Philip Pullman -
His Dark Materials #2 - Das magische Messer und
His Dark Materials #3 - Das Bernstein-Teleskop
Hola die Waldfee. Oder besser gesagt, das gypt es doch nicht. Selten eine Buchtrilogie gelesen, die so gewöhnlich anfängt und sich dann solch einen Fokuswechsel traut. Der erste Teil ist noch ein recht typisches Abenteuer über ein Mädchen, das in einer leicht veränderten Fantasywelt hinter verschwundenen Kindern herforscht, sich mit einem sprechenden Eisbären zusammentut und die ihren Eltern zu entkommen versucht, die sich mit seltsamen Forschungen beschäftigen.
Die anderen zwei Teile schlagen dann jedoch einen merklich anderen Weg ein, denn obwohl die Geschichte grob gesehen eifrig weiter erzählt wird, holt Pullman plötzlich groß mit der Religionskeule aus. Plötzlich kommen Engel ins Spiel, wird Gott thematisiert, geht es um Sünde, und um den zuspitzenden Konflikt zwischen Heiligtum, Kirche und Wissenschaft. Ich bin mir nicht sicher, ob das noch was für Kinder ist, weil es Pullman offensichtlich gar nicht ausschließlich darum ging, ein familienfreundliches Kinderabenteuer zu schreiben. Für ihn ist es sodann auch Plattform für Analyse und Kritik von Religion und dessen Wirkung, und das doch auf sehr erwachsene Weise. So sehr wie Glauben und Kirche hier hinterfragt wird, ist das bei streng Gläubigen sicher nicht gern gesehen, geschweige denn diskutiert. Die Chroniken von Narnia beinhalten zwar auch deutliche Religionsverweise mit Aslan als feliner Jesus, aber da ist es so banal in der Geschichte untergebracht, dass es die Oberflächlichkeit des Ganzen nicht beeinträchtigt. Auch bleibt es immer leichte und bequeme Kost (so weit, wie ich bisher gelesen habe - zwei Bände fehlen mir da noch), während His Dark Materials schon zum Nachdenken anregen kann.
Hätte ich Kinder, würde ich die Story jedenfalls nicht neben Herr der Ringe und Chroniken von Narnia vorlesen. Die sind beide was für Jüngere. Als Erwachsener muss ich jedoch sagen, dass mir Pullmans Werk inhaltlich größtenteils gefallen hat. Als Unterhaltungs-Abenteuergeschichte nicht so sehr, doch die Verwendung der religiösen Motive ist echt interessant. Ein bisschen wie in den Assassin's Creed Spielen, allerdings doch noch mal weitaus gelungener. Es lässt die Trilogie dadurch auch noch mal sehr viel eigenständiger aussehen, anstatt bloß eine weitere Abenteuergeschichte mit Kindern und sprechenden Tieren zu sein.
Und dann Kontrastprogramm:
Emily Bronte -
Sturmhöhe
Im Jahr 1800 nochwas nimmt die Familie eines teuren Hofes ein Kind zu sich auf. Jahre später verliebt sich der Junge in seine Stiefschwester, doch als die sich trotz Interesses an ihm bei einem anderen Gut einheiratet, startet es eine lange und tragische Reihe von Konflikten, da der Verstoßene nicht von ihr lassen kann.
Mein lieber Scholli. Ich hatte erst angenommen, dass Sturmhöhe ein etepetete Kaffeekränzchen Werk über Lust und Liebe, unerfüllte Leidenschaft und enge Korsetts wäre, doch das stimmt nicht so ganz. Auf den beiden Höfen kommen Liebe und Heiterkeit äußerst kurz, denn ständig gibt es Ärger, ist jemand sterbenskrank (schwarz: die Autorin starb selbst nur ein Jahr später, mit 30) oder gibt es Gewaltausbrüche. Es ist ein ziemlich kaltes Buch, das aber so einige Anmerkungen verdient. Für einen Debütroman wirkt er sehr erwachsen (Bronte hat sonst nur Gedichte geschrieben), die Erzählung fällt oft sehr komplex aus und dann nutzt man auch noch eine manchmal doppelt verschachtelte Flashbackperspektive, die effektiv verzerrt und distanziert. Da werden Briefe gelesen, oder eine Magd erzählt, wie sie gewisse Geschehnisse erlebt hat. Und weil das nicht reicht, gibt es mehrfach große Sprünge in den Zeiten, sodass man am Ende das Geschehen zweier Generationen überblickt. Ich will ehrlich sein: für 400 Seiten zieht sich in der zweiten Hälfte vieles, da wirkt es oft, als wären ihr die Ideen ausgegangen, als wollte sie aber ein gewisses Buchmaß erreichen. Die ersten 200 Seiten sind dicht geschnürt, doch in den anderen steckt einiges an Speck. Und Miss Bronte neigt zu zu vielen Kommata.
Ein lesenswerter Klassiker!
Jetzt kümmere ich mich um ihre Schwester Charlotte. Die hat nämlich den anderen Klassiker Jane Eyre geschrieben.