Revolvermann schrieb:
Eine interessante Kritik, Argento. Interessant, weil sie einem Werk ständig vorwirft, sich den Gesetzen und Konfessionen Hollywoods auf selbstgefällige Wiese zu unterwerfen. Natürlich mit Blick auf das ach so blinde Mainstreampublikum.
Eine Gleichung, die man natürlich auch auf ganz andere Weise aber mit derselben Anbiederung an die scheinbar blinde Normalo-Kinogängerschaft, auf das coole-Sprüche und ungewollt humorvolle pseudo-Dramatik Vehikel "The Rock" anwenden kann.
Also warum so streng mit dem einen Fundus der Massenunterhaltung und so wohlwollend mit dem anderen? Verklärung? Und wenn ja, warum? Nostalgie? Prägung und damit unbewusste romantisierung des 80er und 90er Actionkinos?
Oder vielleicht die Annahme das "industriell gerfertigten Massenprodukt" (wie in der Kritik zu lesen) glücklicherweise durchschauen zu können, dank intellektueller Überlegenheit?
Wäre vielleicht mal ein Gespräch nach deinem Urlaub wert.
"Wäre vielleicht mal ein Gespräch nach deinem Urlaub wert."
Es war zwar kein Urlaub, aber dann will ich einmal antworten. Da ich die Vermutung hege, es könnte zu sehr "off-topic" sein, kann es gerne verschoben bzw. ein gänzlicher neuer Diskussionsthread eröffnet werden, der auf die von uns ins Feld geführten Diskussionspunkte verweist!
"Eine interessante Kritik, Argento. Interessant, weil sie einem Werk ständig vorwirft, sich den Gesetzen und Konfessionen Hollywoods auf selbstgefällige Wiese zu unterwerfen. Natürlich mit Blick auf das ach so blinde Mainstreampublikum."
Es scheint schon so zu sein, dass das Mainstreampublikum (und hier habe ich - die Problematik mit Pauschalzuschreibungen freilich im Blick habend, sie aus naheliegenden Gründen, nämlich der Verdeutlichung meines Standpunktes, trotzdem nutzend - den Otto Normalkinogänger im Visier, der sich mit der Kunstform des Films eher wenig auseinandersetzt und stattdessen einfach nur drei bis vier Mal im Jahr unterhalten werden möchte) weniger dazu imstande ist, herauszuarbeiten, warum Film X denn wirklich so gut war, wie es empfunden wurde, da sich die Begriffe, die zur Bewertung herangezogen werden, meistens in "Hat mich gut unterhalten", "war spannend", "langweilig", "schlecht", "ganz lustig" et cetera erschöpfen.
Meine nun getätigte Äußerung hat aber nun nichts damit zu tun, auf jene Otto Normalkinogänger herabzublicken. Wohl aber bedeutet es, dass es mich nicht allzu sehr reizt mich mit einer Ansicht intellektuell auseinanderzusetzen, die Filme bloß in die Kategorien "gut", "schlecht", "Meisterwerk", "langweilig", "anspruchsvoll", "anspruchslos" oder "Trash" einteilt.
Das heißt nun aber wiederum freilich nicht, dass ich jene Meinung nicht respektiere. Dergleichen muss ich wohl hoffentlich kaum betonen. Aber es ist schlicht für mich nicht wirklich reizvoll, mich mit ihnen intensiv auseinanderzusetzen.
Ich bin beispielsweise im Bereich der Musik ein hoffnungsloser Fall, da ich bis dato keinen allzu großen Zugang zu dieser Kunstform bekommen habe und mir - wie in analogiam den Otto Normalkinogängern - schlicht das Vokabular fehlt, mich im Bereich der Musik anständig auszudrücken. Also anständig sagen zu können, warum ich Sinfonie X oder Song Y so gut finde. In diesem Bereich muss ich mich dann auf Bewertungen beschränken, die sich in "hat mich berührt" oder "hat mich nicht berührt" quasi erschöpfen.
Und ja, ein richtiger Musikkenner darf und soll mich gerne darauf hinweisen, dass Hans Zimmer - dessen Kompositionen ich mir sehr gerne anhöre - kein großer oder gar bedeutender Komponist ist. Einer der überdies - wie Konzerte belegen - nicht einmal wirklich dirigieren kann.
Ich hingegen gehe Hans Zimmer regelmäßig - salopp formuliert - auf den Leim. Hätte sogar vor ein paar Jahren gesagt, er sei ein Meister seines Fachs. Gut gemeinte Gespräche mit Freunden (ausgewiesenen Musikkenner und Komponisten) haben mir allerdings mit guten Argumenten und luziden Erklärungen deutlich gemacht, dass dem nicht so ist. Gut, immerhin weiß ich dergleichen mittlerweile. Ist ja auch schon etwas. Aber in jenem Fall war ich - um deine Zuschreibung zu nutzen - "blind" respektive "taub". Das heißt nun freilich nicht, dass ich weniger Hans Zimmer höre. Ich gehe ihm auch weiterhin gern auf den Leim und habe Freude an seinen Kompositionen. Nur von der Bezeichnung Meister halte ich Abstand.
"Eine Gleichung, die man natürlich auch auf ganz andere Weise aber mit derselben Anbiederung an die scheinbar blinde Normalo-Kinogängerschaft,
auf das coole-Sprüche und ungewollt humorvolle pseudo-Dramatik Vehikel "The Rock" anwenden kann."
Freilich könnte man dies. Ich lege keinen Widerspruch ein!
Nur frage ich mich, warum du dergleichen in Zusammenhang mit THE ROCK an dieser Stelle erwähnst. Sicher, ich habe THE ROCK ins Spiel gebracht, aber doch nicht als Gesamtwerk (dessen Bewertung habe ich gänzlich offen gelassen), sondern nur mit Blick auf die Rolle von Ed Harris.
Denn jene Rolle stellt einen gut ausgearbeiteten, da ambivalent daherkommenden, Antagonisten dar, der sich der recht oft im sog. Actionfilm praktizierten Schwarz-Weiß-Dichotomie erfolgreich entzieht und deswegen - im deskritpitven Sinne - eine geradezu herausragende Rolle in Relation zu anderen Filmen jener Couleur darstellt. Eine Rolle, die Harris auch den Raum gab, schauspielerisch glänzen zu können. Dergleichen kann man feststellen, selbst wenn man den Film an sich schwach findet.
THE ROCK führte ich nur als Untermauerung meiner Ansicht ins Feld, dass auch der Actionfilm tolle Rollen bieten kann und die Beteiligung eines gemeinhin als talentiert angesehenen Schauspielers nicht notwendigerweise sofort eine "Verschwendung" darstellt, wie hier und da in diesem Thread postuliert wurde.
"Also warum so streng mit dem einen Fundus der Massenunterhaltung und so wohlwollend mit dem anderen?"
An wen genau richtet sich sich der Satz? An mich oder an eine undefinierte Masse, die dergleichen praktiziert? Der Einfachheit halber - und auch, um im Folgenden nicht stets differenzieren zu müssen - beziehe ich es auf mich.
Deine Fragestellung ist der klassische Fall eines sog. "whataboutism", welcher in Kombination mit deinen folgenden Äußerungen gar zu einem argumentum ad hominem erwächst. Letzteres zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass man versucht einen Widerspruch in den Ansichten seines Gegenübers aufzustöbern, dabei aber die eigentliche Sache aus den Augen verliert, was zur Folge hat, dass die Diskussion verlagert wird und das eigentliche Thema ins Hintertreffen gerät.
Ein Beispiel:
Person P sagt:
"M. E. sind die Fähigkeiten und das Talent eines Daniel Day-Lewis überbewertet, da er dazu neigt, jede noch so kleine Szene auf maximale Wirkung hin zu spielen. Er chargiert geradezu, da er jedes Gefühl maximal ausspielt, anstatt auch einmal Leerstellen zu lassen. De Niro sagte einmal, dass Menschen eher dazu neigen, ihre Gefühle zu verstecken, denn sie preiszugeben. Dies herauszuarbeiten und damit umgehen zu können, definiert nach ihm gutes Schauspiel. Dies finde ich plausibel."
Person X, welche diese Ansicht nicht teilt, versucht die Meinung von P ein wenig zu entwerten, indem sie nach einem Widerspruch in dessen vorangegangen Äußerungen über Schauspieler sucht und wird tatsächlich fündig:
"Aber P, hast du nicht vor ein paar Monaten erst Klaus Kinski attestiert ein meisterhafter Schauspieler zu sein? Wie kann das sein? Die gleichen Vorwürfe, die du Day-Lewis machst, könnte man doch 1:1 auch Kinski machen. Widerspruch!"
Mit einer solchen Methode verlagert man nur eine Diskussion. Führt von der Sache weg, um eine Erkenntnis zu generieren, welche so offensichtlich ist, dass man sie gar nicht herleiten müsste. Menschen sind in ihren Äußerungen, Meinungen, Ansichten et cetera regelmäßig nicht konsistent.
"Verklärung? Und wenn ja, warum? Nostalgie? Prägung und damit unbewusste romantisierung des 80er und 90er Actionkinos?"
Sehr schade. Nun wird es ein wenig sehr befremdlich, da du auf "Diskussionsmethoden" zurückgreifst, die mehr als unredlich sind und die ich nach meinen bisherigen Erfahrungen mit dir, nicht erwartet hätte.
Du unternimmst nämlich den Versuch meine Ansicht bereits im Vorhinein (!) zu marginalisieren, indem du sie nicht ernst nimmst, sondern sogleich
die Vermutung anstellst, sie könne sich wahrscheinlich nur aus Gründen einer Verklärung oder Romantisierung gebären. Du schreibst sogar "unbewusste Romantisierung". Dergleichen finde ich - diplomatisch ausgedrückt - ziemlich frech. Du magst entgegnen, dass du dergleichen ja nur als Frage formuliert hättest. Egal wie, m. E. gehört dergleichen nicht in eine sachliche Diskussion.
Mir würde es jedenfalls nicht in den Sinn kommen - in analogiam, um ein Beispiel ins Feld zu führen - Person X, die den neuen GHOSTBUSTERS Film anhand des Trailers versucht zu verteidigen und als vielversprechendes Werk auszuweisen, zu fragen, ob sie dies nur täte, weil sie ein überzeugter Feminist ist und aus diesem Grunde krampfhaft jedes Werk, in welchem Frauen die Hauptrollen stellen, verteidigt.
Entweder führt Person X plausible Gründe dafür ins Feld, warum sie das Werk bis dato für vielversprechend hält und man kann von diesen ausgehend sachlich diskutieren oder eben nicht. Alles andere spielt keine Rolle und sollte auch nicht bemüht werden, da dergleichen mit einer Entwertung der Meinung des Gegenübers einhergeht.