Nur weil die einen Medien etwas 'falsch' machen, muss es ja das andere (der Film), dem nicht gleich tun.
In 22 JULY ist es ja die Filmfigur Breivik, die auuch mit ihrer Rede vor dem Gericht angibt, das dies ihr dritter Anschlag sein werde. Damit enthüllt der Film von Paul Greengrass ja schon erste Widersprüche seines Konzeptes, die dann eben in der Rezeption unübersehbar werden. Der Film-Breivik (und der reale ebenso) sucht die Öffentlichkeit. Er ist ein Selbstdarsteller, der durch seinen vermeintlichen Startschuss einer rechtsradikalen Revolution gesehen und gehört werden will. Der Film will den Opfern eine Stimmte geben, damit sie so auf eine Art weiterleben und wenn nur in der Erinnerung. Der Täter dagegen soll vergessen werden, allein in seiner Zelle. Doch eigentlich ist Breivik eine der Hauptfiguren des Films und wird so Teil eines Unterhaltungsfilms und wird auch so inszeniert. Mit Filmen und vor allen Dingen Bilder manifestiert sich, was und vor allen Dingen wer wie erinnert wird. Und indem ihn eben Paul Greengrass zeigt und Erik Poppe sich dagegen entscheidet, ist das auch schon ein Statement.
Und es gibt ja schon durchaus Filme Ende der Vierziger, die sich mit den Nationalsozialisten beschäftigen. Aber den Holocaust oder die Grauen eines Weltkrieges, der nahezu die ganze Welt betraf ist auch nur schwer mit einem Anschlag zu vergleichen, der keine globalen Auswirkungen hatte. Das sind ja ganz andere Dimensionen, die erstmal nach dem Krieg geordnet und reflektiert werden mussten, ohne da einfach mal ein filmisches Testament abzugeben.