So finster die Nacht

Puni

Well-Known Member
Mit Schrecken musste ich gerade feststellen, dass wir wirklich noch keinen "So finster die Nacht"-Thread haben, nur einen zum Remake. Schämt euch.

So finster die Nacht, Schweden, 2008

http://content9.flixster.com/movie/10/92/37/10923703_det.jpg
Inhalt (ofdb):
Der kleine Oskar hat es nicht leicht im Leben. Von seinen Mitschülern gemobbt und von den Erwachsenen nicht beachtet, tristet er ein trauriges Dasein im Herzen von Schweden. Er ist fasziniert von einer Mordserie in den Medien, bis er eines Tages auf die ebenso allein gelassen wirkende Eli trifft, mit der er sich schnell anfreundet und sogar eine leichte Liebesbeziehung eingeht. Doch irgendwie scheint Eli kein gewöhnliches 12 jähriges Mädchen zu sein und ihr Geheimnis ist fürchterlicher als man zunächst meinen könnte...

Von Tomas Alfredson, mit Lina Leandersson (Eli) und Kåre Hedebrant (Oskar)

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Die erste Sichtung von "So finster die Nacht" ist zwar schon etwas länger her, aber für den Film fand ich nie die richtigen Worte. Auch diesmal hab ich das Gefühl, dass nicht alles perfekt genug getroffen ist.
Was Alfredson und sein Kameramann hier abliefern ist einer der besten Filme der letzten 11 Jahre. Kameratechnisch so weit weg vom Standart, mit wenigen Schnitten fast schon einzigartig, das allein in dieser Hinsicht schon jede Szene so toll und faszinierend wirkt, das man sich den ganzen Film gleich sofort nochmal ansehen könnte.
Aber nicht nur handwerklich, auch inhaltlich strotzt der Film nur so vor Kreativität und Substanz. Ein Vampirfilm, der den Mythos dramamäßig aufbröselt (und dabei Filme wie Chan-Wooks "Thirst" locker in den Schatten stellt), das ganze mit einem astreinen Coming-of-Age Film verknüpft, das nachdenklicher nicht stimmen kann, selbst dauernd an die eigene Kindheit, Träume und Wünsche erinnert und in der Hinsicht eigentlich nur vom "Breakfast Club" noch Konkurrenz bekommt. Das ganze in einer skandinavischen, verschneiten Stadt, die für eine Menge Atmosphäre sorgt. Allein von einer Szene, in der Eli Oskar nachts besucht, hat wohl jedes Kind oder Heranwachsender geträumt - das ganze dann aber in einem überhaupt nicht zimperlichen, blutigen Vampirthriller verpacken, das erfordert Mut - da fragt man sich dann auch, wieso es nur so wenige deutsche Nischenfilme weg vom Schema F gibt (gut, wir hatten den ja recht durchwachsenen, im Vergleich lächerlichen "Wir sind die Nacht").
Dass die Schauspieler ebenfalls sehr gut sind, muss dann eigentlich schon gar nicht mehr erwähnt werden. Nicht nur Oskar und Eli, sondern auch sämtliche andere Leute wie die Klassenkameraden, Lehrer, Dorfbewohner etc. sind so glaubwürdig besetzt, dass es trotz des Themas nie an Mangel an Authenzität gibt - ebenfalls klasse, dass es nur recht wenige Schauplätze gibt, so fühlt man sich direkt heimisch und kann in diese (Paralell-)Welt eintauchen.
Dass die ganze Chose dann hin zum heftigen, faszinierenden (Fast-)Ende läuft, hätte man so auch nicht erwartet, doch mit der Schwimmbadszene wird mit Leichtigkeit eine der einprägsamsten Szenen überhaupt geschaffen. Überhaupt wird jede kleine Nebenszene, die die Dorfbewohner in Angesicht des drohenden Unheils zeigen, mit Leichtigkeit so intensiv und packend, dass man es nicht für möglich hält - egal ob die Nahrungssuche, die Krankenhaus-, Katzen- oder Sonnenlichtszene; hier wird in Nebensträngen ganz leicht das Geschaffen, an dem andere Filme schon im Ansatz scheitern.
"So finster die Nacht" ist ein Genrefilm der ganz besonderen Art - eigentlich wunderschön und ruhig, toll gespielt und gefilmt, aber auch blutig, düster - quasi das, was "Thirst" auch schon war, nur mit noch mehr Substanz, mit noch mehr Feingefühl und mit tollen Elementen des Coming of Ages, die diesen Film so von der Masse abhebt und durch die ich mich in diesen Film verliebt habe.

10 / 10.
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Wir hatten mal einen Thread, der sowohl das Remake, als auch das Original beinhaltete. Dort war auch meine BGT-Kritik verlinkt. Finde den Film auch hervorragend, aber die volle Punktzahl hab ich gegeben. Ich meine, es wären 8,5 Punkte gewesen.

Edit: Gerade mal nachgeschaut. Waren doch "nur" 8 Punkte, evtl. würde das heute aber tatsächlich ein wenig anders aussehen. Keine Ahnung.
 

The Blorps

BG Enfant Terrible
Hast du auch das Buch gelesen? Das war allerdings in jedweder Hinsicht sogar besser als der Film, also von der Geschichte her und erklärt auch etwas zu Eli und hat ein meiner Meinung nach besseres Ende. Habe das Buch nach dem Film gelesen.

Btw: War das Remake auch schon in den Kinos? Mir ist der Release von dem Remake völlig entgangen. Gibt es da auch schon Kritiken zum Remake?
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Das Buch gefällt mir sehr gut, es ist spannend und ziemlich hart. Ich will mir demnächst auch den schwedischen Film ansehen, kann mir aber bei manchen Szenen kaum vorstellen, wie sie das umsetzen. Zum Beispiel als Eli ihm zeigt, dass
er keine Geschlechtsteile hat, oder als Oskar seine Vergangenheit sieht
 

Sesqua

Lebt noch
Ich hab ihn vorgestern gesehen. Die deutsche Sync is nicht so berauschend. Besser schwedisch mi Untertitel sehen.

Ansonsten war er nicht das was ich erwartet hatte. Hab aber auch schon emotionalere Dramen gesehen.

Er war ok aber eine Wertung zu dem Film kann ich nicht abgeben da ich nicht das Buch gelesen hab und da er schwedisch ist auch keine Vergleiche ziehen kann mit amerikanischen oder englischen Filmen.
Im direkt Vergleich zwischen So finster die nacht und womb ( beide nicht aus dem oben genannten ländern) ist womb emotional dramatischer.
Aber wie gesagt keine Wertung abzugeben
 

Esum

Batman
Sesqua schrieb:
Ich hab ihn vorgestern gesehen. Die deutsche Sync is nicht so berauschend. Besser schwedisch mi Untertitel sehen.
Warum sollte man sich den in Schwedisch ansehen wenn man kein einziges Wort schwedich versteht :confused: :check:
 

Sesqua

Lebt noch
Sorry leide an insomnia.... :biggrin:


Ich wollt kurz um sagen das ich normal ja Punkte vergebe und das hier bei diesem Film nicht mache da ich keinen Pool an Vergeichsbeispielen habe aus dem ich Schöpfen kann um so eine Wertung abzugeben der dem Film gerecht wird.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Habe den Film gestern gesehen. Fand ihn gelungener als "Let me in", aber an das Buch kommt er auch nicht heran. Trotzdem ein sehr empfehlenswertes Horrordrama.

8,5/10
 

Revolvermann

Well-Known Member
Bin platt.
So ein schön schauriger Film. Das war der beste Horrorfilm, den ich seit Jahren gesehen habe. Unbedingt zu empfehlen. Wenn auch nicht unbedingt massenkompatibel.
Die erzeugte Atmosphäre mit dem voll überzeugenden aber nie aufgesetzt wirkenden 80er Setting, ist einfach mal vollkommen gelungen. Die Kinderdarsteller sind eine Wucht.
Voller starker Szenen die nicht durch Blutgehalt oder Zeitlupenkills durchschlagen, sondern durch Herz oder unkonventionelle Inszenierung. Gerade auch in den melacholischen, ruhigen Szenen erschafft Tomas Alfredson, zusammen mit seinen Kameramännern, extrem einprägsame Bilder. Er zeigt nebenbei auch welche Magie das Kino entfalten kann. Sind doch graue Plattenbauten im grauen Winter ein Anblick, den man auch hierzulande kennt. Der Regisseur sucht selbts dort das Schöne und findet es in mystisch anmutenden Einstellungen.
Ein Film voller Trauer und Bosheit und doch so träumerisch und schön.

9/10
 
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