Nerdkultur-Debatte um Simon Pegg

Joel.Barish

dank AF
Ich finde diesen Aspekt aus dem BMD Artikel besonders relevant:
NASA is full of people who were inspired into the sciences by Star Trek, and who are trying to bring to reality scifi concepts like warp drive. Princess Leia inspired a whole generation of women, and modern characters like Batgirl, Imperator Furiosa and Ms. Marvel will do the same. Films like The Lord of the Rings trilogy teach people how to hope and persevere in tough times. These are all important things... but when the focus shifts from the meaning of these stories to the clutter surrounding them, we've lost sight of why they mattered in the first place. And I look around the geek landscape, at conventions and online, and I wonder if we haven't completely lost sight of why these things mattered.
Fandom heutzutage ist so sehr an Oberflächlichkeiten und so wenig an Inhalten interessiert. (Ich meine niemanden hier persönlich, aber es lohnt sich immer, die eigenen Empfindungen und Interessen mal zu hinterfragen und abzuklopfen.) Man wird ja regelmäßig schief angeguckt, wenn man aus den brachen Resten eines Sommerblockbusters irgendwas Größeres oder thematisch Handfestes destillieren will. Weil das ja für viele anscheinend irrelevant ist, solange es Spaß macht. Und es darf Spaß machen, aber es könnte noch so viel mehr, hat dabei aber auch diese Macht (auch unterstützt durch die Macht der Werbung und der diversen Erscheinungsformen des Internets) um sich langfristig in unser Empfinden einzunisten und sich als emotionales Zentrum der persönlichen Welt vorzustellen, den Blick auf andere Dinge zu versperren.

Und "damage control"? Ha. Niemand begeht damage control mit einem solch wohlformulierten und glaubwürdig emotionalen und ehrlichen Artikel. Jemand mag Pegg nahegelgt haben, den ersten Kommentar vielleicht nicht unkommentiert stehen zu lassen, aber es ist so klar wie schön, dass Pegg hier ehrlich und befreit aus seinem Herzen spricht.
 

Deathrider

The Dude
Dass es so ein riesen Palaver darum gibt ist Teil dessen was Pegg an der Nerdkultur implizit als negativ anspricht und er hat damit vollkommen recht. Diese Szene ist als Kollektivfigur gesehen nicht fähig zur Selbstkritik und Selbstreflexion, tut intellektuell, ist aber eigentlich oft nur pedantisch und springt mit pavlovscher Zuverlässigkeit auf Immergleiches an. :unsure:
 

Woodstock

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Joel.Barish schrieb:
Ich finde diesen Aspekt aus dem BMD Artikel besonders relevant. (ZItat spare ich mal)
Ich wollte gerade das gleiche Zitat posten. Ich sehe mir immer mal wieder alte Star Trek oder Babylon 5 Episoden an, da ich gute Science-Fiction sehen will. Ich möchte sehen wie tatsächlich relevante Themen angesprochen und intelligent behandelt werden. Und dies auch mit Anspruch und mit Respekt vor dem Zuschauer. Was ich stellenweise bei heutiger Science-Fiction -und auch bei Fantasy- sehe, ist die Tatsache, dass die Macher dieser Filme ihre Zuschauer nicht mehr respektieren. Wenn man Star Trek auf die Action reduziert oder eine Science-Fiction Serie nicht mehr funktioniert, wenn ich in jeder Folge gekämpft wird, dann ist das ein Problem das beide Seite etwas angeht. Die Studios legen uns dumme Plots vor und die Zuschauer konsumieren. Das System funktioniert und die Macher lassen größere Themen schlichtweg aus. Verlernen vielleicht sogar wie man es richtig macht. Ein Science-Fiction Film braucht eigentlich keine Action. Dr. Who hat in vielen Folgen nur wenig Action aber behandelt stellenweise wirklich relevante Themen. Stargate, TNG und DS9 hatten Folgen, in welchen nicht ein Schuss gefallen ist und trotzdem saß man voller Spannung vor den Bildschirmen und war gefesselt. Das waren gute und wichtige Dialoge und Monologe. Nicht heruntergedummt, sondern leicht verständlich übermittelt ohne an Anspruch zu verlieren. Die Science-Fiction war schon immer das Genre, in welchem sich die Realität wirksam spiegeln konnte. In welcher man einzelne Merkmale unserer Gesellschaft überspitzt darstellen konnte, um die Gefahr hinter seiner potentiellen Eskalation offenzulegen. Dieses Genre wird belächelt aber beeinflusst unsere Gesellschaft wie kaum ein anderes. Unsere Technologie, unsere Forschung, die Berufswünsche unser Kinder und die Art wie wir uns die Zukunft vorstellen ist abhängig von den Wünschen und Ängsten dir wir haben und diese werden zum großen Teil geprägt von der Zukunftsliteratur der jeweiligen Zeit. Natürlich sind andere Genre ebenfalls relevant. Eine historische Aufarbeitung wichtig. Man muss wissen woher man kommt, um zu wissen wohin die Reise geht aber Historiendramen, haben keinen Anspruch darauf zu hundert Prozent korrekt zu sein. Die Science-Fiction hat diesen Anspruch auch nicht und funktioniert meist am besten, wenn sie es nicht ist. Schließlich heißt es ja "Science" und "Fiction", Wissenschaft und Fiktion. Der Mensch forscht, er strebt nach der Zunkunft und ihm müssen die Gefahren und Möglichkeiten der kommenden Zeiten offengelegt werden. Der kreative Geist muss den logisch denkenden inspirieren. Auf gewisse Weise könnte man sagen, dass man auf kein anderes Genre besser aufpassen müsste, als auf die Science-Fiction. Sie auf simples Geballer, Action und Effekte herabzusetzen schadet nicht nur uns, sondern auch unseren Kindern und unserer eigentlichen Zukunft. Diese Meinung vertrete ich voll und ganz.
Joel.Barish schrieb:
Fandom heutzutage ist so sehr an Oberflächlichkeiten und so wenig an Inhalten interessiert. (Ich meine niemanden hier persönlich, aber es lohnt sich immer, die eigenen Empfindungen und Interessen mal zu hinterfragen und abzuklopfen.) Man wird ja regelmäßig schief angeguckt, wenn man aus den brachen Resten eines Sommerblockbusters irgendwas Größeres oder thematisch Handfestes destillieren will.
Ich musste mir selbst hier schon manche Dinge anhören, wenn ich versucht habe auch die kleinste Botschaft hinter den letzten Science-Fiction Filmen herauszufinden. Aber es gibt auch andere Stimmen, die einen durchaus ermutigen. Auf BG sehe ich kein Problem. Anderswo im Internet vielleicht schon. BG eignet sich allgemein nicht als repräsentative Zielgruppe für die Dikussionskultur im Internet. Hier hat es dafür viel zu wenig Idioten.
 

Snogard

New Member
TheGreatGonzo schrieb:
aber die Form die die Verehrung der Franchises angenommen hat, wo das Streiten und Diskutieren von erwachsene Menschen darüber, wie ein als Fledermaus verkleideter Typ und sein Clowngegenspieler auszusehen haben noch das Harmlseste ist, ist nicht mehr schön. Der Konsum ist in Ordnung, aber man sollte das alles auch nicht ernster nehmen als es eigentlich ist.
DAS kommt direkt aus meiner Seele! Danke :thumbsup:
Was hat das doch für Formen angenommen. Früher feierte man Star Wars ab, weil es Star Wars war und man diskutierte eher darüber, wer nun wessen Familienmitglied ist und ob das denn alles noch aufgedeckt wird.
Wenn ich mir heute so durchlese, wieviele Seiten lang über einen Sehschlitz in einem Stormtrooperhelm oder die Form eines Fledermauslogo auf der Brust einer Comicfigur oder einem neuen Lichtschwert und seiner Technik diskutiert wird, dann schiebe ich gerne mal das Notebook ein bisschen nach hinten und lege meine Stirn auf die Tischkante. So ein bis zwei Minuten.
Früher bedeutete "Nerd sein" einfach alles aufzusaugen, jeden Schnippsel aus Zeitungen zu sammeln, jedes Poster aufzuheben, jede Lektüre zu z.B. Star Wars zu besitzen usw usw. Ich hatte ordnerweise Schnippsel und Material zu Rambo :biggrin:
Heute zerlegen die Nerds die Filme in alle Einzelteile und suchen in allem nachvollziehbaren Realismus. Manchmal belustigt einen soetwas auch. Wenn z.B. bei Star Wars jemand sagt "Hä? Wie ist der denn jetzt so schnell dahin gekommen? Das ist doch unlogisch!" Dann denke ich mir(überspitzt): Ahja, DAS ist unlogisch. Das er aber vorher mit einer Laserpistole zwei Sandmenschen erlegt hat, mit einem überdimensionalen Teddy gesprochen, sich in sein Raumschiff begeben hat und mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit vor einer Kampfstation in Mondgröße geflohen ist, um seinen Freund dann später vor einem wurmähnlichen Diktator zu retten, wobei er selbst kurz davor aus Carbonit aufgetaut wurde, nachdem er in einer schwebenden Stadt gefangen genommen wurde, das geht klar...." :biggrin:

Ich will damit keinem Nerd auf die Füße treten, jeder eben so, wie er es braucht. Aber ich brauche das nicht. Mich kann ein Film trotz Logikfehler tierisch gut unterhalten. Kann, muss nicht. Wenn ich mir so die lange Liste der Logikfehler bei Prometheus ansehe, dann zweifel ich ja schon manchmal selbst an mir, denn davon ist mir vieles gar nicht aufgefallen. Und wie das neue Batman Kostümchen oder Laserschwert aussieht, geht mir mal gehörig am Boppes vorbei, solange der Film gut ist.

Mit Drive konnte ich z.B. gar nichts anfangen, wobei ich den Paten liebe. Oder "Es war einmal in Amerika". Wenn Pegg also sagt, dass die komplizierteren Filme früher Box-Office-Knaller waren, dann kann ich das nachvollziehen. "Schwierige Filme" haben sich mit der Zeit auch verändert. Während sie damals noch verstanden die breite Masse anzusprechen, fällt es einem heute schwerer Bezug zum Film zu bekommen. Sei es stilistisch oder inhaltlich. Aber den Filmen oder Nerds alleine will ich da gar nicht einmal die Schuld geben. Die Leute suchen sich heute aus den mehrfach diskutierten finanziellen Gründen einfach besser aus, in welchen Film sie gehen. Das gesamte Kinothema hat sich mit den Jahrzehnten verändert. Mittlerweile sind riesen Flachbildfernseher und HD-3D-Beamer erschwinglich für fast Jedermann. Das gab es damals alles nicht. Da musste man ins Kino. Zumal es früher stellenweise Jahre dauerte, bis ein Film auf Video erschien. Heute habe ich ja die Wahl, ausgesuchte Filme, bei denen ich glaube, dass sich ein Kinobesuch lohnt (Preis/Leistung), auch dort zu sehen. Und andere reichen mir dann im Heimkino. Das hat Pegg sicherlich bei seiner Aussage nicht berücksichtigt. Die Veränderungen im Heimkinobereich. Dramen und Komödien schaue ich grundsätzlich nur noch Zuhause.

Es haben sich also mehrere Dinge über die Jahre verändert. Der Kinobesucher hat sich verändert, Nerds haben sich verändert, Home-Entertainment hat sich verändert usw usw. Es liegt also an mehreren Faktoren, warum "Avengers" oder "Fast 7" mehr Leute ins Kino locken als "The king's speech". Dass uns das letzten Endes verdummt glaube ich jedoch nicht :smile:
 
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