Uwe Boll's Assault on Wall Street

TheRealNeo

Well-Known Member
Gewalt ist keine Lösung. Einer der bekanntesten Grundsätze, den jedes Kind von klein auf mit auf den Weg bekommt. Dem widersprechen will nun der berühmt-berüchtigte deutsche Regisseur mit seinem neuesten Machwerk „Assault on Wall Street“, welcher direkt kommenden September auf Blu-Ray und DVD erscheinen wird...und vergeigt sich damit fast komplett seinen bis dato lange Zeit gelungensten Film...

Regie: Uwe Boll (Alone in the Dark, Far Cry, Seed, Rampage uvm.)
Cast: Dominic Purcell, Edward Furlong, Erin Karpluk, John Heard, Keith David, Michael Paré, Lochlyn Munro, Clint Howard uvm.
Ab 27. September 2013 auf Blu-Ray und DVD erhältlich, bereits ab 12.09.2013 im Verleih

Uwe Boll ist ein Phänomen und ein Hassobjekt zugleich. Viele Kritiker haben ihn schon vor Jahren abgestempelt, doch ein fester Stab an Fans blieb ihm immer wieder treu. Boll schafft es wie kein anderer, trotz Misserfolg seiner Filme an den Kinokassen und bei den Kritikern, wie auch Großteilen des Publikums, immer wieder neu Geld für seine Produktionen und durchaus namhafte Schauspieler für seine Projekte zu gewinnen. Er hat eine Haut aus Stahl gegen seine Kritiker entwickelt und macht einfach weiter. So gibt es dann oft Minimum 3 neue Boll-Filme. Seine Konsequenz beim Filmemachen schadet ihm dabei aber mehr, denn gerade das Filmemachen in puncto Regie und Drehbuch lässt bei ihm leider zu wünschen übrig. Hätte er vor 10 oder mehr Jahren zum Beispiel sich entschieden auf das Produzieren und Geld antreiben zu spezialisieren und vielleicht neue Talente zu fördern, so würde die Marke Boll heute vielleicht für was ganz Anderes stehen. Er hat sich aber anders entschieden und so werden die Videotheken mit neuem Titeln von ihm überspült. Zu zwei Dritteln hebt sich „Assault on Wall Street“, gemessen an seinen bisherigen Werken, sogar sehr positiv von den anderen Fließbandarbeiten ab, doch Boll reicht leider ein letztes Drittel um in alte Gefilde abzurutschen.

Dominic Purcell, den meißten wohl als Wentworth Millers Serienbruder aus der US-Serie „Prison Break“ bekannt oder als Dracula in „Blade: Trinity“, spielt einen Security-Guard einer Geldtransport Firma. Jeden Cent, der er verdient nutzt er um Therapien und Medikamente für seine Frau zu bezahlen, die an einem Hinrtumor leidet. Es ist die Zeit kurz vor und während der großen Bankenkrise ab 2007. Einen großen Teil ihrer Ersparnisse verlieren sie so auch noch durch das Hoffen auf schlechte Anlagen, die ihm sein Broker empfohlen hat.

Am ehesten kann man den Film wohl mit einem seiner früheren Werke, dem Schul-Amoklauf-Film „Heart of America“ vergleichen. Auch dieser lässt sich viel Zeit bis zur eigentlichen Tat und leuchtet mehr oder weniger gelungen die Beweggründe seiner Figuren aus. Was man nämlich nicht erwarten sollte, ist eine Härte und Konsequenz wie in „Rampage“, was auch die Freigabe von ab 16 deutlich machen sollte.
Thematisch kann man schnell feststellen, dass Bolls Film, vielleicht 2-3 Jahre zu spät kommt, denn (leider) ist die Bankenkrise bei vielen Menschen schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Boll lässt sich sehr viel Zeit die Geschichte um Jim und seine Frau Rosie und deren Probleme zu erzählen. Er geht dabei wohl sehr Reißbrettartig vor und hat hier und da Charaktere, die durch und durch negativ ist, wo er dann aber auch hier und da versucht, wenn auch einfach und plump, aufzuzeigen, wie manche Angestellte, einer Bank beispielsweise, oft machtlos gegenüber den Machenschaften der oberen Herrschaften sind. Getragen von einem interessanten, einfühlsamen Score und größtenteils ruhigen Bildern entfaltet sich so verhältnismäßig einfühlsam das ganze Drama für das Paar. Eine ganze Stunde funktioniert das auch ziemlich gut. Wenn dann aber Jim sich zum Rachefeldzug auf den Weg macht, verliert der Film fast völlig die Spur. Ja Boll möchte konsequent sein und sich nicht an bekannte Normen oder Regeln halten, aber spätestens in diesem letzten verliert er wieder völlig das Gespür für Timing und Dramaturgie. Das Ende ist schnell vorhersehbar und der Schlussmonolog einer der furchtbarsten und grausigsten (im negativen Sinne!!!) Zeilen, die man schon lange in einem Film hören durfte. Hier unterschreibt quasi Boll nochmal, wie einfach er sich das Ganze macht. Ja unser Held hatte viel Pech, ja nicht nur ihm ging und geht es so. Ja alles beruht natürlich auf Vorkommnissen, die es so oder zumindest in sehr ähnlicher Weise auch gegeben hat, aber Boll sucht sich da dann den plumpen, weil einfachsten Weg.

Man mag es kaum glauben, aber wäre Boll beim Drama geblieben, wäre der Film vielleicht sogar als solide mit Tendenzen aufwärts und locker als Boll bester Film in Erinnerung geblieben, so bleiben bekannte Mängel sein Stolperstein und er scheitert mal wieder fast komplett an seinem eigenen Übermut. Bollfans wird er eine Stunde langweilen, den Rest in seiner letzten halben Stunde verlieren. Nicht vom Poster täuschen lassen. Die „Action“ sind nur wenige Minuten und die nicht besonders hart oder spannend inszeniert.

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=6bZLcFQ4UkM
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Der ist gar nicht mal so schlecht. Ich würde ihn locker in die Boll Top 3 packen.
 
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