Judy ~ Renée Zellweger als Judy Garland

TheRealNeo

Well-Known Member
Der Threadtitel verrät es bereits. Renée Zellweger mimt in dem Film Judy Garland. Dabei will man sich vor allen auf die letzten Monate ihres Lebens konzentrieren. Wobei man im Teaser auch Szenen vom Set von WIZARD OF OZ sieht, womit man wohl auch ein paar kurze Rückblenden und/oder Träume zu sehen bekommt aus ihrer erfolgreichen Zeit.
Regie geführt hat Rupert Goold (TRUE STORY).

Liza Minelli, die Tochter von Judy Garland, hat übrigens verlauten lassen, dass sie nichts mit der Produktion zu tun hatte.

Trailer

Lust auf dieses Biopic?
Noch was anderes mit Judy Garland gesehen, außer WIZARD OF OZ? Oder auch den noch nicht?
 

Joel.Barish

dank AF
Hrmpf. Wer mal vorsichtig in Judy Garlands Biographie reinschaut, entdeckt Aspekte des Höchsten und des Hässlichsten, was das klassische Hollywood zu bieten hatte. Teilweise wirklich finster und unschön. So gesehen eine nicht uninteressante Geschichte, aber Garland hatte viel davon schon in "ihrer" Version von "A Star is Born" untergebracht.
Und dieser Trailer sieht wirklich aus wie ein verschollener Film von 2005, der im Biopic Boom Oscars abräumen will.

Und was Liza Minellis Einwände betrifft... Nicht zuletzt so was macht Biopics quasi immer zu schwierigen Geschichten. Denn natürlich ist es legitim, wenn eine (ebenfalls berühmte) Tochter das Ansehen ihrer verstorbenen Mutter wahren und beschützen will. Das führt dann z.B. zu "Green Book", wo ebenfalls Angehörige darauf hinweisen (mussten), dass der Film insbesondere mit Don Shirleys Details unangemessen "frei" umgeht, der Tony Lip Seite zu große Bedeutung/Wichtigkeit zukommen lässt. Und auf der anderen Seite haben wir einen Film wie "Bohemian Rhapsody", wo noch lebende Beteiligte zu den (Ko-)Produzenten gehörten, die Einfluss auf die Geschichte nahmen und vermutlich/offenbar die Darstellung ihrer eigenen Film-Versionen beschönigten, das Script nötigten, die Screen Time gleichmäßig zu verteilen.
Was lernen wir daraus? Biopics sind zu häufig eine lose/lose Situation. Insbesondere dann, wenn die porträtierte Person relativ zeitnah lebte oder gar noch lebt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Judy Garland ist allerdings scho 50 Jahre tot, das wär da nicht gerade zutreffend.

Also im Gegensatz zu meinem werten Vorredner mag ich Biopics :squint:. Auch wenn sie ungelenk versuchen, eine ganze Lebensgeschichte in einen Best-Of Film zu packen, der auch noch künstlich auf 3 Akt Struktur und ein perfide gewähltes Ende ausgereichtet ist. Inwiefern das gezeigte jetzt der Wahrheit entspricht wird ja zudem auch noch mal durch eine weitere unsichtbare Konstante belegt, nämlich, wie der genaue Kontext ausfiel und was die entsprechende Person damit fühlte. Selbst wenn der benannte Künstler noch lebt und sogar mitmischt, droht wie schon erwählt Verfärbung. Also ist es wohl nahezu unmöglich, eine Lebensgeschichte genau akkurat darzustellen.

Allerdings finde ich, dass man nicht vergessen sollte, dass sich bei sowas nie angeschickt wird, eine 1-1 Nachstellung zu zeigen. Dass das durch künstlerische Hand interpretiert wird, ist doch offensichtlich. Wie wenn jemand einen Coversong aufnimmt. Bei einem Film über ein wahres Ereignis wird ja auch nicht alles 100% wiedergegeben - zumal Realität selten ins übliche Geschichtenformat passt, bzw, auch viel Leerlauf hat. Klar haben die Macher eine gewisse Verantwortung, Unkundigen kein falsches Bild zu zeigen, allerdings haben sie als Künstler die Freiheit dazu.

Hier seh ich das andersherum: nicht, kann der Film der Figur würdig sein - sondern kann diese Geschichte der Figur so erzählt werden, dass sie einen guten Film abgibt?

Zum Trailer: der gefällt mir. Renee Zellweger war zu lange weg und hier scheint sie top gewählt zu sein. Garlands Geschichte war schon traurig, jetzt müssen wir sehen, was der Film draus macht. Könnte zurecht ein großer Oscarherausforderer sein.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Joel.Barish schrieb:
Und was Liza Minellis Einwände betrifft... Nicht zuletzt so was macht Biopics quasi immer zu schwierigen Geschichten. Denn natürlich ist es legitim, wenn eine (ebenfalls berühmte) Tochter das Ansehen ihrer verstorbenen Mutter wahren und beschützen will. Das führt dann z.B. zu "Green Book", wo ebenfalls Angehörige darauf hinweisen (mussten), dass der Film insbesondere mit Don Shirleys Details unangemessen "frei" umgeht, der Tony Lip Seite zu große Bedeutung/Wichtigkeit zukommen lässt. Und auf der anderen Seite haben wir einen Film wie "Bohemian Rhapsody", wo noch lebende Beteiligte zu den (Ko-)Produzenten gehörten, die Einfluss auf die Geschichte nahmen und vermutlich/offenbar die Darstellung ihrer eigenen Film-Versionen beschönigten, das Script nötigten, die Screen Time gleichmäßig zu verteilen.
Was lernen wir daraus? Biopics sind zu häufig eine lose/lose Situation. Insbesondere dann, wenn die porträtierte Person relativ zeitnah lebte oder gar noch lebt.
Ich finde diese ganzen Aspekte eher interessant. Wer verliert denn in dieser lose/lose Situation? Der Zuschauer meiner Meinung nach nicht. Man kann doch höchstens von einem Verlust sprechen (unter Umständen) wenn man das Biopic möglichst nah an der Realität haben will und das ist mal ganz salopp gesagt eine etwas naive Herangehensweise. Noch mal eine Schippe mehr als eine literarische Biographie oder Autobiographie ist doch zumindest der kommerzielle Unterhaltungsfilm (und dazu zähle ich alle genannten Titel) eben der Unterhaltung verpflichtet. Womit ein "Zurechtrücken", radikales verdichten und dramatisieren, von welcher Seite auch immer, quasi die gängige und auch nötige Vorgehensweise darstellt. Zudem glaube ich nicht, dass bei verstorbenen Persönlichkeiten, dass zu Rate ziehen von Aufzeichnungen oder jahrzehnte alten Erinnerung zwangsweise der Akkuratheit einer Lebensgeschichte dienen.
Das man, wenn man seinem Werk den Stempel "wahre Geschichte" gibt, nicht total entgegengesetzten Quatsch erzählen sollte ist klar. :squint:
Nur finde ich manchmal ist da der Maßstab ein wenig falsch angesetzt, denn ich erachte es als völlig einwandfrei eine wahre Geschichte nur als Aufhänger zu benutzen um sich künstlerisch zu verwirklichen.
 

McKenzie

Unchained
Hmm ich weiß nicht. Ich habe schon ein gewisses Problem mit Ausschmückungen und Änderungen in Biopics. Ja, dramaturgisch mag es notwendig sein, aber es kann zu allerlei allgemeiner Missinformation führen, wenn Leute die falschen Aspekte für bare Münze nehmen. Speziell wenn bestimmte Figuren mehr zu Antagonisten gemacht werden, als es im echten Leben der Fall war ("Boah hast du den Film über Max Mustermann gesehen? Mister XY war ja ein ziemlicher Arsch, ihn so über den Tisch zu ziehen.."). Natürlich sollte der normale Filmschauer wissen, dass ein Biopic nicht 1:1 die Realität wiedergibt; Aber so muss man dann im Endeffekt alles im Film in Frage stellen, und wenn man nachher nicht stundenlang im Internet nachrecherchieren will, weiß man letzten Endes nicht was man glauben soll und muss alles als potenziell frei erfunden in Frage stellen, was aber die Idee eines Biopics (das Leben einer interessanten Person näherzubringen) ad absurdum führt.

Gibt natürlich sicher genug Positivbeispiele, die diesen schwierigen Spagat relativ gut hinbekommen. Prinzipiell finde ich aber die Herangehensweise sinnvoller, wie zum Beispiel in 8 Mile einen Protagonisten anderen Namens zu nehmen und eine ähnliche "inspired by" - Story erleben zu lassen. So kann man aus der Geschichte schöpfen, aber auch sämtliche Änderungen einbauen die man als nötig erachtet.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Genau auf einen Teil der Aussage will ich hinaus. Man sollte derartige geschichtliche Korrektheit niemals in einem Film erwarten. Egal ob Biopic oder irgendetwas anderes aus der Geschichte. Weil das Medium dafür nur bedingt geschaffen ist und mehr wert auf Gefühlsmanipulation legt als auf Fakten. Was auch gerade das schöne am Film ist. Man sollte auch nicht bei "Braveheart" oder "Dunkirk" darauf pochen, dass sich alles genau so zugetragen hat. Es ist nur die filmische Version. Wie langweilig wären viele Filme, wenn man die tatsächlichen Ereignisse verfilmt? Jedes Mal zu recherchieren, setzt voraus, dass man ganz haargenau wissen möchte, was denn nun an dem Film korrekt war und was nicht. Und dass ist wie gesagt für mich der falsche Maßstab. Mal in eine andere Richtung auf etwas extremes runter gebrochen ist es so als würde man in einem Song über eine Person die Warhrheit erwarten. Bei einem 3 Minuten Musikstück ist die Toleranz für künstlerische Freiheit aber viel höher, dabei ist das Abbilden echter Ereignisse in Filmform ebenso nur ein minimales Fragment und ebenso den Regeln des Mediums unterworfen.
Klar kann man so einen Film als Anstoß nehmen, sich tatsächlich über die Ereignisse und/oder eine Person zu informieren. Und da sind wir bei einem weiteren Punkt, denn jeder weiß auf der anderen Seite, dass eine tiefe Recherche Artikel und Bücher über das Thema erfordert. Niemand möchte sich fundiert über Hitler informieren und schaut dann "Der Untergang". Das kann der Anstoß sein oder ergänzend erfolgen aber das ist niemals die Hauptrecherche.
Seltsamerweise scheint das auch jedem klar zu sein aber in den letzten Jahren sind ausgerechnet die fröhlich, poppigen Biopics einer ungleich härteren Form des Realitätschecks ausgesetzt.Warum auch immer.
Natürlich gibt es Filme dieser Art, die zu einem recht hohen Prozentsatz akkurat sind aber künstlerische Freiheit im Sinne einer Dramatisierung und Verdichtung, aber auch im Sinne von visuellen Ideen und sonstigen Ideen, ist immer vorhanden. Ein guter Regisseur will halt in erster Linie einen guten Film drehen. So soll es auch sein. Ist ja schließlich keine Dokumentation.
Dementsprechend ist der eine Film vielleicht zu 50% korrekt und der andere zu 80%. Der Punkt ist, man sollte alle Biopics wie "8 Mile" betrachten. Ob echte Namen benutzt werden oder nicht.
 

McKenzie

Unchained
Ja, mir selbst und den anderen hier ist das ja auch klar. Aber eben nicht unbedingt jedem Filmkonsumenten da draußen, und da beginnt das Problem für mich wie gesagt. Wenn jemand im Biopic klar negativer gefärbt wird, und dann irgendwo auf Wiki steht dass das so gar nicht stimmt, der Film aber wie du sagst vor allem gefühlsmanipuliert, ist es zu (einer Art von ) alternatve facts nicht mehr allzu weit bei der großen Masse. Wenn man nicht die echten Namen nimmt, schwächt das dieses Problem deutlich ab.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich glaube in dem was ihr hier diskutiert liegt das große Problem des filmischen Biopics, weil sich da viele zwar schon irgendwie bewusst sind, niemals ganz genau die wahre Geschichte erzählen zu können, sondern nur eine filmische Interpretation, sich aber gleichzeitig nur an historischen Fakten und einer Nachstellung realer Ereignisse abarbeiten. Ein Problem, das ich mit Biopics habe, vor allem mit Musik-Biopics, ist dass die echten, historischen Aufnahmen immer viel interessanter sind. Warum sollte ich mir Bohemian Rhapsody anschauen, wenn das Originalmaterial viel interessanter ist und ohne falsche Zähne und Perücken auskommt? Deswegen sind die wenigen guten Biopics auch weniger ein klares Abarbeiten an den Fakten, Ed Wood ist ein Biopic, aber auch eine klassische Tim Burton-Außenseitergeschichte und zumindest teilweise inspiriert von der Beziehung Burtons zu Vincent Price und dessen Tod kurz davor. I'm not There ist irgendwie ein Biopic, darüber, dass man keine Biopics machen kann, weil die Facetten und das Wirken eines Künstlers, zu unterschiedlich und manchmal kaum wirklich greifbar sind. Aber ist vielleicht auch gut, dass nicht jedes Biopic I'm not There ist, dann wäre der nichts besonderes mehr, und so besonders gut. Und mehr gute Biopics fallen mir gerade auch irgendwie nicht ein.
 

Revolvermann

Well-Known Member
McKenzie schrieb:
Ja, mir selbst und den anderen hier ist das ja auch klar. Aber eben nicht unbedingt jedem Filmkonsumenten da draußen, und da beginnt das Problem für mich wie gesagt. Wenn jemand im Biopic klar negativer gefärbt wird, und dann irgendwo auf Wiki steht dass das so gar nicht stimmt, der Film aber wie du sagst vor allem gefühlsmanipuliert, ist es zu (einer Art von ) alternatve facts nicht mehr allzu weit bei der großen Masse. Wenn man nicht die echten Namen nimmt, schwächt das dieses Problem deutlich ab.
Das ist mit Sicherheit hier und dort der Fall. Allerdings sollte man dann vermehrt den richtigen Umgang mit Medien lehren. Das sollte aber in keinem Fall das Problem des Filmemacher oder Autors sein.
Genausowenig sollte beispielsweise einem Stand Up Comedien vorgeben werden über was er scherzen darf, weil einige Zuschauer seine Gags als bare Münze nehmen.
Allerdings gebe ich dir Recht, dass es Grenzen gibt und das ganze, egal ob auf der Bühne oder im Kino, nicht in totaler Diffamierung enden darf. Künstlerische Freiheit darf nicht verwechselt werden mit Rufmord oder Beleidigung.

TheGreatGonzo schrieb:
Ich glaube in dem was ihr hier diskutiert liegt das große Problem des filmischen Biopics, weil sich da viele zwar schon irgendwie bewusst sind, niemals ganz genau die wahre Geschichte erzählen zu können, sondern nur eine filmische Interpretation, sich aber gleichzeitig nur an historischen Fakten und einer Nachstellung realer Ereignisse abarbeiten.
Weil genau das die Leute sehen wollen. Sie wollen eben das Aneinanderreihen von Ereignissen. Das ist der Job dieser Filme und deswegen sind sie so erfolgreich. Die bringen lose Ereignisse in einen dramaturgischen Zusammenhang. Aus dem chaotischen Leben wird eine narrative Linie. Man will diese außergewöhnlichen Leben irgendwie fassen können und der Mensch verarbeitet das am besten als eine Erzählung. Viel besser als sich den youtube Mitschnitt von Queen beim Live Aid anzusehen ist es, sich den Auftritt mit der Vorgeschichte und im Bewusstsein der Gefühlswelt des Sängers anzusehen. Von der Bühne aus. Das können die Originalaufnahmen nicht. Auch wenn die Komplexität der Gefühlswelt und die wahren Ereignisse gar nicht eingefangen werden können und ein Teil immer erfunden ist. Film ist ja immer Illusion.

Womit ich nicht sagen will, dass diese Filme keine Probleme haben und auch ich bin meistens umso genervter, je mehr einfach Lebensabschnitt oder Ereignis, als Sequenz an Sequenz genäht werden.
Das geht besser und vor allem vielseitiger als es oftmals der Fall ist.
Aber ich verstehe schon warum diese Filme so erfolgreich sind und kann mich da meistens gut drauf einlassen. Umso besser, bei richtiger Einordung des Ganzen.
 

McKenzie

Unchained
Revolvermann schrieb:
Das ist mit Sicherheit hier und dort der Fall. Allerdings sollte man dann vermehrt den richtigen Umgang mit Medien lehren. Das sollte aber in keinem Fall das Problem des Filmemacher oder Autors sein.
Naja eigentlich aber doch. Sobald man den Namen einer Person im Titel anführt und quasi "deren Leben" zeigt, hat man ja eine gewisse Verantwortung. Braveheart ist da auch ein gutes Negativbeispiel finde ich. Als Film natürlich gut, aber vom geschichtlichen Wallace bzw. den Ereignissen so weit weg, dass es schon eher eine frei erfundene Story mit Ideen aus der tatsächlichen Geschichte ist. Positiv fiel mir zuletzt übringes Highwaymen auf, bei dem habe ich ein wenig nachrecherchiert und da stimmte überraschend viel, und was abgeändert wurde war dramaturgisch sinnvoll.

Revolvermann schrieb:
Viel besser als sich den youtube Mitschnitt von Queen beim Live Aid anzusehen ist es, sich den Auftritt mit der Vorgeschichte und im Bewusstsein der Gefühlswelt des Sängers anzusehen. Von der Bühne aus. Das können die Originalaufnahmen nicht. Auch wenn die Komplexität der Gefühlswelt und die wahren Ereignisse gar nicht eingefangen werden können und ein Teil immer erfunden ist. Film ist ja immer Illusion.
Aber wenn nun die Filmversion Emotionen von Freddie zeigt, die dieser so gar nicht hatte vor dem Konzert? Das bringt einen dem Ereignis doch auch nicht näher.

Übrigens bitte meine Beiträge hier nicht als Diss gegenüber Biopics verstehen. Wie gesagt gibt es durchaus gute, aber ich habe eben ein wenig Probleme mit dieser Gewichtung von künstlerischer Ausschmückung und "Historientreue", und daher finde ich das Thema eigentlich recht spannend. Sorry falls es zu OT wird.
 

Revolvermann

Well-Known Member
McKenzie schrieb:
Naja eigentlich aber doch. Sobald man den Namen einer Person im Titel anführt und quasi "deren Leben" zeigt, hat man ja eine gewisse Verantwortung. Braveheart ist da auch ein gutes Negativbeispiel finde ich. Als Film natürlich gut, aber vom geschichtlichen Wallace bzw. den Ereignissen so weit weg, dass es schon eher eine frei erfundene Story mit Ideen aus der tatsächlichen Geschichte ist.
Das sehen wir dann wohl unterschiedlich. Der Filmemacher hat keine Verantwortung gegenüber den realen Ereignissen. Er erschafft ein Kunstwerk. Gerade bei Braveheart wäre uns ansonsten ein toller Film entgangen. Wer den Anspruch hat, das sollte möglichst realitätsnah sein, hat meiner Meinung nach, wie schon beschrieben, einen falschen Anspruch, denn er wird niemals erfüllt.
Es soll sich nur anfühlen, als sei es echt.

McKenzie schrieb:
Aber wenn nun die Filmversion Emotionen von Freddie zeigt, die dieser so gar nicht hatte vor dem Konzert? Das bringt einen dem Ereignis doch auch nicht näher.
Wieder entsteht ein Zusammenhang zu Freddies echten Emotionen. Die kann man gar nicht wiedergeben.
Der Film bringt einem das Ereignis aus dem Film näher. Eine kompositorische Version der echten Ereignisse. Gerade so viel 1:1 nachgestellt, dass die Erzählung (der Film) und die Erinnerungen an die echten Vorgänge(oder Aufnahmen davon) eine Symbiose eingehen können. Vielleicht dachte er vorher vor allem an Fußball und musste die ganze Zeit auf Toilette? Wer weiß? Von dem echten Ereignis gibt es nur die Filmaufnahmen und das war's, für alle Zeit. Hier springt der Film ein und bietet eine Illusion.
Wie ein Roman beispielsweise die napoleonischen Kriege aus der Sicht eines kleinen Jungen schildert, den es nie gab und dessen Abenteuer es nie gab. Die Erzählung macht es greifbar, erlebbar.
 

Joel.Barish

dank AF
Mir persönlich geht es bei der Problematik von Biopics weniger um historische Authentizität. Ja, das ist je nach Thema und Umsetzung auch ein Problem. Eines von vielen, darunter auch dieses grundsätzliche Vorhaben, einer außergewöhnlichen, besonderen und einzigartigen realen Person näher kommen zu wollen, indem man die dazugehörige Lebensgeschichte nach flachster 0815-Bauart präsentiert. Das ist für mich absurd. :ugly:

Bei historischen Filmen bin ich gnädiger, was Abweichungen/Freiheiten betrifft. Manchmal stört es mich, aber grundsätzlich kann ich dem, was Revolvermann zur Selbstverantwortung des Zuschauers sagt, zustimmen. Aber bei Biopics ist das für mich anders. Insbesondere eben bei zeitnahen Biopics. Da geht es um Respekt. Da haben die Filmemacher eine Verantwortung. Man stelle sich vor, man sei Liza Minelli und sieht diesen Film (oder zumindest diesen Trailer) über die eigene Mutter, die hier nun dramatisch zugespitzt als saufendes Pillenwrack dargestellt wird. Ähnliches ist passiert mit dem recht aktuellen deutschen Film über Romy Schneider, "3 Tage in Quiberon". Dort läuft es ähnlich ab und Schneiders Tochter, die im Film als kleines Mädchen übrigens dargestellt wird, hat sich stark über den Film beschwert, u.a. behauptet, der Film würde Gerüchte und Falschaussagen Dritter als Tatsachen hinstellen. Wie gesagt, Don Shirleys Familie warf "Green Book" diverse falsche und/oder diffamierende Darstellungen und Anmaßungen vor. Oder "Bohemian Rhapsody", wo Freddys Aidsdiagnose zeitlich komplett falsch untergebracht und für einen faktisch falschen Grund missbraucht wurde. (Ganz abgesehen von der Darstellung der anderen Bandmitglieder als irgendwann treu und sesshaft gewordene Ehemänner, während Freddy der einzige "Rockstar" war. Ja, klar.)
Und hier greift wieder oben beschriebenes Problem: stellt der Film falsch dar oder verlangen die Angehörigen eine Beschönigung nach eigenen subjektiven Vorlieben?

Das meinte ich mit "lose/lose". Ein wahres Leben, insbesondere dann, wenn es noch so direkt und unmittelbar mit unserer Gegenwart verbunden ist, erfordert Respekt und ein höheres Maß an Authentizität. Entweder verliert man, indem man einen langweiligeren Film drehen muss. Oder man verliert, indem man reale Personen (bzw. ihre Angehörigen) filmisch durch den Dreck zieht.
 

Måbruk

Dungeon Crawler
Habe persönlich überhaupt keine Ahnung und Bezug zu Judy Garland und wusste daher nicht, was mich erwartet. Wurde aber nach anfänglich schwierigem Start, wirklich gut unterhalten - inkl. einigen Gänsehaut Momenten. Großteils geht das auf die superbe Performance von Zellweger zurück, welche mich wirklich beeindruckt hat. Auch die gesamte Ausstattung und die Live Darbietungen kommen sehr authentisch und mistreißend rüber. Lediglich Zellwegers charmanter Schlafzimmerblick fehlt mir sehr. Wirklich schade darum. 7/10
 
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