Antichrist ~ Lars von Trier [Kritik]

Presko

Don Quijote des Forums
Das ist eben auch so was. Dogville muss ein toller Film sein, weil er wurde auf einer Theaterbühne gedreht, ohen Türen, ohne das und das. Und natürlich hat das alles einen Reiz gehabt. Aber weit davon entfernt ein grosses Meisterwerk zu sein. Der Rest war einfach eine Aneinanderreihung von Demütigungen - das kann ich Dir auch zusammenstellen, wenn es sein muss. Die Figuren waren für mich alles irgendwelche Konzepte, ohen echte Charakterisierung oder Tiefe. Die Menschen sind halt alle schlecht - Peng.

Sorry, wie immer nur meine Ansicht. Aber für mich ist eben doch das meiste Provokation oder von mir aus Stilübungen, oder Experimente, die in meinen Augen darüber hinwegtäuschen, dass da nicht soviel drunter steckt.
Zugeben muss ich aber, ich mag den Mann einfach nicht, aus Interviews, aus seinen Filmen. Es gab so ne Zeit, da durfte man Trier ja nicht kritisieren, oder es hiess gleich: "Ach Du verstehst ihn nicht. Das ist eben Kunst", ich bin also auch nicht ganz neutral
 

Joel.Barish

dank AF
Verstehe, Commander. Das klingt durchaus fies. Kommt natürlich auf Zusammenhang und Präsentation an, aber besonders der letzte Aspekt ist doch ein wenig ... unangenehm. Anschauen werde ich mir den Film dennoch. So er denn in der Nähe läuft.

@Presko:
Die Darstellung auf der spärlichen Theaterbühne ist nicht der Grund warum "Dogville" gut ist, sondern ein Teil der Handlung, Teil eines Experimentes das für mich gelungen ist. Der BRecht-Bezug in Inhalt und Form sollte klar sein. Das ist auch keine Legitimation für positive Kritiken, aber es zeigt, dass da ein System hinter steckt und von Trier sich nicht einfach gedacht hat: "Hey, ich dreh einen Film auf einer Theaterbühne und weil das sonst langweilig wäre, lasse ich fast alle Requisiten weg." So simpel ist es in meinen Augen nicht.
Dieses "Ach, das ist Kunst!"-Argument mag ich auch nicht, aber selbst wenn man keinen Zugang gefunden hat und die Aufmachung eher irritiert als involviert, sollte man sich doch fragen: Wo kommen wir denn hin, wenn sich niemand mehr traut, ein Wagnis einzugehen, wenn niemand mehr versucht Neues zu kreiere? Unabhängig von Provokation, aber "Dogville" und "Manderlay" sind einzigartige Filme. Wenn du die Handlung als bloße Aneinanderreihung von Demütigung abtust, bleibt mir nicht viel mehr übrig, als dir diese Meinung zu lassen. Natürlich geht es nämlich um Demütigungen, um Ausbeutungen, aber "Dogville" ist kein Exploitation-Film und er suhlt sich auch nicht in der dargestellten Negativität. Mich involvieren die Figuren und ihre Beweggründe immer wieder und sie sind stärker ausgearbeitet, als in den meisten großen Dramen.

Und ist "Dancer in the Dark" im Umkehrschluss nur ein simples Musical, das zur Abwechslung mal negativ endet und mit Björk eine exzentrische Sängerin in der Hauptrolle hat? So simpel - und an der Essenz des Films vorbei - kann man den Film sehen, aber ich finde das tut ihm Unrecht.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Also zum erst Mal nicht, dass ich Dogville nicht gut fände. Ich halte den Film nicht für ein Meisterwerk. Aber eben gerade vom Konzept her, sicher sehr gelungen. Und es ist super, den Film mal zu sehen, alleine wie das ganze auf einen wirkt.
Ich wills anders sagen, Trier ist nicht der Mann fürs Subtile. Das wollte ich auch mit dem Splatter-Vergleich sagen. Auf alle Fälle, er wagt etwas, das kann man ihm hoch anrechnen und von dem her hat er als Filmemacher absolut seine Berechtigung und Qualitäten.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Variety schreibt über den Film «Antichrist» sei ein «grosser, fetter Kunstfilm-Furz»
:omg:
 

bleak

let's die just a little tonight!
Mir gefällt der Trailer. Werd mir den Film auch anschauen, auch wenn er eklig werden sollte.
 

Bradamante

New Member
Wie hab ich mir das vorzustellen? Eine Frau schneidet sich mit einer Schere die Klitoris ab - und die Kamera hält voll drauf?

Also für mich ist Lars von Trier ein Übergott, aber was soll das bringen?
 

tramp87

New Member
So, habe mir den Film mal angetan und war im Chealsea Theater in London. Die Story ist relativ einfach. Das Kind stürzt aus dem Fenster während die Eltern Sex haben. Die Mutter ist psychisch am Ende und ihr Mann, Psychater (Dafoe), will ihr nun zur Seite stehen. Er reist mit ihr in einen Wald, wo sie früher öfter waren, die Mutter jedoch nun panische Angst vor hat.

Der Film ist in 3 verschiedene Teile eingeteilt, welche gleichzeitig die psychischen Phasen der Theroie darstellen. Eine recht nette Idee, leider ist der Film dermaßen übertrieben, dass es nicht mehr wirklich Spaß macht zu folgen. Die Kamera ist ein Grauen, auch wenn ein paar schöne Aufnahmen dabei sind.

Der Twist am Ende kann den Film noch etwas hoch ziehen, ebenso wie die schauspielerische Lesitung, für mehr als 2,5/10 abgeschnittenen Schamlippen reicht es jedoch nicht.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Habe mir erst jetzt den Trailer angesehen, und mir gefällt diese Optik und diese Atmosphäre, besonders am Anfang des Trailers.

Aber das, was ich hier gerade als Spoiler gelesen habe, könnte ziemlich daneben gehen, wenn es zu extrem brutal ist (und danach hört es sich auch an).:-/
 

Murph

New Member
In der aktuellen Zeitschrift "Cargo" schreibt Elfriede Jelinek über den Film. Diese enthält aber eine Menge Spoiler. Wer sich davon nicht abschrecken lässt dem empfehle ich diese "Interpretation".

Edit findet Georg Seeßlen und Jutta Brückner haben auch interessantes zu berichten, auf der Film-Seite des evangelischen Pressedienstes.
 

Joel.Barish

dank AF
Was die Jelinek zum Film zu sagen hat würde mich echt interessieren. Gerade wenn der Herr Seeßlen von Mysogonie spricht, die ja bei von Trier nicht zum ersten Mal angesprochen wird. Jelinek als intellektuelle Feministin; das würde mich interessieren. Natürlich wenn ich den Film schon gesehen habe. Beim Seeßlen habe ich kurz reingelesen. Klingt durchaus objektiv und fasziniert. Meine TV-Zeitschrift zerriss den Film in der heute erschienenen neuen Ausgabe in einer Kurzkritik komplett.
Scheint jedenfalls der ideale Date-Film zu sein. :ugly: Ich bin jedenfalls froh, den Film erst mal alleine im Kino zu sehen um mir ein Bild zu machen. Ich bezweifle nämlich, dass sich der Chef den geben will.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
So viele 3 Pünktchen wie die diesmal gaben, hatten sie wohl keinen mehr für Antichrist übrig.

Bin noch zwiegespalten was den Film betrifft. Interesse ist auf jedenfall da, aber man liest so viele Verrisse, ehrlich gesagt hab ich bisher nur negatives gelesen über den Film.
Gesehen habe ich von ihm leider bisher nur Dogville.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich habe schon ein paar positive Reaktionen gelesen, wenn die Negativen auch bisher überwiegen mögen. Da ich die meisten Reviews auch aus Angst vor Spoilern nur überflogen habe, kann ich das nicht genauer annehmen, aber es scheint, als störten sich die meisten an der provokativ und unnötig drastisch dargestellten Gewalt.

Und die TV Today hat damals Lynchs "Inland Empire" auch mit der Tiefstwertung abgestraft. Auf DVD bekam der dann glaube ich zwei Punkte, einen mindestens. "The Fountain" war beim Kinostart ein "verquaster Bilderrausch" oder so. 1/3 Punkte. Letztens bei der TV-Ausstrahlung waren es 3/3 Punkte. Ich mag die Zeitung, aber meistens ist man doch besser dran, wenn man sich die Filme einfach anschaut.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ja bei den TV-Bewertungen gehen sie später immer irgendwie mit dem Strom mit, wie er dann letztendlich beim Publikum ankam. Von mögen kann ich bei der Zeitung aber nicht sprechen, zum informieren was läuft reichts aber.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich "lese" die lieber als TV Movie, TV Spielfilm oder was es sonst noch gibt. Aber vielleicht sollte ich wechseln, weil BG ja bei der Spielfilm beworben wurde. :wink:
Ich bezweifle aber, dass sich die allgemeine Meinung beim Film so groß ändert. Der wird weiter polarisieren und deswegen ist es schwer, da einen klaren Strom mitzuschwimmen. Aktuell ist es der Strom "Öh, unsinnig brutal und leer." Allerdings hätte man das über "Inland Empire" auch sagen können. Ist ja nicht so, dass der auf DVD ein Kultfilm geworden ist.
 

Puni

Well-Known Member
@Joel und die Leute die sich sonst noch mit Trier auskennen,

was kann man so für den Einstieg von ihm empfehlen? Der Regisseur interessiert mich mittlerweile ein wenig.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich finde die Frage nach idealen Einstiegsfragen immer schwierig und bei von Trier erst recht. Ich würde sagen, schau dir "Breaking the Waves", "Dancer in the Dark" und "Dogville" an. In der Reihenfolge. Wenn es sich da aber ähnlich verhält wie mit Büchern bei dir, hast du nach "Breaking the Waves" schon keine Lust mehr. :wink: Die Frühwerke und "Idioten" würde ich dir nur empfehlen, wenn dir 2/3 Filmen übermäßig gefallen haben.

@Neo
Du hast Recht. Die BG-Werbung steht bei TV Toda auch drin. So genau vergleiche ich die Zeitungen jetzt nicht, dass ich sagen könnte, die wären identisch. Wahrscheinlich habe ich mich einfach an die Today gewöhnt und finde die von der Aufmachung und vom Wertungssystem am passendsten. Obwohl, Wertungssystem? Na ja... (:squint:)
 

Puni

Well-Known Member
Kommt drauf an. Wenn ich jedes Mal, wenn ich einen Film von ihn gucke etwas "Zähes" serviert bekomme, könnte das gut sein. :wink: Wenn ich aber trotzdem etwas "unterhaltsames", visuell ansprechendes und intelligentes serviert bekomme, geht das bestimmt klar.

Ich halt mal nach Breaking the Waves Ausschau.
 
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