Verschwörung (The Girl in the Spider’s Web) ~ Lisbeth Salander #4 [Kritik]

TheRealNeo

Well-Known Member
Hab ihn nun am Freitag auch gesehen.
Mein Vorwissen betrifft bisher nur das erste Buch und dessen schwedische und amerikanische Verfilmung.

DIego hat ja schon den angebrachten Vergleich mit dem Remake von David Fincher angefangen und der scheint durchaus dienlich, denn an welches Publikum haben die Macher wohl gedacht? Das Duo Blomkvist/Salander hat merklich schon eine Vorgeschichte, die hier angedeutet wird und durchaus auf dem aufbauen kann, was im ersten Buch bzw. den Filmen erzählt wird. Dahingehend fehlt mir eben weitere Kenntnis, ob das auch mit Buch 2 und 3 noch konform läuft. Dahingehend finde ich, von meinem Kenntnisstand ausgehend, schon etwas schwammig was die Vorgeschichte bzw. Kindheit von Lisbeth Salander betrifft.

Hat sie nicht ihren Vater im Auto angezündet und dadurch getötet. Ich meine aufgeschnappt zu haben, dass er doch nicht tot sein soll und in den Büchern wieder auftaucht, aber egal welche Konstellation, beisst sich das nicht irgendwie mit der Geschichte nun und der Schwester?

Darüberhinaus liegt es weniger an der Besetzung, sondern mehr dem Drehbuch (wie vielem im Film), dass es kaum mehr Dynamik zwischen Blomkvist und Salander gibt. Auch hier hat das Diego ja auch schon herausgearbeitet, dass Blomkvist ja auch nicht wirklich was zu tun hat und das ist leider so. Er ist dabei, weil er irgendwie zur Welt gehört, ist aber mehr nur ein Nebencharakter, dem Funktionen angedichet werden, den es aber nicht wirklich braucht. Im ersten Buch/Film ist er im Grunde ja noch die Hauptfigur, aber die Tendenz besteht ja auch hier schon, dass Salander die eigentlich interessantere Figur ist, die auch womöglich in den weiteren Büchern mehr im Fokus steht.

Fede Alvarez hatte zugegebenermaßen natürlich keine leichte Aufgabe und er hat womöglich am Endergebnis nur Teilschuld. Teil, weil seine Inszenierung zusammen mit der Kameraarbeit doch recht dynamisch daherkommt. Eine wirklich visuelle Kopie von Fincher, finde ich, kann man da nur in Teilen wirklich dem Team vorwerfen. Es ist eben Winter und dadurch weiß draußen und die Innenräume in LIsbeths Versteck wirken von den Farbtönen ein wenig, wie Bomkvists Behausung im ersten Film von David Fincher, doch ansonsten kopiert der Film nun nicht die komplette Farbpalette. Der andere Teil der Schuld seitens Alvarez rührt aber daher, dass er auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Und hier liegt glaube ich das Problem. Da ich die Vorlage nicht kenne, weiß ich wiederum nicht, was schon das Buch 'verbrochen' hat, aber das Drehbuch hätte dem ja auch entgegen wirken können. Grundsätzlich ist der Film nie langweilig, aber er will im Grunde sehr viel. Dies beginnt mit dem Plot des NSA-Programms, der das Ganze unnötig global gestaltet. Zum einen macht er daraus nichts und zum anderen bringt dies eine überflüssige Figur hervor, gespielt von Keith Stanfield, die unnötig der Geschichte nachhächelt, eine Motivation hat, die der Film späte selbst unkommentiert ad acta legt und durchgehend nur als Werkzeug des Drehbuchs funktioniert.
Der eigentliche Kern der Geschichte ist das Kapitel aus Salanders Vergangenheit. Darauf hätte man sich konzentrieren müssen. Irgendeine Hacker-Geschichte drumherum hätte man auch in Schweden gefunden. So verkommt das eigentiche Herz der Geschichte zu einer Randnotiz, teilweise, und endet in einem umso mehr enttäuschenden Showdown. Denn das ist das andere Problem des Films. Man sah sich gezwungen dem Zuschauer Action zu bieten. Wie viel Actionszenen hatten die ersten Verfilmungen? Genau, keine wirklichen. Hier aber scheint man dann doch mehr aus Salander holen zu holen. Unterm Strich wird es nie unrealistisch, andererseits, gibt man ihr auch immer mal wieder, mehr oder weniger menschliche, Hilfe mit, die dem Ganzen dann auch wieder den Moment des Zufalls in Frage stellen lässt.

Und auch beim musikalischen Rest wandelt Fede Alvarez Stamm-Komponist Roque Baños (noch bekannt für u.a. Im Herzen der See, The Commuter) dabei in den Spuren des 2011er Remakes, und so klingt der Score durchaus etwas nach Trent Reznor und Atticus Ross, erreicht aber nie dessen Klasse.

Finde ich nun überhaupt nicht. Roque Banos verlässt sich da schon mehr auf schnelle Streicherrythmen, während die anderen beiden da musikalisch schon viel mehr experimentiert haben und ja auch einem Film anderen Tempos vor sich hatten.

Ich tue mich schwer THE GIRL IN THE SPIDER'S WEB als wirklich schlechten Film zu bezeichnen, dafür rühren die Probeme zu sehr vom Drehbuch als von der Inszenierung. Doch beides spielt eben seine gewichtige Rolle bei einem Film und so kann man dem Film nur ein 'schade' hinterher hecheln.
 
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