Chuck Palahniuk - Sammelthread (inkl. Fight Club 2)

J

jeremybentham

Guest
Original von TheRealNeo
Mal ne Frage findet man im den Buch die eigentliche Geschihte und mittendrin wird dann immer mal wieder eine Geschichte der fiktiven Autoren eingef�gt?

Tut mir Leid, aber ist das Absicht?
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ja wieso denn?

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werde mir das Buch auf jedenfall auch mal holen, aber die Gebundene Ausgabe is mir noch zu teuer.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Original von TheRealNeo
Ja wieso denn?

Hättest du Tylers Beitrag vernünftig gelesen, hättest du das gesehen:

Original von Tyler Durden
So viel zur Rahmenhandlung. Aber das Buch enthält auch 23 Kurzgeschichten, die von den einzelnen (fiktiven) Autoren erzählt werden.

was deine Frage direkt mit "Ja" beantwortet.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ja, so ist es. Immer ein Stück der Rahmenhandlung, dann eine Kurzgeschichte, dann wieder Rahmenhandlung, dann wieder eine Geschichte. Und jede von den den Figuren wird mit einem kurzen Gedicht vorgestellt.
 

#LoRd

#$partan
Der Wahnsinn verdammt ich glaub ich muss mir das Buch kaufen!

Weiß jemand ob eines seiner Bücher die Story mit den Leuten in dem Raum , genug zu essen für 13 Monate und Sie sollen ihre Storys erzählen....?
 

Paddywise

The last man
Wow sehr gut geschriebener Artikel. Muss mir das nächste mal wenn ich in nen Buchladen geh den Namen aufschreiben damit ich was von dem Kerl finde. Schon alleine Fight Club würde mich mal als Buchvorlage reizen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
2x hab ichs jetzt schon gelesen, einmal auf englisch, einmal auf deutsch. Die Kolonie ist Palahniuks komplexestes Werk bisher und schafft das auch noch, ohne kompliziert zu werden.

Natürlich sind einige Geschichten heftiger als andere, aber insgesamt fallen alle sehr originell und tiefsinnig auf. Fast in jeder (bis auf einer mit Fußmassage) steckt eine tiefe Sozialkritik, die Palahniuk schonungslos in drastische Art präsentiert.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Rahmenhandlung, die immer wieder zwischen den Geschichten eingebaut ist, nicht ganz so gut ist. Ist aber auch nicht schlimm, denn man kann die Geschichten auch seperat lesen.

Würde Tyler Durden (der aus dem Film) sich hinsetzen und ein Buch schreiben, dies wäre es.

8 / 10
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Habe gerade gesehen, dass man sein neuestes Buch "Rant" bereits vorbestellen kann (auf englisch). Soll im Mai 2007 erscheinen.

Rant takes the form of a (fictional) oral history of Buster "Rant" Casey, in which an assortment of friends, enemies, admirers, detractors, and relations have their say on this evil character, who may or may not be the most efficient serial killer of our time...
Weiteres hier: RANT

[url]http://img215.imageshack.us/img215/394/rant1jm0.jpg[/URL][/align]

[url]http://img215.imageshack.us/img215/6335/rant2lp2.jpg[/URL][/align]
Ich hoffe mal, dass das Buch noch im Laufe des nächsten Jahres auf deutsch erscheint, die Story klingt wieder mal sehr originell.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Dank dir, Tyler, fange ich nach dem Wochenende mit "Der Simulant" an. Du hast mich jetzt so neugierig gemacht... :biggrin:

Bin schon sehr gespannt!
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Original von Dr Knobel
Dank dir, Tyler, fange ich nach dem Wochenende mit "Der Simulant" an. Du hast mich jetzt so neugierig gemacht... :biggrin:

Bin schon sehr gespannt!
Ich bin gespannt, wie es dir gefällt.
Und ich muss dich warnen: ein paar Stellen könnten dir ein wenig "pervers" vorkommen. Aber lass dich davon nicht einschüchtern und lies es zuende. :wink:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Pervers ist immer gut... :rofl:

Hoffe, das ich nach dem Wochenende beginnen kann. Bin derzeit noch mit Koontz Frankenstein beschäftigt.

Sobald ich es gelesen habe ersttte ich Bericht! :wink:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Nach langem Überlegen habe ich mich nun dazu entschlossen, einen Link zur ersten Geschichte aus diesem Buch zu geben. Ein User aus dem Palahniuk-Forum hat sie übersetzt (bevor das Buch auf deutsch erschien). Sie heisst "Guts" (Eingeweide).

Warnung!
Das ist die heftigste Geschichte von Palahniuk, also solltet ihr sie nur dann lesen, wenn ihr starke Nerven habt und Einiges an Perversion aushalten könnt. Auf seinen Lesungen waren bis jetzt ca. 70 Leute in Ohnmacht gefallen. Und vor allem solltet ihr diese Geschichte nicht während des Essens lesen.

Dann viel Spass:

GUTS

Aber denkt jetzt nicht, dass alle Sachen von Palahniuk so abgedreht sind. Das ist wie gesagt die heftigste von seinen Geschichten.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
...
Als Flint seine Titten wieder unter Kontrolle hatte, reisten sie von College zu College. Überall hin, wo Leute Bier tranken und nichts zu tun hatten. Inzwischen hatte sich bei Flint eine Netzhaut gelöst, das heißt, er war auf einem Auge blind. Webber hatte sechzig Prozent Hörverlust von den ständigen Erschütterungen. In der Notaufnahme war die Rede von traumatischen Hirnverletzungen. Beide waren ein bisschen zittrig. Um einen Mascarastift ruhig zu halten, mussten sie beide Hände nehmen. Beide waren so steif, dass sie den Reißverschluss am Rücken ihrer Kleider nicht mehr selbst schließen konnten. Gingen nur noch schwankend auf ihren nicht sehr hohen Stöckelschuhen. Und trotzdem machten sie weiter.
Wenn es so weit wäre, wenn die Jagdflieger der Vereinigten Emirate sie in die Zange nähmen, würde Flints Sehvermögen vielleicht nicht mehr zum Fliegen reichen, aber er säße hier im Cockpit und würde ihnen schon zeigen, was der bei der Luftwaffe gelernt hatte.

In der Kabine ihrer Gulfstream G550 hat Flint die Schuhe ausgezogen, und die Zehennägel an seinen nackten Füßen sind immer noch tittenrosa lackiert. Und man riecht noch eine Spur von Chanel No. 5 durch seinen Schweißgestank.
Bei einem ihrer letzten Auftritte in Missoula, Montana, tritt ein Mädchen aus der Menge vor und beschimpft sie als widerliche Heuchler. Sie ermutigen die Leute zu Gewaltverbrechen gegen die von Gender-Konflikten geplagten Mitglieder unserer ansonsten friedfertigen pluralistischen Gesellschaft...
Webber unterbricht seine Pantomime zu žButtons and Bows in der eleganten Doris-Day-Version (nicht die lausige Dinah-Shore-Version) er steckt in einem trägerlosen Futteralkleid aus blauem Satin, das seine Brustbehaarung, seine Schulter- und Armbehaarung von Handgelenk zu Handgelenk wie eine üppige schwarze Federboa aussehen lässt und fragt das Mädchen: žWas ist? Willst du einen Schlag kaufen oder nicht?

Flint, der nur einen Schritt von ihm entfernt am Anfang der Schlange steht und bei den Leuten abkassiert, Flint sagt: žHau ihn, so fest du kannst. Er sagt: žMädchen zahlen die Hälfte.
Und die Kleine sieht die beiden nur an, tappt mit einem Tennisschuh auf dem Boden herum und zieht die zusammengepressten Lippen weit auf eine Seite.
Schließlich sagt sie: žHaben Sie auch diesen Titanic-Song drauf?
Und Flint nimmt ihre zehn Dollar und legt ihr einen Arm um die Schulter. žFür dich, sagt er, žlassen wir diesen Song den ganzen Abend laufen...
Das war der Abend, an dem sie endlich die fünfzigtausend für ihre Mission zusammenbekamen.
Unter dem Flugzeug sieht man jetzt die zerfetzte goldbraune Küstenlinie von Saudi-Arabien. Die Fenster einer Gulfstream sind zwei- dreimal größer als die kleinen Bullaugen in einem gewöhnlichen Passagierflugzeug. Wenn man hier hinaussah wenn man die Sonne sah und den Ozean und alles andere zusammen aus dieser Höhe-, konnte man wieder Lust auf das Leben bekommen. Die ganze Mission abblasen und nach Hause gehen. Da mochte die Zukuft noch so düster sein.

Der Treinstofftank einer Gulfstream reicht für sechstausend- siebentausendhundertfünfzig Seemeilen, selbst bei achtundfünfzig Prozent Gegenwind. Bis zu ihrem Ziel waren es nur sechstausensiebenhundert und eine, so dass gerade noch Treibstoff genug bleiben würde, ihre Fracht loszuwerden, ihre Koffer und die unzähligen Säcke, die Jenson in Florida geladen hatte, wo sie gelandet waren, weil dem Piloten plötzlich schlecht geworden war. Das geschah, nachdem man ihm eine Tasse Kaffee gebracht hatte. Nach drei Vicodin, fein zerstoßen in schwarzen Kaffee gerührt, würde sich wohl jeder ziemlich benommen, groggy, k.o. vorkommen. Also landeten sie. Brachten den Piloten von Bord. Luden die Säcke ein. Mr. Jenson, der Säcke mit Ammoniumnitrat herbeischleppte. Und Flints Freundin Sheila, frisch von der Flugschule, stand schon bereit, die Maschine zu übernehmen.
Durch die offene Cockpittür sieht man Sheila, sie nimmt ihren Kopfhörer ab und hängt ihn sich um den Hals. Sie dreht sich halb zu ihnen um und sagt: žGerade im Radio gehört. Jemand hat ein Flugzeug voll Dünger in den Vatikan gejagt.
Sieh mal an, sagt Webber.

Flint lehnt entspannt in seinem weißen Ledersessel, schaut aus dem Fenster und sagt: žWir haben Gesellschaft bekommen. Zwei Jagdflieger. Flint winkt ihnen zu. Die Piloten der kleinen Kampfjäger winken nicht zurück.
Und Webber betrachtet das schmelzende Eis in seinem leeren Glas und sagt: žWo fliegen wir hin?
Aus dem Cockpit sagt Sheila: žDie sind schon bei uns, seit wir bei Dschidda ins Landesinnere abgebogen sind. Sie setzt sich die Kopfhörer wieder auf die Ohren.
Und Flint beugt sich über den Gang, um sein leeres Glas mit Scotch aufzufüllen, und sagt: žSchon mal was von Mekka gehört, Alter? Al-Haram? Er sagt: žDie Kaaba?
Sheila, eine Hand am Kopfhörer, sie sagt: žSie haben den Tabernakel der Mormonen... die Zentrale der Baptisten... die Klagemauer und den Felsendom... das Beverly Hills Hotel...
Tja, sagt Flint. Die Abrüstung hat nichts genützt. Die Vereinigten Nationen auch nicht. Vielleicht bringts ja das hier.
Webber sagt: žWas ist denn im Beverly Hills Hotel?
Und Flint leert sein Glas und sagt: žDer Dalai Lama.

Dieses Mädchen in Missoula, Montana. Webber ermittelte noch am selben Abend ihren Namen und ihre Telefonnummer. Als es so weit war, dass sie alle ihr Testament verfassen mussten, vermachte Webber ihr alles, was er auf der Welt besaß, auch den Mustang, der bei seinen Eltern auf dem Grundstück parkte, sein teures Spezialwerkzeug und vierzehn Coach-Handtaschen inklusive dazu passender Schuhe und Kostüme.
An diesem Abend, nachdem sie fünfzig Dollar bezahlt hat, um Webber ein paar reinzuhauen, sieht die kleine ihn an, ihn mit seinem blinden, fast komplett zugeschwollenen Auge und seinen aufgeplatzten Lippen. Er ist nur drei Jahre älter als sie sieht aber aus wie ihre Großmutter. Dann fragt sie: žAlso, warum tun sie das?
Und Webber zieht sich die Perücke vom Kopf, Strähnen und Locken blonder Haare, die am getrockneten Blut um seine Nase und seinen Mund kleben. Webber sagt: žJeder will die Welt verbessern.
Flint nimmt einen Schluck kalorienarmes Bier und sieht Webber an. Kopfschüttelnd sagt er: žDu Arsch... Flint sagt: žIst das meine Perücke?
 

Deathrider

The Dude
Ist sehr lustig teilweise. Wie die beiden sich wegen den Titten anzicken und prügeln, an der Stelle musste ich laut lachen. Gefällt mir, vor allem Palahniuks Stil.

Gute Werbung für seine Bücher, Tyler! :squint:
 
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