Aufbruch zum Mond (First Man) ~ Ryan Gosling fliegt zum Mond [Kritik]

Metroplex

Well-Known Member
NewLex schrieb:
Oh, das erklärt´s natürlich :smile:
Btw: Der Film hat leider erst 93 Millionen bei einem Budget von knapp 60 Millionen eingenommen. Wird leider kein allzu großer Hit. Eventuell weil für viele die Mondlandung schon zu "langweilig" ist? Wir sind ja in den letzten Jahren doch schon auf einigen Planeten gelandet in diversen SciFi-Filmen... Die größte Leistung der Menschheit zieht da wohl nicht mehr :check:

Schade, aber war zu erwarten... Jemand der sich nicht für die Materie interessiert dürfte sich eher weniger für den Film begeistern lassen. Dafür ist er einfach zu ruhig.
Aber selbst wenn, schade dass der Film nicht mehr einspielt, aber immerhin wurde er produziert und er bleibt der Nachwelt erhalten. Auf ein Sequel konnte man ja eh eher nicht hoffen :ugly:

Schade dass die Amis so ein Theater wegen dem fehlenden Fokus auf der Flaggenszene gemacht haben, das hat dem Einspielergebnis wohl auch nicht grad geholfen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Mir hat er ebenfalls gefallen, wenn auch nicht so ausladend wie Herrn Barish. Ich glaube, dass es im Besonderen an der gewählten Perspektive liegt. Das, was Chazelle hier macht, den distanzierten, emotionslosen Hebeldrücker Armstrong mit einem der größten technischen Erfolge der Menschheitsgeschichte zusammenzulegen, passt, gibt eine faszinierende Geschichte ab, mit fraglos gigantischen Bildern, kommt es denn zur späteren Mondlandung. Alles, was die Schwierigkeiten des schier unmöglichen Unternehmens betrifft, ist atemberaubend, beklemmend und authentisch umgesetzt.

Es ist allerdings trotz allem Armstrongs Geschichte, und das ist die eines verkühlten, emotional zurückgezogenenen Mannes, der wahrscheinlich extra so sein musste, um derartige Nerven zu haben und so gut zu funktionieren. Gosling spielt noch robotischer als in Blade Runner 2049 und Drive - was paradox ist, denn trotz der Stumpfheit Armstrongs verleiht er ihm mit Kleinigkeiten stets Echtheit - aber das Resultat ist ein durchaus anstrengender Film. Da sehr still, teils langatmig, meistens verschlossen. Ganz anders als das menschliche Teamerlebnis Apollo 13, anders als Sam Rockwells sympathischer Moon Aufenthalt.

Mir lag das nicht so wie Chazelles Whiplash und Lala Land, die 180° anders ausfielen; so ist Aufbruch zum Mond doch eher dröger Weltraumfilm, wenn auch ein gelungenes Charakterportrait.

7/10
 

Shins

Well-Known Member
Danke für eure Eindrücke. Scheint ja auf jeden Fall weit entfernt von stumpfer Helden-Glorifizierung zu sein. Eventuell gehe ich morgen Abend rein, kommt aber drauf an, ob ich dann wach genug für einen etwas anstrengenderen Trip bin :squint:
 

NewLex

Well-Known Member
Mir hat der Film auch außerordentlich gut gefallen, wobei mich jedoch die Kamera ein wenig störte. Für mich dann zuoft, zu gewollt, wackelnd und unscharf gefilmt.

Umso grandioser war dann jedoch der Start der Apollo 11, wo man dann doch mal "saubere" Einstellungen zu sehen bekam und diese dann mit einem epischen Soundtrack hinterlegte, der mir mehr als eine Träne in die Augen drückte.

Allgemein noch zu sagen dass es ein sehr emotionaler Film war, vor allem die Geschichte mit Armstrongs Tochter. :crying:

Von mir gibts 8/10 Mondkrater und den Wunsch dass Chazelle ähnlich wie Denis Villeneuve weiter im realistischen SciFi Bereich bleibt :thumbup:
 

Joel.Barish

dank AF
Jay schrieb:
Mir lag das nicht so wie Chazelles Whiplash und Lala Land, die 180° anders ausfielen
Naaaa ja. Wenn ich da mal wieder pedantisch zwischengrätschen darf:
Anders vom Feeling her - könnte ich akzeptieren. Sicherlich nicht "180°", aber so vom Tempo, Spannungs- und Unterhaltungspotential kann man das von mir aus so auffassen. Aber inhaltlich und konzeptionell passt das hier so gut zu "Whiplash" und LLL, dass ich fast überrascht bin, dass Chazelle keinen Drehbuch-Credit besitzt. Ich habe das in der Kritik ja schon versucht anzureißen, dass wir hier mit Armstrong die Fortführung und Extremversion von Miles Tellers Figur und Gosling aus LLL haben: ein talentierter, von einem unbändigen Erfolgsstreben motivierter Mann, der für seinen persönlichen Erfolg/Durchbruch sein Privatleben zu opfern bereit ist. Hier kommt eben noch eine wichtige zusätzliche Motivation mit hinein, die Trauerbewältigung und die damit verbundene Flucht vor den eigenen Gefühlen.
Ich mein, salopp gesagt: Armstrong ist so #maskulin, so gefangen in dieser Vorstellung, keine Schwäche zeigen zu dürfen, dass er bis zum Mond fliegen muss, um endlich loszulassen und seiner Trauer/dem Verlust entgegen zu treten. :shrug:
 

Kurt

New Member
Für meinen Geschmack ist der Film zu sehr auf's menschliche Drumrum fokussiert und zu wenig auf die technischen und interessanteren Aspekte.
Die Kameraarbeit habe ich, für den Film, als recht unpassend empfunden, da mir viel zu viel aus der Hand/von der Schulter gefilmt wurde und die verwackelten Bilder zu oft nicht zur Stimmung passen.

Alles in Allem sicherlich kein schlechter Film, aber bisher Chazelle's schwächstes Werk.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Gerade weil Damien Chazelle eben eine persönliche Geschichte erzählen will, fand ich es sehr sinnvoll und gelungen, dass die Kamera auch immer nah blieb und ja dadurch auch mal wackelte. Gelackte Kamerafahrten oder feste Einstellungen wären da eher weniger zweckdienlich gewesen, meinem Empfinden nach.

Es geht eben, wie es der Originaltitel eben auch sagt, eben mehr um ihn als die Mondlandung, die trotzdem nicht zu kurz kommt und man auch ein Gefühl für die technische Gratwanderung bekommt.
 

NewLex

Well-Known Member
TheRealNeo schrieb:
elackte Kamerafahrten oder feste Einstellungen wären da eher weniger zweckdienlich gewesen, meinem Empfinden nach.

Bei den Action-Szenen passtes es ja, aber die Kamera wackelte ja bei ihm zu Hause auch auffällig viel rum. Also vor allem dort störte es ich mich so, dass ich mehrmals aus dem Film gerissen wurde. Das fand ich nicht sonderlich schön.

Aber gut dass wenigstens in der Schwerelosigkeit auf das Gewackel verzichtet wurde, was ja auch logisch ist, da der Kameramann ja auch mit rumgeschwebt ist :huh:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Ach, ich finde, dass die "wackelige" Kamera schon sehr gut zu allem passt. Es gibt den Raumfahrt-Szenen eine sehr direkte Atmosphäre, während die Szenen im Alltag von Neil Armstrong dadurch einen gewissen Home-Video-Touch haben, was ich auch als sehr passend empfunden habe.

@StuntmanMike - Da sehe ich auch ein ganz großes Problem des Marketings. Der deutsche Titel suggeriert eine Weltraumabenteuer, das sich eben um die Reise zum Mond dreht, während der englische Titel eben klar auf den Menschen eingeht. Ich persönlich finde die menschliche Geschichte dabei viel, viel spannender, weil wir die technische Story schon in anderen Filmen besser erzählt bekommen haben.​
 

TheRealNeo

Well-Known Member
So ist es.
Wenn man sich die hier genannten Bücher auch teilweise mal anschaut bzw. liest, dann ist ja auch mit das faszinierende diese Menschen kennenzulernen, die zu einem anderen Planeten gereist sind und wie sie das erlebt und verarbeitet haben. Eine Erfahrung, die kaum ein anderer gemacht hat.
Auch wenn es bei FIRST MAN dann doch wieder mehr um die Verarbeitung eines 'irdischen' Vorfalls geht.
 

Woodstock

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TheRealNeo schrieb:
So ist es.
Wenn man sich die hier genannten Bücher auch teilweise mal anschaut bzw. liest, dann ist ja auch mit das faszinierende diese Menschen kennenzulernen, die zu einem anderen Planeten gereist sind und [...]
*Mond :wink:

"Moonfire" von Norman Mailer ist übrigens wirklich großartig geschrieben.

Leider kann ich mir den Film nicht ansehen, da bei mir in der Gegend nicht mehr läuft. Habe ihn leider verpasst... Wie viele Filme im letzten Jahr.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Was für ein Ritt. Genau so verbindet man wuchtige Spannungsmomente mit intimen Charakterszenen.
Obwohl Gosling den kühlen Armstrong eben auch so verkörpert, ist die menschliche Seite mindestens ebenso wichtig wie das Spektakel bzw. die technischen Aspekte.
Und alles im Weltraum hat es in sich, ist sagenhaft inszeniert und effekt-technisch sehr plastisch. Da kann mir persönlich auch die 500ste, offensichtliche CGI Raumschlacht mit coolen Sprüchen peng peng gestohlen bleiben, wenn alle paar Jahre jemand mal sowas macht.
In beinahe jeder Szene gibt es etwas zu entdecken. Sei es das subtile Realismusgefühl einige Aufnahmen durch einen kleinen Spiegel im Cockpit erlebbar zu machen (wo andere Filme hundertprozentig riesige CGI Totalen verwendet hätten) oder nur die stimmungsvolle Beleuchtung einer typisch amerikanischen Vorstadtstraße bei Nacht. Damien Chazelle ist ein echter Täumer aber eben auch ein echter Handwerker. Und...verdammt nochmal jünger als ich. Auf alles was da noch kommen mag!

Einziger Wermutstropfen für mich ist, dass ich erst vor kurzem die grob als Vorlage dienende Armstrong Biografie von James R. Hansen gelesen habe und dementsprechend im Film viel vermisst habe.
Aber diese jahrelange Tour de Force mit all den endlosen Widerständen und Problemlösungen könnte man unmöglich in einen Kinofilm pressen.
 

Presko

Well-Known Member
Auch mal nachgeholt und sehr gut gefunden. Schauspielerisch gefielen mir vor allem Claire Foye und Jason Clarke. Gosling machte halt sein Ding, was sehr gut passte.
Was mir besonders gefällt, ist, dass der Film keine übertriebene Heldenposse ist. Auch als jemand, der grundsätzlich der ganzen Raumfahrtsache kritisch gegenübersteht, kann man den Film sehr gut schauen, da er ja durchaus auch diese kritischen, ja absurden Seiten des ganzen aufzeigt. Alleine schon wie aus heutiger Perspektive diese Maschinen wirken. Die wirken meist wie ein Haufen Schrott, in dem sich die Leute da freiwillig in den Weltraum schiessen lassen.
Auch nett, Kurt Vonnegut war also ein ausgesprochener Kritiker der ganzen Raumfahrtsache, macht ihn mir noch sympathischer.

Ich fands wirklich einen sehr starken Film. Insbesondere auch der Moment, als die Frau Armstrong zwingt, mit seinen Kindern zu sprechen. Oder auch, wie sie parallel zur Andokmission gezeigt wird, wie sie neben der ganzen Aufregung noch die Familie managen musste.
Einzig die Sache mit der toten Tochter war mir etwas zu sehr immer wieder in den Vordergrund gerückt, gerade dann das Ende. Das war schon arg kitschig und irgendwie wenig passend zum Rest.
Grandios die Bilder, Kamera, Score und überhaupt das Sounddesign.
 
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