A Rainy Day in New York ~ Woody Allens bewegter neuer Film

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Falls man das noch nicht mitbekommen hat: Das Drama um Woody Allens letzten Film A Rainy Day in New York ist groß. Nach Café Society und Wonder Wheel der dritte Film Allens, der aus einem vier Filme umfassenden Vertrag mit dem Produzenten Amazon Studios hervorging und mit Timothee Chalamet, Elle Fanning, Liev Schreiber, Selena Gomez, Rebecca Hall und Jude Law bereits 2017 abgedreht wurde. Als im Zuge der MeToo- und Time's Up-Bewegungen allerdings die inzwischen 25 Jahre alten Missbrauchsvorwürfe gegen Allen erneut aufgerollt wurden, verkündete erst Darsteller Griffin Newman seine Nebenrolle im Film zu bereuen und nie wieder mit Allen arbeiten zu wollen. Dann spendete Hauptdarsteller Timothee Chalamet seine komplette Gage an Anti-Missbrauchs-Organisationen, woraufhin Selena Gomez und Rebecca Hall folgten. Anfang des Jahres verschob Amazon den Kinostart des Films auf unbestimmte Zeit (Was Jude Law, wiederum als "große Schande" bezeichnete) und ließ den Vertrag mit Allen auflösen. Allen selbst fand das gar nicht so gut und verklagt nun Amazon auf 8 Millionen Dollar, die sich aus der Bezahlung der vier Filme, der Verluste und den Gerichtskosten zusammensetzt. Der Ausgang davon bleibt so weit noch offen. Während ein Release in den USA weiterhin auf Eis liegt, und dafür sorgte, dass 2018 das erste Jahr seit 1981 ohne neuen Woody Allen-Film war, soll der Film im internationalen Raum (darunter Frankreich, Italien und Deutschland) noch dieses Jahr ins Kino kommen, dafür hat Woody Allen auf seiner Facebookseite nun einen ersten Trailer gepostet, wer den anschauen möchte kann das hier tun.

Ich halte den Fall um Woody Allen nach wie vor um einen der schwierigeren Missbrauchsfälle und was ich davon halten soll, weiß ich nicht so ganz, da gibt es so viel widersprüchliches, dass ich als Unbeteiligter das kaum einordnen kann und will. Weiterhin mag ich vieles aus Allens Werk, auch wenn seine letzten Filme meist kaum der Rede wert waren. So gesehen, scheint auch das potentielle Nichterscheinen von "Rainy Day" kein großer Verlust zu sein, auch wenn ich den Trailer stimmungsvoll ganz nett fand, ist Allen inhaltlich wie stilistisch so redundant geworden, dass ein neuer Film da wenig Euphorie weckt. Ob man den Film auch aus moralischen Gründen ignoriert bleibt dabei, finde ich, jedem selbst überlassen.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Von der Geschichte rund um den neuen Film hatte ich gar nichts mitbekommen.
Das sich amazon aus einem so kontroversen Topic erstmal rausziehen will, ist verständlich. Ob es rechtlich einfach so möglich ist, einen Vertrag so "bang" aufzulösen und unter welchen Bedingungen - da müsste man den Vertrag kennen. Da bin ich überfragt.

Was seine letzten Filme angeht, bin ich allerdings nicht Gonzo's Meinung. Ich mochte die alle und finde Allen ist wieder treffsicherer geworden.
Zugegebenermaßen kenne ich aber nicht sein gesamte Filmografie.
Welche sind denn deine Favoriten, Gonzo?
 

TheGreatGonzo

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Revolvermann schrieb:
Welche sind denn deine Favoriten, Gonzo?
Hmm, wie gesagt, mag ich wirklich einiges von ihm , aber ich finde Der Stadtneurotiker, wenn auch nicht die aufregendste Wahl, wird immer Allens alles überstrahlendes Meisterwerk sein. Ebenfalls sehr gerne mag ich Manhattan (auch wenn da der Subplot um Allens Figur und seine jugendliche Freundin aus heutiger Sicht ziemlich "cringy" ist) und Verbrechen und andere Kleinigkeiten, der eine Perfekte Mischung aus seinen Comedy- und Dramasensibilitäten ist. Habe auch eine Vorliebe für seine Komödien aus den 90ern und frühen 2000ern wie Manhattan Murder Mystery, Im Bann des Jade-Skorpions, Schmalspurganoven oder Scoop, die zumindest alle sehr unterhaltsam sind. Ansonsten mag ich auch seine experimentelleren Ausflüge, wie die Fellini-Huldigungen Stardust Memories und Radio Days, die Mockumentary Zelig oder den kafkaesken Schatten und Nebel (dessen Theaterstückvorlage allerdings besser, da kompakter, ist als der Film). Ebenfalls gut: Broadway Danny Rose und Purple Rose of Cairo. Von seinen Filmen der letzten paar Jahre habe ich auch nicht alle gesehen, fand da Midnight in Paris noch am Besten, Magic in the Moonlight mindestens nett (nicht zuletzt weil Emma Stone und Colin Firth toll darin sind, der romantische Abschluss macht allerdings viel kaputt), To Rome with Love fand ich nur schwer zu ertragen, mit dem viel gelobten Blue Jasmine konnte ich wenig anfangen, und Café Society sah zwar toll aus, war aber auch total banal und die Junge Frau/Alter Mann-Trope nervt mich bei Allen tatsächlich sehr, deswegen erwarte ich auch bei diesem Film hier wieder davon genervt zu sein, sollte ich ihn jemals schauen.
 
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