Frances Ha ~ Greta Gerwig, Noah Baumbach [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
Ach, ihr passt einfach zu wenig auf. :nene: So ne knappe Hand voll an 9ern gibt es eigentlich jedes Jahr. Aber ja, insgesamt ist die 9 bei einer Erstsichtung in der Regel das Maximum. Was nicht heißt, dass wir es hier dann mit einem absoluten Meisterwerk zu tun haben. Ich mache das zur Absicherung, weil ich mit zeitlicher Distanz regelmäßig Bewertungen bereue. Wie das letzte Mal, als ich ein Zeichen für einen Film setzen wollte und die 9er Grenze überschritten habe. War ein Fehler. Und ja, "Before Midnight" habe ich punktemäßig nicht bewertet, da ich nur über die Trilogie als Ganzes geschrieben habe. Aber auch das wäre ein 9er und "Der Geschmack von Rost und Knochen" hätte da ebenfalls landen können, genau so wie "Frances Ha" umgekehrt auch ne 8,5/10 sein könnte. Deswegen sage ich ja immer man soll die komplette Kritik lesen, damit man das einordnen kann.

Und nein, Neo, ich habe Avatar keine 9 gegeben, ich habe Avatar 8 gegeben, obwohl ich das heute nicht mehr machen würde. (Weniger.) Wobei ich aber auch weiterhin sagen muss, dass, so sehr man Cameron auch Einfallslosigkeit und Faulheit bei der Story vorwerfen kann, ist es doch eine Story die über weite Strecken funktioniert. Nun ja...

:smile:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Eben, sie mag zwar glatt und oft gesehen und klischeehaft sein, aber schlecht ist sie gewiss nicht. Und viele haben vergessen, dass einige der Actionszenen, insbesondere der finale Showdown richtig gut sind.

Nur um den Avatargehalt im Frances Ha Thread noch etwas Breite zu verleihen.

Fakt ist, Frances braucht anscheinend nicht einmal Farben um besser als Avatar zu sein. [Filme, die ich auch heute zu sehen verpasst habe: [X] richtig, Frances Ha]
 

Joel.Barish

dank AF
Dass du ein so stark geäußertes Interesse am Film hast irritiert mich etwas. Auch wenn ich dem Film natürlich jeden zusätzlichen Kinogänger gönne. Aber das soll nach Möglichkeit auch eine fruchtbare Zusammenführung von Film und Zuschauer werden. Deswegen sage ich mal etwas, was deine Erwartungen vielleicht auf einen realistischen Level abrundet: Ich glaube, "Frances Ha" würde in einer Doppelvorführung zusammen mit "Happy-Go-Lucky" ziemlich gut funktionieren. Die beiden Filme sind nicht soooo ähnlich, aber teilweise habe ich mich schon daran erinnert gefühlt. Aber, zu deiner Beruhigung, Frances ist weniger schrill als Poppy. :smile:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Happy-go-lucky lag mir auch fast. Nicht so viel wie dir, daran vermag ich mich noch zu erinnern, aber anbetracht meiner sonstigen Genreinteressen konnte ich da wohl mitunter schmunzeln. Obgleich er so britisch ist.

Ha steht bei mir schon länger auf der Liste, weil den eine ganze Reihe favorisierter Kritiker schätzten und über den Klee lobten. Und du jetzt auch noch, Gonzo, man KANN diesen Film jetzt nicht mehr ignorieren, befürchte ich.
 

Joel.Barish

dank AF
Du musst den auch ohne Frage gucken. Aber ich hatte so langsam das Gefühl, dass du ungesund viel von einem Film erwartest, der eigentlich kein typischer Vertreter von dem ist, was bei Jay hinterher in der Sammlung auftaucht. :wink: Und irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass du von HGL ganz fürchterlich genervt warst. :check: Umso besser, wenn du den dann doch mochtest. Der ist nämlich auch richtig toll.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Naja, wer hat denn hier NEUN Punkte vergeben? Ich mein, das lässt noch keinen Phantom Commando naiv erwarten, so weit käms noch, aber 9 ist schon sehr nicht neun-chalant.

(Ich war von Sally Hawkins Charakter in HGL ganz fürchterlich genervt, WEIL es ein ganz fürchterlich nerviger Charakter war.) Aber von "richtig toll" bis HGL sinds dann doch noch einige Meilen.
 

Woodstock

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Die Wertung 9 von 10 kommt trotzdem nicht oft vor und wird nun wirklich nicht leichtwertig vergeben, oder? Bei mir muss eine Film schon verdammt gut sein, um solch eine hohe Wertung zu erhalten. Okay, Avengers war für mich das was Avatar für dich war und heute würde ich ihn auch nicht mehr so gut bewerten aber 9 sind Filme die einen wirklich mitreißen und in sich so so gut sein müssen, das alle Fehler unwichtig erscheinen. So ein Film muss dich zum nachdenken anregen und inspirieren. Der letzte Film der von mir so eine gute Wertung erhielt, war "Perks of being a Wallflower" und der hat mich leicht fertig gemacht. Das ist gut schon ein halbes Jahr her.

Ein anderer Film, der bei mir noch heute in die Richtung ging war "Children of Men". Kurzum, bei einer Wertung von 9 kann man nicht viel falsch machen.
 

Joel.Barish

dank AF
Klar, gar keine Frage. Der Film hat mir außerordentlich gut gefallen. Dass das auch deutlichere subjektive Gründe hat als üblich - vielleicht, wenn ja ist's mir egal. Ich wollte hier nur dem Eindruck entgegen wirken, diese Bewertung würde "Frances Ha" zum von mir am höchsten bewerteten Film seit längerer Zeit machen. Dem ist nicht so.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Modern :love:

Ja, ja, und ja. Sehr von Truffaut inspirierter, dennoch eigenständiger, ungemein liebenswürdiger, charismatischer kleiner Film, der aus Bescheidenheit viel macht. Stimmt nachdenklich, ohne je herunterziehen zu müssen, amüsiert ohne Gags, ist interessant ohne exzentrische, überzeichnete Figuren, hält ohne Dramen bei Laune. Deftig authentisch. Mir kam es vor, als läge die Romantik ähnlich wie bei Midnight in Paris in keiner tatsächlichen Romanze, sondern in der allgegenwärtigen Liebe der Figuren und ihrer Wege. Greta Gerwig hat einige superbe Szenen im Film (grandios: das Dinner mit den reichen "Freunden"), und auch wenn das ganze eine Portion Hipster haben mag, nie aufdringlich, nie aufdringlich aufgepinselt. Wie es der AV Club schrieb: "eine optimistischere, sympathischere, rundum bessere Variante von Greenberg".

8/10 französische Wohnungen
 
B

Bader

Guest
Freut mich, dass es dir auch zugesagt hat, Jay. Besonders bin ich gespannt wen Frances Ha noch auf den Stoß fallen wird.

Welche Momente haben euch am besten gefallen?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
So gut der Film.

@Bader
Am meisten hat mir die Unterhaltung gefallen, in der Frances betrunken mit ihren Bekannten am Tisch sitzt, die alle (schon) perfekte, wohlhabende Leben haben.
 
A

AlecEmpire

Guest
Gehöre nun auch zu den Frances Ha Verehrern und dieser Film würde es auch in meine Top 10 packen, bin aber jetzt zu faul mir zu überlegen was dafür rausfliegt. :wink:
Bin immer wieder verblüfft wie losgelöst einige Schauspieler vor der Kamera agieren können, als wären die Kamera und die ganzen Menschen drumherum gar nicht anwesend. Ist das nun großes schauspielerisches Talent oder ganz im Gegenteil, eine Gabe die man besitzt, bevor man man das Schauspielern erlernt? Ich erinnere da nur an Björk in Dancer in the Dark, so etwas lässt sich nicht auf der Schauspielschule lernen.
Frances Ha, und da werden mir sicher einige nicht zustimmen, erinnerte mich in einigen Momenten an Die fabelhafte Welt der Amelie. Spätestens als die Entstehung des Namen Frances Ha gelüftet wurde, hatte mich der Amelie Gedanke gepackt. Im Grunde ein anderer Film, aber die vielen kleinen, zauberhaften Ideen haben finde ich Verknüpfungspunkte. Und trotz der ganzen Melancholie, ein durchgehend positiver Film der einein auch so entlässt. Von Woody Allen habe ich vergleichbares bislang noch nicht gesehen, aber ich kenne auch nur seine neueren Filme.
Was ist nun besser, Frances Ha oder Der Geschmack von Rost und Knochen? Kann man ganz ehrlich gar nicht miteinander vergleichen - beide Filme sind Sonderklasse.
 

Presko

Well-Known Member
Vielleicht hatte ich mir zu viel erwartet, aber so richtig ist der Funke bei mir nicht übergesprungen. Ich weiss nicht mal so recht wieso. wahrscheinlich wirklich wegen meinen Erwartungen. Am besten warte ich ne Weile und schaue in mir dann nochmal an. :wink: So würde es vielleicht ne 7/10
 

Revolvermann

Well-Known Member
Hat mir sehr gut gefallen. Durch und durch symphatisch. Dazu einer dieser Filme, nach denen man einfach Bock hat auf die Straße zu gehen und zu feiern. Einfach zu leben.
Leider ist heute Sonntag. :squint:
Zudem bleibt bei mir nach dem Film, wie oft bei solchen Filmen, mal wieder ein unbestimmtes Gefühl zurück. Kein schlechtes aber ein irgendwie melancholisches.
Gerade weil die beschriebene Lebensphase bei mir schon zurückliegt - irgendwie aber auch nicht. Ich habe (und jetzt wirds ein ganz bisschen privat) mit 31 immer noch das Gefühl irgendwie in der Schwebe zu stecken. Ich meine, ich habe einen festen Job und ein Dach über dem Kopf, aber nicht das Gefühl den Job bis an mein Lebensende zu machen. Familie, im Sinne von Frau und Kindern, habe ich ebenfalls nicht.
Was nicht heißen soll das ich das bereue. Das ist nicht so. Ich lebe irgendwie in den Tag hinein und vielleicht kommt irgendwann eine Art Festigung der Lebensumstände, wie sie viele eben am Ende der 20er einläuten, oder eben nicht. Vielleicht ist es auch einfach eine Sache die man als wichtig empfindet, weil die älteren Generationen (allen voran wohl die eigenen Eltern) das so etabliert haben, die Zeiten sich aber ändern. Ich habe das Gefühl man trifft immer mehr Leute von Ende 20 bis sehr viel höher die nicht dieses gefestigte Leben haben. Wenn man es so nennen will.
Die das Glück im Erwachsenenleben nicht zwangsweise mit Haus, Hund, Kindern und Bürojob in Verbindung bringen.
Oder wie seht ihr das? Erfahrungen?
Jedenfalls konnte ich mich mit Frances schon ein wenig identifizieren. Wenn auch längst nicht überall. Was aber auch nichts macht. Toller, kleiner Film.

8/10
 
B

Bader

Guest
Absolut. Deswegen traf Frances Ha auch einen ziemlichen Nerv bei mir. Hänge ebenso etwas in der Schwebe trotz gemeinsamer Wohnung mit meiner Lebensgefährtin.
Denke, das was uns fehlt, ist unser Nischenplatz im Leben.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Vielleicht ist dieses "fließen lassen" ja unsere Nische. Sich Türen offen halten. Ein bisschen ungefestigt leben.
Etwas was sicherlich nicht neu ist für New York oder andere, große Millionenenstädte aber langsam einen festen Platz in der gesammten Gesellschaft einnimmt.
 
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