Werk ohne Autor - neues Projekt für Florian Henckel Von Donnersmarck

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Mit "Das Leben der Anderen" gewann er den Oscar als Bester fremdsprachiger Film, dann folgte der Ruf aus Hollywood und Regisseur Florian Henckel Von Donnersmarck realisierte dort "The Tourist" (mit Angelina Jolie und Johnny Depp). Das war in 2010, seitdem nichts.

Nun dreht Florian Henckel Von Donnersmarck wieder was, u.a. in Berlin und schon vor den Kameras. Heißt "Werk ohne Autor" bzw. international "Work Without Author" und hat Sebastian Koch, Tom Schilling, Paula Beer, Saskia Rosendahl und Ina Weisse in Hauptrollen, sowie u.a. Florian Bartholomäi, Hans-Uwe Bauer, Ben Becker, Antonia Bill und Rainer Bock in Nebenrollen.

Inhalt:Auch nach der Flucht in die BRD lassen dem jungen Künstler Kurt Barnert seine Kindheits- und Jugenderlebnisse aus NS- und SED-Zeit keine Ruhe. Als er in der Studentin Ellie die Liebe seines Lebens trifft, gelingt es ihm, Bilder zu schaffen, die nicht nur sein eigenes Schicksal widerspiegeln, sondern die Traumata einer ganzen Generation. "Werk ohne Autor" - ein epischer psychologischer Thriller über drei Epochen deutscher Geschichte.
http://www.presseportal.de/pm/6694/3359041

Florian Henckel Von Donnersmarck: "Ich freue mich, mit meinen Weggefährten von „Das Leben der Anderen“ einen neuen Film anzugehen. Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, einen Film zu machen, der zeigt, dass Kunst Dinge erahnen kann, die dem Verstand für immer verschlossen bleiben."

Interessiert was er nun liefern kann?
 

Joel.Barish

dank AF
Ist vielleicht gar nicht verkehrt, inhaltlich und thematisch dorthin zurückzukehren, wo man angefangen war und Erfolg hatte. Von Donnersmarck startet eh quasi wieder bei Null, wobei "The Tourist" zwar ein Film zum Vergessen war, die kritische Blamage aber nicht so schnell vergessen wird. Die Besetzung finde ich gut und auch wenn man beim Plot vielleicht mit den Augen rollt und denkt "Ugh, schon wieder *so* ein deutscher Film", hat so was auch immer Potential. Aber bei der Regie kommt bei mir zurzeit noch kein richtiges Interesse auf.
 

Rhodoss

Well-Known Member
Sieht schon mal ziemlich gut aus. Es wird praktisch ncihts verraten und macht doch Lust auf mehr.

Allerdings: "wieder so ein deutscher Film"
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Trailer ist schrecklich, aber die Thematik jetzt nicht uninteressant. Ich mag Stoffe, die über viele Jahre hinweg spielen. Kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass ich den besonders schnell sehen werde.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Deutscchlands Oscar-Beitrag 2019 ist auch bereits seit gestern in den Kinos.
Wer schenkt dem 3 Stunden-Film seine Aufmerksamkeit?
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Hm.
Ganz schwer zu bewerten das Ganze. Wo nun anfangen?
Florian Henckel von Donnersmarck ist kein Filmemacher mit einem großem Ouvre bisher, ganz im Gegenteil. Familiäre Hintergründe lassen es ihm wohl ermöglichen, dass er nicht alle 2-3 Jahre einen neuen Film abliefern muss, geschweige denn einen anderen Film zu schreiben oder zu produzieren. So kam er 2004 aus dem Stand heraus mit DAS LEBEN DER ANDEREN um die Ecke, welche ihm u.a. prompt einen Oscar für den bestenn ausländischen Film bescherte. Danach ließ er sich sechs Jahre Zeit, bis er einen weiteren Film in die Kinos brachte. Es war gleich der berühmt-berüchtigte Sprung nach Übersee, wo er das Remake eines französischen Films, THE TOURIST, mit Johnny Depp und Angelina Jolie inszenieren durfte. Weder das Publikum, noch die Kritik konnte dabei aber wirklich große Freude oder Begeisterung für entwickeln. Vielleicht gekränkt, enttäuscht oder schon ausgelaugt zog er sich in der Folge wieder zurück, veröffentlichte ein Buch über das Kino und kündigte schließlich sein nächstes, selbstgeschriebenes Projekt WERK OHNE AUTOR an.
Was ist nun WERK OHNE AUTOR. Die Geschichte Deutschlands, die ihre Zäsur immer wieder mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu setzen sucht? Ein Biopic, dass aber Namen ändert und trotzdem seine Spuren offensichtlich legt? Dieses filmische Werk hat mindestens einen Autor, Florian Henckel von Donnersmarck, doch was vermag er nun über Deutschland, das Leben und die Kunst zu sagen?
Der Einstieg des Films gerät dabei ziemlich holprig. Dresden kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, während es Krieges und die Bombenangriffe auf Dresden bilden den Hintergrund für das erste Viertel, indem die Hintergründe der zentralen Figuren ausgebreitet werden und das Motiv des nie Wegschauens, welches auch den internationalen Verleihtitel des Films bildet, wird etabliert. Alles mündet in einer Parallelmontage, die vielerorts schon heiß diskutiert wird und noch lange diskutiert werden wird, dabei aber im Grunde einen Filmemacher offenbart, der an den Grenzen zur Geschmackslosigkeit und Plumpheit versucht Ereignisse miteinander plakativ zu verbinden und zu einem Crescendo für die Zuschauer zu führen, was reichlich irritierend und mitunter falsch ist. Denn so prägend die Zeit für das Land und die Menschen war und ist, lässt Donnersmarck Montage hier nur falsche Schlüsse zu. Zum Glück ist dieser Teil des Films aber schon der eigentlich größte Fehltritt des Films bzw. des Regisseurs.
Er fängt sich wieder, wenn Tom Schilling, der scheinbar auch nie altern wird, die Darstellung der Hauptfigur übernimmt. Die Zeitgeschichte als Schablone für den Film bleibt Bestehen, tritt aber mehr und mehr in den Hintergrund. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Film eigentlich nur an seiner Hauptfigur Kurt und seinem Werdegang interessiert ist und alles drumherum mehr funktionales Beiwerk ist. Da ist zum einen Paula Beer als seine Freundin und spätere Frau Elisabeth, die sich scheinbar seinem Traum widerstandslos unterordnet und doch nur gerne Kinder hätte. Wie Donnersmarck sie dann auch penetrant im Evaskostüm interessiert unterstreicht diese konservative Inszenierung einer Frau dann leider auch nur. Zum Anderen gibt es die Figur von Sebastian Koch, Professor Seeband, der mehr oder weniger kreativ in die Figurenkonstellation verwoben wird und als eine Art Antagonist aufgebaut wird, dessen Episoden, aber schließlich auf die eigentliche Hauptfigur und ihr Schaffen weniger Einfluss haben, als die ihm gegebene Präsenz und Laufzeit vielleicht evozieren mag. Der Film läuft knapp über stolze drei Stunden. Doch auch wenn man diesem Seeband-Abschnitt seine dramaturgische Wertigkeit hinterfragen muss, fühlen sich diese drei Stunden nicht so lange an, wie sie auf dem Papier wirken. Donnersmarck nutzt dieses fast schon epische Erzählen sinnvoll und effektiv. Der Film ist nie langweilig. Doch die Feinfühligkeit bei der Laufzeit, wird wiederum unterlaufen mit der teilweisen Vehemenz mit der Donnersmarck versucht Bilder und Emotionen für seine Geschichte zu finden. Eine Geschichte, in der ein Künstler zu sich, seiner Kunst und der Wahrhaftigkeit finden soll. Beeinflusst von dem, was ihm und seinen Mitmenschen in Deutschland bis in die 1960er Jahre hinein passiert.
Die historischen Hintergründe treten dabei mehr und mehr in den Hintergrund und es wird sich mehr auf die Hauptfigur konzentriert, doch gleichzeitig ist es schade, wie scheinbar alles in ihm als Figur kulminieren soll, die Personen um ihn rum aber nur eine Staffete sind. Dabei ist der Film wirklich toll besetzt und bietet darstellerisch keine Ausfälle. Ganz im Gegenteil.

So ist WERK OHNE AUTOR, womöglich ein Werk, indem sich der Autor und sein Können zuweilen überschätzt. Indem Dinge kurz gedacht werden, filmische Mittel zu einfach eingesetzt und Figuren zu funktional werden. WERK OHNE AUTOR ist deshalb kein völlig schlechter Film und ist wie gesagt trotz seiner drei Stunden nie langweilig. Auch der historische Hintergrund wirkt stimmig und nie aufgesetzt, doch am Ende beibt man mit dem Gefühl zurück viel aufgenommen zu haben und doch nichts.
 
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