20.000 Days on Earth ~ Nick-Cave-Doku

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Nick Cave darf man sicherlich zu einem der interessantesten und wichtigsten kontemporären Musikern zählen. Der Australier, der seit den 80ern mit seiner Band, den Bad Seeds, auftritt und nach seinen punkigen Anfängen inzwischen vor allem für seinen einzigartigen, minimalistisch poetischen Sprechgesang bekannt ist, hin und wieder auch einen Roman oder Drehbuch (Lawless, Unverfilmt: Gladiator 2) schreibt und Filmmusik (Jesse James) komponiert wird nun zum Mittelpunkt seines eigenen Films, der sich seinem 20.000stem Tag auf Erden widmet und dabei fiktive, dokumentarische und Konzertszenen mischt.

Offizielle Inhaltsangabe:
24 Stunden im Leben der Musiklegende Nick Cave – In 20.000 DAYS ON EARTH treffen Erinnerung, Fiktion und Wirklichkeit des vielfältigen Genies aufeinander.
20.000 DAYS ON EARTH ist keine herkömmliche Dokumentation, sondern ein rohes und überraschend ehrliches Portrait über Nick Cave, dass
(sic) uns intime Einblicke in seinen künstlerischen Schaffensprozess gibt. Ein Film, der sich mit Identität beschäftigt und der Frage auseinandersetzt, was eigentlich einen Menschen ausmacht; ein Loblied auf die transformative Macht der Kreativität.
quelle

Filmclip

Lief bisher schon auf der Berlinale und wurde überwiegend positiv aufgenommen. Regulärer deutscher Kinostart (Ja, wirklich!) ist der 16. Oktober 2014.

Freue ich mich als kleiner Nick-Cave-Fan ja schon länger drauf, nun sogar mit Kinostart - Super. Sonst noch jemand interessiert?
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Wollte den auch so gerne sehen, aber meh. Wieder nichts in meiner Nähe. Totaler Bockmist :sad:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Am Freitag nun also auch gesehen und, auch wenn er mir gefallen hat, weiß ich nicht so wirklich was ich dazu schreiben soll. Aber ich versuche es mal, bevor der Thread ganz in der Versenkung verschwindet (Was er nun nach meiner Meinung tun wird :squint:) :

Eine klassische Dokumentation sollte man bei 20.000 Days on Earth nicht erwarten, kein begleitender Text aus dem Off (Theoretisch, zieht sich doch Nick Caves atmosphärischer Voice Over durch den Film, der allerdings auch eher der Poesie seiner Songs ähnelt, als tatsächlich informativ zum Geschehen beizutragen), keine seperaten Statements oder Archivmaterial. Bis auf Studio- und Konzertmaterial zeigt der Film Cave in inszenierten (wenn vielleicht auch meist ungescripteten, wer weiß das schon so genau) Gesprächen mit seinem Psychologen, aktuellen und ehemaligen Freunden und Wegbegleitern wie Warren Ellis, Blixa Bargeld oder Kylie Minogue, die teilweiße wie Geister in seinem Auto erscheinen und mit denen Cave durch das regnerisch-trübe Brighton fährt und Kollaboration und andere prägende Erlebnisse Revue passieren lässt. Besonders viel Wert auf Realitätstreue legt der Film nicht, aber das ist auch sein großer Pluspunkt, so können Cave und die Regisseure nicht nur einen gewissen Mythos weiterspinnen, sondern auch ganz allgemeingültige Statements über das Künstlerdasein und den kreativen Prozess treffen und vielleicht auch die ein odere andere ganz aufrichtige Emotion zu zeigen. Andererseits bieten sich auch inszenatorisch andere Möglichkeiten als bei einem klassischen Dokumentarfilm und so präsentiert sich 20.000 Days on Earth in ausdrucksstarken Cinemascope-Bildern, die (mit Ausnahme der Studioszenen) stimmig und stimmungsvoll vom großartigen Erik Wilson (Submarine, The Double) in Szene gesetzt sind und oft nicht auf den realistischen, sondern den effektiven und thetralischen Moment baut. Ob man nach dem Film nun mehr über Nick Cave erfahren hat oder noch weniger weiß als zuvor, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, so oder so ist 20.000 Days on Earth ein faszinierendes, experimentell inszeniertes Portrait über einen außergewöhnlichen Musiker und Künstler, das einen mit Leichtigkeit in seinen Bann zu ziehen weiß.

8/10
 
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