So, ich hab den mal nach Dramen verschoben weil der Film doch nicht so lustig ist, wie es der Trailer andeutete. Ein Freund von mir ist nämlich ein stilechtes deutsches Drama, sehr, sehr ruhig, mit nur wenigen amüsanten Momenten. Man sollte hier wirklich nichts zum Lachen oder gar Schmunzeln erwarten.
Die Story ist ansprechend, auch wenn es sie in der Form auch schon einige Male gab (*räusper FIGHT CLUB).
Brühl spielt einen von seinem tristen Job erschlafften Mathematiker einer Versicherung, der eines Tages von seinem Chef eine lächerliche Aufgabe bekommt: er soll sich bei einer Auto-Übergabefirma einschreiben und dort einige Tage als Fahrer verbringen. Dort auf der Arbeit trifft er dann Jürgen Vogel (Spitzname "Die Zahnfee"), einen wirklich seltsamen Vogel. Der Kerl hat lauter verrückte Ideen und bringt Brühl mit seiner lockeren Art dazu, die Freiheit des Lebens etwas näher kennenzulernen.
Das hört sich besser an als im Film, denn da beschränkt es sich auf Wettrennen auf der Autobahn, nackt Porsche fahren und während der Fahrt mal befreiend zu schreien.
Anschließend lernt Brühl Vogel's Freundin kennen, in der er sich natürlich verliebt und das nicht mit sich und Vogel vereinbaren kann, obgleich dieser scheinbar völlig unberührt davon bleibt.
Stärken hat der Film in seiner schicken Optik und der guten Regie, aber er hat einfach ein massives Problem: er ist zu still und nicht ungezwungen genug. Verglichen mit Norton in Fight Club und Braff in Garden State ist Brühl's Entwicklung zu ruhig. (ständig hat man Tyler's Stimme von der Fahrt auf dem Highway im Kopf, der freihändig in den Gegenverkehr rast und Jack dabei zuruft, er solle endlich loslassen) In Fight Club war Jack als Erzähler schon so interessant, das man ihm Stunden lang als Langweiler Jack zuhören konnte, ohne das ein Tyler Durden überhaupt mit von der Partie wäre.
Zugegeben, Andrew Largeman geht in Garden State auch keine unterhaltsame Entwicklung durch, aber in dem Film ist es seine Umgebung, sprich, die musikalische Untermalung und die Nebenfiguren, die dem Film so viel Kraft verleihen.
Genau das fehlt einem Freund von mir. Jürgen Vogel ist einer der besten Schauspieler Deutschlands, aber da kommt nicht genug. Und Brühl, der ist selbst in seiner wildesten Filmphase nicht mal annähernd so lebendig wie Jack zu Anfang in Fight Club. Wenn er im Film zur Befreiung schreit, liegen da Welten zwischen ihm und Braff, als der im Regen auf den Bagger klettert und Natalie Portman küsst. Oder wenn Brühl seinem Chef die Meinung sagt, wirkt das wie Rebellion im Wasserglas. Was fehlt, ist einfach die Kraft, der Ausdruck, die Bewegung. Anstatt das der Film einem ans Herz geht, schüttelt er einem gerade mal die Hand, und das auch nicht wirklich feste.
Musik und Stille sind zwei wirksame Stilmittel - bei letzterem ist es aber umso wichtiger, eindrucksvolle, berührende Rollen zu haben. Da kritisiere ich jetzt die beiden, die sich schon in anderen Filmen bewiesen haben nicht, sondern die Autoren des Films, die zu zurückhaltend waren. Das hätte auch dem Regisseur im Verlaufe des Films auffallen müssen.
Insgesamt ein guter deutscher Film, den man sich gut anschauen kann wenn man das Genre mag. Der Trailer allerdings verspricht etwas zu viel.
5 / 10