Batou9 schrieb:
Fast & Furious ist, wie bereits von früheren Kritikern zurecht angemerkt, zu einer luxuriös-hohlen Abschottung der Zuschauer vor der wahren Welt verkommen. Ein höchst manipulatives Hirnfeuerwerk, das gerade wegen der Generation "Gas am Gamepad" ein wenig anspruchsvolles Massenpublikum gefunden hat. Die Familie wird durch den Zwang kapitalistischer Interessen ersetzt (Money for killing!), die Feiern werden pseudofamiliär in schicken Gartenanlagen und Familienresidenzen von Nichtfamilien abgehalten, Autoschrauber tauchen aufgrund der intellektuellen Überforderung der Gamerschaft höchstens noch im Hintergrund auf und das Auto an sich dient nur noch als leere Verpackung, als etwas das die Szenen aneinander klebt, dabei aber auch geschrottet werden darf (werf weg die Verpackung!). Die Truppe ist dialogtechnisch und physisch nur noch peinlich und hat mit Street-Racing gar nichts mehr zu tun (vielmehr mit Wrestling und Speckarmdrücken). Die Underdog-Vorstadt-Racing-Atmosphäre des ersten Teils hat man nie wieder erreicht. Das einzigst Positive an dieser Serie ist, dass man den Good Guy (die zentrale Rolle der Serie wohlgemerkt, nicht den Schauspieler) aufgegeben hat und nun nicht mehr klar sein wird, wer eigentlich gut oder böse ist. Damit liegt die Serie voll im Trend, dreht ebenfalls die Werte der Gesellschaft um und irritiert durch Orientierungslosigkeit. Töten und Zwang hält halt die Familie zusammen.
Brumm, brumm!
In Teil 9 dann auf dem Mars oder mit Düsenjets.
Eine "Generation Gamepad" gibt es genau so wenig, wie es jemals eine "MTV-Generation" gegeben hat.
Bei diesen Begrifflichkeiten handelt es sich nämlich um populistische (ein Begriff, den ich übrigens sehr bewusst wähle in Zeiten in denen er mir ein wenig zu inflationär benutzt wird) und auf bequeme Weise vereinfachende Schlagwörter, die meist von einem Personenkreis geprägt werden, die - ganz im Geiste altehrwürdiger Soziologen - noch immer der Ansicht sind, dass man einer gesellschaftlichen Epoche mit prima facie gut verständlichen und einen schnellen Effekt bei der Leserschaft erzielenden, aber sich bei näherer Betrachtung ganz schnell als potemkinsche Ruinen entpuppenden, Begrifflichkeiten Herr werden könnte.
Einer ähnlichen Methode bedient sich übrigens auch der Fürst der potemkinschen Ruinen - Peter Sloterdijk.
Im Übrigen: Kunst, die manipuliert, also einen gezielt in eine gewisse Richtung lenkt, ist nun nichts, was bereits intrinsisch schlecht wäre. Dergleichen ist nicht überzeugend. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass viele große Hollywoodepen, die - mal zu Recht, mal zu Unrecht - hochgelobt werden und sich einen Platz in der Filmgeschichte gesichert haben, im besten Sinne manipulativ waren. Man denke nur an SINGIN' IN THE RAIN oder diverse Werke von Spielberg um konkret zu werden.
Und warum eine Feier erst dann für dich familiär zu sein scheint, wenn sie - ich spitze nun bewusst zu - in der gemütlichen Atmosphäre eines Hauses stattfindet, welche - exempli gratia - an diejenige erinnert, die im Hause des Günter Grass vorherrschte, bleibst du zu erklären schuldig. Mir scheint gar problemlos vorstellbar, dass schönste Familienfeiern in einem Penthouse gefeiert würden, welches an jenes von Patrick Bateman erinnernt. Weiterhin bleibt unklar, warum "Autoschrauber" eine intellektuelle Überforderung der "Gamerschaft" darstellen.
Ja, wer ist denn eigentlich diese ominöse "Gamerschaft" von der du da sprichst? Und wenn du dies beantworten kannst, so stellt sich direkt im Anschluss die Frage, warum deine "Argumentation" auf eben dieser "Gamerschaft" aufbaut, da du wohl kaum wirst annehmen können, dass diejenige Zuschauerschaft, die dafür sorgte, dass die FAST AND FURIOUS Reihe mittlerweile pro Film über eine Milliarde Dollar einspielt, sich nur aus der ominösen "Gamerschaft" zusammensetzte. Dergleichen ist freilich eine empirische Frage, aber es scheint nicht einmal überzeugend, dass der Großteil jener Zuschauerschaft aus dem besteht, was du als "Gamerschaft" bezeichnest.
Deine Argumentation ist von einer schier unglaublichen semantischen Unklarheit und Unschärfe geprägt, dass sie schlussendlich unschwer als eine potemkinsche Ruine zu entlarven ist.