It Follows [Kritik]

Beckham23

Well-Known Member
Revolvermann schrieb:
Mein Interpretationsansatz:

schließt die genannten potentiell tödlichen Geschlechtskrankheiten nicht aus. Aber ich glaube das es David Robert Mitchell nicht ausschließlich darum geht.
Sondern das es ihm um die Sterblichkeit an sich geht. Das kann, wie gesagt, auch Geschlechtskrankheiten betreffen und der Übertragungsweg sowie die steigende Anzahl Betroffener bei steigenden Geschlechtspartnern, sprechen eine eindeutige Sprache und sind sicher kein Zufall.

Ich glaube, da interpretierst du etwas zu viel rein. Für mich ist das lediglich ein Horrorfilm, der einen (bestimmten) Fluch zum Thema hat. Ehrlich gesagt will ich mir auch gar keine Gedanken machen, ob es um die Dinge geht die du da geschildert hast. Ein Film soll mich in erster Linie unterhalten und NICHT Belehren bestimmte Dinge nicht zu tun.

Becks
 

Revolvermann

Well-Known Member
@Becks

Wenn du dich von einem Film in erster Linie unterhalten lassen willst, ist das ganz klar deine Sache und da ist auch nichts gegen einzuwenden.
Das viele, viele Filme 2 oder mehr Erzählebenen haben, lässt sich aber nicht bestreiten und wenn ein Regisseur/Drebuchautor ein Statement abgeben will, ist das ganz alleine seine Sache und macht den Film für mich direkt interessanter.
Sich dadurch in irgendeiner Weise belehren lassen, muss man schon gar nicht. Der Ansatz ist ja nicht eindeutig klar und durch die Veröffentlichung seines Werkes, stellt der Macher dieses ja auch bewusst zur Diskussion.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Ich bin mir nicht ganz sicher was du mit "[...] die steigende Anzahl Betroffener bei steigenden Geschlechtspartnern" meinst.
Es ist doch immer genau eine Person betroffen. Alle vorangehenden Leute in der Reihe können rumgeschlechtspartnern wie sie lustig sind - relevant wird das höchstens wieder, wenn alle über ihnen den Löffen abgegeben haben.
 

Revolvermann

Well-Known Member
@ Hurri

Genau und deswegen sind sie alle betroffen. Sie geben das Ding ab und gehen ihrer Wege. Vielleicht bekommen sie noch mit wie das Ding erneut abgegeben wird, vielleicht auch nicht. Aber überlebt diese Person die "Gefolgschaft"? Und die davor? Es kann theoretisch jederzeit wiederkommen. Vielleicht Morgen. Vielleicht in 3 Jahren. Sie leben Ihr ganzen Leben in Angst.

Etweder stirbst du bevor es zurückkommt oder alle nach dir sterben und es kommt zurück. Die beste Möglichkeit es möglichst weit weg zu bekommen ist möglichst schneller Geschlechtsverkehr aller Beteiligten und damit rasende Ausbreitung.
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Ich bin mir zwar nicht sicher, warum wir in Spoilern reden, aber ich schließe mich mal an und editiere meinen vorangegangenen Post. :bibber:

Achso, okay. Ich hatte dich zunächst so verstanden, dass sich der Fluch durch hohe Promiskuität der Betroffenen schneller ausbreitet und der Film damit deiner Auffassung nach ebendiese kritisiert. Aber ja, dadurch, dass fixer (einmaliger) Geschlechtsverkehr die beste Möglichkeit ist, den Fluch loszuwerden, kommt das Ding natürlich gut rum.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich habe jetzt mal einfach in Spoilern geschrieben. Zur Sicherheit. :squint:

Da habe ich mich im Text oben wohl zu schwammig ausgedrückt.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Diesen Film habe ich schon vor längerem gesehen und er hat mir zugesagt. Die Inszenierung des "Monster" war durchweg gelungen, auch wenn das eigentliche Vorgehen am Ende recht bescheuert war und wieder typischen Horrorfilmklischees entsprochen hat. Das Ende war jedoch wieder gelungen.

Interpretation:
Ich habe mich von der Interpretation Geschlechtskrankheiten abgewandt. Eher spricht das Verhalten der Hauptperson dem Versuch der Traumabewältigung aufgrund eines sexuellen Übergriffes.

Die Anzeichen sind recht eindeutig:
Sie wird vergewaltigt, leidet an (in diesem Falle begründete) Paranoia, hat einen allgemeinen Vertrauensverlust, lässt sich nur schwerlich auf eine neue intime Beziehung ein und greift eher zu sinnlosem Sex um sich die Kontrolle über ihre eigene Sexualität wiederzubeschaffen. Zudem hält sie jede Person für eine potentielle Bedrohung und sieht diese als einziges als solche, was gänzlich dem Muster diesen Monsters entspricht.

Außerdem hat der Freundeskreis Probleme damit es zu akzeptieren und kann damit erst nur schwer umgehen. Der Kampf der Heilung in so einem Fall, wird von der ganzen Familien und dem Freundeskreis bestritten.

Am Ende lässt sie sich zwar wieder auf eine Beziehung ein aber hat die Paranoia noch immer nicht überwunden. Dieses Trauma verschwindet nie vollends.

7/10 da nicht mir der Film nicht ganz gefallen hat. Gegen Ende verläuft er doch wieder recht klischeehaft.
 

Beckham23

Well-Known Member
Woodstock schrieb:
Die Anzeichen sind recht eindeutig:
Sie wird vergewaltigt, leidet an (in diesem Falle begründete) Paranoia, hat einen allgemeinen Vertrauensverlust, lässt sich nur schwerlich auf eine neue intime Beziehung ein und greift eher zu sinnlosem Sex um sich die Kontrolle über ihre eigene Sexualität wiederzubeschaffen.

Meinst du damit Jay? Wenn ja, dann wurde sie nicht vergewaltigt - das war doch einvernehmlicher Sex mit Hugh. Das Hugh das mit dem "Fluch weitergeben" wußte, ist dann schon wieder eine andere Sache. Dennoch würde ich hier nicht von Vergewaltigung (im üblichen Sinne...) sprechen - es lag keine Gewalt (des männl. Partners) vor.

Becks
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Beckham23 schrieb:
Meinst du damit Jay? Wenn ja, dann wurde sie nicht vergewaltigt - das war doch einvernehmlicher Sex mit Hugh. Das Hugh das mit dem "Fluch weitergeben" wußte, ist dann schon wieder eine andere Sache. Dennoch würde ich hier nicht von Vergewaltigung (im üblichen Sinne...) sprechen - es lag keine Gewalt (des männl. Partners) vor.
Tatsache ist, nach dem Akt wirft er sich auf sie und betäubt sie mit Chloroform. Dann fesselt er sie und verschleppt sie in Unterwäsche. Dazu gab es sicherlich kein Einverständnis. Ob der Sex am Anfang einvernehmlich war spielt in dieser Situation keine Rolle mehr, da ihr Partner sich danach als Angreifer herausgestellt hat und das Vertrauen missbrauchte. Schon ist das Trauma geboren. Für den Plot wäre es nur hinderlich gewesen, daraus eine pure Vergewaltigung zu machen, da sie ihn später nochmal brauchen.
 

Beckham23

Well-Known Member
Woodstock schrieb:
Tatsache ist, nach dem Akt wirft er sich auf sie und betäubt sie mit Chloroform. Dann fesselt er sie und verschleppt sie in Unterwäsche. Dazu gab es sicherlich kein Einverständnis. Ob der Sex am Anfang einvernehmlich war spielt in dieser Situation keine Rolle mehr, da ihr Partner sich danach als Angreifer herausgestellt hat und das Vertrauen missbrauchte. Schon ist das Trauma geboren. Für den Plot wäre es nur hinderlich gewesen, daraus eine pure Vergewaltigung zu machen, da sie ihn später nochmal brauchen.

Das sehe ich jetzt nicht so, weil...
er ihr sein Verhalten erklärt und es deshalb plausibel wird. Er will sie ja nur beschützen und auf die (folgenden) Gefahren "hindeuten". Und das macht er, indem er ihr den Geist gleich hautnah zeigt - anstatt ihr es später in einem Gespräch "beizubringen"... - sie würde ihm wohl kaum glauben.

Becks
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Beckham23 schrieb:
Woodstock schrieb:
Tatsache ist, nach dem Akt wirft er sich auf sie und betäubt sie mit Chloroform. Dann fesselt er sie und verschleppt sie in Unterwäsche. Dazu gab es sicherlich kein Einverständnis. Ob der Sex am Anfang einvernehmlich war spielt in dieser Situation keine Rolle mehr, da ihr Partner sich danach als Angreifer herausgestellt hat und das Vertrauen missbrauchte. Schon ist das Trauma geboren. Für den Plot wäre es nur hinderlich gewesen, daraus eine pure Vergewaltigung zu machen, da sie ihn später nochmal brauchen.

Das sehe ich jetzt nicht so, weil...
er ihr sein Verhalten erklärt und es deshalb plausibel wird. Er will sie ja nur beschützen und auf die (folgenden) Gefahren "hindeuten". Und das macht er, indem er ihr den Geist gleich hautnah zeigt - anstatt ihr es später in einem Gespräch "beizubringen"... - sie würde ihm wohl kaum glauben.

Becks
Die Begründung ist ja mal sowas von daneben. Also von ihm.
Wenn er sich wirklich um sie sorgen würde, hätte er erst gar nicht mit ihr geschlafen und es ihr angehangen! Er hat sie zu seinen Zwecken benutzt und sich dann versucht zu rechtfertigen. Es ging ihm nur um sich und um niemanden sonst! Wenn er sie nicht gewarnt hätte, wäre sie gleich gestorben und er würde wieder in der Klemme stecken.

Er hat sie zu seinen Zwecken benutzt. Er hat sie misdbraucht. Das Trauma ist gerechtfertigt.

Andere Frage. Ich weiß nicht, ob es ihm Film vorgekommen ist aber...
was wäre, wenn sie mit mit demjenigen geschlafen hätte, der es ihr angehangen hat? Gibt sie es dann wieder zurück? Wäre sie dann frei? So oder so, wäre die Kette unterbrochen.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Jetzt auch endlich gesehen. Der war gut. Schön erzählt, clever inszeniert, passabel gespielt und mit einem Carpenter-Retro-Soundtrack. Angenehm, dass man sich darauf verlegte, altmodisch Spannung und Horror aufzubauen, auf übermäßige Gewaltszenen verzichtete und durchaus und bewusst mehrere Erzähl- bzw. Deutungsebenen hat - ist ja nicht selbstverständlich heutzutage. Wenn man will, kann man das Ganze fast schon als "ernste Parodie" auf die gängigen Regeln des Genres ansehen.
Trotzdem hatte ich mir wegen der allerorten guten Kritiken mehr erwartet, denn abgesehen vom Schluss, den ich sehr gelungen fand, kann der Film sein Niveau in der zweiten Hälfte nicht halten und kokettiert für meinen Geschmack etwas selbstverliebt mit seinen vermeintlich tollen Ideen, die aber nicht immer zünden, Stichwort Swimming Pool.
Unabhängig davon wandert David Robert Mitchell mal auf meinen Radar, der Mann kann was.

7/10
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Uuh, der war gut. Gar nicht so sehr purer Horrorfilm wie ich gedacht hatte, in seinen besten Momenten trotzdem oft sauspannend, sondern eher sehr metaphorischer Jugendfilm über Traumabewältigung durch Freundschaft und Liebe (Was mir persönlich besser gefällt, vor allem auf das Ende bezogen, als das arg offensichtliche, und auf den gesamten Film nur teilweise passende Thema "Sexualkrankheiten") mit übernatürlichem Horroreinschlag und hat mir als solcher wirklich gut gefallen. Dabei darf man sich am besten keine Gedanken über die Logik hinter der zentralen Bedrohung des Films machen, da die meistens etwas wirr ist, wenn nicht bei näherer Betrachtung kaum noch Sinn ergibt, fällt dann aber eh nicht so richtig schwer ins Gewicht, weil der Stil des Films sowieso recht surreal ist, mit dem heruntergekommenen Americana als Setting und einer kaum definierbaren Zeit, in der das Ganze angesiedelt ist, mit alten Fernsehergeräten, noch älteren Monsterstreifen im TV, keinen Handys, aber modernen Autos und Kleidung scheint der Film in seinem ganz eigenen Universum zu spielen. In der Diskussion um Sinn und Unsinn der gerade so beliebten 80er-Jahre-Verehrung, lässt sich It Follows sicher auf der positiven Seite verbuchen, erinnern Musik und Inszenierung zwar sehr an John Carpenter, das Setting wiederum etwas an Spielberg (Es gibt auch BMX-Räder) ist dann gleichzeitig aber so gut und unaufdringlich, dass es wirklich gelungen ist.
 
Oben