problem sondern einfach die Qualität.

Der Spruch: "Kino dafür sind Filme gemacht." kann ich schon nicht mehr hören.
Mit einem guten TV , Player und Anlage verschafft man sich daheim weit besseres Sehvergnügen.

Weitere negative gründe fürs Kino:
-Schlechte Filme (im Moment)
-nervige Anreise (ungemütlich im Kino, Parkplatzsuche-Spritpreise)
-hohe Preise für Popkorn und Getränke das dann nicht mal gut ist
-nervige Leute
-Man kann nicht mit der Schlabberhose gehen (schaut halt komisch aus)
-3D inkl. Aufpreis (Bei Green Hornet hatte ich starke Kopfschmerzen)
-Viele Filme kommen nicht ins Kino die ich sehen will/wollte Machete, Zombieland, Scott Pilgrim usw...

Mir fallen bis auf große Leinwand eigentlich keine Vorteile mehr fürs Kino ein.

Vorteile daheim:
-gemütlich
-keine Anreise
-gutes Essen
-"bessere" Qualität
-Schlabberhose :wink:
-"unbegrenzte" Filmauswahl - kein 3D
NACHTEIL:
- neue Filme müssen ja erst im Kino laufen :noe: :noe:

Finde man sollte unbedingt die Möglichkeit schaffen Kinofilme auch daheim zu genießen vielleicht mit einem Stream oder ähnlichem... :super:
 

hexe

omg lazerguns pew pew
Ich denke nicht, dass der Doc hier sagen will, dass Kino scheiße ist. Denke sogar, er möchte selbst nicht, dass Kino weiterhin so abschmiert. Es ist ja nicht gesagt, dass die gleichen Menschen, die dieser Branche so schaden später nicht auch den Heimkinobereich erreichen. Ist sogar sehr wahrscheinlich.

Fahrt Euch auch nicht zu sehr auf die Kaufpreise von DVD und BR fest, hier arbeitet man nämlich auch schon an ähnlichen DRM Lösungen wie für Kinofilme und Videospiele. Wenns nach den Publishern ginge, gäbe es keine BR und DVD mehr im Regal, oder zumindest nur noch ausgewählte Titel, die dann entsprechend kosten würden.
Im Idealfall müssten Inhalte irgendwann sogar gestreamt werden, was man sich fürs Kino ja angeblich auch schon überlegt.

Kino ist auch einfach nichtmehr das soziale Ereignis, das es mal war. Das hat nichts mit Heimkino vs. Kino zu tun. Das Ambiente, massenweise Menschen um einen zu haben, paar Getränke und was zu Knabbern. Sowas gibts auf der Couch zuhause nicht. 3D wäre garnicht so schlimm, wenn es eine Option für die bliebe, die völlig unbelastet Kino erleben, wie z.b. für Kinder.

Was die FFA macht, lässt sich eigentlich überhaupt nicht vernünftig erklären, oder nachvollziehen. Man kann sich hier mal anschauen, wieviel Geld da verballert wird. Also ich kann die Zahlen nicht nachvollziehen.
 

CC 2

New Member
Hmm,

also ich muss sagen, ich gehe schon sehr gerne ins Kino. Das Erlebnis ist einfach ein ganz anderes...
Die Sound- und Bildqualität erreicht man bei sich zu Hause einfach nicht.
Und auch das Ambiente im Kino ist meiner Meinung nach sehr schön.

Klar nerven manchmal irgendwelche Störenfriede oder teure Tickets - aber ich finde, wenn man gezielt ins Kino geht überwiegen die positiven Effekte.

Ich habe da auch Glück, da es bei mir ein sehr gutes großes Kino gibt (keine Kette), das eine vernünftige Preispolitik hat (keine zig Aufpreise - nur 3D kostet mehr; gutes Bonussystem und faire Studentenpreise) und eigentlich fast alle Filme im Programm hat, die mich interessieren. Bei manchen speziellen Filmen sogar im O-Ton, wie jetzt bei King's Speech...

Ich kann schon verstehen, dass hier einige aufgrund von Kosten, Bequemlichkeit, Zet, o.ä. Filme lieber zu Hause anschauen. Aber rein von der Qualität ist doch wohl eindeutig das Kino überlegen - selbst wenn man 'ne ziemlich gute Heimkinoanlage hat.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Original von hexe
Ich denke nicht, dass der Doc hier sagen will, dass Kino scheiße ist.

Gott bewahre. Ich liebe Kino. Man darf dabei auch nicht das Alter vergessen. Als ich noch kleiner war, war das Kino quasi konkurrenzlos und die klare Nummer 1. Als dann langsam aber sicher die Videotheken aufkamen, war das wie eine Revolution. Multiplexe gab es auch nicht, dafür wunderschöne alte Kinos. Und da wurde dann auch mal Freitags um 23 Uhr "Spiel mir das Lied vom Tod" gespielt - und das Kino war voll. Um es abzukürzen: ich liebe Kino, daher kann ich nicht verstehen, dass man wenig bis gar nicht versucht, dieses Feeling zu erhalten bzw. wieder her zu stellen. Nur mit Technik, was ja auch wieder höhere Preise einschließt, wird es nicht gehen.

Kino ist auch einfach nichtmehr das soziale Ereignis, das es mal war. Das hat nichts mit Heimkino vs. Kino zu tun. Das Ambiente, massenweise Menschen um einen zu haben, paar Getränke und was zu Knabbern. Sowas gibts auf der Couch zuhause nicht. 3D wäre garnicht so schlimm, wenn es eine Option für die bliebe, die völlig unbelastet Kino erleben, wie z.b. für Kinder.

Das ist es: man bedient nur die Masse - und das reicht heute nicht mehr. Wenn ich Schicchten ins Kino holen will, die jetzt eben nicht mehr kommen, reicht es nicht, 3D aufzuplustern und darauf zu hoffen, dass es die Leute fressen. ich muss flexibler werden, Nischen ausfüllen, neue Konzepte probieren und das Problem nicht aussitzen.

Was die FFA macht, lässt sich eigentlich überhaupt nicht vernünftig erklären, oder nachvollziehen. Man kann sich hier mal anschauen, wieviel Geld da verballert wird. Also ich kann die Zahlen nicht nachvollziehen.

Das ist ja prinzipiell die Langfassung der Zahlen, die ich im Artikel aufgriff. Es kann nicht sein, dass die FFA zwangsweise von uns allen und Kinos Kohle erhält und die in Gutsherrenmanier verteilt. Nochmal: 70% der geförderten Filme blieb unter 50.000 Besucher an der Kasse. Erstes Ziel der Förderung muss es sein, den deutschen Film weiter zu stärken und nicht nur auuf Bully und Schweiger zu hoffen. Dafür muss ich Talente unterstützen, gleichzeitig aber auch Formate entwickeln, die am Markt funktionieren. Hat man dann am Ende des Jahres nicht mehr nur 2-3 starke, deutsche Filme, sondern 8-10 hat jeder was davon, weil am Ende des Tages auch wieder mehr Geld für kleinere Produktionen da ist. Hier aber nur auf Nische zu setzen, und nichts anderes sagen die Zahlen aus, geht gar nicht. Und da kann ich auch die Kinobetreiber sehr gut verstehen. Sie sollen eine Abgabe zahlen für Filme die keiner sehen will? Für Filme, die sie dann zeigen "müssen" und damit beliebtere Filme aus dem programm nehmen, also Umsatzeinbußen hinnehmen? Mit welchem Recht?
 
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