Bradamante
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Ghost in the Shell (3D, dt). Habe das Ding heute um 17 Uhr gesehen. Ich muss voraus schicken, dass der Ghost in the Shell von 1995 mein All Time Favorite ist. Es ist mein liebster Film aller Zeiten. Entsprechend waren meine Erwartungen hier niedrig, und ich habe ihn mir eher der Vollständigkeit halber angeschaut. Am Sonntag schaue ich ihn vielleicht nochmal auf Englisch.
Allen in allem ist GitS17 durchwachsen. Die Optik macht viel her, CGI und Realaufnahmen integrieren sich gut. Viele visuelle Designs wurden mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die visuelle Wucht der Vorlage, die sich sowohl in meditativen Zwischensequenzen als auch in den gnadenlosen Actionszenen ausdrückte, ist hier aber abwesend. Das liegt freilich auch an einem unfairen Genreverhältnis. GitS17 reiht sich in Filme wie Asterix & Obelix oder der aktuelle Beauty and the Beast ein, also Filme, die den Sprung vom Zeichentrick- zum Realfilm machen. Dabei wird die Abstraktion der gezeichneten Vorlage zwangsläufig mit Details ausgefüllt, die man als Zuschauer vielleicht anders sah. Ähnlich wie bei Akira hat das auch mit der Low-FPS-Grobheit der Animationen zu tun. Bei GitS17 kommt erschwerend hinzu, dass die Vorlage optisch annähernd perfekt war. Jeden einzelnen Frame dieses Films könnte man als Poster aufziehen. Dabei interpretiert GitS17 viele Szenen und visuelle Setups aus GitS95 nur auf mittelmäßigem Niveau neu. Einzelne Sequenzen werden aber zu 99% übernommen. Wünschenswert wäre also ein 100%iges Remake gewesen oder ein höheres Niveau der neuen visuellen und dramatischen Ideen.
Ton und Musik erreichen leider nicht das Niveau der visuellen Komponente. Das knallige Sounddesign des Originals wurde schon in Innocence sowie GitS 2.0 entschärft und wirkt hier ähnlich wenig fetzig. Der grandiose, über-mythische Soundtrack von Kenji Kawai , der GitS95 in ein 80minütiges Gebet verwandelte, fällt ebenfalls weg. Clint Mansell und Loren Balfe fallen also nicht negativ auf, aber eben auch nicht positiv. Das bekannte Thema erklingt nicht über der Cyborg-Schöpfungssequenz, sondern erst am Ende über die Credits. In einer leicht dubsteppigen Version.
Während die Darsteller ihren Job rundweg gut machen, ist Hauptproblem des Film die Handlung. GitS17 vermengt GitS95, Innocence und Blade Runner und lässt dabei leider die besten, provokativsten Ideen liegen. Einige Negativkritiken für GitS17 behaupten, auch GitS95 sei nur pseudo-intellektuell und pseudo-tief gewesen, und GitS17 hätte das gleiche Problem. Dem kann ich nicht zustimmen. Statt dessen fügte Mamoru Oshii in GitS95 dem Stoff des Mangas einige clevere Fragen postmoderner Philoshophie hinzu. Höhepunkte dieser Bemühungen war (im Anime) die Figur des Puppet Master, der sich als neue Lebensform begreift und politisches Asyl beantragt. Den Film insgesamt durchzog ein technologischer Optimismus, der in Innocence schon zurück genommen wurde und in GitS17 ebenso fehlt.
Einige der wenigen Stärken von GitS17 ist meiner Meinung nach ein neuer Nebencharakter, der der Story eine menschlichere Seite gibt, den ich hier aber nicht spoilern will. GitS17 versucht nicht einmal den Zuschauer intellektuell zu schocken und ergeht sich lieber in oberflächlichen Fragen, die der Kinozuschauer so schon tausendmal gehört hat ("Was macht den Menschen aus?"). Ein Charakter beispielsweise führt aus, Menschen definierten sich durch ihre Taten, nicht durch ihre Erinnerungen. Währenddessen sucht der Major allerdings ausschließlich nach eben dieser Vergangenheit?
Alles in allem funktionierte GitS95 als optisch perfektes und intellektuell spannendes Gesamtkunstwerk. GitS17 muss sich als unverhohlenes Remake den Vergleich gefallen lassen und kann ihn nur verlieren. Da der Film sich zwischen mehr Eigenständigkeit und einem 100%ig treuen Remake a la Gus Van Sants Psycho nicht entscheiden will, bleibt ein dröger Kompromiss. 5/10
Allen in allem ist GitS17 durchwachsen. Die Optik macht viel her, CGI und Realaufnahmen integrieren sich gut. Viele visuelle Designs wurden mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die visuelle Wucht der Vorlage, die sich sowohl in meditativen Zwischensequenzen als auch in den gnadenlosen Actionszenen ausdrückte, ist hier aber abwesend. Das liegt freilich auch an einem unfairen Genreverhältnis. GitS17 reiht sich in Filme wie Asterix & Obelix oder der aktuelle Beauty and the Beast ein, also Filme, die den Sprung vom Zeichentrick- zum Realfilm machen. Dabei wird die Abstraktion der gezeichneten Vorlage zwangsläufig mit Details ausgefüllt, die man als Zuschauer vielleicht anders sah. Ähnlich wie bei Akira hat das auch mit der Low-FPS-Grobheit der Animationen zu tun. Bei GitS17 kommt erschwerend hinzu, dass die Vorlage optisch annähernd perfekt war. Jeden einzelnen Frame dieses Films könnte man als Poster aufziehen. Dabei interpretiert GitS17 viele Szenen und visuelle Setups aus GitS95 nur auf mittelmäßigem Niveau neu. Einzelne Sequenzen werden aber zu 99% übernommen. Wünschenswert wäre also ein 100%iges Remake gewesen oder ein höheres Niveau der neuen visuellen und dramatischen Ideen.
Ton und Musik erreichen leider nicht das Niveau der visuellen Komponente. Das knallige Sounddesign des Originals wurde schon in Innocence sowie GitS 2.0 entschärft und wirkt hier ähnlich wenig fetzig. Der grandiose, über-mythische Soundtrack von Kenji Kawai , der GitS95 in ein 80minütiges Gebet verwandelte, fällt ebenfalls weg. Clint Mansell und Loren Balfe fallen also nicht negativ auf, aber eben auch nicht positiv. Das bekannte Thema erklingt nicht über der Cyborg-Schöpfungssequenz, sondern erst am Ende über die Credits. In einer leicht dubsteppigen Version.
Während die Darsteller ihren Job rundweg gut machen, ist Hauptproblem des Film die Handlung. GitS17 vermengt GitS95, Innocence und Blade Runner und lässt dabei leider die besten, provokativsten Ideen liegen. Einige Negativkritiken für GitS17 behaupten, auch GitS95 sei nur pseudo-intellektuell und pseudo-tief gewesen, und GitS17 hätte das gleiche Problem. Dem kann ich nicht zustimmen. Statt dessen fügte Mamoru Oshii in GitS95 dem Stoff des Mangas einige clevere Fragen postmoderner Philoshophie hinzu. Höhepunkte dieser Bemühungen war (im Anime) die Figur des Puppet Master, der sich als neue Lebensform begreift und politisches Asyl beantragt. Den Film insgesamt durchzog ein technologischer Optimismus, der in Innocence schon zurück genommen wurde und in GitS17 ebenso fehlt.
Einige der wenigen Stärken von GitS17 ist meiner Meinung nach ein neuer Nebencharakter, der der Story eine menschlichere Seite gibt, den ich hier aber nicht spoilern will. GitS17 versucht nicht einmal den Zuschauer intellektuell zu schocken und ergeht sich lieber in oberflächlichen Fragen, die der Kinozuschauer so schon tausendmal gehört hat ("Was macht den Menschen aus?"). Ein Charakter beispielsweise führt aus, Menschen definierten sich durch ihre Taten, nicht durch ihre Erinnerungen. Währenddessen sucht der Major allerdings ausschließlich nach eben dieser Vergangenheit?
Alles in allem funktionierte GitS95 als optisch perfektes und intellektuell spannendes Gesamtkunstwerk. GitS17 muss sich als unverhohlenes Remake den Vergleich gefallen lassen und kann ihn nur verlieren. Da der Film sich zwischen mehr Eigenständigkeit und einem 100%ig treuen Remake a la Gus Van Sants Psycho nicht entscheiden will, bleibt ein dröger Kompromiss. 5/10