Joe R. Lansdale - Das Dickicht (2013)
Das Buch könnte zusammen mit "Ein feiner dunkler Riss" und "Die Wälder am Fluss" eine Reihe bilden, spielt aber zeitlich etwas früher, ganz am Anfang des 20. Jahrhunderts. Wieder in Texas, wieder mit einem Jungen als Hauptfigur, aber hier ist er "schon" sechzehn und seine etwas jüngere Schwester wird von wirklich üblen Burschen entfürht.
Besonders die wunderbaren Charaktere und der meisterhafte Erzählstil mit tollen Dialogen haben mir richtig gut gefallen. Es gibt die eine oder andere heftige Szene und insgesamt hat das Buch diese leicht melancholische Grundstimmung wie in den besagten "Die Wälder am Fluss" und "Ein feiner dunkler Riss". Das Dickicht ist fast genauso gut wie diese beiden.
Allein schon der erste Satz ist große Klasse: "Als Großvater zu uns rausgefahren kam und mich und meine Schwester Lula zur Fähre karrte, ahnte ich nicht, dass alles bald noch viel schlimmer werden oder dass ich mich mit einem schießwütigen Zwerg zusammentun würde, mit dem Sohn eines Sklaven und mit einem großen, wütenden Eber, geschweige denn, dass ich mich unsterblich verlieben und jemand erschießen würde, aber genau so war's."
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Philip K. Dick - Das Orakel vom Berge (The Man in the High Castle) (1962)
Spielt in einer alternativen Welt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die Welt unter sich aufgeteilt haben.
Davon habe ich mir versprochen. Ich fand die Handlung zu uninteressant und die Figuren zu unsympathisch. Mit einige abstrusen Szenen und hölzernen Dialogen. Außerdem würde ich es eher dem Bereich Esoterik als Science-Fiction zuordnen.
So ganz schlecht ist das Buch nicht, aber wirklich gut auch nicht.
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Edward Lee & Elizabeth Steffen - Porträt der Psychopathin als junge Frau (1998 )
Hat mir gut gefallen. Die Figuren haben realistische psychologische Profile und sind anders als in den meisten typischen Psychothrillern. Obwohl es hier, wie so oft, um eine Journalistin, einen Cop und eine Killerin geht, sind die Charaktere nicht austauschbar und besonders der Cop ist hier kein Stereotyp. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die nachvollziehbar sind (wobei ich vor allem die Sicht von Onkel Sammy als sehr unangenehm empfand).
Außerdem ist das Buch gut geschrieben und spannend. Man braucht für das Buch aber auch einen starken Magen, denn manche Passagen sind wirklich hart.
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Das vierte Buch des Horrors (1993)
Unheimliche Geschichten aus den Jahren 1870-1900, herausgegeben von Joachim Körber.
Am besten haben mir "Die gelbe Tapete" von Charlotte Perkins Gilman, "Der Erschaffer von Monden" von Robert W. Chambers und "Die weißen Gestalten" von Arthur Machen gefallen. Außerdem ist eine überraschend schwarzhumorige Geschichte von Bram Stoker drin.
Diese Anthologie-Reihe ist Joachim Körber sehr gut gelungen, kann ich nur empfehlen. Vor allem wenn man sich für die unheimliche Phantastik interessiert, für die Entstehung des Horrorgenres wie wir es heute kennen. Ich mag auch die Anhänge mit weiteren Empfehlungen, von denen ich die meisten zwar schon kenne, aber einige noch nachholen will.