Mediterranea ~ Flüchtlingsdrama

Presko

Don Quijote des Forums
Mediterranea

Regie
Jonas Carpignano

Cast
Alassane Sy
Koudous Seihon
Annalisa Pagano

Trailer


2010 kam es in Rosarno, der Heimatstadt von Carpignano zu gewalttätigen Übergriffen gegen afrikanische MIgranten. Diese haben den Regisseur zum Film Mediterranea motiviert.

Die beiden aus Burkina Faso stammenden Brüder Ayiva und Abas reisen durch die Wüste nach Lybien und von dort aus über das Mittelmeer nach Italien. Hier wollen sie einen Job finden, um Geld nach Hause schicken zu können. Ayiva, der dort seine Tochter bei seiner Schwester zurückgelassen hat, will seiner Tochter so eine bessere Zukunft ermöglichen. Doch bald müssen sie feststellen, dass es fast nicht möglich ist, als illegaler Flüchtling in Italien zu leben. Sie müssen in einem Zelt schlafen, finden aber Arbeit als Orangenpflücker. Während Abas mehr und mehr mit Wut und Verbitterung auf die Situation in Italien reagiert, arbeitet Ayiva hart und kommt langsam in kleinen Schritten voran, bis er von seinem Chef neue Jobs kriegt. Doch gesellschaftliche Spannungen und Rassismus führen über kurz oder lang zu einer gewaltsamen Entladung auf den Strassen.

Carpignanos Drama ist sehr ruhig und unspektakulär. Der Anfang mit den Bildern von den Flüchtlingen in Algerien, der Reise durch die Wüste und der Mittlemeerüberquerung sind allerdings enorm beeindruckend. Das Leben in Italien dagegen ist sehr viel unspektakulärer. Ein trister Alltag, in dem sich die beiden Männer mühsam versuchen, so etwas wie eine Existenz zu erarbeiten. Der Film schildert ganz verschiedene Stufen dieses Prozesses. Dabei bietet der Film ein paar sehr gelungene Figuren, bspw. einen jungen Hehler, etwa 13 Jahre alt, mit dem Ayiva ab und zu Geschäfte macht, oder der anfangs frechen Tochter von Ayivas Chef. Der Film begleitet seine Figuren, beobachtet ihren Alltag und moralisiert nur sehr wenig. Auch emotional bleibt der Film distanziert. Erst gegen Ende gibt es eine Szene, in der sich die ganze Tragik in einer kurzen emotionalen Szene entlädt.
Ein unspektakulärer, feinfühliger und kluger Film und doch hochaktuell. Dank genauer Beobachtungsgabe des Regisseurs, einem hohen Realismusgrad und einem charismatischen und sehr sympathischen Hauptdarsteller eine Empfehlung wert.
8/10
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Sieht echt sehenswert aus. Danke für den Thread, da ich den Film sonst sicher nicht 'entdeckt' hätte :smile:.
 
Oben