Mission Impossible 5 - Rogue Nation [Kritik]

McKenzie

Unchained
Würde Woods Meinung eigentlich genau so unterschreiben (Kein Wunder, genau das war unser einstimmiges Endergebnis als wir den Film auf der Heimfahrt besprochen haben :ugly: ), besonders
Woodstock schrieb:
Außerdem wurde Rebecca Ferguson wirklich in absolut jeder Szene in der es möglich war sexualisiert. Sie ist nicht wie Furiosa. Der Vergleich hinkt gewaltig. Sie war stellenweise sogar mehr Eyecandy als alle voherigen "Hunt-Girls".
:attention:

Geb aber trotzdem einen halben Punkt mehr.

7/10
 

Revolvermann

Well-Known Member
Letztens auch mal gesehen und kann den meisten hier eigentlich zustimmen.
Eine spannende Reise durch das übliche MI Metier. Macht aber durchgehend Spaß.

7/10
 

Argento

Well-Known Member
Da mein Beitrag zu lang für nur einen post ist, musste ich ihn leider aufteilen.

Teil 1:

Herrje, was war denn das?

Fängt der Film mit dem spektakulären Flugzeug-Stunt des Herrn Cruise recht verheißungsvoll an, ging es danach minütlich rapide bergab.

Die Inszenierung der Action ist Regisseur Christopher McQuarrie völlig misslungen, ja wie es scheint, regelrecht aus den Händen geglitten. Die cartooneske Herangehensweise an die Action, für welche sich McQuarrie entschied, beraubt jene Szenen nämlich jedweder Intensität.
Eine gewisse Intensität, welche den Zuschauer in den turbulenten Szenen auch mal um die Protagonisten bangen lässt, wäre allerdings nicht unangebracht gewesen, da der Grundtenor des Films doch ziemlich ernst ist und es des Öfteren - rein Faktisch - auch tatsächlich um etwas geht. Letzteres bleibt allerdings bloße Behauptung, etwas, dass zu keiner Minute bei mir ankam. Ich saß nur da und es prasselten Impressionen von etwas auf mich ein, dass McQuarrie offensichtlich für gut inszenierte Action hält und nichts davon konnte mich berühren oder gar mitreißen. Das Gesehene war mir schlicht egal, da McQuarrie es nicht schaffte mich an die Charaktere zu binden, ja mir überhaupt Charaktere zu präsentieren.

Denn sämtliche Charaktere - mit einer Ausnahme, die später in meinem Text eine Rolle spielen wird - sind schlichtweg gar keine, da McQuarrie ihnen keine Identität spendierte, oder noch schlimmer: eben diese ihn überhaupt nicht scherte. Wäre der Hauptprotagonist an einer Stelle des Films auf einmal mit "John Matrix", "Max Mustermann" oder "Jason Bourne" angeredet worden... es wäre geradezu unproblematisch gewesen, da der Ethan Hunt aus ROGUE NATION nur ein Kerl zu sein scheint, der zufällig diesen Namen trägt.

In concreto zu exemplarisch ausgewählten Actionsequenzen des Films:
Sei es eine Autoverfolgungsjagd, deren unrühmliches Ende damit beschlossen wird, den BMW der Hauptprotagonisten durch die Lüfte fliegen zu lassen und ihn dann mehrmals flummiartig (!) - es will gar nicht mehr aufhören und erinnerte eher an eine Folge der SIMPSONS, denn an einen einigermaßen ernst gemeinten Actionthriller - wieder vom Boden abprallen lässt oder eine turbulente Szene mit Ethan Hunt, der - im wahrsten Sinne des Wortes - mit seinem Motorrad bei gefühlten 200km/h nicht die Kurve kriegt, unbehelmt vom Motorrad fliegt, über den Schotter schlittert und dies wegsteckt als wäre er Kal-El persönlich. Aber auch die vorangegangen Szenen jener Motorradverfolgungsjagd erinnerten mich in seiner ungelenken, statischen Inszenierung eher an das SNES-Spiel GP-1, denn an eine mitreißende Verfolgung im Geiste von BULLIT, FRENCH CONNECTION, MAD MAX, RONIN, DEATH PROOF oder den Craig Bonds.

Oder lasst mich über die unglaublich undynamisch in Szene gesetzte Unterwasser-Sequenz, in welcher Hunt durch einen - zumindest so aussehenden - Greenscreen-Wassertank paddelt (hier spielen die Effekte tatsächlich der Funktionalität der Szene entgegen, da sie mich aus dem Film heraus rissen, statt mich mitzureißen), sprechen: Die Szene ist ungemein fade inszeniert worden und überdies so lang, dass sie sich unangenehm zieht. Man denke nur an die weltbekannte - strukturell ähnlich gelagerte - Szene Brian De Palmas aus dem Erstling, als Hunt - sprichwörtlich - am seidenen Faden hing und welche ein Paradebeispiel für effektives Spannungskino darstellt. Aber unter uns: Unterwasser-Sequenzen sind immer schwierig. Wer FEUERBALL kennt, weiß vielleicht, was ich meine.

Wie gesagt:
Es scheint also um nichts, um rein gar nichts, zu gehen in diesem Film. Es geht mir nun nicht darum, dass der Hauptprotagonist eines solchen Films
übermenschlich viel aushalten kann. Dergleichen ist, so könnte man pauschalisierend formulieren, dem Genre geschuldet. Aber dies ist auch nicht das Ziel meiner Kritik. Die Kunst scheint es doch zu sein, die Action dennoch dergestalt zu inszenieren, dass es sich zumindest so anfühlt, als wenn dem Hauptprotagonisten irgendetwas trotzdem mal an die Nieren geht bzw. in die Bredouille bringt. Psychisch oder physisch.

Ich erinnere mich diesbezüglich noch gerne an MISSION: IMPOSSIBLE III:
Hunt war freilich auch dort ein Superagent, aber Oberschurke Davian (kongenial und angsteinflößend von Seymour Hoffman verkörpert) setzte Hunt in einigen Szenen richtig zu, was in einer zentralen Szene sogar dazu führte, dass eben dieser vor Verzweiflung und Hilflosigkeit gar eine Träne vergoss, die ihm während eines Gefühlsausbruchs entfleuchte.
Problematisch ist eben, dass Hunt in ROGUE NATION die ganze Zeit über Superheld bleibt und nicht ein einziges Mal zu einem Menschen wird, der irgendetwas fühlen kann. Wurde er - wie beispielsweise in MISSION: IMPOSSIBLE III - durch die Szenen mit seiner Frau geerdet oder die Gefühle sicht- und spürbar, die er für seine Schülerin übrig hatte, welche er im ersten Drittel des Films befreien sollte, so scheint er in ROGUE NATION nur ein Name zu sein. Den Menschen dahinter scheint es nicht zu geben. Wir sehen ihn jedenfalls nicht.

Aber auch der Plot ist wenig aufregend. Es heißt an einer Stelle des Films, dass Ethan Hunt in Solomon Lane - dem Oberschurken des Films - "seinen Meister gefunden" hätte. Schade nur, dass ich die ganze Zeit über nicht wusste, warum, da mir Lanes Verhalten an keiner Stelle besonders clever vorkam und er überdies auch nicht wirklich als ein bedrohlicher Gegenspieler inszeniert wurde, der Supermann Hunt auf irgendeine Weise gefährlich werden könnte. Ich erinnere mich noch gerne an den großartigen Philip Seymour Hoffman zurück, der Hunt - wie bis dato kein anderer Schurke in der gesamten Reihe - zusetzte und man tatsächlich um das Wohl Ethan Hunts oder seiner Lieben fürchten musste.

Ein paar Worte noch zur vermeintlichen Sexualisierung von Rebecca Ferguson:
Da mir diesbezüglich schon im Vorhinein einiges zu Ohren gekommen ist, habe ich bei meiner Betrachtung auf diesen Aspekt geachtet, kann ihn aber nicht bestätigen. Actionkino ist qua definitionem Körperkino. Der Körper in all seiner Widerstandsfähigkeit, seiner Fitness, ja auch in seiner Ästhetik ist stets ein (manchmal mehr, manchmal weniger betonter) Baustein dessen, was gemeinhin unter dem Banner Actionfilm firmiert.
In den Achtzigerjahren wurde dies bekanntermaßen auf die Spitze getrieben, als Akteure wie Stallone, Schwarzenegger oder Lundgren ihre an Statuen von Michelangelo erinnernden Körper der Zuschauerschaft präsentierten. Das Filmen des Körpers, das in Szene setzen von Physis, ist ein gängiger Bestandteil des Actionkinos.

Im Übrigen kann ich auch nicht sehen, welche Szenen in concreto - mit Blick auf Ferguson - gemeint sein könnten, um den Vorwurf zu rechtfertigen. Doch wohl kaum jene Szene, in welcher Ferguson sich positioniert, um in der Wiener Oper einen gezielten Schuss abzugeben und dabei ein kleines Stück ihres Beines entblößt. Gut, dann ist vielleicht jene gemeint, in welcher sie sich nach der unrühmlichen Unterwasser-Sequenz anzieht und ganz kurz ein Blick auf ihre Hinterseite geworfen wird.
Mag ja sein, dass dies für den ein oder anderen eine unanständige Sexualisierung darstellt. Ich hingegen habe es eher als eine Bildsprache wahrgenommen, die der Zuschauerschaft mitteilt, dass wir es mit einer Agentin zu tun haben, deren Körper maximal und aufs Effektivste austrainiert ist.
Ich würde eine Ansicht überdies auch nicht teilen, die verträte, dass die strukturell ähnlich gelagerte Szene aus PHANTOM KOMMANDO, in welcher Schwarzeneggers Körpers markant in Szene gesetzt wird, während er nur mit einer kleine Speedo beschurzt ist, eine unanständige Sexualisierung seines Charakters darstellen würde. (https://www.youtube.com/watch?v=dUa7YK17QP0)
 

Argento

Well-Known Member
Teil 2:

Das Gleiche gilt überdies auch für den von Cruise verkörperten Hunt, dessen nackter Oberkörper nicht nur zwei Mal ausführlich von der Kamera abgelichtet wird und den Blick auf einen gestählten Oberkörper freigibt, sondern dessen austrainierter Körper jederzeit durch enganliegende Maßanzüge und Casual-Kleidungsstücke auf möglichst adrette, ja fast erotische Weise, präsentiert wird.

Weiterhin gibt es m. E. einen Unterschied zwischen einer voyeuristischen, gaffenden und lüsternen Kamera und einer, die (eine Form von) Schönheit möglichst ästhetisch in Szene setzt. Hier - wir sind im Actionkino - hat sie aber sogar noch einen zusätzlichen Zweck, den ich bereits erläuterte. Letzteres ist nun nichts, es leuchtet mir zumindest nicht ein, was intrinsisch verwerflich zu sein scheint.

Aber es ist freilich schnell ersichtlich, dass eine Grenzziehung sich in dieser Beziehung als recht schwierig darstellt und schlussendlich die persönliche Gewichtung einzelner Aspekte und die sogenannten guten Gründe, die ein jeder für seine Position ins Feld führen kann, entscheidend sind. Handelt es sich beispielsweise
schon um eine unnötige und unanständige Sexualisierung des Charakters von Dr. Malcolm (Jeff Goldblum) in JURASSIC PARK, wenn dieser gegen Ende des Films auf Grund seiner Verletzung auf einem Tisch liegt, bzw. vielmehr posiert, und sein weit aufgeknöpftes Hemd einen guten Blick auf seinen verschwitzten und braungebrannten Oberkörper preisgibt?

Noch einmal zurück zu Ferguson:
Auffällig fand ich hingegen, wie oft sie barfüßig agiert. Bereits in der ersten Szene entledigt sie sich umgehend ihrer Pumps und positioniert sie auf einem Tisch, um der Barfüßigkeit zu fröhnen. Etwas später wird sie dann, nach dem Besuch der Oper, Ethan Hunt bitten, ihr die Schuhe auszuziehen. Und in der Unterwasser-Szene agiert sie ebenfalls barfüßig (Hunt agiert beschuht) und joggt kurz darauf auch kurz unbeschuht durch die Stadt. Sicher, rein pragmatisch macht es Sinn, da ihr Schuhwerk in den besagten Szenen eher hinderlich für ihre Vorhaben gewesen wäre, aber wie interessiert und prominent McQuarrie diese Barfüßigkeit in Szene setzt, fand ich dann doch bemerkenswert.

Um die Causa Ferguson noch ein wenig weiter aufzuschlüsseln:
Für mich stellte ihr Charakter - Ilsa Faust - den einzig lebendigen des gesamten Films dar. Faust hatte Identität, eine Vergangenheit, eine Motivation und war ganz generell ein wichtiger Teil des Plots, da dieser - nicht nur einmal - nur durch sie vorangetrieben wurde.
Hunt war - wie oben bereits erwähnt - als Charaker quasi nicht existent, Benji Dunn war einfach Simon Pegg und Luther Stickell, William Brandt oder Alan Hunley waren nur behauptete Charaktere, die unpersönlich und identitätslos durch den Film geisterten. Ich will damit nun freilich nicht sagen, dass Ilsa Faust das Musterbeispiel eines ausgearbeiteten Charakters darstellen würde - beileibe nicht - wohl aber, dass sie in Relation zu allen anderen in ROGUE NATION vorkommenden Personen, die einzige war, die mit der Zuschreibung Charakter nicht gänzlich falsch beschrieben wäre.
 

McKenzie

Unchained
Argento schrieb:
Ein paar Worte noch zur vermeintlichen Sexualisierung von Rebecca Ferguson:
Da mir diesbezüglich schon im Vorhinein einiges zu Ohren gekommen ist, habe ich bei meiner Betrachtung auf diesen Aspekt geachtet, kann ihn aber nicht bestätigen. Actionkino ist qua definitionem Körperkino. Der Körper in all seiner Widerstandsfähigkeit, seiner Fitness, ja auch in seiner Ästhetik ist stets ein (manchmal mehr, manchmal weniger betonter) Baustein dessen, was gemeinhin unter dem Banner Actionfilm firmiert.
In den Achtzigerjahren wurde dies bekanntermaßen auf die Spitze getrieben, als Akteure wie Stallone, Schwarzenegger oder Lundgren ihre an Statuen von Michelangelo erinnernden Körper der Zuschauerschaft präsentierten. Das Filmen des Körpers, das in Szene setzen von Physis, ist ein gängiger Bestandteil des Actionkinos.
Falls du dich auf Woodstock und mich beziehst - Die Argumentation war mitnichten darauf gerichtet, dass ihr Charakter besonders auffällig sexualisiert sei (im Vergleich zu ähnlichen Filmen ist das ziemlich standard); Lediglich darauf, dass wiederum uns im Vorfeld überall zu Ohren (bzw. Augen, da vorwiegend Geschriebenes) gekommen war, dass sie á la Furiosa quasi gar nicht sexualisiert gezeigt wird. Und den Vergleich kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
 

Argento

Well-Known Member
McKenzie schrieb:
Argento schrieb:
Ein paar Worte noch zur vermeintlichen Sexualisierung von Rebecca Ferguson:
Da mir diesbezüglich schon im Vorhinein einiges zu Ohren gekommen ist, habe ich bei meiner Betrachtung auf diesen Aspekt geachtet, kann ihn aber nicht bestätigen. Actionkino ist qua definitionem Körperkino. Der Körper in all seiner Widerstandsfähigkeit, seiner Fitness, ja auch in seiner Ästhetik ist stets ein (manchmal mehr, manchmal weniger betonter) Baustein dessen, was gemeinhin unter dem Banner Actionfilm firmiert.
In den Achtzigerjahren wurde dies bekanntermaßen auf die Spitze getrieben, als Akteure wie Stallone, Schwarzenegger oder Lundgren ihre an Statuen von Michelangelo erinnernden Körper der Zuschauerschaft präsentierten. Das Filmen des Körpers, das in Szene setzen von Physis, ist ein gängiger Bestandteil des Actionkinos.
Falls du dich auf Woodstock und mich beziehst - Die Argumentation war mitnichten darauf gerichtet, dass ihr Charakter besonders auffällig sexualisiert sei (im Vergleich zu ähnlichen Filmen ist das ziemlich standard); Lediglich darauf, dass wiederum uns im Vorfeld überall zu Ohren (bzw. Augen, da vorwiegend Geschriebenes) gekommen war, dass sie á la Furiosa quasi gar nicht sexualisiert gezeigt wird. Und den Vergleich kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ich bezog mich nicht auf euch. Die von mir ins Feld geführten Punkte wurden in meinem Umfeld vor ein paar Monaten einigermaßen leidenschaftlich diskutiert, daher mein Interesse an der Thematik.

Furiosa und Ilsa Faust in einen Topf zu werfen - da bin ich (zumindest generell) bei dir - wäre mir allerdings auch nicht in den Sinn gekommen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ok, der ist immer noch richtig richtig gut.

Vom Flugzeug über die Operninfiltration zur Unterwassersequenz und der folgenden Auto+ Motorradjagd, das kann sich alles nach wie vor sehen lassen. Auch dass Ethan Hunt erstmals Fehler macht, passt klasse.
 
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