Letztens auf Blu Ray gesehen, und für nicht schlecht, aber auch für merkwürdig befunden. Irgendwie wirkt das Werk nicht wie das eines erfahrenen Mannes, wie Soderberg. Es ist vielmehr so, wie ein unharmonisches Ganzes, bei dem der Steuermann nicht genau sein Ziel kannte, oder traf. Zwar zielstrebig inszeniert, aber nicht präsentiert. So ist Haywire bildtechnisch ein sauberer Thriller geworden. Hier sieht man harte Action, in der Ginas offensichtliche Muskelkraft und Präsenz einige Schauspielgrößen zerlegt. Bumms, das sitzt, unterhält und Gina trägt den Film auch größtenteils solide.
Allerdings ist es von der musikalischen Untermalung eine Komödie geworden, und so hat man ein erwähntes unharmonisches Ganzes. Es ist gar so, dass sich Haywire optisch wie ein Film aus Soderbergs Traffic-Universum anfühlt, aber musiktechnisch wie Ocean's 14. Da beißen sich zwei Stile, und finden zu vielen Zeiten nicht zueinander. Da hätte Soderberg wohl lieber auf seinen Stammkomponisten David Holmes verzichtet, denn dieser versaut den Film schon ein bisschen.
Da darf Frau Carano in bester (und besserer) Jolie oder Jovovich-Manier, voll und halbautomatische-Magazine leeren, meist männliche Leute vermöbeln, über Dächer hechten, und sich dabei sogar verletzten. Sie steckt ein, teilt aus, blutet, leidet und steht wieder auf. Das alles ist recht real anmutend und knochenhart inszeniert, aber eben nur bis einen die unpassende komödiantische vorbelastete Oceans-Musik plötzlich wieder daran erinnert, dass dies gar nicht so hart und real gemeint ist, bzw. sein kann. Hier wurden zu große Kontraste zusammen gesetzt, und wollen einfach nicht immer und überall zusammen haften.
Gut gefällt bei Haywire, dass bis kurz vor Schluss, vieles der Story im verborgenen bleibt. So kann man miträtseln, wie es zu der Situation kam, was schief ging, und wer was wem und aus welchem Beweggrund angetan hat. Hier verweilt der Film aber immer nur so lange, bis es wieder Zeit wird für eine Präsentation der körperlichen Fähigkeiten der Hauptdarstellerin. Und hier liegen auch die besonderen Stärken des Film, denn die Zweikämpfe zwischen der hart trainierten, aber auch in gewissen Maße zierlichen und verletzlichen Mallory und ihren männlichen Gegenparts sind sehr beeindruckend inszeniert und gefilmt. Gina Carano ist die erste Frau, welche im aktuellen Kino zu 100% glaubhaft Männer vermöbelt. Und auch schauspielerisch ist sie nicht limitierter als viele ihrer erfolgreichen Kolleginnen wie Jovovich oder Rodríguez. Sie erinnert dabei ein wenig an einen weiblichen The Rock, welcher auch viel von seiner Präsenz lebt. Hier fehlt Gina zwar noch etwas zu, aber das kann ja in zukünftigen Werken wie Fast Six noch werden. Ich freue mich jedenfalls auf mehr von ihr.
6,5/10 (8,5/10 wären es wohl gewesen, wenn die Stimmung nicht so unter der Musik gelitten hätte)