Zero Dark Thirty ~ Kathryn Bigelows Bin Laden Film [Kritik]

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Ich fand den ziemlich schwach. Codename:Geronimo, der sich mit der gleichen Thematik beschäftigt, ist da wesentlich stimmiger umgesetzt.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Platt im Sinne von simpel und nicht so dermaßen pseudo-bedeutungsschwanger-intellektuell wie ZDT. Codename Geronimo beschränkt sich auf das Wesentliche und möchte nicht unnötig verkomplizieren, was auch funktioniert. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
Und was bitte ist an ZDT "pseudo"? Ich weiß, das Wort ist verlockend, aber da greift man manchmal eindeutig zu schnell nach.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Mach dir mal keine Sorgen, mir ist die Bedeutung dieses Wortes durchaus geläufig :wink:

Der Film kratzt verschiedene, an sich wichtige und im Kontext durchaus relevante Themen wie Folter, die Ursache und Wirkung von Nationalstolz, selbstzerstörerischen Ehrgeiz ect. nur minimal an, anstatt sich ausgiebig damit zu beschäftigen, respektive diese zu verfolgen. ZDT erweckt somit lediglich den Anschein, als würde er sich diesen Elementen widmen ohne es wirklich zu tun.
 

Joel.Barish

dank AF
Wo habe ich dir denn erklärt, was "pseudo" heißt? Ich habe lediglich eingeräumt, dass viele Leute das Wort gerne benutzen, dass es aber nicht immer angebracht ist. Nicht alles in deine Richtung was kein Lob ist, ist automatisch böse gemeint. :crying:

Und du findest, dass ein Film, der sich eigentlich ausschließlich rund um diese eine Frauenfigur entwickelt, die zehn Jahre ihres Lebens für die symbolische Ergreifung eines Mannes opfert, die als naive Anfängerin zu Beginn dabei ist und sich in dieser extremen Situation immer weiter entwickelt, durch die Erfahrungen, durch die Handlungen, die sie durchführen muss, das findest du "pseudo"? Dieser Film, der mehr Charakterdrama als Militärfiilm ist, soll Themen wie "selbstzerstörerischen Ehrgeiz" nur anreißen? Ein Film, der wie kein Film zuvor das schizophrene Verhältnis der USA (und der Welt) zur Folter aufgreift und dramatisch verarbeitet, der nicht ohne Grund gewaltige Kontroversen ausgelöst hat? Das reicht dir nicht? Weil, öhm, es ist trotz allem ja keine Doku. Bigelow und Boal wissen schon, was einen Spielfilm ausmacht und Boal hat als investigativer Journalist so viel relevante und wahre Informationen angehäuft, dass die CIA erstmal stutzig wurde. Ein Spielfilm ist nicht dafür da, dir Antworten zu liefern und dir zu erklären, wie du denn nun zu Folter stehen sollst, wie du das finden sollst, was die USA da in Pakistan und generell in den letzten 12 Jahren gemacht haben. Ein guter Film konfrontiert dich mit Szenen und Situationen und ZDT ist voll davon. Sei es Mayas erste Beteiligung an der Folter oder die Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit, als Obama im Fernsehen verkündet, die USA würde nicht foltern.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Joel.Barish schrieb:
Wo habe ich dir denn erklärt, was "pseudo" heißt? Ich habe lediglich eingeräumt, dass viele Leute das Wort gerne benutzen, dass es aber nicht immer angebracht ist. Nicht alles in deine Richtung was kein Lob ist, ist automatisch böse gemeint. :crying:

Ok, diese Reaktion war jetzt völlig unnötig und überzogen, insbesondere der letzte Satz. Mit meiner Antwort habe ich lediglich zum Ausdruck gebracht, dass ich mir bewusst bin, wann und wo ich dieses Adjektiv gebrauche. Vielmehr erweckt es den Anschein, als wärst du derjenige, der sich unangemessen- persönlich angegfriffen fühlt, was definitiv nicht meine Absicht war :smile:

Joel.Barish schrieb:
Und du findest, dass ein Film, der sich eigentlich ausschließlich rund um diese eine Frauenfigur entwickelt, die zehn Jahre ihres Lebens für die symbolische Ergreifung eines Mannes opfert, die als naive Anfängerin zu Beginn dabei ist und sich in dieser extremen Situation immer weiter entwickelt, durch die Erfahrungen, durch die Handlungen, die sie durchführen muss, das findest du "pseudo"?

Mir ging es nicht um das "Ob" sondern um das "Wie". Die Ausführung war durchaus ungenügend und viel zu distanziert, was zum Teil auch an J. Chastains Darstellung liegt.

Joel.Barish schrieb:
Ein Film, der wie kein Film zuvor das schizophrene Verhältnis der USA (und der Welt) zur Folter aufgreift und dramatisch verarbeitet, der nicht ohne Grund gewaltige Kontroversen ausgelöst hat? Das reicht dir nicht?

Jetzt übertreibst du aber gewaltig :smile: Gegenbeispiel: Unthinkable

Joel.Barish schrieb:
Ein Spielfilm ist nicht dafür da, dir Antworten zu liefern und dir zu erklären, wie du denn nun zu Folter stehen sollst, wie du das finden sollst, was die USA da in Pakistan und generell in den letzten 12 Jahren gemacht haben. Ein guter Film konfrontiert dich mit Szenen und Situationen und ZDT ist voll davon. Sei es Mayas erste Beteiligung an der Folter oder die Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit, als Obama im Fernsehen verkündet, die USA würde nicht foltern.

Stimmt, ein Film dieser Art sollte den Zuschauer selbst Position beziehen lassen und das schafft ZDT aufgrund der bereits erwähnten Oberflächlichkeit und sonstigen Mängel zu keinem Zeitpunkt.
 

Joel.Barish

dank AF
Okay, eigenartiges Missverständnis mit der "pseudo" Sache. Beide meinten wir es eigentlich nett und beide haben wir den jeweils anderen irgendwie anders aufgefasst. Keine böse Absicht. Belassen wir es dabei? :smile:

Ansonsten...
Na ja, ich finde die Formulierung ["Die Ausführung war durchaus ungenügend und viel zu distanziert"] schon irgendwie fies, als bestünde kein Zweifel daran, dass du richtig liegst. Und da ich Jessica Chastains Leistung absolut großartig fand, ahne ich so langsam, dass wir im Umgang mit diesen Themen andere Dinge erwarten. Dass du jetzt "Unthinkable" hinzuziehst macht die Sache eigentlich klar, denn "Unthinkable" ist genau das, was ich von diesem Thema eigentlich nicht viel. Ein überzogenes Kasperltheater auf 180, das geradezu plump versucht, dich zu schockieren. Als würde der Film dich am Kragen packen, schütteln und schreien: "Na!? Siehst du das? Bist du nicht empört? Bist du nicht schockiert? Nein? Willst du noch mehr? Dann kriegst du mehr!" :plemplem: "Unthinkable" regt zu Diskussionen an und ja, vielleicht kann man das dem Film auch positiv auslegen. Ich habe den in einer größeren Runde geguckt und danach war erstmal Alarm, weil der Film eben so grell und übereifrig ist, dass man reagieren muss. Wohl auch hinterfragen, ja, aber als weiterführende Auseinandersetzung ist ZDT wesentlich geschickter und intelligenter. Nicht zuletzt weil er eben kontrollierter und beherrschter inszeniert ist und meilenweit bessere Figuren bietet, aber auch weil er dir keine Aussage oder Reaktion aufzwingt.
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Joel.Barish schrieb:
Okay, eigenartiges Missverständnis mit der "pseudo" Sache. Beide meinten wir es eigentlich nett und beide haben wir den jeweils anderen irgendwie anders aufgefasst. Keine böse Absicht. Belassen wir es dabei? :smile:

Klar. :smile:

Joel.Barish schrieb:
Na ja, ich finde die Formulierung ["Die Ausführung war durchaus ungenügend und viel zu distanziert"] schon irgendwie fies, als bestünde kein Zweifel daran, dass du richtig liegst.

Nein, das ist meine Auffassung vom Film. Das Gleiche könnte ich von dieser Aussage behaupten :wink: :

Joel.Barish schrieb:
Ein Film, der wie kein Film zuvor das schizophrene Verhältnis der USA (und der Welt) zur Folter aufgreift und dramatisch verarbeitet, der nicht ohne Grund gewaltige Kontroversen ausgelöst hat? Das reicht dir nicht? Weil, öhm, es ist trotz allem ja keine Doku. Bigelow und Boal wissen schon, was einen Spielfilm ausmacht und Boal hat als investigativer Journalist so viel relevante und wahre Informationen angehäuft, dass die CIA erstmal stutzig wurde. Ein Spielfilm ist nicht dafür da, dir Antworten zu liefern und dir zu erklären, wie du denn nun zu Folter stehen sollst, wie du das finden sollst, was die USA da in Pakistan und generell in den letzten 12 Jahren gemacht haben. Ein guter Film konfrontiert dich mit Szenen und Situationen und ZDT ist voll davon.

Und was 'Unthinkable' anbelangt, bleibe ich dabei, stimme dir nichts desto trotz teilweise zu. Ja, der Film ist plakativ und schockierend. Dies ist jedoch nur Mittel zum Zweck, denn die eigentlich- relevanten Momente spielen sich in den Momenten ab, in denen nicht draufgehalten wird, in den ruhigen Szenen und insbesondere nach dem Film. Unthinkable kommt vollkommen ohne moralische Keule aus und kaut dir auch keinen Standpunkt vor. Es bleibt dir überlassen, was du aus dem Film und dem Thema machst, respektive wie du zu der Situtaion stehst. Das könnte man im Umkehrschluss auf nahezu jeden Film beziehen, allerdings ging es explizit um das The "Ursache und Wirkung von Folter" und diesbezüglich steht Unthinkable ziemlich weit vorne.

Edt:

Zugegeben, diesbezüglich hat es Unthinkable, verglichen mit ZDT leichter, da er sich genügend Zeit nehmen kann, sich ausschliesslich mit der Frage nach Sinn und Zweck bzw. der Relevanz von Folter zu beschäftigen. Allerdings vermittelt ZDT den Eindruck, als wäre Folter zum Zwecke der Wahrheits- oder Informationsfindung unumgänglich bzw. ein notwendiges, hinnehmbares übel und das ist nicht akzeptabel. Dies liegt, wie bereits erwähnt, auch am Spiel von Chastain, das, wie der gesamte Film, auf mich einen eher unterkühlten, zu sachlichen Eindruck macht und Emotionen aussen vor lässt. Mit Emotionen beziehe ich mich nicht auf evtl. Pathos sondern um Zerrissenheit und Empathie, wovon ich in ihrer Figur nichts spüren kann, da die Suche nach dem vermeintlichen Kopf von Al Quaida, ihr eigentliches Ziel, das Streben nach Erfolg, bei dem die einstigen Ideale auf der Strecke bleiben (müssen) omnipräsent sprich zu dominant ist. Diesen Umweg erspart sich hingegen Codename Geronimo, der die Themen Folter ect. vollkommen ausser acht lässt und nur die Sondereinsatztruppe auf ihrer Mission begleitet.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ups. Hier gings ja weiter. Hab ich gar nicht bemerkt.
Möchte nur vielleicht eben noch Walter antworten. CG fand ich platt da mir fast sämtlich Charaktere irgendwie eindimensional erscheinen. Wie die Actionthriller-Variante realer Ereignisse.
Außerdem muss ich noch anmerken das ich Jessica Chastains Schauspiel in ZDT gerade wegen dieser kühlen Distanziertheit unter Anderem so stark fand. Man denke nur daran wie sie verschleiert ins Hotel kommt und versucht vor dem TV etwas "abzuschalten".
 

Dr.WalterJenning

Düsterer Beherrscher
Ja, hier ging es diskussionstechnisch noch ordentlich zur Sache mein Bester und du wurdest schmerzlich vermisst aber auch gebührend vom guten, alten Joel vertreten :biggrin:
 

Rebell

Well-Known Member
Ich habe ihn zuletzt dann auch mal gesehen. Und weiß noch immer nicht so recht wo ich den ansetzen soll geschweige denn wie ich ihn beschreiben soll.

Das ganze schwingt hier im ganzen Film zwischen 4-8/10 hin und her... Letztlich nehme ich mal die Mitte und sage 6/10.
 

Schneebauer

Targaryen
Letztens auch mal wieder gesehen und immer noch sehr, sehr angetan. Schauspielerisch eine großartige Leistung von Chastain und ihren Kolleginnen und Kollegen. Auch gelingt es eine so dichte Atmosphäre zu schaffen, dass man quasi hautnah dabei ist. Schön auch zu sehen, dass es keine übertriebenen Verfolgungsjagden, und Schiessereien benötigt um einen Film beim Zuschauer anzubringen. Leichte Längen bleiben aber auch Zero Dark Thiry nicht erspart. Aber unterm Strich nicht nur für Intressierte Spionagefans und Verschwörungstheoretiker intressant, sondern ein politisch inspiriertes Charakterdrama der Oberklasse.

8 / 10
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Letztens auch mal wieder gesehen und immer noch sehr, sehr angetan. Schauspielerisch eine großartige Leistung von Chastain und ihren Kolleginnen und Kollegen. Auch gelingt es eine so dichte Atmosphäre zu schaffen, dass man quasi hautnah dabei ist. Schön auch zu sehen, dass es keine übertriebenen Verfolgungsjagden, und Schiessereien benötigt um einen Film beim Zuschauer anzubringen. Leichte Längen bleiben aber auch Zero Dark Thiry nicht erspart. Aber unterm Strich nicht nur für Intressierte Spionagefans und Verschwörungstheoretiker intressant, sondern ein politisch inspiriertes Charakterdrama der Oberklasse.

8 / 10

:tongue:

Pratt jetzt nochmal zu als ernsten Soldaten sehen, nachdem er für einen Andy Dwyer, Burt Macklin, Johnny Karate und Star Lord war, ist gewöhnungsbedürftig. Aber stört nicht.

Wieso glaube ich, dass so ziemlich jeder andere Versuch diese Geschichte zu verfilmen nach hinten losgegangen wäre? Wär bestimmt rasch wie Act of Valor geworden.
 

Slevin

New Member
Hab den gestern zum ersten Mal gesehen, fand ihn ganz gut. Er ist zwar nicht durchgehend spannend, wird aber zu keinem Punkt langweilig und schauspielerisch ist das Ganze klasse.

7/10
 
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