Das Buch habe ich mir jetzt mal durchgelesen und kann mir selbst in der Vergangenheit gehörig zustimmen: es ist quasi Lisbeth Salander goes Far Cry. Vanessa Munore, die sich bevorzugt mit dem seltsamen Spitznamen Michael (?) ansprechen lässt, ähnelt Lisbeth sehr: schmal, zierlich und eher von Keira Knightleys Figur, oftmals Bürstenschnitt und kann sich leicht als Mann tarnen. Hat ebenfalls eine sehr harte Vergangenheit mit ähnlichen Ereignissen wie Lisbeth hinter sich, ist ruhelose Weltenbummlerin, oftmals kratzig, weiß Männer um den Finger zu wickeln (sie ist grundsätzlich jedem Mann überlegen), Drogenvergangenheit, ist ein sensationell gute Ermittlerin und darüber hinaus auch noch leicht soziopathisch veranlagt (neigt vergangenheitsbedingt zu Agressionen). Und auch sie... sucht eine verschwundene Tochter eines Reichen. Unterschied: statt im verschneiten Nordland spielts in Afrika, statt verkappter Mittelständler sind es hier machetentragende Warlordanhänger, die ihr Probleme bereiten. Kein Wunder, dass die Romanreihe so gut ankommt, schwimmt sie doch im gleichen Fahrwasser wie Hunger Games oder dem jetzt kommenden Tomb Raider Remake, was den Stil betrifft.
Mir gefiels offen gesagt nur halb halb, weil es doch trotz beständiger Oberflächlichkeit sehr dialoglastig ist und Action knapp bleibt; enttäuschend ist, dass die Exotik gerade bei der Location arg zu knapp kommt. Das Ende ist sehr antiklimatisch und die Reise dahin nicht würdig. Solide Zuglektüre, aber ich würde mir bei einer Umsetzung schon einige Überarbeitungen von Cameron wünschen.