Das Mädchen mit den Perlohrringen ~ Scarlet Johansson

Joel.Barish

dank AF
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Darsteller:
Scarlett Johansson
Colin Firth
Tom Wilkinson
Essie Davis
Cillian Murphy
Judy Parfitt

Regie:
Peter Webber

Film- und DVD-Kritik

"Das Mädchen mit den Perlohrringen"[/align]
Ein Fest für die Sinne[/align]

Künstlerportraits haben Konjunktur. Während ein Meister wie da Vinci in einem reißerischen Verschwörungsthriller verschlissen wird, bekommen andere große Meister oder berühmte Künstler gleich ganze Biographien. Anthony Hopkins spielte žSurviving Picasso, Ed Harris gab einen wundervollen Jackson žPollock und Salma Hayek verwirklichte mit žFrida ihren Lebenstraum. Hier aber haben wir es mit etwas Anderem zu tun. Keine Johannes Vermeer Biographie, sondern die Entstehungsgeschichte seines wohl bekanntesten Gemäldes, žDas Mädchen mit den Perlohrringen, basierend auf dem Roman von Tracy Chevalier.

Delft, Holland, 1665. Die junge Magd Griet, betörend dargestellt von Scarlett Johansson, die löblicherweise trotz Hollywoodstar-Daseins, lieber Arthouse Filme wie diesen dreht, wird zum Anwesen des Künstlers Johannes Vermeer, Colin Firth, geschickt um dort zu dienen. Der introvertierte Künstler lebt zusammen mit seiner Frau Catharina Bolnes, seiner Schwiegermutter Maria Thins und einigen Kindern bis zu seinem Tod 1675 gebar Bolnes Vermeer 15 Kinder in einem stattlichen Haus in der Grachtenstadt. Griet selbst kommt bei der leitenden Dienerin und ihren Kinder unter und muss fortan für die wohlhabende Familie Vermeer waschen, kochen und Gold polieren.

Nach einer inspirierenden Begegnung zwischen Meister Vermeer und Griet im Atelier des Künstlers, wird Griet in den Entstehungsprozess Vermeers Werke eingespannt. Sie dient als Inspiration, kauft und mischt Farben und bietet für Vermeer endlich eine Person, die, im Gegensatz zu seiner Frau, etwas von Kunst zu verstehen scheint, trotz ihrer niederen Herkunft. Dies führt zu Problemen: Vermeers Frau entwickelt in Eifersucht eine Antipathie gegen Griet und will sie aus dem Haus haben, Griet selbst wird Opfer von Getratsche des einfachen Volks, die sich Geschichten zwischen Magd und Meister austauschen und der schmierige Kunsthändler van Ruijven, von dem das finanzielle Wohlergehen der Familie Vermeer abhängt, hat ein Auge auf Griet geworfen und will ein Bild von ihr, angefertigt von Johannes Vermeer.

TV-Regisseur Peter Webber macht mit diesem Film den Sprung auf die große Leinwand, und erweist sich als visueller Virtuose mit Feingefühl und Stil. Es sind vor allem die Bilder, die hängen bleiben. Betörend schöne Einstellungen in kraftvollen und doch realistischen Farben, ähnlichen den Gemälden Vermeers. Langsamkeit wird geradezu zelebriert, ebenso wie die Ruhe im Film. Dialog- und aktionsarm präsentiert sich die Handlung und hat damit ihr großes Plus, denn Webber weiß andere Wege zu gehen. Die feinen, wunderschönen Einstellungen und Fahrten, die durch perfekt und detailliert ausgeleuchtete Räume und Orte schweben, werden getragen von einem minimalistischen und doch lebhaften Score, der perfekt zur melancholisch mystischen Stimmung passt.

Eine Offenbarung sind jedoch die Darsteller selbst, die nicht durch viele Worte, sondern viel mehr durch Blicke ganze Gefühlswelten darlegen. Es sind tiefe und intensive Blicke und die Kamera fängt sie perfekt ein. Doch auch die Handlung weiß zu überzeugen. Kleine Gesten, vorsichtige Schritte, kleine Berührungen und Gespräche über die Kunst, oder Griets Haare sorgen für permanente Spannung, erzeugen ein Gefühl der Neugierde und der freudigen Erwartungen des Folgenden, trotz anhaltender Ruhe und Langsamkeit.

Tom Wilkinson gibt einen wunderbar zwiespältigen van Ruijven und Scarlett Johansson scheint wie geboren für diesen ungewöhnlichen Charakter. Ihr natürlich blasses und wunderschönes Gesicht mit den sinnlichen Lippen bringen Colin Firth gehörig durcheinander, der einen wunderbar ruhigen und introvertierten Vermeer gibt, der kein Mann der großen Worte ist, aber der großen Gesten. Essie Davis ist eine herrlich hilflose und eifersüchtige Catharina Bolnes und in Nebenrollen glänzen Cillian Murphy und Judy Parfitt kurzum: žDas Mädchen mit den Perlohrringen ist perfekt besetztes und gespieltes, anspruchsvolles Kunstkino, das man genießen kann, ja sogar sollte, wenn man kein Tempo und keine Action erwartet.

Zum Ende hin macht Webber noch mal einen kleinen Schlenker zu viel, da er das Ende schon deutlich einleitet und doch noch etwas mehr zeigt, doch die folgenden, stillen und vieldeutigen Szenen rechtfertigen diesen kleinen Umweg und bringen noch einmal auf den Punkt, warum man diesen Film so genussvoll aufnehmen kann. Kritikpunkte gibt es im Prinzip gar nicht, nur fehlt das gewisse Etwas zum ganz großen Meisterwerk. So bleiben 95 wunderschöne und brillante Minuten Film, die man gesehen haben sollte und die 9 von 10 Punkten redlich verdient haben.

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Concordes deutsche Doppel-DVD bringt den Film nun ins eigene Wohnzimmer und das in einer sehr ansprechenden Aufmachung. Im elegant glänzenden Schuber mit Reliefschriftzug befindet sich das Amaray Case für die zwei DVDs und zeigt schon hier, das wir es mit einem Film zu tun haben, bei dem es um visuelle Genüsse geht. Neben einem kleinen, aber feinen Booklet samt kurzer Vermeer Biographie und den üblichen Bildern, Zitaten und Zeitungskritiken, liegt für Sammler noch eine Kunstdruckpostkarte bei, die Scarlett in Pose des Mädchens auf dem Kunstwerk zeigt. Ein sehr schöner Zusatz.

Das Wichtigste an der technischen Umsetzung der DVD ist das Bild, das gerade bei diesem Film einiges zu leisten hat und die Qualität ist Spitzenklasse. Format, Wärme, Kontrast und Klarheit machen viel Freude, hier hat man Ganze Arbeit geleistet. Der Ton fällt etwas ab, könnte nämlich beispielsweise für den Score, etwas wuchtiger sein, passt sich ansonsten aber dem ruhigen Grundton an und fällt nicht negativ auf. Die deutsche Synchronisation und der englische O-Ton sind standardmäßig enthalten, vermissen kann man jedoch englische Untertitel, obwohl man stattdessen eine Hörgeschädigtenfassung bekommt.

Die Extras sind für eine Doppel-DVD leider nur Mittelmaß, sind aber durchaus interessant. 2 Audikommentare, geschnittene Szenen, Interviews und Einblicke in den Entstehungsprozess sowie einige Trailer bringen die Laufzeit des Bonusmaterials auf rund 75 Minuten plus Bilder, was ordentlich und vielseitig ist, jedoch nicht das Maximum des Möglichen.

Fazit:
Insgesamt kann man mit dem Film an sich überhaupt gar nichts falsch machen, wenn man Interesse an derartigen Filmen hat. Wer beispielsweise an Jane Campions žDas Piano Gefallen hatte, wird auch diesem Film Etwas abgewinnen können. Die DVD von Concorde ist gut, nicht perfekt, aber durchweg gut in Sachen Technik, Ausstattung und Extras. Ja, das kann man als Kaufempfehlung sehen.
 
J

jeremybentham

Guest
Du Depp, der heisst "Das Mädchen mit dem Perlenohrring". "Perlen" statt "Perl" und Singular. Frevler.

Is aber ein beachtlicher Film, sehr still, warm, kalt, fesselnd. Scarlett passt wunderbar in die Rolle. Cillian Murphy empfand ich nur ein wenig verschenkt und sein Haaren wirkten merkwürdig :ugly:

Kunst.

8/10
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, Asche auf mein Haupt. Und dann Kritik von einer Person, die "ist" ohne "t" schreibt, die "stil" mit "still" verwechselt und "sein Haaren" schreibt, anstatt "seine Haare". :bye:
Original von qu4d
[...]Is aber ein beachtlicher Film, sehr stil, warm, kalt, fesselnd. Scarlett passt wunderbar in die Rolle. Cillian Murphy empfand ich nur ein wenig verschenkt und sein Haaren wirkten merkwürdig[...]

Aber oh Mann, es ist gruselig, so alte Posts von sich zu lesen. Ich würde den komplett anders schreiben heute, die ganze DVD-Kritik ist ja total panne. Ja, ich finde den ganzen Text ziemlich blöde, zumindest einige Formulierungen. Und der Film selbst würde heute auch maximal 8/10 bekommen. Habe ihn eine Weile nicht mehr gesehen, aber ich glaube, 7,5/10 wären auch machbar.
 
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