Die Verlegerin (The Post) ~ Spielberg, Streep und Hanks

Presko

Don Quijote des Forums
Hab den Film eben auf Blu-ray nachgeholt. Polit- und Journalistenthriller sind ja einer meiner Sweetspots, und diesen kitzelte der Film durchaus ein paar Mal.
Visuell gefiel mir der Film irgendwie nicht besonders. Mich störte diese oft unnatürliche (Über-)Belichtung und Farbgebung, insbesondere auch der unnötige Einsatz von Lens-Flares. Einige der Sets wirkten zudem auf komische Weise "gestaged". Statististen, die wie Statisten durchs Bild laufen, Zeitungen, die unnatürlich durch den Hintergrund geblasen werden etc.
Tom Hanks halte ich zudem für eine Fehlbesetzung. Ich mag Hanks ja wirklich. Sympathisch, charismatisch, aber den Chefredakteur der Post habe ich ihm nicht abgekauft. Gut gefallen hat mir hingegen Meryl Streep und vor allem ihre Figur der Verlegerin. Streep spielt diese nicht immer ganz greifbare Frau, die sich zwischen Cocktailparty-Gastgeberin, Verlegerin und Grand Dame der Presse ansiedelt und dann zwangsläufig Position beziehen und über sich selbst hinauswachsen muss, mit grosser Finesse. Letztlich ist The Post genauso ein Film über Pressefreiheit, als auch über Frauen, die ihren Platz in von Männern dominierten Domänen behaupten müssen.

Wirklich grossartig wird The Post, nachdem der Zeitung plötzlich Teile der umstrittenen Regierungsstudie in die Hände gefallen sind und die Journalisten und Journalistinnen sich im Haus von Ben Bradlee daran machen, den Inhalt dieser tausenden unsortierten Seiten zu erfassen. Hier läuft Spielberg zur Höchstform auf, wie er auf engstem Raum eine höchstmögliche Dynamik und Spannung erzeugt. Auch die folgenden Debatten über die Frage, ob drucken oder nicht, sind gut eingefangen.
Danach allerdings fällt der Film etwas in sich zusammen. Der Rest wird sozusagen grade noch irgendwie runtergespult. Anstatt auf Inhalt setzt Spielberg nun auf Sentimentalität und Pathos. Der finalen Gerichtsverhandlung um die Frage, ob die Times und Post diese Studien veröffentlichten durften oder nicht, wird kaum noch Platz eingeräumt. Höhepunkt der Rührseligkeit ist, wenn die von Carrie Coon gespielte Journalistin die Worte eines Richters, dass die Presse nicht den Regierenden, sondern den Regierten diene, wiederhol,t und ihr dabei vor Rührung die Tränen übers Gesicht kullern.

Was mich die ganze Zeit über störte, ist, dass bei der ganzen mitschwingenden Kritik am Vietnamkrieg und vor allem an den dafür verantwortlichen Politikern es immer nur um "Unsere Jungs" geht, die im Vietnamkrieg ihr Leben aufs Spiel setzten. Mit keinem Wort erwähnt jemand die nicht-amerikanischen Opfer.

Insgesamt hat mir der Film gefallen, insbesondere die oben erwähnten Höhepunkte, doch vor allem die unnötige Rührseligkeit samt Pathos gegen Ende hin haben mir den Spass dann doch etwas verdorben. Schade.
 
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