Wer sagt denn, dass Bay pathetisch sein darf?
- Ja, duffy, ich kann lesen. Du sagst das.
Aber warum darf der das denn? Wer hat ihm diese Absolution erteilt? Auch du? Tja, dann gilt das auch nur für dich.
"Armageddon" und "Bad Boys 2" sind eigentlich die beiden Eckpfeiler meiner kleinen Privatfede mit Monsieur Bay und es wundert mich ein wenig, dass ich hier noch nicht kund getan habe, was ich von dem Film halte.
Gleich vorweg: Ganz so übel wie "BB2" (2,5/10) finde ich "Armageddon" nicht, aber auch hier gilt, dass nicht alles, was als Spaß konzipiert ist, blind geschluckt werden muss. Die alte "Gehirn-aus-Leier" funktioniert ja auch nie zu 100% und erst recht nicht flechendeckend. Im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten würde die DVD (die ich nicht besitze) nach 20 Minuten unter Peitschenhieben aus dem DVD-Player wandern und auf ewig in die HülleHölle verdammt werden. Aber wenn man mal den körpereigenen Spießer an die Leine nimmt und schlafen schickt, kann man den Film zumindest bis zum Ende gucken.
Es ist gar nicht mal diese alberne Geschichte vom Asteroiden so groß wie Texas (Oder stammt der Vergleich doch aus dem (besseren) "Deep Impact"?) - auf jeden Fall ist das Dingen riesig und die Folgen wären ganz arg schröcklich für die Menschheit usw. Und die Idee mit den knackigen Bohrinseltechnikern die sich plötzlich zu Astronauten mausern kann man unter Schmerzen noch durchgehen lassen. Was einen aber wirklich killt, und damit auch den Film, ist das "wie". Die Dialogen sind einfach zum schießen neben der Spur. Buscemi kalauert sich weit unter seinem Niveau durch eine platte Rolle, MC Duncan erfüllt das Klischee des schwarzen Koloss und darf dabei Peter Stormares Russen-Klischee im All die Hand schütteln. Ben Affleck zeigt hier, warum er schauspielerisch Jahrelang als Pflaume galt, Brutze Willis wirkt erst gelangweilt, dann weinerlich-nervig und so sehr ich Liv Tyler auch mag, wirklich viel reißt auch sie hier nicht raus.
Die ganze Chose ertrinkt in Banalitäten und fast unerträglicher Gefuhlsduselei. Da wird die verbale Keule geschwungen und im Minutentakt setzt es ein paar Kracher, allererster Kajüte. Und in der Grabbelkiste des Filmbaus fanden sich neben Klischees und stumpfinnigem Gelaber auch noch eine über alle Maßen konstruierte Handlung die brav all gängigen Stilmittel (Militär, wischiwaschi Präsident, Flaggen!!!) abarbeitet, sowie eine ganze Tankerladung rührseligen Pathos.
Natürlich macht es Freude, wie das Chrysler Building im Meteoritenhagel durchlöchert wird, aber Bays Schnittstil zerstört quasi jedes Fünkchen an aufkommender Actionfreude und sei sie noch so gut gemacht, von den Effekten. Erspart bleibt einem bei "Armageddon" glücklicherweise die Prise Ärgernis, die "BB2" jede Minute umgab. Hier ist man nur angeödet und dezent genervt und eingelullt, von Handlung, Figuren und Dialogen, dem das Ende noch die Krone aufsetzt.
An guten Tagen springt für "Armageddon" sogar eine 4,5/10 heraus, an schlechten eine 3/10. Sucht euch was aus.