Boyhood ~ Richard Linklater [Kritik]

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Topnoten von Gonzo, Joel - da geh ich mal vorsichtig davon aus, dass der sicher in meiner Topjahresliste landen wird. Jetzt nur noch dazu kommen den zu sehen. :smile:
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Joa...Meisterwerk!
Da wird wohl nicht mehr viel passieren an der Spitze meiner Top 10 des Jahres!

Pflicht!
 

Presko

Don Quijote des Forums
Der Film war wirklich ganz grosse klasse.
Am Anfang brauchts ein wenig, um reinzukommen, ein Gefühl für den Rhymtmus des Films und eine Beziehung zu den Figuren zu entwickeln. Doch nach den fast drei Stunden hätte ich gerne der Familie noch weiter zugesehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen allen weiter geht. Aber bei Linklater kann sowas ja noch kommen :smile: So richtig weiss man das Besondere auch erst gegen Ende zu schätzen. Erst da merkt man rückblickend, was für eine aussergewöhnliche Seherfahrung dieser Film darstellt. Man fühlt sich wirklich, als hätte man eine tiefe Beziehung zu diesen Figuren aufgebaut. Man sieht sie äusserlich altern, innerlich reifen (oder auch nicht), beziehungen aufbauen und zu Brüche gehen, etc. Und obwohl der Film über viele Jahre hinweg mit vielen Unterbrüchen gedreht wurde, hat man nie das Gefühl, dass man Schauspielern zusieht, die hier immer wieder in Rollen hätten schlüpfen müssen. Sie schaffen das Wunder, ihre Figuren absolut glaubwürdig und in sich stimmig zu entwickeln. Wer ne klassische Erwachsenwerden-Story erwartet, dürfte aber enttäuscht werden. Eine klassische Dramaturgie besitzt der Film nicht. Es ist immer eine Episode aus einem Lebensabschnitt, die wir zu sehen kriegen und das lässt viele Lücken offen. Viele Erzählfäden schliessen sich im Film nicht und wir erfahren auch nicht, was aus bestimmten Figuren geworden ist, obwohl wir das vielleicht gerne würden. Aber das ist für den Film die absolut richtige Entscheidung. Viele Konflikte bleiben ebenfalls offen und werden nie gelöst. Linklater versucht gar nicht erst, sich nach den womöglichen Wünschen von uns Zuschauer betreffend dem, was wir gerne sehen würden, zu richten, und lässt vieles einfach offen. Er entscheidet, was wir zu sehen kriegen und was nicht.
Wir erfahren nie, was aus den Kindern des trinkenden Ehemanns wird. Der Konflikt zwischen Masons Eltern wird nie wirklich gelöst. Es gibt keine richtige Aussöhnung und überhaupt bekommen die beiden nur gegen Ende eine ganz kleine, leicht versöhnliche gemeinsame Szene. Und am härtesten vielleicht die letzte Szene der Mutter.
Linklater geht auch nicht den Weg, die typsischen Stationen eines Coming-of-age-Films abzugrasen. Bspw. gibt es keine grosse Liebesgeschichte, obwohl Liebesbeziehungen natürlich auch eine Rolle spielen. Das erste Mal, wird auch kaum thematisiert. Es geht nicht um solche Sachen, sondern eben wirklich um die Figuren, um Fragen der eigenen Identität und der Zeit. Zeit spielt nicht nur wegen der Machart eine Rolle, sondern auch inhaltlich, was gerade am Ende nochmal ganz deutlich gemacht wird.

Die Familie um und mit Mason ist phänomenal dargestellt. Meine Lieblingsszenen sind eindeutig jene mit Ethan Hawke als Masons Vater. Ganz grosse Klasse. Und dennoch bilden wohl Mason und seine Mutter (Patricia Arquette) zusammen die eigentliche Seele des Films. Beide sind wirklich unglaublich gut.

Ein paar kleinere Schnitzer gibts dennoch. Ein paar Szenen wirkten mir dann, gerade weil der Rest so real und natürlich erschien, zu aufgesetzt. Ein kleiner Monolog zum Irakkrieg (während der Party) und die Sache mit dem Handwerker wirkten für mich nicht passend. Auch die Freundin von Mason fand ich eine schlechte Wahl. Sie liefert eine ziemlich schwache Schauspielleistung - kriegt aber auch nicht viel zu tun, ausser hübsch auszusehen.

Aber trotzdem, der Film ist phänomenal gut und wirklich was ganz Aussergewöhnliches. Eine Erfahrung, die man auf sich wirken lassen muss. Muss aber auch dafür offen sein.
Von mir gibts 9.5/10 :thumbsup:
 

Revolvermann

Well-Known Member
Linklater hat dem Coming of Age Film quasi auf ein neues Level geführt. Dabei aber ganz unprätentiös und realitätsnah eine warme und nachvollziehbare Geschichte erzählt.
Großartige Musik und Szenen die man aufgrund ihrer natürlichen Schönheit sofort versteht.
Ich kann mich den anderen hier nur anschließen. Groß.

9/10
 
A

AlecEmpire

Guest
Wirklich schöner Film, hat mir gut gefallen. Boyhood tritt relativ unprätentiös auf, was ihm gut zu Gesicht steht. Dem Zuschauer fällt es relativ leicht eine Bindung zur Familie aufzubauen, und der Wandel der Zeit spiegelt sich in den unterschiedlichsten Facetten wieder. Mit den voranschreitenden Jahren werden nicht nur die Kinder, sondern auch die Probleme erwachsener. Eine Familie aus dem Alltag gegriffen und es ist hochspannend diesem Lebenslauf als Zuschauer zu folgen. 7/10
 

Noermel

Well-Known Member
So auch gerade geschaut und halte ihn für total überbewertet.
Maximal eine 7 imo.
Da gefiel mir The way way back 100mal besser.
Ist halt der typisch realitätsnahe "Das Leben ist kein Ponyhof" Streifen wo jedoch das gewisse etwas einfach gefehlt hat.
Oh und WTF ist es immer mit saufenden asshole like Stiefvätern :pinch:
 
B

Bader

Guest
Fantatische Filmerfahrung und definitiv ein besonderer Coming-Out-of-Age Film. Einfach sehr angenehm, wie beiläufig alles ist was man sonst eigl. bei so einem Film erwartet. Die Herangehensweise ist sowieso der Knaller und es darf gerne wieder sowas in der Form geben. Bezeichnend ist auch, dass der mir trotz 3 Stunden sehr kurzweilig vorkam obwohl im Grunde gar nichts passiert und war ein wenig traurig als der Abspann kam. Hätte gerne noch 3 weitere Stunden gehen können, wie er so als Erwachsener schlägt. :biggrin:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Bader schrieb:
Fantatische Filmerfahrung und definitiv ein besonderer Coming-Out Film.
:hae:

Stimme dir aber generell zu. Ein sehr angenehmer Film. Fand die fließenden Übergänge auch toll. Man hat immer erst dann bemerkt, dass man zeitlich ein Stück weiter ist, wenn man den Jungen gesehen hat.
Hab nach Sichtung von Boyhood auch gleich noch mehr Lust, Linklaters Before Trilogie nachzuholen.
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Boyhood 2?
Richard Linklater denkt zumindest darüber nach, die Geschichte von Mason Jr. in seinen 20ern fortzusetzen.

To be honest… this film first met its audience exactly a year ago and for the first six months of the year, my answer to that was absolutely not. This was twelve years, it was first grade through 12th grade; it was about getting out of high school. I had no idea about another story, there’s nothing to say. It hadn’t crossed my mind.

But I don’t know if it’s been a combination of finally feeling that this is over or being asked a similar question a bunch over the last year, that I thought, well, I wake up in the morning thinking, ‘the 20s are pretty formative, you know?’” he admitted. “That’s where you really become who you’re going to be. It’s one thing to grow up and go to college, but it’s another thing to… So, I will admit my mind has drifted towards [this sequel idea].


Linklater doesn’t necessarily feel obligated to stick to the Boyhood format, though.

The twelve years [structure] came out of [school structure]. It wouldn’t have to be twelve years. It wouldn’t have to be… I mean, who knows. I mean, if I learned anything on the ‘Before’ trilogy it took five years to realize that Jesse and Celine were still alive and had anything to say. This one would probably be more accelerated, but who knows.
http://www.slashfilm.com/boyhood-sequel/
 
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