Jays Kolumne: Krieg Larson und das Problem weiblicher Superhelden

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich sagte, dass Männer im großen, gesellschaftlichen Ganzen nicht benachteiligt wurden. Dass Frauen als erstes von Bord der Titanic durften ist, was die Relevanz von Frauenrechten in der Geschichte und in der heutigen Zeit angeht, um einiges unwichtiger als zB das Wahlrecht. Im Kriegsfall ist meiner Meinung nach weniger die Tatsache problematisch, dass nur Männer eingezogen werden, sondern dass der Staat über die die Köpfe der individuellen Menschen hinweg bestimmen darf, dass diese sich jetzt wegen Gründen, die sie unter Umständen kaum betrifft, für das Land in dem sie leben kämpfen müssen. Ich glaube aber auch, dass es in den letzten Jahrzehnten durchaus auch Frauen gegeben hat, die sich für die Akzeptanz von Frauen im Militär eingesetzt haben, weil die es unfair fanden, dort keinen Platz zu haben. Aber wie gesagt finde ich das jetzt viel zu speziell rausgepickt um wirklich eine Aussage über Sexismus im Allgemeinen zu treffen.
 

Constance

Well-Known Member
Also eigentlich wollte ich mich hier auch erst wieder einklinken, wenn ich Captain Marvel gesehen habe, später.

Brie Larson ist aktuell einfach ein Instrument. Und das ist schade. Ihre Aussagen zu den "weißen" Kritikern und für wen ein Film "gemacht" wurde, sind einfach fragwürdig. Fragwürdig in der Hinsicht, dass sie sich anmaßt zu wissen, für wen etwas gemacht wurde - denn ich denke da sind wir uns einig: Filme werden immer für die gemacht, deren Erfahrungen, Werte und Ansichten sich mit denen des Films überschneiden. Und da kann ein weißer Mann tatsächlich genauso Überschneidungen für sich finden. Wenn Brie Larson sich mehr farbige Frauen in den Kritikerreihen wünscht, dann sollte sie an dieser Entwicklungen besser mitarbeiten, als solch unausgereiften Aussagen zu treffen. Sie könnte ja Petitionen starten oder anderweitig Hilfestellung geben. Daher bleibt ihre Aussage kontrovers und für mich lediglich provozierend. Was für eine Instrumentalisierung spricht. Da es einfach keinen Nährwert hat, was sie dort sagt.

Und wieso hat Black Panther keine Wellen geschlagen? Einfach: der Film verarbeitet sein Thema intelligent, er vertauscht viele Werte, denn Wakanda ist in dem Film rassistisch und ausgrenzend geprägt und öffnet sich im Verlaufe des Films.
Wenn man sich bekannte Reviewer auf Youtube ansieht, kann ich nur mal die Kritik von Grace von Beyond The Trailer (eng) empfehlen: BTT Review Captain Marvel

Ihr Fazit ist nach vielen durchaus logischen positiven, sowie negativen Kritikpunkten schon etwas ernüchternd, was den Umgang mit dem Thema im Film und um ihn herum angeht.

Achja: Und wieso ist es sexistisch wenn man bemängelt, Cap Marvel würde zu wenig Lächeln in den Trailern. Ich meine, wir sind hier in dem "FeelGood" MCU. Die Trailer Marvels waren schon immer ernster und dramaturgischer als letztendlich deren Filme ausgefallen sind. Trotzdem gab es immer auflockernde Momente in den Trailern und da stellt sich mir die Frage, warum Captain Marvel eklatant "Badass" präsentiert werden muss. Eine Heldin darf auch lächeln, unsere Helden im selben CU tun das ja auch. Natürlich gibt es nach Avengers Infinity War nicht mehr viel zu lachen, aber Captain Marvel spielt ja ein paar Jahre davor. Was ich damit eigentlich meine: Wollte man einfach keine Sympathie mit Larson erzeugen? War das vielleicht Vorgabe der Produzenten?

Heut abend bin ich drin. Ich bin schon sehr gespannt was der Film mir dann offeriert. :smile:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Constance schrieb:
Und wieso ist es sexistisch wenn man bemängelt, Cap Marvel würde zu wenig Lächeln in den Trailern.
[......]
Was ich damit eigentlich meine: Wollte man einfach keine Sympathie mit Larson erzeugen?
Du beantwortest deine Frage quasi selber. Wieso muss sie lächeln, um Sympathie zu erzeugen.
Hätte irgendwer das gleiche gefragt, wenn einer der männlichen Charaktere in einem Trailer nicht lächeln würde? Nein.
 

Deathrider

The Dude
Es gab Zeiten großer Bemühungen stets als zivilisiert zu gelten, in denen aber gleichzeitig Krankheiten wie Cholera, Tuberkulose und andere Unbilden die Menschen jeder Gesellschaftsschicht bedrohten. Man konnte also nie wissen, ob man das nächste Lebensjahr erreicht. Das machte, vor allem in den höheren gesellschaftlichen Schichten, also jenen die die Deutungshoheit über Normen und Werte einer Gesellschaft inne haben, den guten Namen der Familie und die Ehrbarkeit und das Andenken einer Person wertvoller als ein hohes Alter zu erreichen. Vor allem in jener Zeit wurde "Frauen und Kinder zuerst" geprägt und zwar durch zweierlei Dinge:
1.) Der gesellschaftlichen Erwartung an die Männer, Gentlemen zu sein (was in sich bereits etliche Pflichten birgt), ehrbar zu sein und für das gute Image der Familie Sorge zu tragen, in dem man in Extremsituationen die eigenen als primitiv geltenden natürlichen Bedürfnisse (Überlebensinstinkt) hintenan stellte.
2.) Sorge zu tragen, dass jener gute Name der Familie Fortbestand hat, indem die Nachkommen und Erben geschützt werden. Das heißt also geborene, wie auch ungeborene (sprich: sich potenziell im Leib der Ehefrau befindende) Kinder möglichst männlichen Geschlechts zuerst in die Rettungsboote steigen zu lassen.

Man mag trotzdem diskutieren, ob diese Verpflichtungen den Mann damals objektiv benachteiligten. Ich werde dazu keine Meinung äußern. Allerdings finde ich den gesellschaftlichen Kontext dazu nicht unwichtig.
Zumal Frauen in jenen Zeiten stärkeren und restriktiveren gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt waren als Männer. Dem Mann stets gehorsam sein zu müssen, nicht wählen zu dürfen, von höherer Bildung fern gehalten zu werden, etc. ... Sicher mag es Frauen gegeben haben, die empfanden dass früher vom sinkenden Schiff steigen zu dürfen dies aufwiegt. Dies aber als allgemein gültige Aussage zu nehmen, halte ich schon für einigermaßen gewagt. Sicher hätten einige Damen "Ladies first" gegen Hochschulbildung, Freiheit von häuslicher Gewalt, bei Unmutsbekundungen nicht als hysterisch abgestempelt zu werden, Wahlrecht, usw. eingetauscht. Menschen jeden Geschlechts können willensstark sein. Männer die in den Tod gehen würden um ihren gesellschaftlichen Pflichten nachzukommen und Frauen die das Leben riskieren würden, um die Zeit die sie haben wenigstens in Freiheit zu verbringen.
 

McKenzie

Unchained
Manny schrieb:
Constance schrieb:
Und wieso ist es sexistisch wenn man bemängelt, Cap Marvel würde zu wenig Lächeln in den Trailern.
[......]
Was ich damit eigentlich meine: Wollte man einfach keine Sympathie mit Larson erzeugen?
Du beantwortest deine Frage quasi selber. Wieso muss sie lächeln, um Sympathie zu erzeugen.
Hätte irgendwer das gleiche gefragt, wenn einer der männlichen Charaktere in einem Trailer nicht lächeln würde? Nein.
Bei Man of Steel und BvS wurde das durchaus oft bemängelt :shrug:
 

Constance

Well-Known Member
Ja, klar. Natürlich wurde das bei BvS bemängelt, aber nicht auf die Amazon bezogen. Weshalb ich mich frage, ob es je sexistisch gemeint gewesen ist, wenn man mir gesagt hat, ich solle doch mal lächeln. Also empfunden habe ich es nie so, aber vielleicht muss ich das bei der aktuellen Lage nochmals Revue passieren lassen... xD

Und nein, ich beantworte meine Frage nicht selbst, denn hättest du etwas mehr Kontext zitiert Manny, dann sage ich auch, dass es eben an einer Erwartungshaltung - in dem Falle des FeelGood MCU - scheitert. Und ich sage auch, dass die Trailer Marvels eben oft nicht den finalen Ton des Filmes wiederspiegeln, weshalb ich Captain Marvel, abseits der Trailer, sogar Platz zum Überraschen einräume. Und wenn einigen Menschen einfach etwas "Sympathie" in den Trailern fehlt, dann ist das Ernst zu nehmende Kritik. Selbstredend springen die "Hater" auf solche einfachen Dinge auf. Heißt aber nicht, dass jeder Sexist ist. Was wäre das auch für ein Schwachsinn.

WonderWoman durfte in den Trailern vorab auch Herzlichkeit zeigen. Wieso darf oder soll Captain Marvel es nicht? Das hat für mich nicht mit Sexismus zu tun. Eher ist es doch noch sexistisch, wenn die Verantwortlichen hinter den Trailern oder sogar dem Film, darauf behaaren, ein möglichst geringes Spektrum an Emotion zu verbauen und stattdessen bloß typische Stereotype von "Badass"-Charakteren zu mimen.

Reden wir doch mal über die, als positive geltenden Gepflogenheiten unser Gesellschaft. Der klassische Gentleman zB. Frauen mögen das und fordern sowas bei "Dates" oder in gewissen Alltagsformen auch oft ein. Im Grunde wäre das "Verlangen" nach einem solchen Verhalten des Mannes doch auch sexistisch. Natürlich ist es nett eingeladen zu werden und gewisse Vorzüge zu genießen, aber dreht man den Spieß herum und der Mann würde so etwas einfordern, dann würde dieser als "unselbstständig" bezeichnet. Spricht doch Bände.
Wir alle müssen aus den Totalen unserer zeitgenössischen Erziehung hinauswachsen. Und in sage und Schreibe 108 Jahren soll es globale Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann geben. Es wächst sich selbst hinaus, ohne das auf Sexismus und Intoleranz etc. herumgeritten werden muss. Immer mehr Frauen werden sich bilden und sich selbst verwirklichen. Es braucht lediglich die Bildung. Und die kann, zumindest in den fortschrittlich zivilisierten Gebieten, jeder erreichen.

Und solange sollte man wirklichen Sexismus bekämpfen und nicht die, durch ein Produkt, aufgebauschte Blase.
 

blacksun

Keyser Soze
schon unglaublich, daß sowas heutzutage noch gang und gäbe ist.
Wir leben im 21.Jahrhundert.

Ich finde es toll und werde mir den Film sicher ansehen.
 

Shins

Well-Known Member
Auch endlich die Kolumne gelesen. Sehr schön geschrieben.

Aber - einfach mal eingeworfen - ich gehe davon aus, dass wesentlich mehr als 5% aller Filmfans nicht heterosexuell sind.
 

Constance

Well-Known Member
blacksun schrieb:
schon unglaublich, daß sowas heutzutage noch gang und gäbe ist.
Wir leben im 21.Jahrhundert.

Ich finde es toll und werde mir den Film sicher ansehen.

Dann sieh ihn dir an! :smile:

Allerdings macht der Film in der Hinsicht wirklich 0 richtig. Tut mir leid das so zu sagen, aber der Film bringt einfach keinen glaubwürdigen Charakter, der diese Diskussion überhaupt zulässig macht. Für wen soll Captain Marvel primär sein? Der Film präsentiert seine Message so aufdringlich platt, dass es schon weh tut. Und nicht nur mir. Meine Freundin fühlte sich sogar persönlich untergraben.

Naja, wer auf eine bloße Steh-Auf-Frau ohne erkennbare Motivationen steht, außer die Faust zu ballen, sich wieder aufzuraffen und nochmals den Kampf aufzunehmen, wird das hier auch fraglos gut finden. Aber am Ende bleibt Carol Denvers eindimensional.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Also ich finde die Motivation von ihr durchaus nachvollziehbar. Sie hat schon in ihrer Kindheit vom Fliegen geträumt und war auch da schon mutig/ hatte keine Angst, sich zu verletzten. Und das hat sich dann bis ins Erwachsenenalter fortgesetzt, so dass sie Pilotin wurde.

Gibt ja auch Leute die sich vor Präsidenten werfen, um für sie eine Kugel abzufangen. Da würdest du ja auch nicht nach der Motivation fragen.

Und was müsste der Film denn zeigen, damit sie für dich nicht mehr eindimensional wäre?
 

Constance

Well-Known Member
Manny schrieb:
Also ich finde die Motivation von ihr durchaus nachvollziehbar. Sie hat schon in ihrer Kindheit vom Fliegen geträumt und war auch da schon mutig/ hatte keine Angst, sich zu verletzten. Und das hat sich dann bis ins Erwachsenenalter fortgesetzt, so dass sie Pilotin wurde.

Gibt ja auch Leute die sich vor Präsidenten werfen, um für sie eine Kugel abzufangen. Da würdest du ja auch nicht nach der Motivation fragen.

Und was müsste der Film denn zeigen, damit sie für dich nicht mehr eindimensional wäre?

Ähm, Manny, das ist ein Job. Genauso wie der Pilot. Die Berufung hinterfrage ich nicht...ich träumte auch mal davon zu Fliegen. Und Pilot werden ist klar das Ziel dieses Traums.

Aber ein Traum und etwas Mut bilden noch keine Origin Story. Außerdem wurde die Elemente ihrer Vergangenheit so stupide gewählt und eingebracht, dass sie einfach nur zum Zwecke der Instrumentalisierung gezeigt wurden, ohne dass sie wirklichen Nährwert für den Charakter bieten.

Was man hätte zeigen müssen? All die Situationen, nachdem sie sich wieder aufgerafft hat. Ob es beim Training am Seil oder das Rennen war, was sie aus ihrer Selbstüberschätzung lernt geht gänzlich verloren. Anscheinend lernt sie aber auch nichts daraus oder muss hier nichts lernen, weil es reicht eine Frau/Mädchen in zwei misslichen Lagen zu zeigen, die nur zeigt, dass sie wieder aufstehen kann? Man hält sie für schwach, nicht geeignet für ein Kartrennen etc. aber diese Situationen führen nie zu einer Kontroverse in ihrem Charakter. Genauso wie das Kontrollieren ihrer Emotionen. Wozu bringt man diesen Unsinn in den Film, wenn es keine Veränderung für Cap Marvel bringt? Sie ignoriert es sowieso und entwickelt sich sowieso zu der "Heldin", die sie sein muss.
Und was macht sie in dem Film überhaupt zu Helden? Das Wechseln der Seite zu den Skrull? Sie opfert eigentlich überhaupt nichts, weil sie nichts zum Opfern hat. Ihre Vergangenheit zeigt nur, dass sie Konflikte zu bewältigen hat, wie jeder Mensch. Aber sie bewältigt sie nicht, im Grunde ist das Werden zur Heldin eine reine Trotzreaktion gegen den Patriarchismus in ihrer Familie? Nehmen wir mal Captain America, der vor seiner Zeit als Cap wegen seiner Statur gemobbt und verprügelt wurde und trotzdem mehr Mut als alle anderen besaß, das Richtige zu tun. (Situation mit der Granate) Wo haben wir diesen Effekt in Captain Marvel? Hier wird doch jeder tiefgehende Punkt ignoriert, obwohl die Ansätze dafür zweifellos da wären.


Also meine Freundin war echt angepisst von dem Film. Ich wünschte sie könnte euch selbst sagen, was das für sie war.
 
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